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AUF DER WIENER UNIVERSITÄT

Abgang nach Wien

Über Weihnachten ging Hans auf Urlaub nach Hause, nach Banja Luka, mit dem festen Entschluss, nicht mehr in die Militärakademie zurückzukehren. Als die Feiertage vorüber waren und er wieder nach Wiener-Neustadt zurückfahren sollte, ging er zum Vater, und versprach ihm alles zu studieren, was die Eltern wollten, nur mögen sie ihn nicht zwingen, in die Militärakademie zurückzukehren. Er hatte den Vater durch seine Briefe aus Wiener-Neustadt schon vorbereitet. Etwas schwerer ging es mit der Mutter, aber auch sie, ihrem Kinde nur Gutes wünschend, ließ nach und Hans versprach der Mutter zulieb sich an der Juridischen Fakultät einzuschreiben und nicht auf die Philosophie, wie er es so gerne getan hätte. Daraufhin packte der Vater die Uniform ein und schickte sie an die Militärakademie, mit einem Begleitschreiben zurück, und Hans fuhr in Begleitung seiner Mutter in der ersten Hälfte des Januar 1915 nach Wien auf die Universitätsstudien. In der Nähe der Universität im VIII. Bezirk, Löwenburgasse 2.II.Stock, Tür 20. fanden sie eine günstige Wohnung für Hans. Ganz in der Nähe dieser Wohnung befand sich eine schöne Barockkirche »Maria Treu« in welcher sich Hans oft aufhielt und betete.

Da Hans Realschüler war und Latein nicht gelernt hatte, musste er vorerst die Reifeprüfung aus der lateinischen Sprache ablegen, aber er durfte sich trotzdem vorläufig auf der Universität für Jus einschreiben. Er wendete sich zum Studium von Institutionen und Geschichte des römischen Rechts, deutsche und österreichische Rechtsgeschichte und Enzyklopädie der Rechts u. Staatsstudien. Im III. Semester schreibt er sich für Pandekten ein, römisches Erbrecht, römischen Zivilgesetzes, Pfand – und Familienrecht und Geschichte des deutschen Strafrechtes. Außerdem schrieb er sich auf der philosophischen Fakultät zu Vorträgen ein über Malerei, serbokroatische, französische und deutsche Literatur, über Dante, Psychologie, Pedagogie und für den lateinischen Kurs.

Ostern 1915 verbrachte er im Elternhause, worauf er wieder nach Wien zurückkehrte. Von dort besuchte er seinen Onkel Heinrich in Pilsen.

In Wien legte er den Grund zu seiner literarischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Bildung, seinen späteren weiten Aussichten und der tiefen religiösen Kultur. Er betrachtet alles, nimmt aber nur das auf, was die Probe nach katholischer Wertung aushält. Zu allererst beobachtet und erzieht er sich selbst. Aus der kleinstädtischen

Umgebung auf die Wiener Universität kommend, lernt Hans aus der Nähe den »wissenschaftlichen« und literarischen Atheismus kennen mit dessen moralischen und sozialen, praktischen Folgen. Und obwohl er überzeugter Katholik ist, will er sich bis ins Einzelne selbst Rechnung ablegen über die Richtigkeit seiner Überzeugung, ein für allemal. Das war kein Zweifeln, keine Skepsis, wie er dies manchmal nannte, sondern die selbstverständliche Reaktion eines ausgesprochenen Intellektuellen auf das Gespött der zeitgenössischen Gottlosigkeit und Unmoral. Jeder gebildete Jüngling muss in der heutigen Zeit durch eine gewisse Krise des Glaubens und der Moral hindurchgehen. Bei Hans hatte diese Krise nie eine akute Form angenommen. Er hat sie, mit Gottes Hilfe, leicht überbrückt und schon am Anfang beherscht. Als dies ein für allemal erledigt war und zwar so, dass Hans Gott an die rechte Stelle in seiner Seele setzte, so kannte er nunmehr nur ein Ziel: sich je mehr Ihm zu nähern.

Studium der lateinischen Sprache und des Rechtes

Als absolvierter Realschüler musste Ivan vorerst das Abitur aus der lateinischen Sprache ablegen, weshalb er in der ersten Zeit am meisten Latein lernte. Er »möchte gerne gut Latein können. Um die Literatur zu können ist dies notwendig, obzwar z. B. Ovid und andere in sich nicht viel Poesie haben«. Das Studium war ihm nicht sehr leicht, denn hauptsächlich lernte er allein. Ende Juni hat er die Schulaufgabe nicht gut ausgearbeitet und eine Übersetzung beim mündlichen Kolloquium des Prof. Prinz ging ihm nicht glatt vonstatten. Bei dieser Gelegenheit schreibt er: »Was würden meine Eltern sagen, wenn sie wüssten wie schwach ich im Latein stehe. Um sie ist mir mehr leid als um mich.« »Das Latein ist meine ganze Sorge und ich will an meine spezifischen Sachen nicht weiter denken, bis ich meine Fehler verbessert habe.« Dann über dem Kolloquium schreibt er: Nun also kann ich den lateinischen Kolloquium. Ich bekam eine befriedigende Note. Es ist wahr, ich habe es nicht besonders gut gekannt…Aus diesem nicht besonderen Erfolge schließe ich: über die Ferien werde ich an der Grammatik arbeiten und mich mit Geschichte und Geographie befassen. Latein muss ich so erlernen, damit ich den Livius leicht lesen kann.« Schließlich hat er am

21. Okt. 1915 in Sarajevo die Reifeprüfung aus der lateinischen Sprache mit gutem Erfolg abgelegt. Hierbei schreibt er:

»Die Lateinprüfung ist vorüber… Ich habe im Jesuitenkloster gewohnt… Schon um 5 Uhr früh läuten die Glocken, die Orgel spielt und es werden Kirchenlieder gesungen. Darin liegt viel Poesie. Jetzt denke ich an französische Arbeiten und ich will mich in die Kunst vertiefen«. In den künftigen Ferien will ich vollkommen französisch erlernen, damit ich mich mit ganzer Kraft auf das Studium der ästhetischen Wissenschaften werden kann. Mein ganzes Herz zieht mich zu ihnen und ich wundere mich selbst, dass ich mich solange beherrscht und keine literarischen Werke gelesen habe. Aber ich kam zu dem Schlusse, dass sich der Mensch zuerst eine gründliche und nur eine gründliche Bildung schaffen muss bevor er sich auf seinem Lieblingsgegenstand wirft. Erst dann wird er ihn allseitig und tief begreifen«.

Hans hat, wie wir sehen werden, das Studium der Literatur während dieser Zeit, doch nicht ganz aufgegeben, er hat es nur in den Hintergrund gerückt um ganz jenes zu vollenden, das in jenem Augenblicke das notwendigere war. Das Rechtsstudium befriedigte ihn nicht.

»Jetzt bin ich weit zufriedener als noch vor wenigen Tagen. Ich fand wenigstens eine Unterhaltung; ich lese, wenn ich auch die notwendigen Werke nicht zur Hand habe. Kaufen will ich sie nicht, weil ich in der letzten Zeit sowieso genug Geld ausgegeben habe für Bücher, Künstlerkarten und andere müßige Dinge.

Ich möchte systematisch Goethe studieren, dann französische Lyrik, Heldenepos, Sprachen möchte ich desgleichen lernen, wie auch Geschichte, Kunst und alles, aber die nötigen Werke dazu fehlen mir. So muss ich mich zufrieden geben mit meiner kümmerlichen Bibliothek. Das bedeutet für mich eine große Pein. Würde ich Philosophie studieren, wüsste ich was zu beginnen. Auch die Geschichte der Sprachen und die Details der Literatur sind interessant. So aber bin ich Rechtshörer und war noch bei keiner juridischen Vorlesung, nur einige philosophische Vorträge habe ich gehört. Viel lerne ich zuhörend. Aber das ist nicht das Richtige. Gerne möchte ich mich vertiefen und alles genauestens erlernen. Wenn ich an meinen künftigen Beruf denke, erfasst mich ein Grausen, denn ich würde auf einem Gebiete arbeiten, dass mich nicht befriedigt. Gerne möchte ich Professor in Bosnien werden, würde den Kindern Begriffe und Vorstellungen eröffnen, ihnen die tieferen Zusammenhänge der Dinge erklären, für Glauben und Kunst sie begeistern und ich selbst würde literarisch arbeiten, vielleicht auch schriftstellerisch tätig sein. Es ist dies kein Egoismus: im Menschen ist das altruistische Element stark vorhanden und es befriedigt ihn nicht, nur Wissen zu erwerben, er will auch andern seelisch helfen, ihnen von seinem Blute und seinem Wissen geben«.

Von seinen Professoren erwähnt er Rešetar, von dem er sagt, dass er besonders liebenswürdig ist und ihn um Sammeln von altem bosnischen Geldes ersuchte. Mit Jurenko besprach er sich hinsichtlich des Lateins und er beschreibt auch gelegentlich seine Vorlesungen. Er lobt die Vorträge des Professors Jerusalem: »Zutreffend sprach er über den Begriff der allgemeinen Bildung, was die Römer, die Griechen und Richter von allgemein gebildeten Menschen suchten und was wir heute suchen. Es wäre interessant aus diesem jenes auszuscheiden, was darin unveränderlich und richtig ist.« Bei Professor Jerusalem kolloquirte Hans aus Psychologie mit sehr gutem Erfolge. Bei dieser Gelegenheit vergleicht er die Art und Weise der Arbeit an der Universität und an der Mittelschule: »Diese Art des Lehrens an der Universität ist glänzend. Der Mensch kann sich intellektuell entwickeln. Wie oft denke ich da, an die unteren Klassen der Mittelschule, wo man uns »Rindvie« nannte wo wir die Syntax gelernt und gebüffelt und niemals etwas gekonnt hatten…«

Oft erwähnt er den Professor Becker:

»Becker sprach von Rousseau und seiner Eloise. Dass seine religiösen Ideen für damals revolutionär waren und dass sie für heute reaktionär seien. Es klingt dies ein wenig wunderlich. Er ist der heutige moderne Mensch und das Frühere ist ihm nicht modern, sondern reaktionär. Beckers Urenkel wird wieder sagen, dass Beckers Anschauungen reaktionär seien. So werden sich die Menschen immer einbilden dass nur ihre Zeit, die der vollkommenen Anschauungen ist. Es wundert mich, dass Becker nicht das Ewige in der Poesie sah, welches immer, trotz aller Veränderungen der Moden, richtig und schön bleibt. Ansonsten aber gefällt mir Becker sehr gut und er trägt sehr interessant vor.« »Becker sprach über Chateaubriand. Er meint, dass er ihn selbst nicht verstehe. Natürlich, denn Ch. war überzeugter Katholik. Becker spricht ihm nicht Genialität ab, aber er tadelt ihn… Zwischen den Zeilen sagte er, dass die Hl. Schrift mit der Wissenschaft nicht übereinstimme, diese sieben Tage, in denen Gott die Welt erschuf, fasst Chateaubriand wörtlich auf und sagt, dass Gott Felsen erschaffen könnte, die aussehen als wären sie viele Millionen Jahre alt.

Chateaubriand ist kein Theologe und Becker meint dass der Glaube mit der Wissenschaft nicht übereinstimme, schon dieses Beispiels wegen…»

Nach dem Kolloquium aus der französischen Literatur des XVIII. Jahrhunderte beim Professor Wurzbach schreibt Hans: »Gott sei Dank, dass er mich bei meiner Achillesferse gepackt hat. Er fragte mich einige Daten über Voltaire, die Jahreszahlen wusste ich nicht gut, denn gerade dieser Vorlesung hatte ich nicht beigewohnt. Das andere war leicht, weil ich die Vorlesungen gehört habe… Es ist gut, dass er die wunde Stelle getroffen hatte. Geschichte kann ich wirklich nicht und doch ist sie notwendig wie für sich selbst, so auch fürs Studium der Literatur…Von nun an will ich auch die Jahreszahlen lernen. Das stärkt das Gedächtnis und es gründet sich auf die geschichtliche Chronologie«.

Kunst und Literatur

Hans beschäftigt sich viel mit dem Studium und der Begründung der Kunst. In erster Linie beschäftigt ihn freilich die schöne Literatur, aber auch das Studium der Malerei, Musik und Ästhetik widmet er sich. Wunderlich ist es, dass er in dieser Zeit keine Romane, Novellen und Gedichte der Unterhaltung halber las, sondern dass er immer alles was er las auch studierte. So hat er studierend gelesen: Turgenjew, Dostojewski, Wagner, Hauptman, Ibsen, Björnson, Lagerlöf, Strindberg, Benson, Wilde, Lesage, Maupassante, Prudhomme, Verlaine, Sophokles, Plautus, Balzac, Palmotić, Benešić. Er bekennte selbst unter dem starken Einfluss Turgenjews zu stehen. Ibsen untersucht »irgendwelche soziale Konflikte, welche keinen tieferen, künstlerischen Eindruck hinterließen. Doch, denkt er auch über diese Konflikte nach, obzwar ihn mehr die Kunst als solche mehr anzieht. Als er Hauptmanns Werk »Die versunkene Glocke« gelesen hatte, verstand er das Werk anfänglich nicht. Deshalb kauft er Hauptmanns Biographie in der Sammlung »Aus Natur und Geisteswelt«, studiert Hauptmann und analysiert seine Werke. Trotzdem sagt er: das Werk allein hat sich in meinem Kopf noch nicht kristallisiert. Es scheint wertvoll zu sein, es fehlt ihm an dramatischer Lebhaftigkeit«.

In Dostojewski erblickt er ein Genie, welcher noch psychische Momente greift, aber doch ist er einseitig. Lesage ist ihm zu realistisch (im Diable), ansonsten ist darin ganze Kraft auf das Äußere konzentriert. Psychologisch befragt er nicht aber, er schreibt lebendig. Hans beobachtet in ihm Einfluss anderer Autoren. In einem ausführlichen Überblick auf Wildes »Dorian Gray«, sieht er eine Art Selbstbekenntnis des Dichters. »Das Werk ist überfüllt mit Kontradiktionen, und die Anschauungen des Dichters sind wunderlich, vielleicht sogar böse. Der Dichter ist in Vielen selbst jener zynische Lord Henry… Die Gesellschaft der Dekadenz ist in seinem Repräsentant gut gezeichnet, wie auch ihr materialistische und krank – ästhetisches Lebensverständnis… Das Werk ist mehr interessant als schön. Es ist gut, dass es das Gewissen bearbeitet und bestrebt ist ein Bild zu geben der dekadenten Gesellschaft. Es ist darin genug Poesie und eine raffiniertes Kunstverständnis enthalten, aber die Ideen sind nicht konsequent durchgeführt, denn der Dichter selbst hat keine sichere Weltanschauung«. Björnson (Sinnöve Solbakken) zeichnet das norwegische Milieu sehr schön, aber im realistischen Details besitzt er genug Mängeln«. Selma Lagerlöf sei kein Genie, sondern ein »Weib warmer Gefühle«, fein und edel. Gösta Berling ist der Versuch irgendeines kulturhistorischen Romans in romantischem Lichte. Alles spielt sich (in Gösta Berling) in einem Dorfe ab, die Personen, denen wir darin begegnen, sind zumeist Bauern, wenn auch die Hauptpersonen Adelige sind.

Besser gesagt, das Milieu, der Hintergrund ist bäuerlich, hinter welchen sich »wie Gold auf Seide« die aristokratische Intrige entwickelt». Balzac (»La famme de trente ans«) versteht er nicht recht, aber er fühlt dass Flaubert objektiver ist als Balzac. Und doch hat sich ihm beim Lesen der Madame Bovary die Frage aufgestellt, ob dies alles darzustellen zulässig sei. Flauberts Objektivität erscheint ihm hysterisch und nicht photografisch wie bei Maupassant. Beim Lesen Baudelaire (Fleurs du mal) bemerkt er, dass »in ihm viel Brutalität enthalten ist, sein Geschmack ist krankhaft und dekadent.        Er ist in der Lyrik der letzte starke Repräsentant der Dekadenz; nach ihm kommt schon die Regeneration durch Verlaine, obzwar Letzterer selbst – der Form nach – dekadent ist. Aber trotz all seiner kranken Natur, weist Baudelaire auch schöne Effekte auf… Er hat sogar ein Gedicht, welches die unbewusste Sehnsucht eines anderen, areligiösen Menschen nach dem Glauben ausdrückt »les aveugles«. Diese Menschen schreiten in ewigem Dunkel und suchen den Himmel. Er vergleicht sich mit ihnen…» Man gab ihm Goncourat zum Lesen. Hans nennt ihn dekadent und seine Werke leichte, galante Ware des Rokokos, ohne tieferer Moral, wie sie auch heute die sorglose Aristokratie liest.    

»Die Seelenkämpfe sind noch nicht abgeschlossen. Die Extreme, zwischen welchen sich mein Leben bewegt, sind in meiner Lektüre charakterisiert: Epistola beati Pauli apostoli ad Thessalonicenses I – »une vie« von Maupassant das letztere Werk ist sehr bezeichnend für den Naturalismus, aber einen objektiven Standpunkt ihm gegenüber, kann ich noch nicht einnehmen; wenn ich dies könnte, wäre für mich das Problem der Liebe, Sinnlichkeit, des Aktes in der Kunst und ähnlicher Dinge erledigt. Doch ich fühlte, dass die Wirkung dieses Romans, auf uns gewöhnliche, schwache und besonders junge Leute, schlecht ist… Es gibt Wenige, auf welche solche Schilderungen nicht nur wirkend waren und ich halte, dass Maupassant selber nicht anders fühlen würde als wir. Die Frage ist also: Dürfen diese Akte geschildert werden! Ich sage: Nein! Selbst Goethe würde verstummen, wenn er dazu käme…Was mich anbelangt, ich würde davon abstrahieren oder es in die wissenschaftliche Literatur einreihen. Hierher würde ich auch Zola, wie noch viele andere verweisen, Dostojewski, usw. Alle Folgerungen will ich bis zum Auslesen des Werkes, nicht ausführen«. Und als Hans zu Ende las, schreibt er: »Es wird mir genug schwer, ein objektives Bild von «une vie» zu geben, denn ich stieß zum ersten Male auf Beschreibung sinnlichen Tuns und weil Maynials Biographie von Maupassant unobjektiv ist… Ob dieses Werk gut wirkt? Nein! Die Beschreibung jener sinnlichen Akte gehören nicht in den Bereich der Kunst… Es ist eine durchaus falsche Ansicht, dass die Kunst das ganze Leben aufzeigen kann. Damit wird die ganze Bedeutung der Kunst aufgelöst. An dem Axiom, dass die schöne Kunst nur Schönes darstellen soll, darf nicht gerührt werden. Auch die Moral muss respektiert werden. Die Kunst darf nicht photographieren, wie es Maupassant tut.

Hans bleibt aber bei diesem Urteil nicht stehen, sondern in einer detaillierten und ausführlichen Analyse stellt er alle technischen Vorzüge Maupassants dar.

Es ist interessant, wie Hans von rein literarischen Standpunkt Bensons »Der Herr der Welt«, dessen Buch gerade in dieser Zeit in kroatischer Übersetzung erschienen war, beurteilt: »Als ich dieses Buch durgelesen hatte, dachte ich kinemathographische Bilder zu sehen. Alles macht auf uns eine momentanen, impressionistischen Eindruck, und dies nicht nur darum ,weil es ein Roman der Zukunft ist, dessen Details man nicht genau bestimmen kann, sondern man muss nur den Eindruck des Ganzen geben, schon deshalb weil dieses Werk tendenziös ist: Bensons Idee ist es uns in die Zeit des Antichrist, des großen Abfalls und anderer seelischer Ereignisse zu führen. Sein Gedanke ist, uns in das Milieu jener Zeit zu versetzen, da sich der Mensch selbst vergöttert. Benson bringt keine Hauptpersonen, Helden, seine Ideen sind eine gesunde Reaktion auf Zola und seine Darstellung ist die Reaktion auf die Detailmalerei bei Zola. Dennoch befriedigen uns viele Gestalten nicht. So Mabel. Der ungeheure Seelenkampf zwischen Zweifel und Glaube – hätte müssen stärker dargestellt werden. Nur bei Percy sind wir im Laufe aller Ereignisse über seine Psyche unterrichtet. Und diese Psychologie ist wichtig: sie verkündet nämlich eine neue katholische Literatur. Wir stoßen hier auf das religiöse Leben Percys: Gebete; die mystischen Ekstasen sind besonders schön dargestellt. Benson konnte das religiöse Leben Percy so schildern weil er selbst so ist. Aber warum vertiefte er sich nicht auch in die Psychologie Olivers? Das Problem wäre interessant, die Psychologie eines Abtrünnigen darzustellen. Hierin liegt ein Mangel des Werkes von der moralischen Seite. Nach meinem Urteile hat Benson einen wichtigen Faktor der Sünde ausgelassen: die Sinnlichkeit. Denn gerade diese ist ein wichtiger Faktor für den Menschen-Renegaten und die Freimaurer sündigen hier auf diese Weise nicht (wenigstens ist dies im Roman nicht hervorgehoben). Der Mensch der Epoche des Antichrist wird übermäßig sinnlich sein und er wird dies philosophisch rechtfertigen…

Hans ging oft ins Theater, aber das nur aus künstlerischen Motiven, und daher nur zu klassischen und wertvollen Vorstellungen. Regelmäßig bereitete er sich durch das Lesen des ganzen Textes und später, durch das Studium der behandelten Probleme, der Technik und der Typen vor. In seinem Tagebuch finden wir die Eindrücke verzeichnet von Wagners Musikdramen; Parsifal, Lohengrin, Tannhäuser, dann von Wallensteins Lager, Piccolomini, Torquato Tasso, Die Launen eines Verliebten, Iphigenie auf Tauris, Braut von Messina, weiter von Molieres: Eingebildeten Kranken, Rossini, Wilhelm Tell, Smetana: Verkaufte Braut, Den Verschwender u-a.m. Die Theater die er besuchte, waren die Hofoper, Volksoper, das Burgtheater, seltener das Raimundtheater.

Wagners Parsifal hat er besonders genau studiert und er hielt darüber auch zwei Vorträge im akademischen Verein »Hrvatska«. Im Lohengrin findet er das Streben des Übermenschen dargestellt für das Verständnis des gewöhnlichen Menschen – im christlichen Sinne, geradezu ein Vorbild jener Sehnsucht, dass Gott dem Menschen den Gottmenschen gesandt hat. Tannhäuser wieder löst ihm das Problem der Kunst, dargestellt durch das Schwanken zwischen Elisabeth und Venus.    Wenn ihm auch dieses Schwanken im ersten Augenblick psychologisch nicht gerechtfertigt erscheint, sieht er darin ein Bild des allmenschlichen Schwankens zwischen der Liebe und der Leidenschaft, einen Kampf, in welchen Elisabeth schließlich siegt indem sie sich opfert und Tannhäuser rettet.          

Bei Goethe befriedigt ihn, dass »auf die Bühne nicht dumme Leidenschaften und Kindereien, leichte Liebe und Untreue auftreten, sondern der Kampf und das Erleben großer Gefühle mit viel Psychologie und Gedanken«. Dennoch ist ihm Goethe zu wenig dramatisch, besonders in Iphigenie, welche Hans ausführlich erläutert… »In ihrer Tiefe ist Iphigenie gleich Faust, Parsifal… ein Werk der Rettung. Es handelt sich um die Rettung des reinen Menschentums… Es ist ein starker Sprung von Euripides Iphigenie zu jener Goethes, der Sprung aus der antiken Weltanschauung zur christlichen… Iphigenie religiösen Lebens ist bei Goethe prächtig ausgemalt. Diese Gebete zu Diana und den Göttern könnten sich gut auch auf die hl. Maria und auf Ihn beziehen. Die Form ist klassisch, so auch die Erzählung, aber die Idee und Ausarbeitung ist christlich.« Hier unterbricht er sich und stellt sich die Frage: »Was würden die Jesuiten dazu sagen?!« Er fühlt nämlich selbst, dass er der Schwärmerei der Kunstform zu stark nachgibt, aber, dass ihn immer etwas unaufhörlich mahnt, zurückzutreten von der ästhetischen Auffassung des Lebens und sich der Religion ganz hinzugeben. Gegenwärtig ist diese Krise noch nicht akut, wenn sie sich auch immer mehr verschärft und er eine vorläufige (Lösung) findet im persönlichen religiösem Leben und in der kritischen Auffassung der Kunst.       

Lessings »Braut von Messina« machte auf Hans einen nachhaltigen Eindruck, aber er schrieb zuerst nicht von seinen Eindrücken, sondern studiert den Inhalt und die Technik des Werkes, weshalb er es auch kühler beurteilt. Der Chor gelang nicht. Er verübelt Lessing, dass er den Chor in zwei gegnerische Parteien teilte. Das ist, sagt er, eine Charakterlosigkeit, denn es ist ebenso falsch wenn irgendein Mensch viel Böses sähe und uns dazu seine Wahrnehmungen schilderte als ethischen Maßstab.« Aus der Volksoper zurückkehrend, wo er Rossinis Wilhelm Tell gehört hatte, schreibt er: »Die Umarbeitung dieses Schillers Werks ist geradezu ein Attentat auf die Kunst. Jetzt sehe ich, dass der literarische Wert einer Oper null ist. Hier ist die Melodie die Hauptsache. Diese Komponisten sind ohne tiefere Weltanschauung.…«.

Dennoch ist ihm Smetanas »Verkaufte Braut« eine taugliche komische Oper«. Hans hat auch Sinn für Komik und Moliere gefällt ihm besonders gut.

Hans besucht in Wien auch Konzerte. So hört er sich die D – Dur Symphonie von Brahms im Wiener Konzerthaus an, die 9. Symphonie von Beethoven, dann Mozart, Grieg, Mozarts Oper »Die Entführung aus dem Serail«. Die Musik gefällt ihm, er hört sie gern, aber schwere Sachen versteht er nicht ganz. Am besten gefiel ihm Beethovens 9. Symphonie, weil darin »faustische Motive« verarbeitet sind, nur dass hier, die Lösung besser ist als im Faust: die Befriedigung befindet sich nicht in der Landwirtschaft, sondern in der Schönheit der Natur und in Hymnus an den Schöpfer«.

Oft besuchte er die Museen und Bildergalerien. Seinen ersten Besuch in der Bildergalerie, beschreibt er auf folgende Art: »Ich ahnte nicht, dass so große Künstler vertreten sind: Rembrandt, Rafael… Im allgemeinem haben die Werke aus dem XV. und XVI. Jahrh. auf mich keinen tiefen Eindruck ausgeübt. Alle drücken den gleichen Gedanken aus: Die epische Erzählung von der Liebe und das Leben Christi. Im Allgemeinem habe die Malerei der Renaissance an sich nichts lyrisches.… Als ich die Galerie verließ, wurde ich schwindelig. Soviel Bilder und Eindrücke konnte mein Gehirn nicht fassen… Aber durch das Studium hatte er später sein Urteil über die Renaissance verbessert: »Ich las über Michelangelo. Immer muss ich diese Menschen der Renaissance bewundern. Bei ihnen ist nicht nur die Fertigkeit der Form zu finden. All ihre Arbeit hat einen tieferen Inhalt, hat so manche Idee als Grundlage. Michelangelos Kunst ist keine sündhafte wie bei Rodin, denn er vergöttert nicht die Sinnlichkeit, sondern im Gegenteil seine Formen geben dem Reich der Gedanken ein Ausdruck welcher bei den Menschen die größte Rolle spielt. Wenn ich an Michelangelo denke, meine ich, dass er grandios und stark ist gleich Moses…«. Rodin ist ihm nicht sympathisch, weil er dessen Kunst für «l΄art pour l΄artisme» hält. Als er Tizians Bilder sah, stellt er sie der modernen Sinnlichkeit gegenüber, und gab sich dem Tizians Färben hin, von sich unangemessenes Gedanke. Nachher hatte er ganz anders über diese Akten beurteilt, als »l΄art pour l΄artisme» verflossen war welches auch ihn ergriffen hatte, wohl gegen seinen Willen, nur kurze Zeit, bis er, sich schließlich von ihm ganz frei machte. Besonders gefallt ihm Corot, Segantini, Böcklin. Über Beuron hat er mit einem seinem Freund, welcher in Emaus war, und die dortigen Bilder gesehen hatte, viel gesprochen. Öfter besuchte er auch Kunstsalone, wo er gute Reproduktionen in kleinem Formate sehen und kaufen konnte: »Schöne Künstlerkarten sind da zu sehen; die Mater purissima von Morelli, die Sixtinische Madonna, der Christuskopf von Reni, und den Leonardi habe ich gekauft. Es tut mir leid, nicht mehr Geld zu haben. Einen ganz wunderbaren Genuss habe ich an den Bildern, die Madonna und Christus sind besonders schön. Dieser Blutstropfen auf dem Kopfe ist schrecklich. Zweifellos sind religiöse Bilder doch die tiefsten. Dies war in den ersten Tagen als er nach Wien kam. Auf diese Weise hat Hans Künstlerkarten gesammelt, deren er am Ende seines Lebens eine große Zahl schöner Stücke besaß. Denen er aber weiterhin keine besondere Aufmerksamkeit schenkte, denn seine Gedanken und seine Arbeit, haben mittlerweile einen anderen Weg eingeschlagen. Erst später einmal, so nebenbei, da er wusste, dass ich mich mit kirchlicher Kunst befasse, erwähnte er seine Sammlung schöner Künstlerkarten und dass er sie mir gelegentlich zeigen werde. Mich hat diese Erwähnung überrascht, denn ich ahnte nicht, dass auch er sich für die Kunst interessiere. Aber er kam nie dazu, sie mir zu zeigen. Erst nach seinem Tode bekam ich sie zu Gesicht…

Mit Hans Aufenthalt in Wien bekam seine ästhetische Schwärmerei neue Impulse. In den ersten Tagen seines Aufenthaltes in Wien, schreibt er: »Nahezu ein Monat schrieb ich nichts. Ich entsprach meinem Wunsche und kam hierher, um mich an der Universität einzuschreiben und Jus zu studieren. Alle Geschäfte habe ich abgewickelt und so werde ich langsam ein Mensch… Mein Gebet ist nunmehr an die Unbefleckte gerichtet: sie möge mich in dieser Stadt auf jedem Schritt begleiten. Alle meine Wege und Blicke seien auf das Schöne gerichtet. Überhaupt ist es mein Wille nur Schönes zu genießen. Zuerst denke ich dabei ans Theater. Ich will mich für die Oper vorbereiten und bestrebt sein für alles Erhabene zu schwärmen. So will ich es auch mit all den andern Künsten halten. Meine Devise ist: »Nur mit der Schönheit gelangt man zum Ursprung, zur Quelle.« Hans sucht künstlerische Eindrücke, aber auch die großen Fragen des Lebens und immer wendet er damit sittliche Kriterien an. Er liebt die durch die Kunst ausgedrückte Religion, er denkt und spricht viel über die Bildhauer. Kunst und die Geschichte des Tanzes, sowie über die Liebe, wie sie die Dichter darstellen. Dann aber gelangt er zum Resultate: »Die Liebe müsste man bei den Dichtern studieren, zuerst bei Shakespeare, denn er ist sehr ernst, wenigstens haben seine Ophelia und Hamlet, von allen Theaterstücken auf mich den tiefsten Eindrück (er sah Hamlet in Zagreb) ausgeübt, dann bei den Philosophen, und schließlich bei den Menschen, den sogenannten guten und bösen, dann an sich selbst.» Gleich bei seiner Ankunft in Wien, warf er seinen Kameraden dessen Einseitigkeit vor, denn «die Philosophie und Geschichte ist ihnen alles, und die Kunst, Musik, Tanz…. bagatelisierte sie. Diese könnten keine gute Professoren werden und Menschen erziehen… Langsam kommt Hans zur Erkenntnis selbst er einsichtig sei in Bezug auf die Kunst. Besonders erkennt man das aus den Eindrücken, welche er mitnahm bei seinem Besuch aus dem Wienernaturhistorischenmuseum, den er eines Tages nach dem Kunstmuseum besuchte: »Ich hab vieles gesehen; alles setzen, große Pflüge bauen, Medizin studieren und sich weiter mit jenem beschäftigen, was sicher und unwiderleglich ist, denn die Natur ist kein Dom, sondern eine Werkstatt. Aber an solche Gedanken kann ich mich nicht halten. Ich sehe ein schönes Bild, ich bleibe stehen und schaue: ich höre von einer schönen Tat, dann freue ich mich; ich suche einen Freund, denke an die Eltern, wiewohl vom natürlichen und »modernen« Standpunkt die Liebe zu ihnen Sentimentalität ist, ich sehe mich schon im Grabe, weil mir das Leben langweilig erschien, das mit meinem Prinzipien in keiner Weise übereinstimmt, und sehe wie Mutter und Vater, schon alt zu meinem Grabe pilgern und weinen. Hierbei empfinde ich wahrhaft das Bestehen einer geistigen Welt. Dem Allmächtigen sei Dank, dass er mir gestattete dies alles zu durchleben und zwar so, dass ich bei all meiner einseitigen Kunstanschauung und meinen geistigen Wissen auch die Naturwissenschaften lieber gelernt habe.« Er denkt auch viel darüber nach, wie in der Kunst die Schönheit mit der Wahrheit und Güte zu vereinigen wäre, aber er kann dieses Problem nicht klar genug lösen.

Ein Jahr später, am 24.II.1916 kehrt Hans neuerlich auf seiner Einseitigkeit zurück: »Meine Einseitigkeit lastet schwer auf mich. Ich kenne verhältnismäßig gut die Literatur, aber was ist sie? Sie befriedigt den Menschen nicht. Ist diese Kunst nicht vielleicht nur eine Selbsttäuschung? Ja, es gibt soviele Naturwissenschaften, soziale und andere und wer kann mir sagen, ob nicht jede dieser Wissenschaften genau soviel wert sei, wie die Kunstlehre?

Vielleicht noch mehr. Die Kunst ist ein großer Egoist, sie beglückt den, der sich mit ihr beschäftigt, während die andern Wissenschaften direkt auch Anderen helfen können. Vielleicht irre ich mich: die Ursache könnte sein, dass ich in der letzten Zeit auch zu viel unkünstlerische Werke gelesen habe, wie eine Poesie Chateaubriands, Hugos, Brentanos oder Eichendorffs nicht beinhalteten. Der Prozess z.B. das Sondieren der Poesie wie der Nichtpoesie bei Maupassant und ähnlichen, war sehr qualvoll. Die Aufgabe des Literarkritikers gute Bücher zu empfehlen und das Gute vom Schlechten zu scheiden ist sicherlich eine Größe.« All dies Schwanken spiegelt sich auch in einem gewissen Unbefriedigt sein, das sich gelegentlich seiner bemächtigt….: »Meine ganze literarische Arbeit steht, ich lese nicht genügend. Der Mensch muss etwas Höheres haben, an das er sich hält, dem er sein Streben weiht, dass ihn begeistert. Ich möchte so gerne für unsere Bewegung auf literarischen Felde arbeiten, auf fremde Literatur aufmerksam machen, worauf die Erziehung des Geschmackes und auf die Liebe zu den andern Künsten.« Gleich den nächsten Tag schreibt er: »Der Wunsch zu schaffen ist in mir sehr stark. Das Lernen wird mir schon langweilig, ich wünschte mein Seelenleben in Poesie auszudrücken. Ich bräuchte irgendeinen Inhalt als Rahmen zu solchen Gedanken. Den Grabancijas Dijak zu studieren, wäre notwendig«. Er befasst sich viel mit dem Gedanken ein kroatisches Festdrama zu schreiben in welchem der Chor die Hauptrolle innen hätte, als Repräsentant eines idealen Zuschauers aus dem Volke, als Quintessenz desselben. Darüber denkt er viel nach, schreibt und plagt Gedankenaustausch mit Freunden. Einige rieten ihm dazu einen historischen Inhalt zu verwenden, aber er dachte, dass eine mystische Person günstiger wirke, wie »Kraljević Marko«, denn aus ihr können die Repräsentanten des Volkes und der Menschheit viel leichter geschalten werden. Aus der Geschichte ließen sich nach seiner Meinung «Königsdramen» entwickeln wie bei Shakespeare, wo der Kampf der Charaktere dargestellt wird, aber niemals den Träger der Idee der ganzen Menschheit. Wohl zieht ihn der Gedanke an in irgendeiner Pentalogie des hl. Anastasius, Tomislav, Zvonimir, Svačić welche sich auf die Prophezeiungen von einer künftigen christlichen Nation der Kroaten gründen würde. Aber die Qual war hierbei, jene große allgemeine Schuld zu finden, welche das Königtum vernichtet hatte. Dennoch bleibt er bei seinen Helden aus der nationalen Poesie. Deshalb studiert er das heldenhafte Nationallied, den König Ödipus von Sophokles, das Chorus von Palmotić, Pavlimir der Reime Wegen.

Als er im Theater den »Verschwender« gesehen hatte, trug er sich mit dem Gedanken, dass es angezeigt wäre, dieses Stück für die kroatischen Bauern umzuarbeiten. Nur noch Szenen aus dem eigenen Bauernleben einzuflechten wäre notwendig.

Aus seinen literarischen Arbeiten jener Zeit wäre eine ausführliche Studie über Parsifal zu erwähnen,     die er als Vortrag für die »Hrvatska« ausgearbeitet hatte, dann eine Arbeit über Turgenjew, bestimmt für die »Luč« in welcher er Turgenjew als einen allseitig gebildeten Menschen und einen Liebhaber aller Künste darstellt ihn als Kontrast anführend mit der Einseitigkeit Dostojewskis und der Ethik Tolstojs, sowie eine stark realistische Skizze im Tagebuch in der er mit kräftigen Zügen das Leben auf der Kärtnerstrasse zeichnet, letzteres gleich in den ersten Tagen seines Wiener Aufenthaltes.

Sinn für die Natur

Schon von jener liebte er die Natur und im staubigen und lärmenden Wien »wünschte er sich in die schöne Natur. Ganz ohnmächtig und zermahlt fühle ich mich in den dumpfen Gassen. Als ich aber nach Baden kam, kehrte die natürliche Heiterkeit und Annehmlichkeit wieder. Im Park ist es herrlich. Ein prächtiger Anblick auf die Berge, die Ausläufer der Alpen. Unten, zwischen diesen Bergen und jener auf denen wir uns befanden liegt ein schon geordnetes Städtchen.         Ich bestieg die Felsen, blickte in die Tiefe, hinunter auf dem Weg und es umfing mich der Wunsch Flügel zu haben, um über diesen Abgrund zu fliegen.«.

„In der Natur, den Wäldern und Wiesen verbrachte ich den Nachmittag. Ein herrlicher Tag. Die Zweigen begannen sich mit Knospen zu schmücken. Auch Veilchen waren zu finden. Als ich nach Wien zurückkehrte, erzählte man mir, dass eine Prozession stattgefunden hätte, wie sie Wien noch nicht gehabt. Ich habe sie nicht gesehen, was mir sehr leid tut«. Einige Tage später schreibt er: »Meine Seele singt fortwährend. Ich war im Rathauspark bei herrlichem Mondschein, schön beleuchteten Wolken, das Geräusch des Wasserfalles, dunkles Wasser mit silbernen Reflexen der Lampen, Blumenduft der berauscht. Aber ich will nicht weiter singen, mich nicht weiter über dem Genius wundern, welcher dies alles erschaffen… uns gegeben… mehr Arbeit ist notwendig». Am 9. Mai war er zu Besuch bei Bekannten aus Banja Luka und verbrachte den Nachmittag mit P. Vanino S.J. »in der herrlichen Natur. Wir genossen die Waldluft, an den Wolken, Blumen und an allem. Alles war so schön. Wir lagen im Grase und tranken die Schönheit der Natur, die wiedergeboren schien. Vanino hat uns sehr gut gefallen, besonders als er gestern in einem Vortrag in der »Hrvatska« sagte, dass jedes Blümlein eine Quelle der Freude sei.“ Er genießt in der Schönheit der Natur und es liegt ihm viel daran, sich eine heitere Seele zu gestalten. „Ein glänzender Gedanke! Wir müssen immer heiter sein, einzig die Heiterkeit erzeugt Begeisterung und diese große Werke und Aufopferung«.

Und so war es meistens an den Sonntagnachmittagen: Er ging in die herrliche Wienerumgebung hinaus, meist in Gesellschaft seiner Freunde mit denen er über Gott, über Zweifeln und Seelenkämpfen sprach. Aber er fühlte doch, dass er zu viel arbeite und zu wenig in die Natur hinauskomme. Die Ferien verbrachte er im Elternhause in Banja Luka, dort geht er viel spazieren, unternimmt Ausflüge, allein oder mit Kameraden, betrachtet die Schatten der Eichen, das letzte Dämmerlicht welches die Wälder durchdrangt, die Schatten welche zum Vrbasfluß niedersteigen und mit den Wellen schleichen. »Hört die Musik der Grillen, die mit der Natur klingt. Aber »der Schöpfer ist um vieles schöner, als dieses alles».

»In der Natur habe ich mich nach langer Zeit wieder etwas gesammelt. Ich ging am Wege nach Petričevac. Die Mondessichel stand am Himmel, ringsum die schwarzen Konturen der Berge und darin die roten Lichter aus den Häusern. Dazu das unaufhörliche Gebell der Hunde. Ich drehe mich auf die entgegengesetzte Seite um und betrachte einen Stern. Er war schillernd grün und zitterte als wollte er jemanden einholen. Eilend, einend bebte er immerwährend. Um ihn standen größere und kleinere Sterne und so geordnet, dass er schien, als wären sie untereinander mit dünnen Fäden verbunden und so unermesslich viele geometrische Figuren bildend. Der eine Stern zitterte fort und sein Blick senkte sich ein wenig und er sieht eine dunkle Scheibe. Das ist die Erde, die scheint als wäre sie jetzt du Mittelpunkt dieses ungeheuren Weltalls.“

Das schnelle Sternchen und die schwarze Erde, dazu die anderen Sterne… Als ob diese Erde zitterte und bebte im Weltall, als ob sie an einem dunnen Faden hinge, der nun mit einem Male zerreissen wird; nein, nein, er wird nicht, sie hängt da sicher, sicher wie all die andern Sterne und alles rundum, alles hält sich so schön, zieht und eilt, dreht und bewegt sich. Jemand leitet dies alles. Hosanna Ihm, der dies belebt, der allem die Geschwindigkeit gibt, Leben und Sinn. Und wir Menschen, wie klein sind wir auf dieser trüben Erde! Auch wir unterwerfen uns dieser erhabenen Ordnung, auch wir sind Teile dieser großen Idee…«

Der Nachthimmel mit Sternen besät, hat immer ein bezaubernden Eindruck auf Hans ausgeübt. »Menschen, liebe Menschen, wie habt ihr euch so schön über den Himmel ausgedrückt, bald hätte ich vergessen, dass auch ihr besteht: ihr Welten, ihr abgrundtiefen der Unermesslichkeit! Wie schnell vergisst doch der Mensch auf die Ewigkeit! Die Nacht ist der rechte Tag, denn gerade dann kann man am Besten Ihn suchen«. Dennoch beschwert sich Hans »dass ihm ein wenig die Verbindung mit der Natur verloren ging«. Er möchte nämlich gerne auch die Natur studieren, aber das gestatten seine schwachen Augen nicht, die ihm viel zu lesen verbieten. Der Bücher wurde er überdrüssig, die lenken ja von der Natur ab.

»Wenn ich nur alle diese Bücher abschütteln könnte, alle diese fremde, vergiftete Ansichten und Meinungen und leben könnte natürlich und gut, wie uns Gott geschaffen hatte!« Um sich von seiner angestrengten Arbeit zu erholen, ging er oft in die Natur hinaus und war ihm das nicht möglich, so suchte er eine passende Gesellschaft auf.

Im kath. akadem. Verein

»HRVATSKA«

In Wien kann man Hansens Wunsch nach Teilnahme an der Bewegung, die Bischof Mahnić begonnen hatte, beobachten, nach der Mitarbeit an der »Luč« und nach der Aktivität auf dem Felde der kath. Literatur.       

In der Militärakademie hatte er sich schon gefreut, dass er an der Universität mit Gleichgesinnten der kath. akad. Verein »Hrvatska« zusammenarbeiten werde. Es ist selbstverständlich, dass er sich daher gleich in diesem Verein einschrieb, fleißig ihre samstägigen Zusammenkünfte besuchte, gelegentlich Vorträge hielt und lebhaft an den Debatten teilnahm. Hauptsächlich verkehrte er mit ihren Mitgliedern. Nach den Sitzungen gingen sie zeitweilig in ein Kaffeehaus, um dort ihre Besprechungen über verschiedentliche Fragen fortzusetzen. Mit Einzelnen ging er auch gerne spazieren. Einige Vorträge gefielen ihm ganz besonders, so beispielsweise der Vortrag des Pater Vanino über die Freude. Dennoch, nach seinem Tagebuch zu urteilen, befriedigte ihn die »Hrvatska« nicht gänzlich. Hans war mit der Oberflächlichkeit und Leichtlebigkeit einzelner Mitglieder nicht einverstanden. Er suchte nicht nur die Logik des Verstandes und der Worte, sondern auch die Logik des Lebens. Sein Katholizismus greift immer tiefer in das praktische, persönliche Leben ein, welcher Hans in sich und in seinen Genossen zur Vollkommenheit auszubilden bestrebt war.

Außer den Vorlesungen auf der Universität und den Zusammenkünften in der »Hrvatska« besuchte er auch die Vorträge in der »Christokratischen Studentenvereinigung«, aber nur selten, weil sie ihn nicht befriedigten. Die Vorträge des Prof. Ude über die Abstinenzbewegung, befridigte ihn ganz besonders, ja begeisterte ihn, sowohl in sachlicher als in formeller Hinsicht.

Kunst oder Religion ?

So verging das ganze Schuljahr 1915/16 in Wien in ernster Arbeit. Zu Ende der Ferien, von seiner Rückkehr zu weiteren Studien nach Wien, schreibt Hans: »Wenn der Mensch nicht arbeitet, schleicht sich eine besondere Unzufriedenheit in die Seele. In dem vergangenen neuen Jahr hat sich meine literarischkünstlerische Begeisterung etwas gelegt. Es ist wahr, ich lese gerne und liebe es mit offenen Augen zu schauen, aber ich bin nicht imstande den tieferen Sinn von allem zu begreifen. Er will damit sagen, dass ihn die Fragen der künstlerischen Form nicht zufriedenstellen und ihn nicht mehr derart interessieren wie früher einmal. Hans verlor niemals den Sinn für diese Fragen, aber er pflegte ihn nicht mehr wie vor einem Jahre als die Kunstform um das Primat in seiner Seele kämpfte. Dieses Primat begann in Wien an Terrain zu verlieren und verliert es nun ständig immer mehr und Hans Seele erfüllt den Inhalt der großen Probleme des christlichen Lebens. An jener Stelle, welche bis heute in seiner Seele die Kunst einnahm, tritt immer mehr die Religion. Statt der formell-künstlerischer Fragen, liebt Hans immer mehr die tieferen Fragen des Verhältnisses des Menschen zu Gott zu lösen.

Gesundheit

Seine Tätigkeit wurde durch seine schwache Augen sehr beeinträchtigt. Oft beklagt er sich über sein schwaches Sehvermögen, welches ihn in seine Arbeiten behindert, dass er nicht soviel arbeiten könne, wie er möchte. »Ich schreibe und sehe nicht, was ich schreibe. Der Arzt gab mir Atropin in die Augen. Ich bin um meine Augen sehr besorgt. Es wäre schrecklich, wenn ich erblindete. Gott behüte mich davor! Die ganze Welt meiner Seele, habe ich mir durch Schauen aufgebaut und das sollte vergehen! Ich bin nicht sehr für Musik. Ich will Fragmente von Klavier üben, will Stücke auswendig lernen, denn wer weiß… Du ewige Mutter, Du die Verkörperung der Poesie und alles Schönen und Ewigen, gib dass ich auch weiterhin die Gaben der Schönheit in mich aufnehmen könne«. Diese Worte hat Hans in sein Tagebuch mit großen, ungeschickten Schriftzeichen verzeichnet, noch in seiner ersten künstlerischen Stimmung. Am schwersten ist es ihm, sich von der Kunst zu trennen... Nach einiger Zeit waren seine Augen wieder etwas besser, aber die schwache Sehkraft hinderte ihn noch weiterhin bei seiner Arbeit. Deshalb gelobte er dem Hl. Antonius zwei Monate hindurch keine Süßigkeiten zu essen, nur damit die Augen besser werden.       Dieses Gelöbnis dauerte bis am 15.Mai 1925 und am 25.Mai schreibt er: »Es ist mir schwer längere Zeit zu lesen weil mich die Augen schmerzen und ich die Buchstaben überhaupt nicht unterscheiden kann. Mein Gebet geht zum Allmächtigen und zum Hl. Antonius, dass sie sich meiner erbarmen und die Augen einer Besserung zuführen, nur damit ich lesen und arbeiten kann, soviel mein Herz begehrt: denn viel, sehr viel gibt es noch, dass ich zu wissen notwendig habe. Von allen Seiten umgeben uns die modernen und gelehrten Feinde und man muss gegen sie mit tiefen Argumenten kämpfen. Mein Gott, ich will meine Augen nur zum Schauen des Schönen und zu erhabenen Zwecken benützen, hilf mir, ich bitte Dich!«

Außer über die Augen klagt er auch öfter über Zahnschmerzen und Fisteln. Hier lag wahrscheinlich schon damals die Wurzel seines Augenleidens und der späteren Erkrankungen, denen er schließlich erlag. Sonst fühlte er sich körperlich gesund. Während der Ferien in Banjaluka, fuhr er wieder mit dem Rad, aber die Gymnastik hatte er etwas vernachlässigt.

Innere Kämpfe

Sein Seelenleben in dieser Zeit, war nicht ohne Kämpfe und Erschütterungen geblieben. Die ersten Tage seines Wiener Aufenthaltes denkt er zwar »der Kampf in seiner Seele gegen die modernen Anschauungen sei erledigt«, aber es ist nur seine Willenskraft, welche dem Christentum nacheifern will und seines Verstandes, welcher ihm das Verstehen der christlichen Weltanschauung offenbart. Er musste noch so manchen Kampf erleben, bis er jene Ruhe erlangte, welche er die letzten Jahre seines Lebens genoss. Die Glaubenskrise und die Krise des christlichen Lebens, dieser Übergang auf dem Glauben der Kindheit in dem Glauben und in das Leben der reifen Mannes, welcher so gefährlich ist, hat auch Hans durchlebt und zwar, wie es scheint, ohne besondere menschliche Mithilfe, hauptsächlich geleitet durch die helfende Gnade Gottes. Wie er in dieser Richtung sein Inneres analysiert und wie er sich selbst Rechnung legt über die Richtigkeit seines Glaubens, »damit sein Dienst vernünftig sei«, finden wir in seinem Tagebuch erläutert. Es ist dies nicht ein ernstlicher Zweifel oder ein Schwanken, sondern ein Schwinden des Terrains der Glaubensnachlässigkeit:

»Das Leben ist mir ein großes Fragezeichen. Von Tag zu Tag verliert sich mein Kinderglaube. Jenes frühere Unterschieden zwischen Gut und Böse genügt mir nicht mehr. Ich frage mich, ob jenes, das ich früher für Gut hielt, auch in Wahrheit gut sei. Was bedeutet das »in Wahrheit gut«? Besteht überhaupt das Gute? Alle diese Weltanschauungen, sind sie nicht nur Vorurteile? Und so lebe ich immer und frage mich immer. Nur das, was ich vor mir sehe, bestätigt mir, dass es bestehe. Und was sehe ich: Ich gehe Abends im Park spazieren und sehe auf jeder Bank ein Paar sitzen… Es besteht tatsächlich dieses Naturgesetz, das Gesetz der Liebe im Sinne der sinnlichen Neigung des Mannes zum Weib. Ich schaue auf diese Paare nicht mehr mit den früheren Augen. Einst dachte ich, dass es Leidenschaft sei, Schwäche, menschliche Charakterlosigkeit, die dem sinnlichen Genusse unterworfen ist. Ich kann aber auf dieses Grundgesetz der Natur nicht mehr so schauen, wenn ich auch in Zeiten, da ich dieses Leben in der Nähe (Akademie!) betrachte, dieses Ekel und Kot mich schaudern machte. Zur Rechtfertigung dieses Prinzips muss ich mich fragen – besteht Gott, oder besteht er nicht? Dann – was verstehe ich unter „Gott“? Es ist eine Tatsache, dass er besteht, dass ich ihn um mich fühle, in mir, da und dort und überall. Seine Melodie hält und erfüllt das ganze Weltall. Jeder Mensch fühlt den Geist von etwas größeren und ewigeren … Also Gott besteht. Was ist dieser Gott, wie ist er? Können wir zu ihm beten? Ist er persönlich? Auf diese unsere Fragen, gibt uns unser Inneres in den einzelnen, einfachen Fällen, Antwort. Wenn ich meine Eltern beleidige, tut es mir leid. Es ist dies ein Beweis, dass das Gefühl getanen Unrechts kein Vorurteil ist, sondern dass das Rechtsbewusstsein in uns besteht. Das Recht ist ein Prinzip, das in uns bestraft und unser ganzes Inneres regt sich auf, wenn wir gegen dieses Prinzip verstoßen. Und Jener, den wir um uns fühlen, den unser Verstand, als ewig bestehend anerkannt, zu dem unsere Seele unabsichtlich strebt. Dieser wird sicherlich lautere Gerechtigkeit sein. Und damit gelangen wir zu einem persönlichen Gott. Er besteht und ich glaube in den stärksten Zeiten der Versuchung und des Zweifels, fest, dass er der einzige ewige, große Gott ist. Wenn aus der Tatsache, dass er besteht folgt, dass unser Leben einen Zweck hat. Dann muss man noch etwas bedenken, an das die Leute nicht denken und was sie leicht zur wahren Erkenntnis führen würde – dass wir sterben würden. Wir lieben Irgendjemanden sehr und dieser stirbt. Nie, nie mehr werden wir ihn sehen. Und wir selbst, wir sind voller Gedanken, Zweifel, Bestrebungen, Meinungen, das ganze geistige Weltall, unser »Ich« ist das Zentrum, um das sich alles bewegt, welches die Eindrücke aufnimmt und einreiht, wir erleben dieses alles, zeitweise quälen wir uns und leiden und jetzt mit einemmale – sterben wir. Warum wäre das alles gewesen? Warum soviele Gedanken und Bestrebungen, wann das alles umsonst, wenn alles in ein Nichts zerfällt, wenn die Seele nicht ein besonderes Element ist, welches ähnlich dem Geist im »Diable boiteux« in eine Flasche eingesperrt ist? Nein, das kann nicht sein – wenn in der Natur alles so glänzend angepasst ist, muss auch die Ewigkeit unseres Lebens dem Sinne unserer Gerechtigkeit entsprechen. Ja, es ist in Wahrheit so und ich glaube daran, obwohl im Moment, wenn ich es mit dem Kinderglauben fühle, wenn ich vor Bösem erschaue und ich im Gebet versinke, auf dem Grunde der Seele wieder jener Zweifel nagt, und jenes große Fragezeichen des letzten Adams bleibt: Warum? Was? Und doch, bei allen Zweifeln, ich glaube!

Aber es ist nicht genug nur zu glauben. Unser Glaube muss ein System, ein Wegweiser des Lebens sein, nicht gegen das Prinzip der Gerechtigkeit und Ewigkeit zu arbeiten. Die Religionen geben Systeme. Und ich sage – Aut catholicus, aut nihil. In dieser Hinsicht hat in mir niemals der leiseste Zweifel bestanden. Ich weiß und fühle es – der Katholizismus ist die einzige wahre Religion. Wohl, ich bin in der Seele Katholik, aber der Urmensch in mir, jener Faust, welcher die Erziehung nicht kennt und nicht das Vorurteil, zieht mich sehnsüchtig abwärts und machte, dass ich zweifle.

Aber genug davon. Es wäre notwendig sein eigenes Leben zu kritisieren. Damit, dass mein reiner Glaube in den Katholizismus geschwächt ist, ist auch jede rechte Begeisterung, jedes scharfe Urteil über alles, was geschieht, abgefallen. Von allem was ich betrachte und schaue, weiß ich nicht ob es gut sei oder böse. Die Welt liebt und umarmt sich – meinetwegen mag es sein. Einmal gab mir einer einen Schlag ins Gesicht (Erinnerung an ein Ereignis in der Militärakademie). Es ist egal, möge dies auch ein anderer tun. Soviel arme Leute gibt es, soviel Menschen bringen sich um, möge alles so sein, nur meiner Haut soll es nicht nahegehen. Tatsächlich, wenn mir der Verstand auch sagt, es sei nicht gut, habe ich es doch in Folge innerer Zweifel erlaubt. Und es ist jetzt höchste Zeit, dies alles abzuschütteln und zu bedenken, dass der Wahrheit wegen Jemand auf dem Kreuze für mich gestorben ist. Und ich zucke zusammen und sehe, dass alle diese Mädchen im Park, die Männer, die schönen Frauen, nur eine ekelhafte Leidenschaft ist, dass diese nicht Menschen mit ihren Leiden und Sterben sind, sondern, dass sie einfache Tiere sind, die sich von den anderen nicht unterscheiden. Und solche Dinge darf ich nicht rechtfertigen, weil ich weiß, dass dieses Prinzip der Neigung des Mannes zum Weib nur unserer Seele wegen vorhanden ist – denn unsere Seele sind »Wir« – eine Seele, die sich immer vervollkommnet und zur Höhe strebt.

Dieses negative Prinzip der Schönheit besteht mit seiner Schönheit nur deshalb, um aus uns Menschen zu bilden. Und so will ich dem trachten mich durchzuschlagen, dass ich das Weib nicht ihres schönen Leibes wegen betrachte; ihre äußere Form darf mich nicht zu ihr hinziehen. Ich will ihn wiederstehen und am Weibe nur das suchen, was ewig ist. Und im Ernst, jetzt fühle ich wieder, dass ich glaube, dass ich katholisch glaube. Nicht Venus, sondern die Mutter Gottes. Das ist unser einzig richtiger Weg. Und das Leben betrachtend werde ich wissen, was edel ist und was nicht, was moralisch ist und was nicht.

So also führte ich eine Gefühlsanalyse durch. Und hätte ich mich an dem heiligen Spruch gehalten – »Nach seinem Früchten erkennt man den Baum«, wäre ich mittels des Verstandes, der Wissenschaft, der Kunst und hauptsächlich der Geschichte zu dem Resultate gelangt, dass eine beständige Wahrheit besteht, die sich durch die ganze Geschichte zieht, und dass alle Bestrebungen und menschliche Irrtümer geradezu ein Umschwärmen der Katholizismus ist, den man erleben und fühlen muss. Aber außer all unserem Glauben, bin ich doch nur ein Mensch und der Zweifel bleibt am Grunde der Seele, und sie stärkt mich, denn sie ist die Ursache dieses geistigen Kampfes und Durchbruches, welche ich als Mensch nun erlebe«.

»Die Verbindung mit Gott«

Hans liebte es seine Seele zu erfassen und in Verbindung mit dem Göttlichen zu treten:

»Der Regen peitscht die Fensterscheiben… Ich habe solch einen Regentag gerne, mehr als das Licht, das mir so vieles zeigt und nicht ein tieferes Versinken in die Seele erlaubt. Und jetzt versinke ich in meine Seele und suche in ihr, aber ich kann nichts finden. Ich könnte bange weinen und im Weinen genießen und tiefer, immer tiefer könnte ich zu ihrem Grunde tauchen bis ich nicht weinend Ihn fände, welcher ewig betrübt ist. Und ich könnte mich zu Seinen Füßen setzen und der Regen würde weiter schütten und ich würde ewig weinen und ohne Ursache weinend Ihm zuhören«.

Dieses lesend fragt sich der Mensch: Ist dieses Poesie oder Mystik, oder eines und das andere? Jedenfalls ist es ein wahres Erlebnis Hans tiefer Seele.

In dieser Krise seines Glaubens und seiner Moral erlebend, welche jeder Mensch, insbesondere jeder Intellektuelle durchmacht, bleibt Hans Sieger über die Welt: »Draußen ist es finster, dichte schwarze Wolken. Es kommen mir wunderliche Gedanken und ich weiß selbst nicht… Alles ist ein Traum, Alles vergeht. Auch die Eltern werden dahingehen und alles wird gleich einem Traum sein. Wie lange noch und auch ich werde in die Finsternis eingehen, in diese schreckliche Gasse; und doch, nein, sie ist nicht finster, nicht schreklich, sondern licht, voll übernatürlichen Glanzes – dort wird das Resurrektio gefeiert!

In diesem Erlebnis fühlt Hans, dass nur Gott ihn beglücken könne - »Meine Seele hat die Verbindung mit dem Göttlichen genugsam verloren. Ich will trachten mich in Ihn hineinzuleben und mich durch Ihn beglücken zu lassen«.

Ganz besonders zieht ihn die allerheiligste Eucharistie an: »Ich liebe sehr die Stille und Ruhe; da kann ich denken, kann nachdenken über das Mysterium der Eucharistie, verfallen in unbewegliches Staunen, lange beten….« »Herrlich sind einzelne Stellen im Johannes-Evangelium über die hl. Kommunion. Bei der letzten hl. Messe habe ich viel darüber nachgedacht und mich so hineingelebt, dass ich allen Erstens mystisch die hl. Wandlung gefühlt und dass hier Christus anwesend ist, dem wir uns betend beugen müssen. Derselbe, der einst (auf der Erde) gelebt, derselbe, noch schönere…« »Würde ich mit irgendeinem Atheisten zusammen treffen, ich könnte ihm nicht erklären, was ich fühle. Sogar, wenn ich mich irgendwo in der hellen, lichten, sonnigen Natur befände und an meine Empfindungen bei der hl. Kommunion denke, ist es mir gar so wunderlich zu Mute, als wäre es ein Traum gewesen, ein geheimnisvoller, wunderbar schöner Traum, ein Gefühl, eine Atmosphäre, die ich jetzt nicht habe, und wenn ich in diesem Gefühle lebe, vergesse ich alles um mich herum, nur etwas zieht mich, zieht mich unwiderstehlich, ein Gebet folgt dem anderen, Wunsch, Sehnsucht, unaufhörliche Sehnsucht erfasse mich, ja, ich muss mich geradezu anstrengen, damit das Gefühl der Sehnsucht dorthin aufhöre. Das ganze Leben ist ein schönes, großes Geheimnis«.

Nach dem Tagebuch zu urteilen, empfängt Hans hl. Kommunion wenigstens jeden Monat. Oft erwähnt er wie er sich auf die hl. Kommunion freut, und er ist die Tage vor Empfang des hl. Sakraments ganz in der Stimmung des Heilandempfanges:

»Am Sonntag ist Kommunion. Ich kann es nicht begreifen, dass Christus, Gott und Heiland, Jener, nach dem alles sich sehnt, den der Mensch im Träumen und Wachen fühlt, Jener Starke und Allmächtige, der dem Weltall die Bewegung gab, Jener, der über jedem Grashahn und über jeden Wurm wacht, dass Christus, dem sie die Nägel durch Füße und Hände getrieben, den sie angespuckt, Jener, der die Toten zum Leben erweckt und die Kinder geliebt, und bei seinem eigenem Tode die Sonne verfinstert, und die Erde erzittern gemacht, dass Er mein sein solle: dass er mit mir sprechen werde, mit dem Menschen, den nur ich richtig kenne. Gerade darin sehe ich, dass Er es ist, denn er bezeigt damit seine unermessliche Liebe«. »Schon lange wünschte ich mir die hl. Kommunion, denn ich habe das religiöse Leben schrecklich vernachlässigt. Gerne würde ich das Leben Jesu studieren, würde die Gedanken großer Männer über Ihn lesen und Ihn studierend, in dieser Begeisterung aufgehen«.

Wenn er betrübt und unzufrieden mit sich selbst war, geht er zur hl. Kommunion, in der er Trost findet: »Ich bin sehr unzufrieden und traurig. Ich weiß, dass es nicht so sein dürfte. Ich war heute sogar bei der hl. Kommunion. Diese wenige Augenblicke in der Kirche war ich ganz glücklich und mehr noch, als ich mich bis zu einer gewissen Grenze in dieses Mysterium hineinrücken konnte«.

Vor seinem Eintritt zum Militär empfängt er wieder das hl. Abendmahl und er schreibt darüber ins Tagebuch: »Ich war gestern bei der hl. Kommunion und bin so heiter und zufrieden, dass ich, wie es scheint, mich nie mehr betrüben werde, selbst wenn es mir schwer fallen sollte«.

Für die Beichte bereitete er sich sehr gewissenhaft vor. In seinem Tagebuch finden wir geradezu den Inhalt seiner Beichten.

In dieser Epoche erwähnt Hans zweimal ausdrücklich die hl. Beichte. Einmal, da er zusah wie andere Spiritismus treiben: »Schon dieses Spiritismus wegen, wünsche ich zu beichten.« Und das zweite Mal vor dem Eintritt zum Militär: »Ich möchte mich gerne für die Beichte gut vorbereiten. Vieleicht ist sie die letzte. Natürlich, ich bin nicht in einem solchen Milieu, in dem meine Fehler infolge des Kampfes sichtbar wären, aber ich ahne vieles davon«.

Ganz besonders gerne betete er zur hl. Maria:

»Vorgestern habe ich zur Gottesmutter so schön gebetet. Die Annäherung war groß. Natürlich, auch in dieser nächsten Nähe, war die Sehnsucht nach noch größerer Nähe. Und in diesem heißem Gebete war doch wieder eine Leere und eine glühende Sehnsucht nach Ihm«.

Außer der »Nachfolge Christi« las Hans die hl. Schrift, speziell die Epistel des hl. Paulus an die Thessalonicher. Als er zum Militär einrücken musste sucht er entsprechende Werke für das Studium der hl. Schrift.

Zum Namenstag 1915 haben ihm einige Freunde Bäckereien und Blumen geschenkt und einer dieser Freunde schenkte ihm ein Kruzifix mit welchem Ablässe verbunden waren. Dieses hat Hans eine besondere Freude bereitet. Er liebte auch schönen Kirchengesang und gute Predigten, aber die Leere des Inhalts trotz rhetorischen Auftretens auf der Kanzel lehnte er ab.

Das Primat des Verstandes und des Glaubens

Der Ernst und die Tiefe von Hans religiösem Leben und religiöser Auffassung werden wir am besten in der strengen Autoanalyse sehen, die er systematisch durchführte, sowie in der Entwicklung seiner Lebensanschauungen, die er gerne erörterte.

»10. III. 1915. Die Kerze brennt auf meinem Tische. Bald ist es Mitternacht. Ich höre noch die Musik, sehe den toten Werther und die Winterlandschaft. Es wäre interessant, den Eindruck Werthers auf mich, niederzuschreiben, und ihn analysieren, aber die Analyse meiner selbst scheint mir in diesem Augenblicke wichtiger. Es handelt sich um einige jener Aussprüche aus Rainer Maria Rilkes Werke über Rodin… Mache ich mir jene Gedanken zu eigenem, so heißt es meine Ideologie verwerfen und beginnen, mir eine neue aufzubauen. Diese Aussprüche erschüttern die Existenz der Moral… Aber auch in diesem Genuss werde ich keine Befriedigung finden. Dieser starke, dämonische Genuss hält uns und wir reißen uns und hören - Memento mori! Gedenke des Todes! Das, was sich so stark erhält, wird vergehen, nur ein Weg wird auch nachher bestehen bleiben, aber das was bleiben wird, hat von diesen dämonischen Augenblicken nichts genossen. Nicht-Genießen heißt kämpfen gegen die Natur, sie sogar verneinen. Ich empfinde fast, dass ein Leben nach dem Tode besteht und dass dieses Leben mit dem Dämonischen keine Verbindung hat (d.i. dass jenes Leben nach dem Tode ein ganz anderes ist, als jenes auf dieser Erde und wer dem Leibe nach ein dämonisches Leben des Genusses lebt, kann das ewige Leben nicht erlangen, wie er auch nicht ewiges Glück genießen kann)…Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir entsagen lernen. Rodins Statuen sind wunderschön, glänzend, flammendes Leben. Aber je größer und glänzender sie sind, umso größerer ist unser Stolz, wenn wir die Größe dieses vergänglichen Glanzes zurückdrängten. Von wegen jenes, für jetzt noch nicht fühlbaren Glanzes der ewigen Schönheit. Überhaupt kam ich zu dem Resultate, dass es mir schient als wäre der Kampf gegen die modernen Anschauungen (in mir) erledigt. Das Leben muss ein Opfer sein, mehr schönes nicht mehr zu schauen… Das Leben ist ein gar schwerer Kampf, welche Entsagung heißt und nicht das Schauen des Schönen. Dieses Kampfes wegen hat das Leben des Menschen einen höheren Inhalt ...«

Wie Hans diesen Kampf führte, werden wir bald sehen. Er war künstlerisch begabt, deshalb auch gefühlsvoll, und dennoch war der Verstand schon in dieser Zeit vorherrschend. Das bemerkt er selbst: »Es scheint mir, ich sei solcher tiefer Gefühle nicht fähig. In mir arbeitet leider Gottes vielmehr der Verstand, kritisches Schaffen (Analysieren) und die Erziehung. Und jenes, von dem ich einsehe, dass es alles ist, ist möglicherweise nicht dem Gefühl entsprungen, sondern der Verstand sagt mir, dass es gut sei und ich so arbeiten müsse. Überhaupt machen die Komplikationen in der menschlichen Natur, dieser Teufel, der sich auch in die tiefsten und edelsten Dinge einmischt, dass der Mensch auch das bezweifelt, was er sich mit großer Mühe aufgebaut hat«.

Hier spricht aus Hans teilweise noch der einseitige Künstler, aber gerade diese Macht des mit dem Glauben erleuchteten Verstandes hat ihn auf dem rechten Wege geleitet und später aus Hans einen Menschen eisernen Willens und klaren Blickes gemacht, welcher wusste wohin er geht und was er will.

So hat er alle seine Gefühle unbarmherzig und völlig aufrichtig analysiert, zeitweise ließ ihm anstrengende Arbeit doch Zeit zur tieferer Überlegung und öfter hatte er auch das Bedürfnis gefühlt, sich selbst zu beurteilen, seine Handlungen und Absichten. Als er sich für die Lateinprüfung vorbereitete, quälten ihn des öfteren hässliche Gedanken und Versuchungen, die er aber mutig beherrschte und vor der anstrengenden Arbeit suchte er Erholung in der angenehmen Gesellschaft seiner Gleichgesinnten, mit welchen er seine Lieblingsthema besprach. Zu Hause aber machte er sich Vorwürfe, dass er nicht lateinisch gelernt hat. In einer solchen Stimmung schreibt er:

»Das Leben ist schrecklich. Wäre am Grunde der Seele nicht die Hoffnung im Glauben und auf etwas Ewiges, wollte ich nicht mehr leben. Nein, ich bin kein Feigling, ich will alle Hindernisse bewältigen! Ich will arbeiten und trachten mir Zufriedenheit zu verdienen«. »Ich bin mir selbst zum Ekel. Des Nachts träume ich schrecklich, von dem ich tagsüber nicht einmal denken will. Oberflächlichkeit herrscht in meiner Seele. Das ewige Lateinlernen langweilt mich schon. Ich bin schon müde und wünschte mir Natur und Kunst. Der Abend ist so christlich, bereit zu jedem großen Gedanken, graut aber der Tag, verflüchtigt alles, der Mensch zeigt sich schwach und und kann nicht begreifen worüber er des Abends nachgedacht hat. Schon wünschte ich mir auch die hl. Kommunion. Ich muss anerkennen, dass ich das religiöse Leben vernachlässigte…« »An der Kultivierung meiner Seele habe ich in der letzten Zeit etwas intensiver gearbeitet. Ich lese »De imitatione Christi« und denke darüber nach. Ein großes Buch führwahr, voll Mystik, die auch ich nötig habe. Der Mensch sieht jeden Augenblick wie klein er ist und wie groß Er ist, der für uns gestorben ist, der uns Brot gibt, sich selbst, seine ganze Größe und ganzes Leben; man kann nicht aussprechen was man fühlt, wenn Er sich mit uns vereinigt, nein, es ist der Wunsch nach noch mehr und mehr, nach dem ganzen Christus, nach dem ewigen Licht, nach dem Gott-Schöpfer, nach welchem das Herz stark und eruptiv strebt. Und zu jeder Zeit und überall wagt es der Mensch das zu suchen, was er, wie hinter einem Vorhang befindlich, in der Seele ahnt, was zeitweise seinen Strahl auswirft und eine bestimmte Seite des Inneren mit übernatürlichem Glanze erleuchtet. Der Mensch möchte in seiner Größe ein Nicht-Leib sein und mit diesem Lichte verschmelzen«.

Wenn ihn solche Gedanken nicht erfüllen, ist er unzufrieden und denkt, dass sein Leben keine rechte Lebensaufgabe hat. Er bemerkt selbst, dass die Kunst immer mehr in den Hintergrund tritt und es tut ihm auch manchmal leid, denn er taxiert dieses als geistigen Rückschritt auf manchen Gebieten: »Vieles habe ich vergessen und ich fühle direkt, dass mir einmal die Literatur alles war und jetzt bin ich nur ein Dilettant. Ich muss mich wieder einleben… Wiederholt findet er, dass Verlaine ihm aus der Seele spricht und führte ganze Gedichte an, die er für den Ausdruck seiner Seelenstimmung hält. Aber der Prozess, welcher sich in seiner Seele auszuwirken begann und deren Resultate immer stärker bemerkbar werden, konnte er nicht verhindern:

»Ich möchte gerne demütig sein, sehr demütig! Alle angeborene Hoffart möchte ich vernichten und demütig nach der Wahrheit streben, nur allein um dieser Wahrheit willen, und ich wollte nie an Menschen denken, was sie geschaffen, was sie gelesen haben und in dieser Hinsicht modern sein. Ich suche eine tiefe, gründliche Bildung und nicht die Menge der gelesenen Bücher. Dennoch, ich bin unzufrieden und traurig. Ich weiß, dass es so nicht sein dürfte. Ich war heute bei der Kommunion; diese paar Augenblicke in der Kirche war ich ganz glücklich und mehr noch, wenn ich wenigstens teilweise in dieses Mysterium tauchen könnte. Aber bald nachher kam wieder das Gefühl der Unzufriedenheit. Vielleicht deshalb, weil ich irgendeinen wunderlichen Kampf aushalte, dessen ich mir selbst noch nicht bewusst bin. Von jener Begeisterung und jenem Selbstbewusstsein, wie sie in mir glühten, gehe ich langsam ab und nähere mich mit großer Anstrengung der christlichen Weltanschauung und sehe ein, dass ich in vielen unrecht habe, dass ich sogar noch keine gründlichen, philosophischen (ethischen) Prinzipien besitze«. Auf dieses letztere machte ihn einer seiner Kameraden aufmerksam, der heute Geistlicher in der Banjalukaner Diözese ist. Mit ihm besprach er vieles und öfter sah er schon im voraus, wie unrecht er und wie recht sein Freund hatte »denn denkt mit den Schlüssen, die die Ewigkeiten in tiefer Gehirnarbeit bearbeitet haben. Aber der Mensch will alles in das erhabene logische katholische System einfügen… Die Kirche ist darin absolut… denn der höheren Einsicht müssen sich die Zellen unterwerfen, diese verschiedenen Erläuterungen sind aber meinem Herzen noch nicht so klar (meinem Verstande sind sie es), als dass sie mich nicht noch ein wenig skeptisch sein ließen. Aber ich denke später mehr in diese Sache einzudringen… In der Praxis bin ich mit Leib und Seele Katholik… aber im Herzen, nicht im Verstande, zweifle ich unabsichtlich, denn die Menschen haben ja soviele der verschiedenen Gedanken angeführt, wie Nietzsche, Arzibaschew, auch wenn ich weiß, dass Christus die Wahrheit ist. Aber wie Krajnčević fühle ich, als ob die ganze Menschheit in dem kleinen Gehirn seinen Sitz hätte. Ich bedauere die Menschen, die von ihren Prinzipien überzeugt sind, aber ich komme mir doch wieder kindisch vor, wenn auch ich im Gespräche irgendein inneres Faktum anführe, als ob ich ohne allen Zweifel unerschütterlich wäre, wie ein Halbgott überzeugt von dessen Stärke und als ob ich alles übrige mit einem Worte umstürzen und vernichten könnte. Am besten ist es zu schweigen, denn der Mensch könnte jene Seelen skandalisieren, welche einen festen Glauben besitzen. Gott sei mit ihnen. Was selbst kenne ich noch immer nicht. Ich weiß, dass ich mit irgendeiner philosophischen Spekulation zu unmoralischen Schlüssen und Theorien fürs Leben gelangen könnte; aber ich selbst konnte nie unmoralisch werden, mehr noch, ich würde unmoralische Menschen verachten und vor ihnen Ekel empfinden«.

»Vor meiner Einrückung will ich noch manches aufschreiben, denn nun schließe ich wieder mein Tagebuch ab, mit dem ich mein Inneres erziehen möchte, um aus meiner Seele ein Meisterwerk zu schaffen. Ich fühle, wie weit ich noch vom Ziele bin, dass ich noch ein rechtes Kind sei, welches nicht weiß, was das Leben ist. Dieses Geheimnis eines unbestimmbaren Kampfes, eines Kampfes, der sein Brot sucht und der, sobald er es erreicht, noch schrecklicher tobt, denn der überlegende Mensch kommt zum Zusammenstoß mit den Vorurteilen der Ewigkeit, mit den Unstimmigkeiten in seiner Natur und mit dem bösen Geist, der über alles heilige ironisch lacht, der alle Poesie verwirft und jedes Gefühl und alles zerstört. Ich war gestern bei der Kommunion und bin so heiter und zufrieden, dass ich, wie es scheint, nie mehr betrübt sein werde und wenn es mir auch schwer fallen sollte. Die Trauer vergiftet das Herz, zieht hinein den Geist der Verzweiflung, so dass der Mensch sich immer die Frage vorlegt, wozu ich lebe und warum bin ich empfangen. Diese schädlichen Gedanken müssen aus dem Kopfe, der Mensch muss seine Schwäche einsehen, die ihm sagt, dass nicht alles in seinem Kopf gehört. Die Aufgabe des Lebens ist, nicht zu verzweifeln, sondern Übereinstimmung in allen zu suchen und sich freuen an der Erhabenheit der Einrichtungen. Als Axiom muss gelten: Alles ist am besten. Und sollte uns ein Unglück heimsuchen, ein Elend, dann sollen wir an dieses denken und sollten wir auch nicht verstehen das »Warum«! Der Mensch ist hier nur ein Wanderer, seine wahre Bestimmung ist nicht hier auf dieser Erde, sondern er ist zu etwas höheren erwählt. Wahrlich, wenn sich der Mensch in die Einsamkeit zurückzieht, in die Dunkelheit, scheint ihm alles, die ganze ideale Welt, alle Freunde und Kameraden, wie die zauberische Natur ein Traum. Dann fühlt der Mensch, dass sie unreal ist und dass der Sinn das recht reale ist, dass die geistige Welt, die Welt der Macht und des Gebetes, realer ist als alles was sichtbar besteht. Nur nach diesem Leben, nach diesem Realen sollen wir streben. Ja, noch bin ich schwach, genieße in der Eucharistie und in diesem geistigen Leben, aber ich sehe, dass es dies nichts ist, dass man noch tiefer und tiefer in diese große Welt eindringen muss. Jetzt verstehe ich erst wirklich den großen Papst Pius X., als er den Wunsch ausdrückte nach öfterer, sogar täglicher hl. Kommunion. Damit kann man tiefer in diese Welt eindringen, sich dem Herrn nähern und mit ihm Zwiesprache pflegen. Ich weiß auch, dass ich noch viele Erschütterungen erleben werde. Vielleicht werde ich noch schwere Leiden mitmachen, aber ich vertraue wieder, dass ich auf dem richtigen Wege bleiben werde. Damit schließe ich mein Tagebuch…«

Die intellektuelle Krise des Glaubens ist demnach mit einem klaren und entschiedenen Kredo abgeschlossen. Der Glaube blieb Sieger. Dieses offenbart sich in vielen Einzelheiten, über die gerne nachdachte und die er gerne erörterte.

Er sagte selbst, dass er über das »Leben Betrachtungen anstelle und sich immer über die Ursache von allen frägt, was ihn bewegt«. »Es gibt keinen Tag, ich kann richtig sagen keine Stunde, in denen mich nicht die Fragen über das Wesen des Lebens, der Welt und ähnliches bedrängen. Mein Glaube fest, wenigstens theoretisch, besser gesagt so beständig, aber ich wundere mich dennoch über alles… Und immer wieder frage ich mich was real sei. Der Verstand weiß es, aber das Herz ist überrascht. Und dann fliegt das Herz oftmals in mystische Sphäre, fühlt einen zauberischen Wert, welcher desto größer ist, je näher er sich dem Ursprung befindet, besser gesagt, der Ahnung des Ursprungs… Das Leben ist ein Geheimnis. Zu alle dem kommt dann noch diese Hoffart? des Teufels Aufgeblasenheit in der menschlichen Natur. Ich möchte mir selbst meine Sünden bekennen, wenn mich aber andere daran erinnern, ärgere ich mich, statt ihnen dankbar zu sein. Dann sind es meine Werbungen nach religiöser Reformierung der Welt, die mich hoffärtig machen. Der Mensch kann stolz sein, weil er weiß, was Wahrheit ist, aber dabei denkt man immer an den Triumph, wie man recht haben werde, statt dass sich klein mache und anerkenne, dass nichts mein Verdienst ist, sondern dass man sich der Wahrheit unterordne, die gesiegt hat. Es ist notwendig, öfter sich zu ermutigen, dann erst wird der Mensch auf seinem Platze sein. Die Meinung der Menschen wäre in bestimmten Fällen zu verachten«.

Die pantheistischen Gedanken, die ihn in der Natur bedrängen, betrachtet er wie einen Schleier, der auf das Herz fällt, und nach dessen Beseitigung jeder Mensch fühlen wird den Sinn einer Gottheit. »Heute fühle ich direkt, dass meine Seele besteht. Ich wundere mich, dass mein «Ich« jenes ist, wie es mir scheint, das in dem Leib eingeschlossen ist, und nach welchem mich die Welt kennt. Hätte ich was immer für einen Leib und Angesicht, ich bliebe immer der Gleiche. Betreffend die Menschen dürfte ich deshalb überhaupt einmals das Äußere schauen, sondern ich müsste immer in die Seele zu dringen versuchen…« Als einige seiner Bekannten in Banjaluka »Geister herbeiriefen«, sprach er mit ihnen und anderen viel über Spiritismus. Einmal war er selbst dabei anwesend; er sah wie sich Teller und Tisch bewegten und so auf gestellte Fragen Antwort geben. Er gab acht, ob niemand betrüge, konnte aber nichts entdecken. Alle diese Erscheinungen führt er auf irgendwelche uns unbekannte Naturkräfte zurück, aber er meint, dass auch des Teufels Tätigkeit in der Welt von Bedeutung ist. Den Antichrist stellt er sich bei dieser Gelegenheit als einen genialen Menschen vor, der die Naturkräfte gut kennen wird und diese, vereint mit den bösen Kräften benützen wird, und noch wunderbarere Dinge aufführen wird, als Christus selbst. Auch die Welt wird sich zu ihm bekehren. Der Monismus wird blühen, denn der Antichrist wird ein materialistischer Monist sein. Mit einem Geistlichen sprach er über den Satanismus und die Macht des Teufels, der wie nur mit dem Gedanken an den Heiland ausweichen können. Hinsichtlich des Spiritismus beschließt er sofort: »Bis ich nicht von Seiten der Kirche die Erlaubnis erhalte, will ich mich nicht tiefer einlassen, denn die Autorität muss anerkannt werden…« Trotzdem hat er noch einzelne trübe Ideen, wie z. B. jene, dass er unter dem Einfluss der Predigt eines protestantischen Pastors bedauert, dass »Luther die Reformation der Kirche von Jenen heraus nicht durchgeführt hatte« oder dass er geneigt wäre Kants »eingeborene Ideen« anzunehmen.

In der Militärakademie hatte Hans viel zu leiden gehabt, denn er sprach es offen aus, dass er gegen den Krieg sei. Einige Monate danach hörte er in Wien den Vortrag eines lutherischen Professors über Christentum und Krieg. Der Vortrag war gegen die Befreiungskriege gerichtet. Hans bemerkt dazu, dass man dem Krieg, wie er in Wahrheit geführt wurde, hätte ausweichen können. Als er erfuhr, dass er sich zur Rekrutierung stellen müsse, drückt er den Wunsch nach den Frieden aus, denn er war nicht überzeugt, dass man den Krieg aus der ethischen Wahrheit führt: »Der Mensch könnte sein Blut opfern, nur wenn er von der Idee tief überzeugt wäre…« Die Unzukömmlichkeiten am Kriegsschauplatze schreibt er dem »System der Protektion und Unmoral« zu, namentlich unter den höheren Offizieren. Als sich Italien in den Krieg einmischte, tut ihn dieses weh, denn es handelte sich um das kroatische Land. Als er von einer patriotischen Manifestation in Wien heimkehrte schreibt er, wie er sich »in diese Freude nicht einleben konnte. Wir Menschen aus Süden haben in Österreich nicht soviel Vertrauen«. Einen Tag vorher bedauert er, dass in diese schicksalsschwerer Zeit der kroatische Landtag nicht scharf reagierte auf die mechanische Verlängerung des finanziellen Ausgleichs, weil man mit diesem Vorgehen »den Kroaten, derer soviele sterben und darben, als Lohn einen neuen Absolutismus gebe«. Aber die Wiedergeburt der Nation und ihre wirkliche Befreiung erwartet er nicht von anderen, sondern von der geistigen Wiedergeburt jedes Einzelnen.

Hans meint, »die Hauptcharakteristik der modernen Lyrik sei - der Pessimismus, als wahrer Ausdruck dieser Zeit des Materialismus und der Irreligiosität«. Er liebt diese Menschen, denn ihre zerrissene Seele ist voller Poesie, aber er selbst teilt ihren Pessimismus keinesfalls. Er ist ein Optimist, ein Romantiker: »Wir Romantiker sind und werden glücklich sein, so lange wir an Gott glauben«. »Wir müssen immer heiter sein, und die Heiterkeit allein, schafft Begeisterung und diese, große Werke«. »Gestern war ich bei der hl. Kommunion und bin so heiter und zufrieden, dass es mir scheint, dass ich nie wieder betrübt sein werde und sollte es mir auch schwer sein… Die Aufgabe des Lebens ist, nicht zu verzweifeln, sondern Übereinstimmung zu suchen und sich freuen über die Erhabenheit der Welteinrichtung… Hans Optimismus basiert auf seinem tiefen Glauben auf Gott und die Eucharistie.

Reinheit und Entsagung

In Wien bewegte sich Hans hauptsächlich in Gesellschaft von Männern. Bei den Verwandten und Bekannten, sowie auch im Elternhause in Banjaluka war er öfter in Gesellschaft junger Mädchen. Manchmal scheint es ihm, als wäre er in irgendeines der Mädchen verliebt, manchmal auch machen sich Kämpfe gegen die Sinnlichkeit bemerkbar, das war aber nur zeitweise und niemand hatte diese Kämpfe und den Sieg darüber bemerkt. Auch mit den Mädchen erörterte er die schwersten Probleme des Lebens, wobei er immer sehr bescheiden blieb, wenn er sich auch manchmal tadelte, dass er nicht genug ernst blieb. Der Raum gestattet es nicht und es ist auch nicht der Zweck dieses Buches hier seine sehr interessanten Beobachtungen über die weibliche Seele aufzuzeichnen. Von einer sagt er: »das Kloster hat auf ihr geistiges Leben wohltuenden Einfluss ausgeübt, sie ist eine gut Christin, doch weiß ich nicht, ob nicht nach dem Verlassen des Klosters alles wieder verflüchtigen wird. Sie hat keine altruistische Erziehung. Leicht ist es ihr im Kloster von christlicher Überzeugung zu sprechen, wenn sie aber in die Welt tritt und auf Hindernisse stößt, wird sie unterliegen. Blutige Kämpfe sind notwendig um nicht in der gewöhnlichen Welt zu untersinken«. So hatte Hans die Aufmerksamkeit stets auf den Charakter und die Geistigkeit aller jener gelenkt, mit welchen er im Verkehr trat, also auch der weiblichen Welt, mit welcher er verkehrte. Aber sehr gewissenhaft gab er darauf Acht, wie er sich selbst benahm und wie sie, und worüber gesprochen wird. Er spielte Tennis, promenierte mit Mädchen und besuchte sie. Wie und in welcher Verfassung er das tat, werden uns am besten die nachschlagenden Auszüge aus seinem Tagebuch illustrieren:

»Unser Leben muss ein Opfer sein, dass es auch etwas schöneres nicht mehr schaut. Ich muss mich daher verurteilen, dass ich in der Oper eine schöne dekolletierte Dame betrachtete. Tatsächlich hat die weibliche Schönheit in sich etwas, was bezaubert und anzieht; und wegen dieser vergänglichen Augenblicke des Betrachtens müssen wir immer die Augen schließen und nur auf den ewigen Inhalt schauen. Das Leben ist ein harter Kampf, welcher Enthaltung fordert und ein Nicht-Schauen des Schönen. Dieses Kampfes wegen hat das Menschenleben aber auch einen höheren Gehalt. Kämpfen gegen den Trieb zu einem schönen Weibe, sich zu beherrschen und sich zur Höhe des Menschen emporzuschwingen, dass er den Trieb nicht mehr fühlt, sondern das Weib betrachtet, wie einen Mann, als seinesgleichen, heißt den größten Sieg erringen. Viele Menschen gingen zugrunde, weil sie die dämonische Schönheit des Weibes bezwang. Vielleicht beinahe auch mich. Aber von jetzt an sage ich: die Augen schließen und nicht jenes Prinzip der Schönheit suchen, welches besteht um den Kampf herauszufordern und diesem ist der Lohn die Ewigkeit gewiss. Diesen großen Entschluss hat er auch entschieden durchgeführt und hart gegen Versuchungen angekämpft, die ihn zeitweise überfielen: »Gestern marterte mich den ganzen Tag eine schreckliche Leidenschaft. Ich kämpfe gegen sie. Sie beschmutzt meine Ideale und zieht in den Kot meine moralische und seelische Reinheit, sie blamiert mich sozusagen. Am Abend bin ich immer voll glimender Gedanken, voll edler Absichten, ich empfinde überirdisches und dass es bestraft. Doch kaum graut der Morgen so sind die schönen Entschlüsse vergessen, denn die gesamte Umgebung, alles Sichtbare zieht die Aufmerksamkeit auf sich …«.

Wie viel Selbsterkenntnis, wie viel Kraft und Vertrauen enthalten diese Memoiren in Hans Tagebuch! Aber er bleibt nicht auf halben Wege stehen. Er kämpft heldenhaft, beherrscht sich und bleibt Sieger auch in dieser schwersten Krise eines jungen Mannes:

»Vielleicht bin ich mit der Natur für immer ausgesöhnt; das weibliche Element hat in meinem Leben seine Rolle zu Ende gespielt, wie es auch sein muss. Mit dem Weiblichen habe ich nichts mehr zu tun. Verlieben werde ich mich nicht, denn es könnte in Sinnlichkeit ausarten. Die übrigen Weiber sollen in meinem Leben nurmehr die Rolle eines männlichen, besonders eines feinen männlichen Freundes spielen. Aber es ist entsetzlich, wenn ich bedenke, dass ich mich immer in Gesellschaft voll Sinnlichkeit werde bewegen müssen. An einem dieser Tage habe ich der hl. Jungfrau Keuschheit bis zur Verheiratung gelobt. Vielleicht wird sie auf bis zum Tode dauern«.

Doch auch nach diesem Gelübde, das er gewissenhaft einhielt, ist es nicht ganz ohne Kampf abgegangen. Hans zeichnet diese Kämpfe regelmäßig auf und analysiert sie:

»Ich weiß es gut, dass die Liebe ein Naturgesetz ist, stark verbunden mit seiner Sinnlichkeit und trotzdem weiche ich der weiblichen Gesellschaft nicht aus, sondern ich suche sie auch. Oh unglückliche Natur! Ich spotte meiner selbst, wenn ich bedenke, dass ich mich verlieben könnte und es ist eine Schwäche, weibliche Gesellschaft zu suchen. Was ist denn aber die Natur? Es ist dies notwendig zur Erhaltung des Geschlechts. Beinahe hätte ich »leider« gesagt, wenn ich bedenke, dass ich ein Tier bin. Aber dennoch, herrscht überall in der Natur ein großer Sinn. Dann muss auch dieses gut sein. Aber die Furcht bleibt, dass der Mensch in eine seelische Oberflächlichkeit verfällt, in Sinnlichkeit und dann ist auch die Schwachheit schrecklich das Weib zu suchen. Ich will trachten, soviel ich kann, mich diesem Triebe der Liebe, zu entziehen. Denn ich würde sonst auch mir selber untreu werden. Ich dachte, das Weibliche hätte in meinem Leben seine Rolle ausgespielt, ich dachte, dieses Ewige in mir werde sich herauskristallisieren; ich will kein neues, lebendes weibliches Ideal mehr suchen: vor mir soll immer das Bild des Sixtinischen Madonna stehen«.

»Das Leben ist etwas wunderliches. Da strebe ich irgendwie nach Liebe und doch weiß ich, dass ich die Verdorbene am meisten lieb gehabt habe und dass ich überhaupt nie mehr so aufrichtig, kindlich werde lieben können. Überall beherrscht mich jene große Angst, dass ich sinnlich werden könnte. Unwillkürlich fühlt der Mensch immer seine Schwäche, spricht er von was immer erhabenen mit einem Mädchen, unbemerkt schleicht die Sinnlichkeit heran. Es ist dies schrecklich. Nicht einmal vor ein Mädchen treten dürfte man aus Angst, dass sich nicht unabsichtlich eine kleine Spur dieser Lieblichkeit bemerkbar machen würde. Und das heißt sowohl sie als sich selbst erniedrigen. Wann wird doch der Mensch so stark sein, dass er naiv und aufrichtig werde sein gleich einem Kinde?« Hans bemerkt in seinem Inneren »sorgend eine wunderliche Sehnsucht. Es wird sich die Liebe nicht einmal entwickeln können, denn gerade vor diesem Leiblichen scheue ich zurück: die Liebe, ergo, muss sterben«.

Wie man sieht, hier hat Hans selbst die richtige psychologische Ursache ausgesprochen, warum er immer rein blieb und war und warum »sich viele der weiblichen Welt ärgerten, wenn er ihnen allen gegenüber immer heiter und liebenswürdig blieb und sie doch wieder mit kaltem Herzen abserviert«. Er hat damals noch nicht geahnt wie er absichtslos und unwissentlich gerade mit seiner Geistigkeit und Reinheit, der jede Sinnlichkeit fremd war, später auf andere einwirken werde. Aber er fühlte selbst, dass auf ihn auch der »intelligenteste Mensch niemal so einen solchen Eindruck ausüben könnte, wie einer, der rein ist. Und gerade dieses Faktum bestätigt mir die Wahrheit der christlichen moralischen Grundsätze. Reinheit, ewige Reinheit sei die Lösung«. In dieser Stimmung rückt Hans zum Militär ein und beschließt den ersten großen Abschnitt seines Lebens, seine Jugend.

Sparsamkeit und Freigebigkeit

Es war Kriegszeit und die Mutter schickte ihm daher öfter Pakete mit Lebensmitteln, die er aber größtenteils anderen austeilte. Geld hatte er nicht viel zur Verfügung. Ende April 1915 schreibt er: »Ich habe den Wohnungszins erlegt. Viel Geld ist mir nicht geblieben für diesen Monat«. Ende Mai betrug sein Vermögen 20 Heller und eine Marke für die Mensa; hierzu bemerkt er: »Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus!« Außer für Wohnung und Verpflegung sowie für andere nötige Ausgaben, verbrauchte er sein Geld meistens für Bücher, Künstlerkarten und für Theater. Kaum kam er nach Wien trachtete er sich »über die billigsten Theaterplätze zu orientieren« und er hofft auch, in die Universitätsbibliothek Bücher zu finden, aus welchen er sich für die Vorstellungen werde vorbereiten können. Kaffeehäuser besuchte er selten, dies gewöhnlich nur mit Freunden aus der »Hrvatska« nach ihren Zusammenkünften. Das Kaffeehausleben gefiel ihm nicht, und selbst die seltenen Besuche nennt er Müßiggängerei und es tut ihm leid dort Geld auszugeben, weil er dadurch nicht im Stande sei sich jene Werke anzuschaffen, die er gerne lesen möchte, dennoch machte er gerne anderen Freude, wo er es nur konnte:

»Heute Abend war ich im Prater mit dem K… und später schloss ich mich einem bosnischen Soldaten an (Muhamed Šišić aus Sarajevo). Ich führte ihn auf die Berg und Thalbahn, dann aufs Riesenrad. Als er oben war, sagte er, dass er es lieber hätte als einen Tausender, wenn seine Mutter, Schwester und Großvater hier wären, um dies alles zu sehen… Er sagte, dass er mich zu Hause erwarten würde und er werde ein Schaf schlachten und mich acht Tage nicht fortlassen und dass seine Mutter mich umarmen würde… Ein einfacher Wunsch, kann nicht schreiben und doch in Besitze eines so guten Herzens. Er kostete mich 2.40 Krone, aber es tut mir nicht leid, denn wer weiß, ob er nicht bald dem Kriege zum Opfer fallen wird…« Während er sich niemals weigerte von seinen bescheidenen Mitteln anderen Freude zu bereiten, sehen wir anderseits wie er an sich selber spart: »Das Gelöbnis, gegeben dem hl. Antonius habe ich nicht genau eingehalten. Mit wem treibe ich Scherz? Die Sache ist die. Von zu Hause erhielt ich Bäckereien und ich esse davon, um nicht Brot kaufen zu müssen. Sonst esse ich sie nicht. Ich glaube nicht falsch gehandelt zu haben, denn das Gelöbnis ethält, bestrebt zu sein so wenig als möglich zu essen. Gib, lieber Gott, dass ich nicht gesündigt habe!«

Die Eltern

»Die Mutter hat mir Brot geschickt. Sie glaubt ich sei hungrig. Oh, du gute Mutter! Ich denke so selten an sie und sie vergisst mich niemals!« Es tut ihm sehr leid als er hörte, dass die Mutter krank sei. Seit damals begann seine Mutter zu kränkeln und er fürchtet ernstlich für sie. Er weiß gut, wie viel die Mutter auf die Schönheit seines äußeren Menschen hielt. Er hatte immer ein schönes blondes Haar, aber er ließ es zur Gänze abscheren: »Es ist dies ein großes Ereignis in meinem Leben. Gut, dass die Mutter davon nicht weiß«. Die Mutter hatte immer getrachtet, seinem Leben eine reale Richtung zu geben und Hans hiewieder ging systematisch danach sie zur Höhe seiner Ideale emporzuziehen.

Gegen Ende des Sommersemesters freut er sich besonders auf den Besuch seines Vaters in Wien. Als ihm einige Tage vorher die Eltern zum Namenstag gratulierten, schreibt er:

»Die beiden Eltern gratulierten mir zum Namenstag. Der Allmächtige möge sie segnen. Wenn ich in das Höchste, in das Gute und in meine ganze Ideologie, Zweifel setze, die Liebe und Zuneigung zu den Eltern ist in mir unerschütterlich, diese empfinde ich besonders lebhaft in mir und sie bezeugt mir, und dass die Liebe, die Seele, Gott, keine Utopien sind, dass dies alles besteht, dass der Mensch wahrhaft eine Idee ist, die ihrem Ursprung zustrebt«. Als er im Latein schwache Fortschritte machte, fürchtet er, dass dieses den Eltern sehr leid tun würde, wenn sie es erfuhren.

Vor dem Militär fühlt er sich zu Hause sehr wohl:

»Beinahe nie war soviel Zufriedenheit, soviel Harmonie und Freude (zu Hause) wie gegenwärtig. Die Mutter lacht immer und streichelt mich. Der Vater liest ernst, wobei er aber immer irgendeine liebe Bemerkung macht. Materiell geht es auch glänzend. Ich kann sagen, ein nahezu ideales Bild des Familienlebens. Aber ich fürchte, dass es nicht lange dauern wird … Freilich ist es mir hier (in Banjaluka) langweilig. Ich bin ja keine Maschine. Ich musiziere und lese, aber ein Ziel vor mir habe ich nicht…«

Arbeit und Erholung

»Mein Leben ist wunderlich. Ich arbeite und arbeite nicht, wie man es nimmt. Ich habe mehr zu vollenden mir vorgenommen, aber ich führte es nicht durch. Bei bestem Willen könnte ich es nicht vollbringen; jetzt heißt es dahin, dorthin, interessiere doch für dieses oder jenes – wir sind Menschen und zu sehr an die Umgebung gebunden«.

Vor seinem Abgang zum Militär verabschiedete er sich von seinen Freunden und Bekannten in Banjaluka in Freude und lachend. »Gott, Gesundheit gib mir, dann wird alles gehen! Nur ein paar gute Werke fürs Studium der hl. Schrift brauchte ich!«

»Mit dem hl. Thomas von Kempen bin ich noch im Widerspruch. Er sagt überall: »turbam declinare« und »de solitudine«… Er fordert geradezu die Welt zu meiden. Ich liebe die Stille und Ruhe sehr, kann überlegen, kann denken an das Mysterium der Eucharistie, in unbewegliche Verwunderung versinken und lange beten. Aber das ist alles Anstrengung, seelische Arbeit und der Mensch braucht auch Erholung. Diese findet er in Gesellschaft, wenn es ihm nicht angenehm ist sie in der Natur zu suchen«.

Auf diese Weise hatte Hans die Art und den Zweck seiner Erholung bezeichnet. Er ging entweder in Gottes freie Natur oder in die Gesellschaft seiner Bekannten. In Wien luden ihn bekannten Banjalukaner Familie ein mit ihnen den Sonntag oder den Abend zu verbringen. Gewöhnlich verbrachte er die Sonntagnachmittage mit den Freunden der »Hrvatska«, besuchend die schöne Umgebung Wiens, wobei sie die Fragen der Kunst erörterten, über Gott, die Seele, den Zweifel und inneren Kämpfen sprachen. Die Kameraden hatten ihn lieb und vertrauten sich ihm an, achteten ihn und nahmen ihm deshalb nicht übel, wenn er »die Schwäche das Kaffeehausbesuches und ähnliches rügte«. Er war mit allen gut aber lieber verkehrte er doch mit tieferen Naturen. Wann immer er vermochte, tat er ihnen Gefälligkeiten und korrespondiert mit ihnen. Besonders tat es ihm leid um den Ante, der auf dem Schlachtfelde fiel und er träumt von ihm. »Eckert ist gestorben. Man spricht auch, dass der alte Spreizer ums Leben kam. Alle wertvollen Menschen starben…« Er erinnert sich auch an Roman Tieck: »Schade, sehr schade um ihn. Er war der erste kroatische Dichter in faustischem Geiste. Er drang in die tieferen Probleme des Lebens ein und suchte Trost für sein Unbefriedigtsein. Ich werde ihn noch studieren«.

Gefühlvoll begleitet er die Leiden, Kämpfe und Krisen seiner Freunde, denkt auch und erörtert das nationale Leben, die nationale Moral und Unmoral. Interessant sind seine Betrachtungen des Tanzens und der Vergleich mit unserem nationalen Kolo und anderen Tänzen. Über das Verhalten der Kirche zum Tanze sagt er, dass die Kirche den Tanz nicht verurteilt als Ausdruck des Gefühls, als Kunst, sondern nur die Auswurfe des Tanzes, seine unmoralischen Bewegungen. Besonders liebt Hans den Volksgesang.

Bei Hans macht sich jetzt schon soziale Barmherzigkeit und der Geist karitativen Apostolates bemerkbar, wenn auch letzterer noch nicht, wie es je auch verständlich ist, mit jener Präzision geschärft ist, welche ihn später so sehr schmückte.

»Dem sozialen Arbeiter ist es geradezu eine Pflicht in alle Klassen, in gute und böse, einzudringen, und das Leben zu studieren. Aufrichtig gesprochen ist es mir lieb, wenn ich mit irgendeinem Freunde den begehrlichen Blicken unreifer Mädchen ausweichen kann und wenn ich nicht jene Damen sehen muss… Wer ihnen nicht ausweicht und wem es lieb ist, dieses Kokettieren zu sehen, der muss verunglücken. Um wie viel schöner ist es in der Einsamkeit, sich in das Dunkel eines Kirchlein zurückzuziehen und beim Flackern des ewigen Glanzes der letzten Sonnenstrahlen still den Rosenkranz beten und bewundern, ewig, ewig bewundern die Eucharistie, den Glanz, die Größe, die unermessliche Liebe… Und doch muss man dies alles mit ansehen, muss in die ekelhaftesten Häuser sich verkriechen und diese elenden Leute studieren, denen Hilfe notwendiger ist, als allen materiellen Armen. Wie ihnen der Mensch helfen könnte, ist eine schwere Frage. Durch Selbsterziehung, vielleicht? Ich habe nämlich bemerkt, dass sich irgendwelche geheime Fäden spinnen, welche je nach der moralischen Kraft des Betreffenden auf die Umgebung wirken, wenn der Mensch auch schweigt. Ein klassisches Beispiel ist der hl. Franziskus. Seine Hände verbarg er in die Ärmel und demütig einhergehend, ohne ein einziges Wort, erzählte er, das ist das Erste. Alles Übrige kommt erst in zweiter Linie«.

 Wir wundern uns über die Reife dieser Gedanken. Aber mehr noch müssen wir uns über den starken Willen wundern, welcher durch Selbsterziehung erreicht hat, dass Hans hier geradezu sich selbst geoffenbart hat, wie er im heiligen Apostolat die letzten Jahre seines jungen Lebens verlebt und gewirkt hat. Hans apolitischer Geist offenbart sich in seinem Bestreben in Banjaluka irgendeine Kongregation für Erwachsene ins Leben zu rufen, was sehr schwer war.


10. VI. 1915.

30. VI. 1915.

1. VII. 1915.

3. VII. 1915.

25. X. 1915.

3. VII. 1915.

24. XI. 1915.

18. I. 1915

28. I. 1915.

30. IV. 1915.

22. IV. 1915.

27. IV. 1915.

30. IV. 1915.

26. IV. 1915.

8. IV. 1915.

18. III. 1915.

20. IV. 1915.

4. und 26. IV. 1915.

10. VI. 1915.

12. XI. 1915.

29. XI. 1915.

18. XII. 1915.

4. I. 1916.

2. XII. 1915.

12. I. 1916.

25. II. 1916.

15. I. 1916.

25. I. 1916.

5. II. 1916.

10. und 13. II. 1916.

9. und 18. II. 1916.

13. XI. 1915.

14. III. und 21. V. 1915.

23. III. 1915.

18. XI. 1915.

14. III. 1915.

29. IV. 1915.

4. V. 1915.

8. III. 1915.

10. IV. 1915.

9. VI. 1915.

10. IV. 1915.

23. III. 1915.

28. VI. 1915.

10. III. 1915.

23. VI. 1915.

11. und 12. XII. 1915

29. I. 1915.

8. III. und 29. V. 1915.

18. I. 1915.

17. II. 1915.

12. III. 1915.

9. VI. 1915.

18. II. 1915.

24. IV. 1915.

18. VI. 1915.

24. II. 1915.

10. VI. 1915.

15. XI. 1915.

18. XI. 1915.

2. XII. 1915.

15. II. 1915.

18. II. 1915.

4. und 17. IV. 1915.

27. I. 1915.

4. IV. 1915.

18. IV. 1915.

26. IV. 1915.

23. V. 1915.

23. VI. 1915.

3. VIII. 1915.

20. VIII. 1915.

24. IX. 1915.

11. XII. 1915.

4. I. 1916.

28. I. 1916.

30. I. 1916.

24. II. 1916.

10. VI. 1915.

9. und 22. V. 1915.

28. I., 18. II., 24. IV. 1915.

9. II. 1915.

18. VI. 1915.

28. X. 1915.

22. I. 1915.

17. III. 1915.

7. X. 1915.

26. V. 1915.

28. I. 1915.

10. III. 1915.

17. V. 1915.

28. VI. 1915.

1. X. 1915.

2. XII. 1915.

24. II. 1915.

25. X. 1915.

27. XII. 1915.

27. I. 1915.

21. IX. 1915.

23. I. 1916.

28. II. 1916.

18. VIII. 1915.

24. II. 1916.

25. VIII. 1915.

23. VI. 1915. und 25. I. 1916.

28. II. 1916.

24. VI. 1915.

25. X. 1915.

25. IV. 1915.

31. I. 1915.

7. VI. 1915

14. VI. 1915.

22. VII. 1915.

21. IX. 1915.

24. II. 1915., »Nicht - Leib« - das ist ein konkretes Ausdruck des Realschülers für dasjenige, was wir »vergeistigt, vergöttlicht« unseres ganzen Wesens nennen könnten.

29. XI. 1915.

18. XII. 1915.

15. XII. 1915. und 9. I. 1916.

23. I. 1916.

28. II. 1916

12. VI. 1915.

14. I. 1916.

11. XII. 1915.

4. III. 1915.

18. VIII. 1915.

27.XII.

18. VIII. 1915.

25. VIII. 1915.

9. II. 1915.

10. IX. 1915.

4. IV. 1915.

20. und 22. V. 1915.

23. VI. 1915.

17. IV. 1915.

26. II. 1915.

30. IV. 1915.

9. V. 1915.

28. II. 1915.

7. VI. 1915.

10. III. 1915. dieses »vieleicht beinahe auch mich« bezieht sich auf die anziehende Seite der Verführung, welche täuscht und keinesfalls auf eine Sünde, wie man aus dem ganzen Kontext ersieht und aus der Stelle, die folgt.

25. V. 1915.

12. XII. 1915.

7. I. 1915. Am Anfange dieses Abschnittes spricht Ivan nicht – wie es klar aus dem Kontext hervorgeht – von der Sünde, sondern von der natürlichen Neigung zur Sünde und von den spontanen Bestrebungen, welche in der Moral »actus primo – primi« genannt werden.

9. I. 1916.

19. I. 1916.

28. II. 1916.

28. II. 1916.

30. IV. 1915.

27. V. 1915.

24. XI. 1915.

18. I. 1915.

22. V. 1915.

17. IV. 1915.

24. XI. 1915.

12. VI. 1915.

8. IV. 1915.

23. III. 1915.

25. IV. 1915.

9. VI. 1915.

1. VII. 1915.

23. VI. 1915.

30. VI. 1915.

14. I. 1916.

31. XII. 1915.

28. II. 1916.

24. II. 1916.

23. V. 1915.

23. V. 1915.

14. III. 1915.

28. X. 1915.

16. III. 1915.

12. III. 1915.

15. IV. 1915.

24. II. 1916.

7. X. 1915.