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In der Schule des hl. Ignatius von Loyola
Eines der Mittel, die Hans besonders hoch für den Fortschritt im geistlichen Leben schatzte waren die geistlichen Übungen (Exerzitien). Sie verflechten sich ständig durch seine Studienjahre und in seiner späteren Tätigkeit in Zagreb. Er beteiligt sich regelmassig daran, einmal im Jahre, empfiehlt sie den andern, organisiert sie für die Jugend. Die Exerzitien sind eine Reihenfolge von Betrachtungen über die grundlegenden Wahrheiten des christlichen Glaubens, die der Mensch im Stillschweigen und in der Stille verrichtet, entfernt durch einige Tage vom Lärm und weltlichen Sorgen. Im Lichte der Glaubenswahrheiten betrachtet der Mensch sein Leben, bestrebt sich, es zu bessern und im Einklang mit dem Willen Gottes zu gestalten. Die geistlichen Übungen wurden vom Hl. Ignatius von Loyola verfasst, vom Gründer der Gesellschaft Jesu. Die katholische Kirche nahm sie in ihrem Leben und in ihrer Praxis an und als ausgezeichnetes Mittel empfohlen, damit der Mensch im christlichen Leben fortschreite, eine tiefere Bindung mit Gott finde und bereitwilliger Seinen Willen erfülle. In den Exerzitien machte Hans regelmassig Aufzeichnungen über die Betrachtungen und fasste Vorsatze. Manche dieser Aufzeichnungen blieben uns bis heute erhalten. Hans stellte sich auch ernstlich die Frage, ob er in den Ordens – oder Priesterstand treten solle. Er sprach darüber auch mit seinem Seelenführer, dem P.J. Vrbanek. Nach diesem Nachdenken, Gebet und Beratung entschliesst er sich, dass er doch in der Welt bleiben und hier für Christi Königreich nach seiner Möglichkeit wirken wird. Etliche charakteristische Auszuge aus seinen Aufzeichnungen bringen wir im folgenden.
Geistliche Übungen a, 7.-9.XI.1923. 2. Betrachtung – Will dem Herrgott als Korrektiv in den katholischen Organisationen dienen, da ich die permanenten Austritte von der richtigen Doktrin kenne... Alles, was man mir tut, geschieht, wie wenn es von Gott selber komme und darum soll uns nichts den inneren Frieden zerstören. 3. Betrachtung – Der nächste, der sicherste Weg zum Ziel – zur Rettung meiner Seele? Bleibe ich in der Welt, bei den Eltern, indem ich in die Schule gehe, mich in den Organisationen einsetze, in den Zeitschriften schreibe, so wird es keinen starken Zug in meinem Leben geben... Wenn ich in einen Orden eintrete? Es ist fast ausgeschlossen, dass meine Augen ein noch intensiveres Studium ertragen konnten. (Vielleicht konnte eine Operation helfen?) Wie, also, meine Seele retten? Wie dem Leben einen vollen Inhalt geben? Sollte ich das Gelübde des Gehorsams einer Gruppe, Organisation, welche unzweifelhaft unter dem Einfluss des Heiligen Geistes wäre, ablegen, die unzweifelhaft in all ihren – haupt – und nebensachlichen, grossen und kleinen Aktionen das Reich Gottes fordert... Muss mich an einen Orden anlehnen, der nach seinem internationalen Charakter unabhängig von der Hierarchie, aber doch das Reich Gottes schafft? 8.XI. – 3. Betrachtung. – Wie süss ist es, Jesus, in Deinem Heer zu weilen, unter Deiner Fahne zu dienen. Und Vater und Mutter und alles, was mir wertvoll ist, vergesse ich, wenn ich mich Deiner himmlischen Erscheinung und Deiner milden Mutter erinnere. Jesus ich gebe mich Dir ganz hin. Am liebsten mochte ich Dir dort dienen, wo man unaufhörlich über Dich betrachtet und nur, nur Dir und niemand anderem dient. Du willst wahrscheinlich nicht, dass ich in einen Orden eintrete, denn was wurde ich dort mit meinen schwachen Augen tun; Aber Jesus, Du willst, vielleicht, dass ich Dir, in den Verhältnissen, wo ich jetzt bin, vollkommener diene. Möchtest Du nicht wünschen, dass man eine neue Bruderschaft katholischen Laien gründe, die sich besonders verpflichtete, Dir zu dienen? Wurdest Du nicht wünschen, dass in ihrem Programm monatlich zweitägige geistliche Übungen wären? Könnten sich die nicht verpflichten, täglich zu beten nach den Anleitungen derjenigen, die die Vorgesetzten jener Bruderschaft waren? Und auch ihr Apostolat wäre nach den Vorschriften dieser Vorgesetzten, denen man sich im Gehorsam verpflichten sollte, geregelt. – Jesus, Dein Wille geschehe! Sprich Herr, denn Dein Diener hort zu! 9.XI. – 3. Betrachtung. – Ich empfand die ganze Liebe Gottes, die sich in Seinen unermesslichen Wohltaten weist. In den Wohltaten des Leibes und der Seele. In allen ist ER selbst gegenwärtig. Er selbst wirkt, indem Er uns diese Gaben gibt. Er bewegt das Weltall, die Sonne, damit ich leben kann und die Pflanzen wachsen können, die mich ernähren werden. Die grosste Wohltat ist jedoch, wo sich mir der unermessliche Gott selber gibt. Er offenbart uns Seine Grosse im unendlichen Weltall, in den grossen Meeren; seine Liebe in der heiligmachenden Gnade, welche Milliarden winziger ungläubiger Seelchen mit sich selber erfüllt und sie zum Teilnehmer der Unendlichkeit macht. – Und am meisten Seine unendliche Liebe zeigt, in der er uns nicht bloss seine Wohltaten mitteilt, nicht bloss gegenwärtig ist, allein wirkend, und diese Gaben gebend, sondern indem Er uns Seine Unermesslichkeit, Unendlichkeit in der kleinen Hostie zur Speise gibt. Oh, Übermaß der Liebe Gottes, die ein so unansehnliches Menschenstaublein mit so unbegreiflicher Gabe beschenkst! Als Gegengabe, gebe ich Dir, Gott, mich selber. Nimm mich an und lasse nicht zu, dass mein Auge jemals beiseite schaue und dass ich meine Wahl bedauere! Gib, dass ich den Kelch des Leidens annehme und Deinen Namen auf dieser Erde anrufe, und dass ich daraufhin Dich von Angesicht zu Angesicht schauen könne! Nach dem Zeugnis von P. Vrbanek S.J. hat sich Hans in diesen geistlichen Übungen dazu entschlossen, dass er sein ganzes Leben und Arbeiten Christus weihen und keine eigene Familie gründen will. Ein Monat später, zum Fest der Unbefleckten Empfängnis, am 8.XII.1923., legte Johannes das Gelübde der ewigen Keuschheit ab. Exerzitien 27.-29.III.1926. – Vorsatze Zu bestimmter Zeit schnell aus dem Bett springen (besser den Schlaf für eine spätere Zeit verschieben, als nicht schnell aufstehen). Vor der Betrachtung genau die Zeitdauer bestimmen. Der Gang durch die Gassen mit regelmässig gemässigtem Schritt, die Gedanken beschäftigt mit der Morgenbetrachtung. In der Aula nur die allernötigsten Arbeiten verrichten, die übrige Zeit mit den andern Professoren sprechen, damit sie Christus liebgewinnen. Ohne grosse Not nie die zeitbestimmte mittägliche Gewissenserforschung auslassen. Sie soll regelmassig 5 Minuten dauern. Daraufhin den Engel des Herrn. Nicht hasten mit den Zuhörern (Instruenten). Abendliche Gewissenserforschung regelmassig 5 Minuten. Die Standespflichten gewissenhaft erfüllen und dies als mein Lebenskreuz betrachten, als meine taugliche Kreuzigung, die Segen bringt in der Arbeit zur Rettung der Seelen in der Katholischen Aktion. Um nicht haltzumachen vor Schwierigkeiten und körperlichen Anstrengungen, will ich nicht selber beurteilen, sondern meinen Seelenführer um Rat bitten. Vorsatze bezüglich meiner Mutter: ihr öfters etwas bringen, was ihr Freude macht. Kommen sooft sie ruft und dieses Opfer für sie bringen. Ratschlage des Seelenführers: am Sonntag sich den Eltern und den Freunden widmen (gemütliches Gespräch); Prezipitation (Übereilung) vermeiden. Ohne Unterlass in sich Liebesakte zum lieben Gott, zum Heiland erwecken, bei meinen Vortragen merkt man, dass sie sachlich schlecht sind, unvorbereitet. Sie wenigstens durch Nachdenken (Überlegen) vorbereiten. In Hansens Hinterlassenschaft fand man ein kleines Stück Papier, auf welchem mit Schreibmaschine seine Vorsatze geschrieben standen. Obwohl das Datum fehlt, kann man trotzdem schliessen, dass dies die letzte Formulierung seiner Lebensregel ist. Es mögen hier bloss einige der wichtigsten Vorsatze folgen: Vor jedem Gebet sich der Morgenbetrachtung erinnern. Als Busse möglichst vollkommen meine Standespflichten erfüllen. Bedingungslos als Busse elektrisch schnell aufstehen, immer und ohne Ausnahmen. Bedingungslos um jene Zeit aufstehen, die ich am Vorabend bestimmte (festlegte). Gott leben wir, wenn wir nach der Regel leben: Darum nie ohne wichtigen Grund meine Vorsatze wechseln. Meine Rede und mein Benehmen dem Nächsten gegenüber soll seine Kontemplation unterstutzen und nicht zerstören. So geordnet wie möglich sein. Mit Menschen, die keine persönliche Schuld daran haben, dass sie nicht katholisch sind im Geiste der animae Ecclesiae reden und beurteilen, ob sie so handeln wie das natürliche Gesetz von ihnen erfordert und daran das natürliche Gute, das in ihnen ist, anschliessen. Nie das Essen kritisieren. Beim morgendlichen Aufstehen, Sichwaschen, Gang zur Kirche an die heiligste Eucharistie denken.
Wer euch hort, der hort michIn der schon erwähnten Ankette wurde Johannes auch diese Frage gestellt: «Was ist das geistliche Leben?» Johannes gab zur Antwort: «Betrachtung der göttlichen Dinge, Mitwirkung im inneren Leben Gottes, auf eine Art Gott werden. Ist mir das geistliche Leben notwendig und warum? – Es ist. Denn ohne das wurde ich aufhören zu sein. Ohne dieses ist die Hölle.» Ein intensives geistliches Leben fuhren, sich im Kampfe mit sich selber einlassen, sich ans Ordnen der eigenen Instinkte daranmachen, kann gefährlich werden, wenn sich der Mensch ohne Führung auf diesen Weg macht. Wie auf allen Gebieten der menschlichen Tätigkeit, so ist auch hier das Wissen von Fachmännern und die Erfahrung älterer Menschen notwendig. Hans sah bald ein, dass dies der leichteste und sicherste Weg zum Ziel ist, wozu ihn sanft die unsichtbare Gnade Gottes wies. Schon in Paris hatte Hans einen ständigen Beichtvater, den P. Pressoir, der Spiritual in einem Pariser Seminar war. Als er nach Zagreb kam, erbat er sich unter den Jesuiten den P. Josef Vrbanek zur geistlichen Leitung und er blieb ihm bis zum Ende seines Lebens Beichtvater und Seelenführer. Jeden Samstag beichtete er regelmassig bei ihm. Oft kam er zu ihm zu geistlichen Gesprächen und Beratungen. Er verwirklichte keinen wichtigeren Entschluss für sein persönliches Leben oder für seine Tätigkeit bevor er sich mit dem Beichtvater beraten hatte. Und als ihn der Beichtvater ernstlich ermahnte wegen seiner strengen Lebensweise, die seiner Gesundheit schaden konnte, und ihm empfahl, sie zu mildern, folgte er ohne Widerspruch seinem Rat. Er war sich bewusst, dass wenn er auf Gottes Wege fortschreiten wolle, müsse er sich an Jesu Worte halten: «Wer euch hört, der hört mich.» Sich beratend und jene folgend, die ihm auf Erden im Namen Gottes Weisung gaben, hatte er die Sicherheit mit jedem seiner Akten, den Willen Gottes zu erfüllen, was ihm der sicherste Weg zur Heiligkeit war.
Freund und Apostel der JugendSchon zur Zeit seiner Studien war Hans mit vielen katholischen Organisationen aus europäischen Ländern in Verbindung; er prüfte ihre Arbeit, Satzungen, Tätigkeitsmethoden. Er begleitete, ebenso, die Entwicklung der katholischen Bewegung in der Heimat unter der Jugend. Selber war er ein aktives Mitglied der «Hrvatska» in Wien. Der Verein «Hrvatska» war eine Organisation unserer Studenten, die dort studierten. Hans war dabei Sekretär. Unter seinen Kameraden verbreitet er die Idee über die Wichtigkeit eines persönlichen geistlichen Lebens. Ein gut gelungener Vortrag von ihm veröffentlichte er später im Studentenblatt «Zora-Luè» (Morgenrot-Licht) unter dem Titel «Neue Zeit.» Den Leitgedanken des ganzen Vortrages druckte er mit folgenden Worten aus: «Unsere ganze Aufmerksamkeit sollen wir der Selbsterziehung und dem Studium des Katholizismus widmen, den wir, leider, nicht viel besser kennen als irgendein Volksschüler». Nach seiner Ankunft in Zagreb wurde Johannes sofort zum Präsidenten des schon bestehenden Jugendbundes der kath. Jugend gewählt, der sich nach einem Jahr im Kroatischen Adlerbund (Hrvatski Orlovski Savez) verwandelte. Hans blieb ihm Sekretär und Unterpräsident bis zu seinem Lebensende. Der Adlerbund hatte die Erziehung und Bildung der Jugend im Glauben, in der intellektuellen, moralischen und leiblichen Hinsicht zum Ziele. Was man bei den Adlern in ihrer ausseren Tätigkeit am meisten bemerkte, war ihre gymnastische Tätigkeit in den Veranstaltungen, Ausflugen und übrigen Manifestationen. Dank Hansens Bemuhungen bekam der HOS (Adlerbund) starke religiös-kulturelle Dimensionen. Die religiöse Zielrichtung der HOS zeigte sich schon durch ihr Motto, dass die Organisation durch Hansens Vermittlung angenommen hatte: «Opfer-Eucharistie-Apostolat». Und das Regelbüchlein der Organisation «Das goldene Buch» setzte Johannes nach dem slowenischen Originale zusammen. Er bereicherte es aber, indessen, mit neuen Ideen und Weisungen: Liebe und Ergebenheit der Kirche und Christi Stellvertreter – dem Papste – gegenüber. Hans brachte viele Opfer und Muhen bei der Arbeit für den Kroatischen Adlerbund. Oft war er müde und manchmal auch krank, und wohnte trotzdem den Organisationssitzungen bei, ging auf Reisen, wenn es die Vereinsbedürfnisse erforderten, besuchte die Organisationszweigstellen, führte die zahlreiche Korrespondenz, hielt Vortrage. Seinem Apostolat gab Hans auch eine wissenschaftliche Grundlage. Durch zwei Jahre, vom 1923.-1925. macht er sich ans Privatstudium daran, unter Führung des P. Alfireviæ S.J. und studiert Philosophie und Theologie. Die Jugend, mit der Johannes täglich in Berührung kam, sah in ihm nicht bloss ihren Apostel und Ideenführer. Jedem von ihnen war er ein echter, aufrichtiger Freund, der bereit war, alles zu tun, um den jungen Menschen auf richtigen Weg zu weisen. Sei es um einen guten Rat oder eine materielle Hilfe zu geben, oder brauchte jemand seine Vermittlung zu einer Stelle, Stundengeben bzw. Instruktionen, oder Abtreten des eigenen Bettes einem Freunde, wahrend er sich selbst auf dem Fussboden zu schlafen begnugte. – Allen war die Tur zu seinem Herz immer offen. Die wahre Freundschaft besteht meistens darin, dass man seinen Freund zum Guten anregt, zur Wahrheit fuhrt, ihn dazu verhilft, den rechten Weg im Leben zu finden. Darin war Hans unübertrefflich. Sehr viele Jungen und Mädchen, heute schon bejahrte Menschen, erwähnen dankbar seine Ratschlage, seine Hilfe und Bemühungen, womit er ihnen die Richtung nach den echten Lebenswerten gewiesen hatte. «Den Kopf, aber seine Ideen nicht verlieren»-galt es unter uns seinen Freunden – erzahlt der Herr Anton Bracanoviæ aus Hvar. «Es kam Johannes nach Hvar und versammelte die Jugend. Er versammelte eine schone Gruppe von uns. Je mehr er redete, umsomehr verlangten wir, ihn zu hören. Oft zogen wir mit dem Schifflein ans Meer und da begeisterte er uns für die Kirche und die Sache Gottes (bzw. für göttliche Dinge). Er legte auch seine Arme an unsere Schultern und so gingen wir spazieren. Als wir erzahlten, er sei ein Professor-Doktor, wollten uns die Leute nicht glauben. Sie erwiderten uns: «Aber was für ein Doktor, wenn er mit allen redet. Konnte er sich nicht bloss zu den Höheren gesellen?» Reich oder arm – spielte für Hans keine Rolle. Er war sehr einfach und jedem zugänglich. Alles, was Johannes besass und was er konnte, stellte er in den Dienst der kroatischen Jugend, um am Ende seines Lebens auch dieses Leben dem lieben Gott für deren Wohl zu opfern. Darum nannten sie ihn auch der Apostel der kroatischen Jugend.
Die Stimme des Heiligen VatersGegen Ende des Jahres 1922. erliess Papst Pius der XI. die Enziklik über die Katholische Aktion. Daraufhin regte er bei vielen Gelegenheiten durch Reden und Erlauterungen die Glaubigen an das Programm der Enziklik zu verwirklichen. Ein Jahr später empfahlen alle Bischofe aus dem Territorium Jugoslawiens, in ihren Hirtenbriefen den Priestern und später den Gläubigen, die Katholische Aktion. Kaum war diese Enziklik verlautbart, da ging Hans sofort ans Werk. Die Liebe zu Christus zog ihn, die Stimme des Stellvertreters Christi bereitwillig zu hören und er begann das auszuführen, was der Papst wünschte. Was ist die Katholische Aktion? Wir werden uns Hansens Gedanken bedienen aus der Einleitung seines Broschurchens «Die Katholische Aktion», veröffentlicht in Šibenik im Jahre 1927. , worin er im kurzen «diese zeitgemässe Manifestation des Wirkens des Heiligen Geistes in der Kirche», wie er sie an einer anderen Stelle benennt, darstellt. Die Katholische Aktion ist die Mitwirkung des Laientums im hierarchischen Apostolat der Kirche. Ihr Ziel ist das soziale Königreich Jesu Christi, womit man die Vorbedingungen schafft, dass der Mensch Gott lieb gewinnt und so seinen Endzweck erreicht. Die Mittel, derer sich die Katholische Aktion bedient, sind die folgenden: a) Erziehung des Willens nach den kirchlichen Grundsatzen b) Bildung des Verstandes durch philosophisch-theologische Studien c) Soziologische Ausbildung – Studium der Bedingungen und Forderung zuallererst des inneren Königreichs Christi und dann des Äusseren. Die äussere Forderung des Königreichs Christi basiert auf dem Studium und der Forderung aller päpstlichen Enzykliken und der Weisungen der zuständigen Bischofe. Diese sämtliche asketisch-religiöse, philosophische, theologische und soziologische Ausbildung stellt man im Dienste der Rettung und Heiligung der Seelen. Die Kirche verbreitet durch die Katholische Aktion das innere Königreich Christi. Das Reich der Gnade heiligt und bereitet so die unsterblichen Seelen für ewige Königreich der Glorie, nach welchem, ihrem Zwecke gemäss, alle menschlichen Bemuhungen streben sollen. Hans versuchte keine besondere Organisation der Kath. Aktion ins Leben zu rufen, sondern trug deren Ideen und Grundsatze im schon bestehenden katholischen Jugendverein. Er stiess indessen oft auf Unverständnis und Widerstand. Viele konnten es nicht begreifen, dass eine katholische Organisation, die nicht auch politisch orientiert ist, existieren könne. Es gelang Johannes doch in der HOS, die Grundsatze der Kath. Aktion einzuführen und sie vom partei-politischen Einfluss unabhängig zu erhalten. - Oft sagten wir Johannes, er sei ein Revolutionär – erzählt P. Jäger S.J. – dass er eine Revolution macht, indem er die päpstlichen Ideen in unserer Öffentlichkeit trägt. Darauf erwiderte er: «Merkwürdige Revolution, wenn man wiederholt, was der Papst sagt!» Der 2. Vatikanische Konzil spricht ausdrücklich in seinem Dekret über das Laienapostolat (Nr. 20) über die Kath. Aktion als jener Art Apostolat, das in der Vergangenheit reiche Früchte für das Reich Christi gebracht hatte. Das Konzil empfiehlt sie noch weiterhin. Wenn wir das im Auge behalten, so hat die Tätigkeit des Johannes Merz und sein Bestreben, die Grundsätze der Kath. Aktion in die Tat umzusetzen, noch heute ihren Wert.
Gross im VerzeihenDas Unverständnis und Widerstand gegen Hansens Bestrebungen um die Verwirklichung der Kath. Aktion, waren leider, mit persönlichen Angriffen, Anklagen und Beleidigungen begleitet, sogar vonseiten solcher, von denen man es nicht erwartet hatte. Hansens Heroismus im christlichen Verzeihen kam bei solchen Gelegenheiten am meisten zum Ausdruck. «Nur dass die christliche Liebe nicht verletzt wird», konnte er oft seinen Mitarbeitern sagen, als die Diskussionen über die Ausführung der Grundsätze der Kath. Aktion die erlaubten Grenzen überschreiten wollten. «Mehr als nötig liebte Merz jene, die ihn nicht liebten», erzählte Dr. Djuro Graèanin in seiner Broschure «Meine Erinnerungen an die Persönlichkeit von Johannes Merz». «Nie werde ich das Gespräch vergessen, das ich mit ihm in Zagreb hatte, als sich einige Jahre nach unserem gemeinsamen Zusammenwohnen in Paris ein grosser Kampf um die Grundsätze der Kath. Aktion entwickelt hatte. Es waren mir alle die Peripetien dieses Kampfes unbekannt, und ich bat ihn, mir davon zu erzahlen. Es war die Rede von denen, die ihn am wütendsten angriffen. Als ich ihn überrascht unterbrach und fragte: «Wie, ist das unser Katholizismus? Was sind denn das für Leute?» «Ja, gut sind sie – antwortete ruhig Merz. – Sie gehen ja auch zur Beichte und zur Kommunion. Nur sehen sie manche Dinge nicht ein. Und der blieb bei seiner Versicherung und beharrte darauf, über diejenige, die ihn nicht liebten, milde zu urteilen. Das war sein höchstes Urteil über seine Gegner, die er vor mir aussprach.» - Im Verzeihen der Beleidigungen war er wirklich gross – erinnert sich die Lehrerin M. Majetiæ. Einmal wurde er in einer grosseren Gesellschaft grob angegriffen und hatte sich mit vollem Recht wehren können, da er nach seiner besten Überzeugung gehandelt hatte. Er aber, indessen, schwieg und sagte kein Wort zu seiner Verteidigung. Als ich die Bewunderung für seine ritterliche Haltung nicht verbergen konnte, sagte er mir: - «Wer ein rechter Werkhelfer für die Sache Gottes sein will, der darf sich selber nicht kennen; der persönliche Kultus ist das grosste Hindernis vieler Erfolge unserer Arbeit.» Wir sollen nie urteilen! Das überlassen wir Gott, das ist Seine Sache – sagte er bei einer anderen Gelegenheit, als einmal in seiner Gegenwart die Rede von denjenigen, die ihn angegriffen und beleidigt hatten, war. Seine Grosse zeigt der Mensch im Verzeihen. Idee einer neuen christlichen GemeinschaftIn den Aufzeichnungen aus den geistlichen Übungen, die Hans im Jahre 1923. verrichtet hatte, treffen wir die Idee der Gründung einer neuen christlichen Gemeinschaft, die er provisorisch Bruderschaft katholischer Laien nannte. Diese Institution wurde christliche Laien verschiedener Berufe sammeln, die bereit waren, in ihrer Freizeit für Christi Königreich zu arbeiten. Grossere Anregungen zu dieser Idee bekam Hans, als er mit dem Unternehmen des Kardinals Ferrari in Italien bekannt wurde, der ein ähnliches Institut gegründet hatte. Die Mitglieder verschiedener Professionen, arbeiteten zusammen in ihrer Freizeit zugunsten der Kirche Christi. Diese Idee verbreitete Hans unter seinen Mitarbeitern und war bestrebt, sie dafür zu begeistern. Aus dieser Zeit datiert ein wichtiger Brief, den er an P. Petar Perica S.J. schickte: In ihm erörtert er genauer seine Idee: «Es ist wahr, dass ich mich sehr für die Opera des Kardinals Ferrari interessiere: nicht nur ich, sondern mehrere Priester, Weltleute und Fräulein. Wir warten bloss auf den Finger Gottes, der uns zeige, wie und was wir tun sollen. Da wurden sich mehrere Personen finden, die auch auf das Gelübde der Keuschheit, Gehorsam, dem Ordinarius und Armut, bereit waren, insoweit sie nicht die Fürsorge für andere hatten... Mir kommt es vor, es sei höchste Zeit, um das gebildete katholische Laientum zu organisieren.» Johannes hatte vor, für längere Zeit nach Italien zu gehen, um besser mit dem Werke des Kardinals Ferrari bekannt zu werden. Der zu frühe Tod hatte ihn leider daran verhindert und vereitelte seine Absicht, das Säkularinstitut zu gründen. Seine Idee ging indessen nicht mit ihm zu Grabe. Eine Gruppe seiner Mitarbeiter gründete unter der Leitung von Marica Stankoviæ das erste Säkularinstitut in Kroatien unter dem Titel: Christkönigs-Mitarbeiterinnen.
Literat und Apostel der Feder (Schriftstellerisches Apostolat) Schon als Gymnasiast, dann durch seine Studienjahre, las Johannes viel Bucher, hauptsachlich literarischen Wertes. Das erforderte auch sein Professorswissen. Ausser der Fachliteratur las er auch viele theologische und geistliche Bücher, die ihm das Horizont erweiterten und seine christliche Weltanschauung bereicherten. Er besass eine reiche private Bibliothek von 1200 ausgewählten Buchern, aus dem Gebiete der Literatur, Theologie, kath. Belletristik, Philosophie. Er wünschte, sich selber mit literarischer Arbeit zu befassen, aber es waren ihm wichtiger die Interessen des Königreichs Christi, so stellte er sein ganzes literarisches Talent im Dienste Gottes. Ausser seiner Doktorats-Dissertation, in französischer Sprache geschrieben, veröffentlichte Hans einige Broschurchen und über hundert Artikeln, grossere und kleinere, in unseren verschiedenen Zeitschriften katholischer Orientierung. Seine Bücher tragen die folgenden Titeln: «Die katholische Aktion», «Du und sie», «Das heldenhafte Leben der Hl. Johanna d'Arc», «Die neusten Wunder in Lourdes», «Die Katholiken und die neuen Tanze», «Das goldene Buch». Hansens Artikel kann man in einigen Gruppen, nach der Thematik, die sie bearbeiten, einreihen: Kunst, Liturgie, katholische Organisationen, «die Katholische Aktion», Rom – Papst, Lourdes, moderne moralische Probleme, Diverses. Hatte er noch gelebt, so hatte Johanns sicher noch viel geschrieben. Auch so, jedoch, nimmt es einem Wunder, dass er neben all seiner Arbeit, Pflichten und Aktivität in Organisationsarbeit noch die Zeit fand, auch mit der Feder apostolisch zu wirken. Sein Eifer kannte weder Ermüdung noch Hindernisse, wenn die Wahrheit Christi in Frage kam, womit Seelen zu erleuchten waren, die im Dunkeln der Unwissenheit irren.
Allen ist er alles gewordenSchon Hansens ganz grosses Eingenommensein für das übernatürliche Wohl des Nächsten, besonders der Jugend, spricht uns von seiner großen Nächstenliebe. Diese Liebe neigte sich jedoch bis zu den ganz konkreten Bedürfnissen des täglichen Lebens. Hans gab 10% seines Gehaltes den Armen. Viele Arme in Wien, Paris und zuletzt in Zagreb spurten seine Gute. über die Strasse seiner Wohnung in Zagreb putzte die Schuhe der Vorübergehenden der Invalid Misko. Bald wurde Hans mit ihm bekannt und befreundet. Oft trat er zu ihm, sprach herzlich mit ihm, lud ihn manchmal zu sich in die Wohnung zum Abendessen, half ihm in seinen Bedürfnissen (Noten). Untertags kam er manchmal ans Fenster seines Arbeitszimmers und winkte ihm mit der Hand zum Gruss, wahrend Misko als Gegengruss mit grosser Achtung seinen Hut erhob. Don Anton Radiæ erzahlt: Ich kehrte eben zurück mit Hans vom Besuch des Adlervereins in Granesina. Im Tram begegneten wir einen schmutzigen Bettler, von welchem alle die Augen abwandten. Merz trat sofort zu ihm, beschenkte ihn reichlich und fing mit ihm ein Gespräch an. Er freute sich ausserordentlich als er sah, dass dieser Bettler ein guter Katholik ist und dass er mit dem erbetteltem Geld die Zeitung «Katolièki tjednik» kaufe. Väterlich riet er ihm, er möge öfter zur hl. Kommunion gehen und lud ihn zu sich in die Wohnung ein. Die zahlreichen Menschen im überfüllten Tram waren entzuckt über dieses Gespräch, das ganz von echter Nächstenliebe atmete. «Werden hier nicht jene Worte von Carlyle wahr: «Den grossen Menschen erkennt man daran, wie er sich zu dem kleinen Menschen benimmt.» «Eines Jahres bereitete man eine Wallfahrt nach Lourdes vor,» erzahlt die Lehrerin Mira Majetiæ «Johannes wünschte, dass auch ich daran teilnehme. Er sagte mir: «Gehen Sie die Wunder Gottes anschauen und ein Stuckchen Paradies auf Erden!» Ich konnte mich nicht dazu entschliessen, da es mir an Mittel dazu fehlte. Ein Tag vor der Abfahrt lief er ganz fröhlich zu uns und sagte: - Eine frohe Nachricht! Ein Wallfahrer ist im letzten Moment davon abgetreten. Und Sie fahren nach Lourdes. Alles werde ich Ihnen besorgen für die Fahrkarte, das Geld und alles Übrige.» Den ganzen Tag verwendete er dazu. Als ich ihm danken wollte, bedauernd dass er für mich soviel Zeit verschwendete, erwiderte er mir etwas tadelnd: «Ach, so denken Sie! Der Tag, den ein Mensch einem andern widmet ist gar kein Verlust, vielmehr ein Gewinn. Die Tage, an denen wir für andere nichts tun, sondern nur für sich selbst, das sind verlorene Tage!» Diese Worte schnitten sich mir tief in die Seele ein; für die Wallfahrt aber bin ich ihm mein ganzes Leben dankbar.» Schwester Maria Franziska war als Pädagogin im Dienste bei der Zagreber Polizei in der Moralabteilung. In ihrem Briefe vom 24.XI.1970. schildert sie Hansens Sorge für irrende Seelen folgendermassen: «Hatte nicht bemerkt, dass man bis heute seine Liebe zu den Sündern, und speziell zu gefallenen Madchen und delinquenten Kindern noch erwähnt. Mit der Liebe des guten Hirten horte er meine Berichte über solche an, als ich als Pädagogin im Dienste war. Nicht einmal bei Priestern, wenigstens bei der Mehrzahl von ihnen, begegnete ich so ein echtes evangelisches Verstehen für diese Ärmsten. Er nahm kein Ärgernis über sie, wohl aber über die Sunde, und war darum mein moralischer Helfer bei dieser Arbeit.» Wie gross waren Liebe und Verständnis des Johannes den Menschen gegenüber, spricht vielleicht am überzeugendsten das, was ein gewesener Ordensmann erlebe. Dieser verliess den Ordensstand, als Hans in Zagreb war. Er hatte seine Gründe. Indessen war das keine kleine Sache für jene Zeit. Die ganze Öffentliche Meinung stempelte leider einen solchen Menschen. Es erzählt uns weiter jener frühere Ordensmann: «Es hatten mich alle verlassen und verachtet. Auch meine Allernächsten. Ihr könnt euch denken, wie schwer das für den Menschen ist. Einzig Hans Merz verurteilte mich nicht. Er blieb mir zur Seite, reichte mir die Hand, hatte Verständnis für meinen Fall, er half mir, solange er lebte, bei jeder Gelegenheit. Und das kann ich ihm nicht vergessen. Das ganze Leben bleibe ich ihm dankbar für sein heiligmassiges Verständnis meines Falles.» |