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DAS KIND DER GÜTE GOTTES

ERSTE JUGEND

Kinderjahre

Hans erblickte das Licht der Welt in Banja Luka am 16. Dezember 1896. Sein Vater, Moritz Merz, war damals Chef der Eisenbahnstation Banja Luka Stadt. Als Offizier in Bosnien wurde er als solcher der Verwaltung der Militärbahn Banja Luka – Doberlin zugeteilt. Er war mit Therese, geboren Mersch verheiratet und hatte einen einzigen Sohn, welcher bei der hl. Taufe den Namen Johannes erhielt, oder, wie man ihn zu Hause einfach Hans nannte. Getauft wurde er vom Militärgeistlichen Petar Andrassy am 2. Februar 1897 in der Wohnung seiner Eltern. Sein Taufpate war Georg Merz, Vaters Bruder, welchen Oberleutnant Robert Kautz vertrat. Nach dem Taufpaten und dessen Vertreter erhielt Hans auch die Namen, Georg, Robert. Die erste Kindheit verbrachte er spielend mit den Kameraden aus besten Familien. Wilde Spiele mochte er nicht. Schon in dieser Zeit bemerkte man bei ihm eine große Herzensgüte und sein  Herz freute sich, als es andere beschenken konnte.

Anläßlich einer Feierlichkeit waren mehrere vornehme Gäste eingeladen. Auf dem Tische gab es mehrere Torten. Während die Gäste im Gespräch waren, ging der kleine Hans von Torte zur Torte und kostete von jeder. Darauf verschwand er unbemerkt aus dem Zimmer, jedoch nur um bald wiederzukehren mit einer ganzen Schar seiner kleinen Freunde, um sie zu den Torten einzuladen. Als dies die Geladenen bemerkten, begannen sie Beifall zu klatschen und die Kinder stürzten sich begeistert auf die guten Süßigkeiten. Einmal, am Geburtstag seiner Mutter, verlangte er ganz ernst, der Vater soll die Fahne auf dem Haus hissen lassen, weil er so oft sah wie der Vater als Stationschef an Kaisers Geburtstag die Fahne aufziehen ließ. Wenn wir das Haus mit der Fahne an Kaisers Geburtstag schmücken, desto mehr müssen wir dies an Mutters Geburtstag tun» - so dachte der kleine Hans.

In der Volksschule

Und so kam die Zeit für Hans, in die Schule zu gehen. Die erste Klasse besuchte er in Banja Luka, die zweite und dritte Klasse in Prijedor, wohin sein Vater versetzt wurde, dann die vierte Klasse wieder in Banja Luka. Sein Religionslehrer in Banja Luka, der hochwürdige Herr Kaurinović, sagte oft der Mutter,  Hans  soll Geistlicher werden, weil er die Religionslehre am besten kennt.

Die erste hl. Kommunion empfing er in seinem zehnten Lebensjahr, am 22. April 1906. Das Gedenkblatt der hl. Kommunion hang bis zu seinem Tode oberhalb seines Schreibtisches. Das nächste Jahr erteilte ihm der Bischof Fra Marković das Sakrament der hl. Firmung. Bei der hl. Firmung erhielt er den Namen Viktor nach seinem Firmpaten, Oberleutnant Viktor Hönig.

Realschüler

Nach Absolvierung der Volksschule besuchte er vom Sept. 1906. an, die Realschule in Banja Luka. In allen Gegenständen machte er gute Fortschritte, nur der Zeichenlehrer, ansonsten ein Freund des Vaters, beschwerte sich über ihn. Als dies die Mutter Hans mitteilte, anerkannte er dies, obwohl, wie er sagte, ihn das Zeichnen wohl interessiere, aber dass er die Schultafel schlecht sieht, dass ihm alles dunkel erscheint, dass er seine Schulkollegen um sich doppelt sieht, und dass er Schmerzen in der Stirn fühle, wenn er liest. Hier lag wahrscheinlich die Wurzel seiner späteren Krankheit, welcher er erlag. Die Eltern gingen mit ihm nach Wien zu einem bekannten Augenarzt, Professor Fuchs, welcher entschieden ordnete, dass Hans wegen Astigmatismus seine Augen nicht anstrengen darf. Sie gingen noch zum Professor Reuss, welcher ein mäßiges Studium erlaubte, obwohl er die Eltern darauf aufmerksam machte, dass die Sehkraft des linken Auges sehr geschwächt war. Professor Reuss verschrieb ihm auch Augengläser fürs Lesen. Hans hat sein ganzes Leben, wie wir sehen werden, an den Augen gelitten und es ist eine besonders wichtige Tatsache, dass er trotzdem nicht nur sein berufliches Studium und seine späteren Arbeiten, sondern auch seine umfangreiche literarische Tätigkeit und seine große private Korrespondenz erledigen konnte.

Im Übrigen zeichnete diese Zeit seiner Entwicklung eine muntere Jugendfrische aus. Er befasste sich viel mit Sport. Schon in seinem zehnten Lebensjahre fuhr er mit dem Fahrrad seines Vaters, obwohl er die Pedale nicht erreichen konnte sondern sie nur mit dem Fuß drückte, als sie bei der Umdrehung nach oben kamen. Später zeigte er besondere Geschicklichkeit beim Fahren und bei der Reparatur der Fahrräder. Eine besondere Geschicklichkeit erwarb er sich im Kunsteislauf. Er liebte Schlittenfahren, oft spielte er Tennis. Als Junge von kaum elf Jahren spielte er Tennis mit Generälen, kaum aber Fußball. Zu Hause turnte er mit einigen Kameraden auf Turngeräten. Er spielte Kegel, sehr gern aber Schach. In dieser Zeit war er ruhigen, ernsten, aber doch fröhlichen Temperamentes. Privat lernte er Violine und Klavier spielen, Englisch und Französisch. Die Lehrerin der französischen Sprache Rosa  Kostial und später Danica Lattas, freuten sich auf die Stunden, als Hans kam, denn er machte gute Fortschritte. Er zeichnete gern und skizzierte gelegentlich Porträte und gelungene Karikaturen.

Religiöses Leben 

Schon seit seinem dritten Lebensjahr betete er täglich morgens und abends kurze Gebete, die er von den Eltern gelernt hatte. Die Mutter brachte ihm morgens  Kaffee ins Bett. Als der Kaffee einmal zu heiß war, zeigte Hans Unzufriedenheit, er machte dazu eine unangebrachte Bemerkung. Der Vater machte ihn sogleich aufmerksam, er soll in aller Früh nicht mürrisch sein, er soll vielmehr früh morgens zuerst dem lieben Gott danken, dass er das Licht des Tages erblickt hat. Der kleine Hans merkte sich das und beschwerte sich nie mehr über das Frühstück. Zur hl. Messe ging er regelmäßig jeden Sonntag mit der Schule, wie jedes gewissenhafte Kind. Obwohl er in seiner ersten Jugendzeit keine besondere Frömmigkeit zeigte, kann man doch schon dann ein stark entwickeltes Pflichtgefühl feststellen. Unerträglich war es ihm, als er hörte dass der Name Gottes ohne Ehrfurcht ausgesprochen wurde. Er bat die Mutter und sprach ihr zu, genau darauf zu achten, dass das ganze Haus freitags faste. Als die Mutter wegen Hausarbeiten sonntags der hl. Messe nicht beiwohnen konnte, tat es ihm leid. Diese seine apostolische Ausdauer griff später immer tiefer in das Leben seiner Eltern ein, welche sich dann später mit und durch ihr Einzelkind zu einem christlichen Leben aufrichteten.

Inzwischen aber war es notwendig, dass der spätere Anführer und Apostel der kroatischen katholischen Jugend persönliche Erfahrungen zu sich hole, um die Jugend verstehen zu können, weil er ein Teil ihres Lebens und ihrer Kämpfe schon durchgemacht hatte. Zu Hause hatte er eine gute und feine Erziehung erhalten, jedoch ohne besonderen religiösen Einschlag. Die vornehme Gesellschaft der Stadt Banja Luka, in welcher er sich bewegte, sowie die Schule und seine Lektüre in dieser Zeit, gaben und konnten ihm auch keine stärkeren, religiösen Anregungen geben. Er wuchs in einer vornehmen Umgebung liberaler Anschauung auf, welche sich zwar in der Vermischung der damaligen nationalen und religiösen bosnischen Verhältnisse als katholisch bekannten, obwohl dies aber nicht jener Katholizismus war, der sich später in Hans Seele entwickelte, und welchen er später mit so viel Begeisterung und Ausdauer predigte.