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A B I T U R I E N T

Schule, Professoren und Mitschüler

Im Tagebuch, das Hans als Abiturient geführt hat, finden wir klar, Strich für Strich gezeichnet, ein ausgeprägtes Bild seiner damaligen Gedanken, Bestrebungen, seines Temperaments und Charakters in jener Zeit.

Als Schüler war er gewissenhaft und lernte gut. In den höheren Klassen liebte er besonders Französisch, Deutsch und Kroatisch, offenbar der Literatur wegen. Kroatisch und Deutsch trug Professor Maraković vor. Französisch Dr. Skok. Schon damals beobachtet man das besondere Bestreben, die französische Sprache vollkommen zu erlernen. Zu diesem Zwecke liest Hans französische Bücher, übersetzt diese und lernt Vokabel mehr als er für die Schule braucht.

Vor der Reifeprüfung am 8.VII.1914 schreibt er: «Nach dem Abitur werde ich ans Meer gehen. Wohin – weiß ich noch nicht. Am liebsten würde ich dorthin gehen, wo nur französisch gesprochen wird.» Und am nächsten Tage 9.VII. sagt er: «Der A. fürchtet die deutsche Prüfung. Ich fürchte mich nicht, denn ich bin mir bewusst, dass ich mehr als genug geleistet habe.»

Als Abituraufgabe der kroatischen Sprache erhielten die Schüler zwei Themen zur Auswahl – «Die Jugend ist Hoffnung – des Alter Erinnerung», und «Der Nutzen der Schiffahrt für unsere Monarchie». Hans schreibt: »Niemand hat dies gehofft. Ich entschied mich sofort für das erste Thema», denn wahrlich dieses erste Thema entsprach seiner Stimmung weit mehr, als das mehr praktische und realistische zweite Thema. Aus der deutschen Sprache lautete die Aufgabe – «Luftschiffe und Flugversuche». Hans schrieb es sofort ins Reine und war in einerhalb Stunden fertig. Viele Aufgaben der anderen Schüler besserte er aus, so dass keinem mehr eine Ausbesserung nötig war... Auch in der mathematischen Aufgabe «arbeitete er alle drei Beispiele aus und zeigte sie den andern». Die Abiturprüfung legte er mit Auszeichnung am 11.VII.1914 ab. «Finis finaliter. Ich habe maturiert. Der Sorgen habe ich mich entledigt, aber...ich weinte zu Mittag. Wer wusste zu sagen, warum. Ein neuer Schritt. Die Kindheit ist vergangen, die großen Pflichten beginnen. Die Idealen werden zu realen Fragen. Auch das Leben wird vergehen.»

Den Professoren begegnete er mit Achtung, wenn er auch ihre Arbeit mit sehr kritischer Beurteilung begleitete. Nach Mitteilungen seiner damaligen Professoren, zeichnete sich Hans in der Mittelschule durch Ruhe, Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit aus. Er liebte nicht, sich hervorzutun. Im übrigen haben die Professoren, mit Ausnahme Eines, nicht beobachtet, dass ihn Religiosität und Literatur interessieren. Nach einer Mitteilung des Professors Skok, war Hans in der achten Klasse in der französischen Sprache so perfekt, dass er als der Beste, frei und korrekt in einer französisch improvisierten Rede den Professor Blondel von der Hochschule über die politischen Wissenschaften in Paris begrüßen konnte, welcher 1914 nach Banja Luka behufs Informierung in der Leibeigenschaftsfrage kam. Professor Blondel war mit dieser Rede sehr zufrieden. Später, als Hans in Paris studierte, besuchte er öfter Professor Blondel.

Mit dem Schulsystem und den Schulbüchern, war er in Vielem nicht zufrieden. Später meinte er, dass die Volks- und Mittelschüler auf ihn einen schlechten Einfluss ausgeübt hätten, besonders deshalb, weil ihn dort die «Liberalen in den Kopf soviel Lügen eingetrichtert hatten, dass ich dieselben vielleicht noch nicht abgeschüttelt habe». (1925).

Mit seinen Kameraden war er freundlich und äußerst kollegial. Er ging mit ihnen spazieren, sang, führte ernste Gespräche mit ihnen, und half ihnen.

«Ich werde trachten, dass einige von uns, die gut vorbereitet sind, uns verpflichten, den andern die Abituraufgaben auszuarbeiten und dies noch früher als unsere eigenen.» Hans freute sich, wenn Einer gut durchkam, aber er verurteilte die Faulheit, welche sich bei Einzelnen offenbarte. Und doch half er ihnen, aus Mitleid. Dann aber fragt er sich: «Habe ich recht gehandelt? Es bedrückt mich. Als Kollege bin ich verpflichtet, ihnen zu helfen, aber bin ich auch verpflichtet, soviel Faulheit zu unterstützen?» Auch des anderen Tages gab ihm dies keine Ruhe und er beschließt, am anderen Morgen zu beichten. Hans nimmt auch teil bei verschiedenen Schüler- «Abenteuer», obzwar ihm der Verlauf einzelner Vorkommnisse nicht gefällt: «Auch ich bin für jedes Abenteuer, ich bin kein Feigling, aber die Rechtschaffenheit geht über alles.» Insoweit alles anständig zugeht, geht er mit den Kameraden aus Kollegialität um «der Poesie» wegen. Nur dann war er scharf mit ihnen, wenn einer oder der andere den Glauben angriff, oder wenn er unmoralische Dinge bemerkte. «Am Montag entstand ein Streit des Glaubens wegen. K. griff die Religion mit seichten Argumenten an. Auch ich brauste auf.» «Mein Gott, was habe ich heute gesehen! Ekel und Schmutz! Arme Jungs, ihr seid selbst schuld. Kollegen, von denen ich mehr hielt... So muss es sein, wenn ihr Tiere seid. Immer von Idealen sprechen und dann im Kot sich wälzen.» «Gott, wie ekelhaft ist Jener, der seines Nächsten Überzeugung nicht achtet (selbst im Scherz). Das einzig Schöne war der Gesang... Als wir zurückkehrten, dachte ich, sie werden singen, doch nichts dergleichen... Wenn die Katholiken allein sind, dessen waren wir alle einer Meinung, geht alles sehr schön. Sonst aber, außer Ausnahmen, wird es widerlich.» Hans erinnert sich mit Bedauern, wie er in Abbazia, nach dem Abitur, mit einem Schulkameraden zusammentraf: «Er freute sich, als er ein Kriegsschiff sah, und rief aus: Technik, Technik!» «Dann aber begann es, über erotische Dinge zu sprechen, so dass ich ihn bitten musste, aufzuhören. Er liebte nicht die Gesellschaft solcher Menschen, «denen jeder ihrer Gedanken das erotische Element» ist und wenn diese auch vor ihm solche Gespräche führten, «lenkte er das Gespräch immer auf etwas anderes ab».

 Später sagte er, dass die Kollegen keinen besonderen Einfluss auf sein religiöses und moralisches Leben ausgeübt haben. Aus allem aber ersieht man, dass Hans seine Kameraden beeinflusste. Er liebte seine Kollegen. Nach dem Abitur hat er bitter geweint. «Dieser ist wohl der größte Tag im Leben. Das Leid ist dauernder als die Freude. Mit den Kollegen wuchs ich durch 8 Jahre auf und nun feierten wir Abschied. Auch der Abschied von den Professoren war schwer.... Alles wird vergehen, aber die Erinnerung bleibt, solange wir leben. Wenn wir uns einst als Greise wiedersehen werden, werden wir uns all dessen mit Tränen in den Augen erinnern...»

Neigung zu Philosophie

Schon in der Realschule liebte Hans zu philosophieren.

Er befasste sich z.B. mit der Frage, was das Kantische «Kategorische Imperativ» besagen soll.

Er stellt fest, was Hegel und Schelling auf der damaligen russischen Jugend ausübten und sucht und studiert eine systematische Darstellung ihrer Philosophie. Hans liest Ibsen und Peer Gynt, überlegt, sucht Kommentare (umsonst) und versteht recht wenig . Viele literarische Werke eifern ihn an, dass er über philosophische Probleme nachdenkt, besonders Faust. Regelmäßig bringt er philosophische Anschauungen mit der Religion oder religiöse Fragen in Verbindung. «Also Faust weiß selbst nicht, ob er an Ihn glaubt oder nicht, aber er ist für die Natura begeistert und sieht in ihr etwas Unermessliches, jedes ihrer Teilchen ist etwas Vollkommenes, es ist Gott; also ist er Pantheist mit einer Beimischung von Skepsis, denn «vielleicht» glaubt auch er anders. Sicher ist, dass er an ein höheres Wesen glaubt, das er «Allerhalter», «Allumfasser» nennt».

Auch die Natur, das Schuldstudium und die täglichen Beobachtungen ermuntern ihn zum Philosophieren.

«In der Physik sprachen wir von der Schnelligkeit des Lichts. Das Licht eines beliebigen Sternes, braucht viele Jahre bis es zu uns gelangt. Oh Gott! Wie groß ist das Weltall! Alles leuchtet und alles bewegt sich vollkommen genau. Alles ist groß, unermesslich groß. Die Sterne fliegen durch den Raum und in diesem mächtigen Raume unserer Erde, einem Brosamen gleich, fliegt auch sie und dreht sich und der Mensch darauf ist ein gedachter mathematischer Punkt, der sich neidisch und dünkelhaft benimmt. Was ist der Mensch? Nichts! Dieses Nichts umfasst und sieht die große Bühne des Weltalls und noch weiter, weiter... Ist vielleicht diese Materie, welche der Mensch untersucht, nichtig und doch wieder so groß? Und wer leitet diese Bühne, wer ist dieser großartige Geist, der dies alles umfasst? Er ist es!» «Wenn der Mensch einer Maschine gleich arbeitet, an nichts denkend, weiß er nicht, warum er lebt, muss er an die richtigen Dinge denken, und dass er sein Glück in diesen Bestrebungen findet. Hat nun aber der Mensch h i e r das Recht auf Glück? Ist diese Welt nicht eine Welt der Arbeit und Qual, und wie sich der Mensch in dieser Arbeit bewahrt, so erhält er die Belohnung auf der anderen Welt, welche ewig ist. Die Dichter und Philosophen sagen, dass der Mensch in der Arbeit sein Glück finden wird, und dass die Menschen in der maschinellen Arbeit besser werden....Der geistige Arbeiter darf nicht, wie heute viele, nur der Bezahlung halber arbeiten, er muss vielmehr wegen des Interesses an der Sache geistig regsam sein und er muss sich eine tiefe philosophische Grundlage schaffen... Die Ewigkeit hat nach ihrem Sohne der menschlichen Natur unmittelbar den Glauben gebracht, welcher die tiefste philosophische Grundlage bildet. Der Glaube ist jedem unumgänglich notwendig...Für den Intelligenten ist der Glaube nicht nur praktisch, sondern er ist der Ausdruck der ewigen Idee der Kunst u. dgl.« Als Hans zur Zeit der Mobilisierung aus Abbazia zurückkehrte sah er wie die Leute um bessere Plätze im Eisenbahnzuge kämpften: «Ja, die Leute sind praktische Anfänger Nietzsches.... Nur Gesetzte können uns die Freiheit geben, sagt Goethe. Die Gesetze ordnen uns den Weg, welchen wir schreiten werden, damit wir nicht in Gegensatz treten zu Anderen und auf diesem Wege können wir uns ins Unermessliche entwickeln. So beschaffen ist auch der christliche Glaube. Er ist das moralische Gesetz für uns, das uns den unermesslichen Weg öffnet...»

Einen besonderen Zauber übte seit jeher auf Hans der nächtliche Sternenhimmel aus. «Es ist eine wunderschöne Nacht. Der unermessliche Weltenorganismus steht unbewegt. Die ganze Unermesslichkeit aber bewegt sich und jagt – wohin, warum? Warum hat der Mensch einen Leib, wenn er im Wesen Seele ist? Warum, wieso? Ewiges Geheimnis? Der Gedanke – der Funken – der Verstand, dieses Fünkchen der ewigen Wahrheit, zu welch erhabenen Ideen führt er uns und wie Vieles können wir erfassen! Und was ist erst die Unermesslichkeit! Wenn ich daran denke, erfasst mich ein Schwindel. Dies Aufleuchten, welches der Mensch nicht voll erfassen kann, das Aufleuchten absoluter Wahrheit, welches die Fünkchen nicht ertragen können.»

Hans ist zwar von der Lektüre, welcher er sich in diese Zeit hingab, stark abhängig, aber er nimmt nicht alles an als bare Münze, sondern er beurteilt auch selbständig verschiedene darin vorkommende Anschauungen. So sagt er z.B.: «Wie man sieht, ist Vigny auch ein starker Philosoph, weil Moses in dieser ewigen Anschauung Gottes und in der Rückkehr und Besserung der Nation Genugtuung fühlen würde ....(bzw. finden). Die Dichtung ist aber doch nicht ohne Idee.»

Religion

«Meiner Augen wegen reiste ich nach Zagreb. Am Wege traf ich mit irgendeinem Lutheraner. (Er äußerte sich höchst (…) über Gott, wie z.B.: Gott sei nicht gut, da Er das Böse zulasse und dgl.). Er glaubt nicht an die Freiheit des Willens. Also: zwei streiten sich; aus ihm spricht die böse Macht und, sagen wir, auch aus mir. Er überlistet mich, also hat die böse Macht sich selbst überlistet... Da er dachte, ich sei einem Meinungsaustausch unzugänglich, entfernte er sich.»

Oft fühlt Hans in seiner Seele eine Öde: «Und so ist jeder verlebte Tag öde, leer und nichtig! Wie wenig Spuren hinterlässt er! Wie unsinnig verflogen Minuten nach Minuten! Und der Mensch will leben, er vertraut auf sie, auf sich und auf die Zukunft. Wie viel Glück erwartet er von der Zukunft! Aber wie kommt es, dass er sich nicht erinnert, dass die Anderen, die «kommenden» Tage nicht ähnlich sein werden diesem erst entschwundenem Tage? O nein, er denkt nicht daran. Er liebt überhaupt nicht nachzudenken. Ob er wohl recht tut? «Morgen, morgen, morgen!», tröstet er sich selber, bis ihn dieses «morgen» nicht ins Grab senkt. Und im Grabe, ob du willst oder nicht, hörst du auf nachzudenken» (Turgenjew). Solche Gefühle erfassten mich bis gestern... Aber jetzt habe ich dringendere Arbeit: Jugoslawia!» Des leichteren Verständnisses halber, ist es notwendig, schon hier zu erinnern, dass «gestern» d.i. am 30. April 1914, die Schüler eine geheime Versammlung abhielten, in der vom neuen Staate und der Eintracht zwischen Serben und Kroaten gesprochen wurde. Hans ist jedoch praktisch in diese politischen Kämpfe nicht eingegangen. Deshalb konnte ihn selbst diese neue Idee, als solche betrachtet nicht dauernd fesseln, noch ihn aus der geistigen Leere herausreißen. Die geistige Leere versuchte er mit der Kunst und Literatur zu vertreiben. Jedoch auch dies konnte ihn nicht dauernd befriedigen. «Alles vergeht, alle die Tage sind monoton und ich bin melancholisch. Selbst das Essen langweilte mich schon, es ist immer ein und dasselbe, ich habe gar keine seelischen Anregungen mehr. Nur mit den Kollegen noch ernüchtere ich mich.»

«Immer frage ich mich, warum ich denn eigentlich lese, immer erfasst mich eine Art Verstimmung. – Nach soviel Arbeit und Wissen fand ich keinerlei Befriedigung.» «Den ganzen Tag möchte ich Kahnfahren, Schwimmen, singen, springen, nur mich der «majestätischen» Bücher entledigen.» Hier sieht man klar ein geistiges Ringen seiner künstlerischen Stimmung, seiner früheren sportlichen Gewohnheiten, und sicherlich der Müdigkeit, aber auch der Religion, welche immer mehr in seiner Seele allein herrschen will, um ihn dauernde Befriedigung zu geben: «Ich lese die Hl. Schrift, Shakespeare, Turgenjew. Alles zur Unterhaltung. Der Genuss ist darin groß. Oft komme ich mir elend vor. Einzig nur religiöse Gedanken trösten und erheben mich nach einem solchen Tage. Das religiöse Leben, der Gedanke an die Ewigkeit, Tod, Liebe, ist etwas Großes. Nur die Skepsis will dieses Erhabenste im Menschen mit einem einfachen Lächeln vernichten.»

Seine religiösen Pflichten ist Hans bestrebt gewissenhaft zu erfüllen, wenn auch bei weitem nicht mit jenem Eifer, wie er dies später tat.

Eines Samstags war er bei irgendeinem Konzert, nach dem er um 11 Uhr nachts heimkehrte «um nächsten Tag in die Kirche gehen zu können». Aber es kam doch noch vor, dass er der hl. Messe nicht beiwohnte. «Sonntag war ich nicht in der Kirche. Schlecht habe ich mir es eingeteilt gehabt, so dass ich nicht aufstehen konnte.» «Um 11 Uhr vorm. stand ich auf. Ich habe mich anständig ausgeschlafen, darum ging ich nicht in die Kirche, wiewohl dies eine schlechte Entschuldigung ist.» «Heute früh ging ich in die Kirche; weil sie aber derart angefüllt war, dass die Leute draußen stehen mussten und ich der Messe von außen nicht folgen konnte, entfernte ich mich wieder. Also zwei Sonntage ohne hl. Messe! Hier liegt die Schuld auch auf mir. Ich hätte früher zur Kirche gehen können.» «Sonntag war ich wegen eines Konzerts nicht in der Kirche. Bis 4 Uhr früh war ich auf. Ein andersmal werde ich auf jeden Fall in die Kirche gehen.» Die Messe als solche, hätte ihm damals nichts Besonderes geboten in persönlicher Hinsicht. Aber schon damals wusste er sich spontan für die Liturgie zu begeistern: «Ostersonntag, 12.4.1914. Die Fastenzeit war genug traurig. Sie erinnerte an das Leiden und den Tod des großen Lehrers. Es hat sogar geschneit. Die Prozession war nicht so freudig und erhaben wie sonst immer... Es war notwendig, dass Er erschienen war, der Zweck und das Ziel unserer ewigen Wünsche, der Herr der Weltenewigkeit und Unermesslichkeit, welcher jede Einzelheit der Natur dirigiert, der den Grashalm und jeden Wurm leitet. Heute wohnte ich der Großen Messe (Hochamt) in der Bischofskirche bei. Es wurde glagolitisch gesungen. Schöner ist's als lateinisch. Wenn die Messe glagolitisch gehalten würde, würde sie erhabener sein und für die Kroaten anziehender». Hans fühlte dass die Messe irgendeine Macht der Anziehung haben müsse, dass sie nicht nur eine formelle Plicht werde, nur eine Charaktereigenschaft der «praktischen Katholiken.» Er dachte, dass die Sprache diese Anziehungskraft bilden könnte und erst später sah er ein, dass auch dann diese Anziehungskraft nur eine äußerliche, mechanische wäre, während der Geist und das Herz der Religion und der Liturgie fremd blieben: «Das Lateinische ist die Nationalsprache aller Christen... Die Nationalliturgien sind mehr taktischen Charakters: sie sind gewissermaßen die Hebel, welche die nationalen Elemente zur universalen römischen Welt erheben... Die praktische Folge dieser Ausführungen wäre die, dass in der nächsten Ausgabe (des römischen Missales in kroatischer Übersetzung) der lateinische Text der veränderlichen Teile und jener unveränderliche, welche laut gesungen würde, gedruckt werden musste.»

Am 11.VI. schreibt er einfach: «Heute war ich bei der hl. Kommunion.» Am Tage Maria Verkündigung 1914 «freute er sich der hl. Kommunion und war bestrebt sich zu überzeugen, dass er Gott empfange, welcher aus Liebe zu den Menschen sich hingab als Trost und Speise...». Er merkt ein wenig Skepsis in seiner Seele, aber sofort setzt er fort: «Die Kommunion ist die Quelle des Lebens». Einen Monat später, 26.IV.1914, lesen wir im Tagebuche: «Ich lese den Gral und immer mehr lebe ich mich hinein und hebe mich empor. Je besser ich den Katholizismus kennenlerne, umso mehr sehe ich ein, dass er unerschöpflich ist. Ich wünsche sehnlichst den Leib des Herrn zu empfangen. Wie groß ist seine Liebe, wenn Er, die Unermesslichkeit, welchen wir nicht begreifen können, welcher das Weltall leitet, und jedes Gräschen, welcher die kleinlichen Zankereien des Menschengeschlechtes kennt und schaut, sich uns als Speise gibt, uns kleinen und nichtigen Wesen. Selten sind jene, welche die Geheimnisse der Liebe erkennen, welche fühlen, wie notwendig diese Nahrung ist und welche danach dürsten. Der menschlichen Erkenntnis ist der göttliche Sinn der Eucharistie ein Rätsel.»

Wenn er irgendeinen Fehler begangen hatte, dann sagt er im Tagebuch, dass er dies dem Geistlichen in der Beichte bekennen werde und fügt hinzu: «Gott, verzeihe mir, wenn ich gesündigt habe; ich weiß, dass mir die Rechtschaffenheit und Beharrlichkeit heiliger sind, als alles Übrige. Ich will trachten alles besser zu machen. Ich bitte Dich, oh Gott um Stärke!» Und nach dem Abitur, einige Tage vor dem Eintritt in die Wienerneustädter Militärakademie, bekennt er aufrichtig: «Die Versuchungen befallen mich schrecklich, aber das Gebet erhält mich. Im Heiligtum alles Heiligen (Rabindranat Tagore) – in meinem Herzen, lebt der unerschütterliche Glaube. Ich merke immer noch eine gewisse Skepsis in meiner Seele. Der Kampf tobt ewig. Ich weiß, dass ich nicht vollkommen bin. Sünden wühlen in mir und ich weiß nicht, welche es sind. Im Augenblicke, da ich etwas Böses tue, sehe ich, dass es böse ist, aber später vergesse ich es wieder und begehe das gleiche. Wenn hier doch ein intelligenter Beichtvater wäre, damit ich mich ihm eröffne und der mich verstünde und mich aufmerksam machte! Ich will trachten noch vor meinem Eintritt (in die Militärakademie) zur Beichte zu gehen und zu empfangen den Leib Christi zur Stärkung für das künftige Leben.»

Selbsterziehung

Wie sehr Hans bestrebt war, sich selbst zu erziehen, bezeugt die regelmäßige Selbstkritik im Tagebuch. «Gestern war ich mit den Eltern auf einer Unterhaltung. Es war genug lustig, doch als wir zurückkehrten, erinnerte ich mich, dass Fastenzeit sei und Unterhaltungen nicht besucht werden dürfen. Die geistliche Autorität muss anerkannt werden, denn ohne Autorität gibt es keine Eintracht.» Und doch geht er abermals zum «Burgfrauenabend» (Schlaraffenverein), trotz der Fastenzeit, aber nicht der Unterhaltung wegen, sondern des künstlerischen Genusses halber.» Er besitzt noch nicht die eiserne Konsequenz, welche später sein stärkster Charakterzug war. Aber schon damals beobachtet er an sich seine Handlungen und seine Vergehen: «Ich hätte zur Klavierstunde gehen sollen, aber ich verspielte mich im Tennis und da ich keine Uhr hatte, verspätete ich...» Es darf nicht mehr vorkommen, dass ich wegen einer Unterhaltung meine Pflichten versäume...» Er verstand Widerspruch zu ertragen, obgleich es ihm nicht leicht war....» Der Vater schalt mich, dass ich grob sei, obwohl ich es nicht war...» «Vorgestern sagte mir B. ich sei ein Egoist, weil ich dem kleinen K. nicht ein Fünfhellerstück gegeben habe. Augenblicklich ärgerte ich mich nicht wenig; ich war ja immer bestrebt, besser zu sein und meine Handlungen zu kritisieren, und da kommt mir der daher und sagt mir das!» Wiewohl er ein ungerechtes Urteil über sich selber erträgt, denn er war tatsächlich nie ein Egoist, trotzdem trübte eine solche zeitweilige Missstimmung keineswegs die freundschaftlichen Beziehungen zu B.

Die härteste Probe für einen jungen Menschen ist der Kampf um ein reines und unbesudeltes Leben. Diesen Kampf hat Hans heldenhaft ausgehalten und er blieb Sieger und hat die keusche Reinheit niemals verletzt. Wir sehen, dass er sich in der fünften Realschulklasse ideal verliebt hat. Als seine erste und einzige Liebe 1913 starb, war er in der siebten Klasse. Die eigene Mutter verständigte ihn von deren Tode, ohne von seinen Gefühlen eine Ahnung zu haben. Er ertrug diese Nachricht ruhig, aber in seiner Seele entstand ein Bruch, nicht plötzlich, sondern langsam. «Begeistert über die herrliche Harmonie... denke ich der ersten Liebe. Was daran nicht gut war und vergänglich, ist entschwunden und jenes Erhabene und Edle lebt weiter in meinem Herzen, hebt es empor und gibt ihm Nahrung und vielleicht sät es einen guten Samen. Allmächtiger, ich bitte Dich, dass es so sei! Vielleicht hat sie zu dieser Tageszeit ihr Leben ausgehaucht. Ich wusste nichts davon. Heiß betete ich zu Gott, dass Er sie dem Leben erhalte und ich war überzeugt vom Erfolg des Gebetes, aber es war zu spät. Sie hatte schon aufgehört zu sein. Ihre Seele schüttelte die Vergänglichkeit ab und ging dahin. Wohin? Aber, Gott, Entsetzen erfasst mich, denn sie war ein Kind des XX. Jahrhunderts, leichter Anschauungen. Wenn sie jetzt lebte, wäre es vielleicht anders, vielleicht auch nicht. Vielleicht wäre auch ich noch ein Kind des XX. Jahrhunderts. Wer weiß es? Der Allmächtige ordnet alles am besten. Die erste Liebe ist die tiefste, darum ist mir die Erinnerung heilig. Sie war verständiger als ihre Freundinnen, immer las sie Bücher und konnte sich an ihnen begeistern. Aber Tiefe gab ihr niemand. Ihr Leben verlief monoton, der Tag kam, der Tag ging, sie wartete, dass auch er verging. Sie wusste nicht, warum sie lebte. Vielleicht wusste sie auch nicht, dass es eine Ewigkeit gibt, und dass alle Herrlichkeit der Welt, alles in der Natur und zur Erkenntnis führt, dass alles erfüllt ist von einem unermesslichen Geist, von Idealen der Menschheit, von Wahrheit, Güte und Schönheit. Es ist vergangen, auch ich werde vergehen und dies alles, aber wir alle werden sein. Gott, allgütiger Gott, erhöre das Gebet Deines schwächlichen Wurmes, der sich fürchtet, Dich zu schauen, gib ewiger Gott, gib ihr die Ewigkeit.» Lange vergisst Hans seine erste Liebe nicht. «Immer kommt mir Schillers Vers ins Gedächtnis: «O, dass sie ewig grünen bliebe, die schöne Zeit der ersten Liebe!» Und obzwar dieses Gedenken noch lange in der Seele blieb, schreibt er aber doch am 8.VII.1914: «Es ist vergangen, ich erinnere mich, es hat mich veredelt, aber auch ohne dieses kann man leben. » Das Leben ist mit seiner unerbittlichen Dynamik vorwärts geschritten über der unsichtbaren Leitung der Fügung Gottes.

Unterdessen ist Hans gemeinsam mit seinen Kameraden im Verkehr getreten mit der jungen Mädchenwelt. Ihn begeisterte die Schönheit, Geistigkeit, der schöne Gesang, aber die Oberflächlichkeit und gemeine Sinnlichkeit stießen ihn ab. Wie alles Übrige, das er erlebt, so finden wir in seinem Tagebuch die Gespräche, Zusammenkünfte, Besuche, Spiele (Tennis) in Gesellschaft der Mädchen verzeichnet. Er hatte schon damals ein scharfes Auge, mit dem er seine Umgebung betrachtete. Abstoßend wirkte auf ihn das unwürdige Benehmen des weiblichen Geschlechtes in Abbazia. Er ist in Damengesellschaft vornehmend fein. Natürlicherweise blieben auch ihm innere und äußere Versuchungen nicht erspart, aber tapfer kämpft er dagegen und siegreich. «Manchmal stiegen mir unwürdige Gedanken zum Kopf. Deshalb ging ich zur Andacht, um Kraft zu schöpfen. Schon das Memento mori, das der Priester aussprach, hatte meine Skepsis und Verzweiflung vernichtet.» «Die Versuchungen stürmen schreckhaft auf mich ein, aber das Gebet hält mich aufrecht.... Ich will trachten (noch vor dem Eintritt in die Militärakademie) zur Beichte zu gehen und den Leib des Herrn zu empfangen, zur Stärkung fürs künftige Leben.» Später hat er der besonderen Hilfe Gottes zugeschrieben, dass er niemals gestrauchelt ist, sondern sich stets rein und makellos erhielt. Als er einmal das herausfordernde Benehmen eines Mädchens in der Barke sah, sagt er: «Stets hat mich ein schrecklicher Kampf zwischen Ewigkeit und Leidenschaft befallen. Ich konnte kaum die Überfuhr erwarten. Die Leidenschaft hemmt direkt das logische Denken, so dass ich nur schwer vermochte mich zu dämmen, wovon ich idealisiere: Oh Ewig Weibliches», «Memento mori», Arbeit für die Menschheit, ästhetische Gefühle...» Hier hat er den damaligen «Sturm und Drang» seines Innersten gut bezeichnet. «Im Bade (in Abbazia) wirkt das erotische Element auf mich ein. Ich sehe, dass der Trieb böse ist, ekelhaft, dass er meine ganze Ideologie in den Kot werfen könnte, aber immer kehrt er wieder. Wenn ich die hl. Jungfrau um Hilfe anrufe, hilft sie mir viel, aber er kehrt wieder. Der Aufenthalt ist für den Körper angenehm, aber der Mensch denkt eben zu viel an den Leib. Die Gedanken bewegen sich nur um: wohin jetzt und wohin dann, wann gehst du essen und wann schlafen....»

Aus all dem sieht man, dass Hans der Leidenschaften, die manchmal ihn befallen nicht nachgegeben hat, sondern sie tapfer niederschlug. Mehr noch, er denkt manchmal, dass in ihm Leidenschaften überhaupt nicht leben. Dies war, wenn er sein Verhältnis zu Mädchen betrachtete, mit denen er mehr verkehrte und welchen gegenüber er das Gefühl der Sympathie hegte. Hans hatte damals die hohen Freuden apostolischer Anregungen für lebenslängliche Jungfräulichkeit noch nicht; er dachte zu gegebener Zeit eine christliche Ehe zu schließen. Die erste Liebe ging dahin, und er konnte keine mehr so lieben wie diese Erste. «Gestern war ich mit A. bei ihr im Geschäftsladen. Sie war besonders schön. V. und sie sind gute Freundinnen. Sie sprachen vom Tode. Beide wünschen ihn herbei. Sie wissen nicht, warum sie leben. Oder sie sitzen den ganzen Tage bei der Arbeit und denken nach. Sie kommen zum Ergebnis, dass die Zeit vergeht und wenn der Tod kommt, erscheint es dem Menschen, als wäre er erst geboren. Es gibt keine Idee, die sie auf der Welt halten würde. Sie wissen nicht, dass das Leben ein Opfer ist. Sie lieben sich, sind feinfühlig und edel, nur wissen sie nicht warum sie leben. Eine weibliche Organisation wäre da notwendig, damit sie einsehen, welch wichtige Mission in der Menschheit sie haben (Erziehung der Kinder, Ermutigung des Mannes, Leitung zum Guten, Begeisterungsansporn für soziale und allgemeine Arbeit). Sie wissen überhaupt nicht, dass auch sie verpflichtet sind, für den Nächsten zu arbeiten, nicht aber zu genießen. Sie würden (das ist die Natur des Weibes) jedem helfen, aber der Verstand sagt ihnen nicht warum. Sie glauben an den Allerhöchsten – weil es ihnen das Gefühl sagt. Das ist gut. Warum gehen sie in die Kirche? Das wissen sie nicht, aber sie sehen es gerne, wenn die Männer die Kirche besuchen.»

Erholung und Gesundheit

Um sich von der anstrengenden Arbeit zu erholen, unternahm er mit seinen Kollegen Spaziergänge, Ausflüge, geht zum Kirschen pflücken, spricht mit den Bauern und lässt sich mit ihnen ihr Elend sehend in soziale Betrachtungen ein. «Ich war im Markte und habe alle Karten vom Ringelspiel, die sein Besitzer meinem Vater schenkte, verbraucht. Ich sah eine optische Täuschung: Köpfe ohne Leib.» «Ich war beim «Rette», den Honigverkäufer, hörte Ventrilogie und sah dem Negertanz zu. Das Übrige waren Dummheiten.» «Heute war ich im Kino, sah einige dumme Dramen, die aber genug rührende Szenen hatten und die Ankunft des Prinzen Wied in Drač.» «Am besten gefiel mir das Bild der Jugend (Sokoln), in welchem verschiedenartige gymnastische Spiele vorgeführt wurden.» Am 18. April besuchte er abermals das Kino: Tannhäuser, worin ihm besonders die malerischen Motiven altgermanischer Trachten gefielen. Er besucht Konzerte, verschiedene Veranstaltungen und Unterhaltungen des Sokol. «Es war eine Sokolunterhaltung, es wurde geturnt...Ich habe auch getanzt... Gestern war Vidov-Tag. Die Sokoln haben eine Landesfeier veranstaltet. Geübt wurde von 6 Uhr morgens an. Mit dem Zuge kamen 1500 Bauern an. Es war sehr schön. Auch aus Zagreb kamen Sokoln mit ihrer Musikkapelle. Am Umzug nehmen an 3000 Menschen teil... » Gern nahm er auch an Ständchen teil, ihre Poesie liebend, wie auch Musik und Romantik: «Als wir heimkehrten, dachte ich, die Kameraden würden das «Ständchen» singen, aber sie wollten nicht.» «Trinken und anderes möchten sie, aber was schön ist, wollen sie nicht.» Als er nach Zagreb kam, geht er ins Theater: Schnitzlers «Liebelei». Er kritisiert ausführlicher dieses Drama und schreibt: »Das Werk ist technisch erfolgreich, aber sonst langweilig und ohne Tiefe, was die Eigenart, wie es mir scheint des modernen Dramas ist. Vergängliche Werte ....« Seine liebste Unterhaltung ist ihm die schöne Literatur (Belletristik). Aber auch das Lesen ermüdet ihn und gibt ihm keine volle Befriedigung. Seiner schwächlichen Gesundheit wegen schicken ihn die Eltern nach dem Abitur nach Abbazia zur Erholung. Dort blieb er vom 19. bis 27. Juli. Er genießt das Meer, welches er von »außerordentlicher Schönheit« findet. Aber die erotische Note des Badelebens stört ihn, wie auch die erotische Stimmung seiner Kameraden mit denen er sich dort traf, dann die Vorkriegserregung und schließlich die Mobilisierung weswegen er auch bald nach Hause zurückkehrte.

Seine Gesundheit war keine besonders feste. Speziell litt er an den Augen. »Mich schmerzen die Augen und ich kann nicht arbeiten.« »Lange schon schrieb ich nichts ins Tagebuch, denn am Abend, da es mir am Angenehmsten wäre, erlaubt es mir die Mutter nicht.« Bald darauf geht er zum Arzt wegen der Aufnahme in die Militärakademie. Nachdem sein Vater wünschte, dass er in die Akademie geht, beschließt er seinerseits alles zu tun, dass er aufgenommen werde bei der ärztlichen Untersuchung. Er besah sich die Tafel mit der Buchstabenreihe, merkte sich die Reihenfolge und »dies half, dass ich sie besser lesen konnte.«

Die Eltern 

Mit besonderer Zärtlichkeit liebte und ehrte Hans seine Eltern. Bei der Abreise nach Abbazia schreibt er: »Ich küsste Mutter und Vater. Wie süß ist doch Elternliebe! Die Liebe ist stärker als Hass und Furcht. Hosanna Christus, den ich soviel beleidige!« »Ich wachte um 9 Uhr auf (in Abbazia). Der Briefträger weckte mich auf. Vom Vater erhielt ich 100 Kronen und geheim von der Mutter noch 10 Kronen. Sie schickte mir sie, dass es mir ja besser gehe. Gute Mutter! So gut werde ich nie sein können.« Und doch. Hans war tatsächlich seinen Eltern ein guter Sohn. Er versuchte seinen Eltern zulieb, seinen literarischen Neigungen zu entsagen um Offizier zu werden und ging in die Militärakademie in Wiener-Neustadt. In der achten Realschulklasse stellt er sich einmal die Frage so: Welche Pflicht ist größer, jene gegen die Kollegen oder jene gegen die Eltern? Sicherlich gegen die Eltern. Zweitens: Ich liebe die Eltern millionenmal mehr als die Kollegen.». Und diesem nach fasst Hans seinen Entschluss. Als aber in der Akademie seine Seele Antwort heischte auf die Frage: Welche Pflicht grösser sei, gegen die Eltern oder gegen Gott, beantwortet er auch diese Frage und führt die erkannte Wahrheit, bei all seiner Liebe zu den Eltern, konsequent durch. Es wurde gesagt, dass Hans Germane sei und germanischen Gemütes. Dem Blute nach war er kein reiner Slave, wie er dies am 27.III.1914 selbst sagte, aber an gleicher Stelle bemerkt er: »Ich kann kein Deutscher sein, denn sie haben die Slaven unterjocht.« Das kroatische Volk hat er sehr geliebt. »Wenn ich in der Akademie sein werde, werde ich kroatische Zeitung halten und die Verhältnisse der von mir geliebten Nation begleiten.« Weil die Zugehörigkeit zu einer Nation nicht so sehr nach dem Blute beurteilt wird und nach der Verwandtschaft, als vielmehr nach dem Gefühl, in Hansens Seele reift in dieser Zeit, wie schon früher auch, das Zugehörigkeitsgefühl zur kroatischen Nation. An der Front und besonders in Wien und Paris ist dieser Seelenprozess beendet und Hans betrachtet sich als Kroate und liebt mit aufrichtiger Begeisterung die kroatische Nation und seine Heimat. Im Übrigen hat ihn die Parteipolitik als solche stets abgestoßen. Er will »positiv arbeiten«. Das Schlechte muss mit dem Guten bekämpft werden. Und politische Tätigkeit ist selten eine gute Sache.». Scharf beurteilt er die Gewalt die an in diesen Tagen gegen die Serben angewendet wurde. Er verurteilte auch die damalige österreichische Politik. Im allgemeinem haben ihn die unverhofften und schweren Ereignisse dieses Sommers ganz von selbst dazu veranlasst, dass er auch die politischen und Kriegsereignisse im Tagebuch verzeichnete und seinen Standpunkt ihnen gegenüber einnahm. «Nach dem Bade, kam ich (in Abbazia) zum Frühstück und das Fräulein, das neben mir sitzt, sagte, dass, wie es aussieht, Krieg sein werde. Ein Blitz aus heiterem Himmel. Auf die Politik hatte ich ganz vergessen…Die Geschichte ist der Kampf um die Wahrheit… Kraljević Marko schläft. Christus wird nicht gehört, wenn Er auch in tieferen Naturen lebt….

In dieser Zeit denkt er über die ethnische Seite der Kriegführung nach, speziell mit den unterjochten Völkern, denen er Befreiung wünscht, sympathisiert und »Russland muss sich nach diesem Kriege Herauskristallisieren. Was an ihm unnatürlich ist, muss auseinanderfallen. Dann erst wird das wahre Russland entstehen, welches so große Repräsentanten besitzt.« In diesen Jahren, wenige Monate vor dem Kriege, besonders gelegentlich der Zrinski-Frankopanfeier, haben sich auch weitere Kreise der Schuljugend mit der Idee der Vereinigung der Kroaten und Serben bekannt gemacht und den Bestrebungen der Gründung eines neuen Staates, Jugoslawien. So lernte auch Hans diese Bestrebungen kennen, wenn er sich auch schon, nach seiner Natur, weit von der Politik hielt. Am 1.IV.1914 schließt er sein Tagebuch mit den Worten: »…aber es gibt wichtigere Arbeit: Jugoslawien? Auch ihm ist, von nationalen Standpunkt, die Idee der Vereinigung sympatisch. Und alles dieses vom kulturellen Gesichtspunkt betrachtend, denkt Hans, dass »weder die Kroaten noch die Serben eine genügend große Kultur besitzen, sondern, dass diese Kultur ein Bild ist der äußeren Kultur en miniature, ohne nationales Kolorit. Vor der Vereinigung ist es notwendig, dass die Kroaten die Kultur haben, Schulen bauen und das religiöse Organisationen die Moral im Volke stärken.«

Professor oder Offizier 

Seine Kameraden fragten ihn, warum er in die Militärakademie gehe, wenn er gegen den Krieg sei. Worauf er antwortet: »Mein Ideal ist Gerechtigkeit und vielleicht werde ich diesem als Opfer fallen.« Als Zweck und Ideal seines Lebens betrachtet er »ein gutes Beispiel zu geben und in diesem mechanischen Zeitalter der Technik, seinem Teil dem Idealismus beizutragen». Unter dem Einfluss seines natürlichen, künstlerischem Talents und Idealismus, welches durch das Streben und Beispiel des Professors der kroatischen und deutschen Sprache bestärkt wird, wünschte Hans Professor zu werden. Diesem aber stellt sich der Umstand entgegen, dass er die Realschule besuchte, daher Latein nicht lernte, weshalb er sich auf der philosophischen Fakultät als ordentlicher Hörer nicht inskribieren konnte, außerdem war es der Wunsch der Eltern, dass er einen realen Beruf ergreife. Es war ihm nicht leicht, dem Wunsche der Eltern nachzugeben. »Mit der Mutter gab es einen kleinen Zwist: sie träumt, dass ich in den Generalstab komme, was aber mit meinen Prinzipien nicht übereinstimmt…Es wäre mir schwer, wenn ich mich nicht mit dem beschäftigen könnte, womit ich möchte…« Er wünscht die Abitur mit Auszeichnung abzulegen, denn dies «könnte meinen Idealen dienen. Ich könnte eher zur Universität zugelassen werden.« Im Voraus »freut er sich auf die Großstadt wo er den geistigen Horizont wird erweitern können.« Ihn »tötet die maschinelle Arbeit» er sehnt sich nach »dem Gefühl der Ewigkeit, Liebe, Schönheit und zum Fesselnden des Lebens«. Ich will für mein Lieblingsfach leben und sollte ich auch ein ewiger Armer bleiben und mich nicht mit der maschinellen Arbeit abplagen, Geld verdienen und als ein hochgeehrter Filister die Nase haben, mich gescheiter dünken und mich selbst für ernster und mystischer halten, wenn ich es nicht bin – Evviva l' arte!«


16. VI. 1914

17. VI. 1914

11. VII. 1914

6. III. 1914

5. III. 1914

Ib.

Ib.

28. VII. 1914

21. V. 1914

13. VI. 1914

16. VI. 1914

23. VI. 1914

25. VII. 1914

12. VII. 1914

27. II. 1914

12. u. 26. II. 1914

2. III. 1914

17. IV. 1914

31. VII. 1914

21. VI. 1914

13. III. 1914

21. V. 1914

1. V. 1914

29. III. 1914

11. III. 1914

6. VII. 1914

17. VIII. 1914

16. III. 1914

16. VI. 1914

7. VI. 1914

In Opatija (Abazzia), 26. VII. 1914

4. V. 1914

Hans Merz, Betrachtungen über das römische Missal, Hrv. Prosvj. 1922., 85, 86:

5. III. 1914

30. VIII. 1914

2. III. 1914

27. III. 1914

5. VI. 1914

28. III. 1914

21. III. 1914

16. III. 1914

4. VII. 1914

18. IV. 1914

30. VIII. 1914

19. VI. 1914

22. VII. 1914

25. VI. 1914

17. VI. 1914

7. VI. 1914

11. III. 1914

25. III. 1914

29. VI. 1914

21. V. 1914

17. VII. 1914

1. IV. 1914

7. IV. 1914

17. V. 1914

19. VII. 1914.

23. VII. 1914.

5. III. 1914.

18. IV. 1914.

11. IV. 1914.

30. IV. 1914.

4. VII. 1914.

25. VII. 1914.

20. VIII. 1914.

4. V. 1914.

27. III. 1914.

9. III. 1914.

21. VI. 1914.

12. IV. 1914.

1. IV. 1914.

17. VI. 1914.