INHALT

Das studium der Wahrheit, Güte und Schönheit

DAS STUDIUM DER WAHRHEIT, GÜTE UND SCHÖNHEIT

WIEDER IN WIEN

Endlich hat der Krieg aufgehört. Auch in Maslovare, wohin Hans als Kommandant der Kohlenwerke kommandiert war, haben die Verhältnisse einer vollständigen Beruhigung Platz gemacht. Hans bat den Vorsitzenden des Banjalukaer Nationalrates Kostić um Entbindung von seinen dortigen Pflichten, um seine Studien wieder fortsetzen zu können. Als seiner Bitte willfahrt wurde, ging er wieder nach Wien an die Universität. Zu dieser Zeit ist eine kleinere Gruppe kroatischer katholischen Akademiker, bei eisiger Kälte im Januar 1919, mit einem gemeinsamen Transporte, dem sich noch zirka 30 andere Akademiker anschlossen, von Zagreb nach Wien gefahren. Während der Fahrt erfuhren sie, dass sich im selben Zuge noch einer »ihrer Leute« befinde, ein Banjalukaer Student, der gleichfalls zum Studium nach Wien reiste. Dieser Eine war Hans. Man lernte sich kennen. Nach dem Brauch der damaligen Studenten, die von der Front rückgekehrt waren, war auch er damals in militärischer Uniform, natürlich ohne den militärischen Dienst- und Gradabzeichen. Es wurde sofort die Frage erörtert, wie in Wien die kroatisch-katholische Vereinigung »Hrvatska« (Kroatien) erneuert werden könnte. Von den katholisch-kroatischen Akademikern, die damals nach Wien gingen, kehrten einige, der unangenehmen Wohnungsverhältnisse wegen, bald in die Heimat zurück. Es blieben nur Vier übrig, welche eine lebhafte Tätigkeit begannen und erneuerten nach mehrjähriger Ruhepause als Folge des Krieges, die kroatisch-katholische Vereinigung »Hrvatska«. Diese ersten Vier waren: der nun schon verstorbene stud. agr. Dragan Marošević, Mato Filipović D. J., cand. phil., unser Hans und sein späterer Freund und Mitarbeiter jetzt auch Verstorbener Avelin Cepulić, stud. med. Alle, außer Einem, wohnten im katholischen Institut »Augustineum«, wo auch sonst Akademiker der verschiedensten Nationen einquartiert waren und dessen Direktor Dr. Ujčić war, ein Istrianer und heute Universitätsprofessor in Ljubljana (Laibach).

Auf der Universität schreibt sich Hans zu den Vorlesungen aus der deutschen und französischen Sprache und Literatur ein, speziell über Barbusse, Rolland und Goethe, namentlich über Faust, weiteres über slawische Paläographie und Grammatik, über englische Literatur, über Petrarka und Leopardi, über Psychologie, Ethik und Logik und schließlich über Kant und Schopenhauer.

Es beginnt nun, anfangs ein ruhiges, später ein stürmisches Studentenjahr , in dem Hans eine größte Wirksamkeit entfaltete. Zuerst wohnte er, wie oben erwähnt, im »Augustineum«, dann wieder bei seinen früheren Wohnungsgebern in der Löwenburggasse 2. Zu Ostern ging er nach Hause, wo er auch Sommerferien verbrachte. Im September 1919 wurde sein Vater aus Banjaluka als Inspektor der Staatsbahn nach Zagreb (Agram) übersetzt, wo ihm eine sehr schöne Wohnung, in prachtvoller Lage nächst dem Hauptbahnhof, Mihanovićgasse 2, II. Stock, (heute Starčevićplatz 6) zugewiesen wurde. Hans tut es leid um Bosnien und seinen Menschen . Im Sommer 1919. wohnte er dem katholischen Studentenkongress in Zagreb bei, doch blieb er zurückgezogen und still. Zu Hause richtet er mit besonderem Geschick und großer Freude die elektrische Installation ein. Nochmals kehrte er auf die Universität nach Wien zurück. Zu Weihnachten, Ostern und über die Sommerferien verweilte er wieder im Elternhause in Zagreb. Einmal begleitete er seine Mutter (im September 1920) in die Sommerfrische nach Prnjavor in Bosnien.

Zu dieser Zeit seines Wiener Aufenthaltes weihte Hans all’ seine Kräfte der Vertiefung seines religiösen Lebens, seinem Studium und einer lebhaften apostolischen Wirksamkeit insbesondere im Verein »Hrvatska«. In sein Glaubensleben dringt nun stark die Liturgie ein, er absolviert oft geistliche Übungen in St. Gabriel bei Wien. Im Studium ist eine gewisse Gesetztheit bemerkbar, denn er muss nicht mehr gegen seinen Willen dem Jus obliegen. Er hat sich an der philosophischen Fakultät eingeschrieben, wo er die Vorlesungen über Literatur und Kunst hört. Es besteht demnach nicht mehr die Disharmonie zwischen seinen natürlichen Gaben und der Privatlektüre, welche ihnen entsprach, einerseits und seinem offiziellen Studium und anderseits. Hans beginnt immer mehr auch in die katholische Bewegung einzugreifen hauptsächlich als Sekretär der »Hrvatska«. In letzterer verschwanden jene Schatten, die seinem Naturell nicht entsprachen, denn die Mitglieder waren, wenigstens in den ersten Jahren mit ihm vollkommen in Übereinstimmung mit den großen Richtlinien und Bedürfnissen des katholischen akademischen Vereines. Die katholische Bewegung großer Nationen vom weiten beobachtend und vergleichend, beginnt Hans die kroatische katholische Bewegung selbständig zu beurteilen und über gewisse Grundsätze anders zu denken, als jene, die die Bewegung leiteten.

In Wien herrschte damals ein großer Mangel an Nahrungsmitteln. Die Eltern sandten ihm zwar soviel sie über die Grenze zu senden vermochten, aber er verteilte zumeist alles was er erhielt: er konnte nicht sehen, dass andere hungerten, während er Lebensmittel bereithielt. Und dabei »hungerte er langsam selber«. Von der amerikanischen Mission erhielt er einmal um 30 Heller ein Frühstück bestehend aus Schokolade und einem weißen Brot. »Als ob sich hinter diesem Hilfswerk und überhaupt hinter dieser organisierte Barmherzigkeit irgendein religiöser Geist deckte. Wie ein Pflaster wirkt dieses Benehmen in der alten Welt, welche die Rachsucht zerrwürfelt hat«.

Kunst und Literatur

Hans verfolgt und studiert speziell die deutsche Literatur, die »üppigen Werke des deutschen Epikers Wolfram, die tiefe Lyrik Walters von der Vogelweide, die glänzende Prosa des Mystikers Seuse, Mechtild und dann die Reformation und den entstandenen Zwiespalt. Weiteres Hans Sachs, welcher, wie es scheint, noch etwas Kraft aus der katholischen Tradition schöpft, und Fischart und alle die Folgenden, welche die Poesie aber nicht mehr kennen. Über Nacht entsteht eine Leere, während in Italien klassisch universale Kunstwerke geschaffen werden, in Frankreich und Spanien die Künste blühen, in England, basierend auf katholisch-nationaler Tradition, Shakespeare erscheint und im protestantischen Deutschland nichts geschaffen wurde. Wenn auch wertvollere Werke in Erscheinung treten, so wurden diese nur von den Nachbarländern – zumeist von den katholischen – angeregt. Es ist das eine schreckliche nationale Tragik! Und dann?«

»Aus der Leere der Literatur des 17. Jahrhunderts, zwischen den groben und raffinierten Formalisten, den geistlosen und bombastischen Dramatikern, den idyllisch-seeligen Dickfaulern (P. Gerhard), erhebt sich die großartige Erscheinung des Jesuiten Friedrich de Spee, der in seinem Werke »Cautio criminalis« gegen die Hexenverbrennung ankämpft, begeistert und glänzend von der Vermählung der Seele singt und an einer ansteckenden Krankheit, die er sich bei der Pflege verwundeter Soldaten zuzog, stirbt. Es erfasst Einen eine wahre Begeisterung für unseren hl. Glauben, die in Zeiten der Verzweiflung Übermenschen erzeugt, wie einen hl. Ignazius, einen hl. Franz Xawer und andere. – Ich vertraue auf Gott, dass auch jetzt bei uns solche Männer sich finden werden, gerade jetzt, wo an der Kirche gerüttelt wird und ihr die Gefahr des Einsturzes bei uns droht. Die Bewegung gegen das Zölibat, gegen die kirchliche Disziplin, die Aktion der freimaurerischen »Reformatoren«, um die Rebellen-Geistlichen zu unterstützen, das alles sind Vorzeichen des Kulturkampfes in unserem Vaterlande. Also beten wir zum lieben Herrgott, dass er uns große Männer gebe«.

Hans besucht oft das Wiener Burgtheater, die Staatsoper und das Volkstheater. Er hört Grillparzers, Goethes, Shakespeares und Calderons Dramen, dann Opern von Wagner, Mozart und Verdi. Vorher bereitete er sich regelmäßig durch Lesen der Texte auf die Dramen oder Opern vor und nimmt auch öfter die nötigen Kommentare zur Hand.

»Aida kann mit Wagner in einer Beziehung verglichen werden... literarisch wird eine seichte geistige Anschauung reflektiert, obwohl das Motiv Romeo und Julia, wie auch Tristen und Isolde an sich großartig ist. Es ist romantisch und entspricht nicht der heutigen Zeit, denn es hat keinerlei psychologische Motivierung. Eine solche Liebe – welche sich selbst als Gottheit betrachtet – ist durch nichts auch nur ein wenig veredelt, psychologisch ist sie daher ein Absurdum. Uns erscheint heute, die wir wissen was die (christliche) Ehe bedeutet, diese Liebe als heidnisch und desgleichen als unreif, wie wir auch heute Alle einsehen, dass die einstige Sklaverei und anderes unmoralisch ist«.

Von einer Aufführung Mozarts »Don Juan« rückkehrend, erinnert ihn der Inhalt »an die Romane aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, in welchen ziemlich detailliert und verlockend die Sünde beschrieben ist und die zum Schlusse moralisch endigen... Die Ouvertüre ist schön. Die Musik ist in sich tragisch, vermischt mit feiner Erotik. Der Text entspricht bei weitem nicht der musikalischen Konzeption«.

Das Drama »Torquato Tasso« übte auf ihn keinen Eindruck. »Tassos Gefühle habe ich niemals besessen. Das Problem, das Goethe hier löst, ist diesem nach nicht ein allgemeines und es kann als vollwertiges Kunstgebilde nur auf jenen wirken, der eine Reihe ähnlicher Gefühle erlebt hat. Doch nein, ich denke, dass auch dieser im Werke nicht voll genießen kann, denn die Lösung ist schlecht. Der Charakter Tassos, der das verkörperte Gefühl selbst ist, der auf jeden auch den unbedeutendsten Gedanken hundertfach stärker als durch ein Reizmittel reagiert, wird ad absurdum geführt. Es ist für Goethe charakteristisch, dass seine klassischen Typen (die Prinzessin, Iphigenie) sich selber nicht bewusst sind: ihr Innenleben ist ruhig, einfach, sie wirken Gutes ganz spontan, sie sind eigentlich keine Menschen, sondern Allegorien bestimmter Ideen. So wie die Prinzessin von Natur aus (als ob die innere Spannung bei ihr keinerlei Rolle spielt) edel ist, so ist Tasso ein Poet, ihn leiten nur Gefühle. Im Leben würden wir einen solchen Menschen verurteilen, aber Goethe hat es so natürlich dargestellt, hat Tasso ohne jede Schuld hingestellt, dass es uns scheint, wie es Baumgartner gelegentlich registriert hat, als wäre er von der Paranoia infiziert. Ansonsten stimme ich mit der ethischen Beurteilung Baumgartners überein. Auf die ästhetische Seite legt er in seinem Werke wahrscheinlich deshalb keinen Wert, weil er mit diesem Werke die sogenannte Goetheabgötterei paralysieren wollte. Deshalb verstehe ich auch, dass Baumgartner sehr gerne die ungünstigen Urteile über Goethe zitiert (und das hauptsächlich über sein Leben und nicht über seine Werke), Urteile, die seine Freunde oder er selbst über sich abgab«.

Hans besucht auch die »Christlich-deutsche Volksbühne«, welche die Schriftsteller des »Gral« gegründet haben. Einzelne Stücke befriedigen ihn nicht, sie sind ihm zu wenig dramatisch und zu viel episch. Aber er lobt die Arbeiter, die auftraten und wünscht, dass auch bei uns etwas ähnliches geschaffen werde.

Während seines Ferienaufenthaltes in Zagreb besuchte Hans die große Ausstellung des Bildhauers Meštrović im Kunstpavillon. Seine Urteile über diese Ausstellung, von der damals und auch später viel gesprochen wurde, sind so reif und den Fragen, die damals in kroatisch-katholischen Kreisen erörtert wurden, so angepasst, dass zweckmäßig erscheint, sie in ihrer Ganze wiederzugeben:

»Gerade komme ich aus der Ausstellung Meštrović. Eine Flut von Ideen kam über mich. Der gekreuzigte Heiland, Christus und Magdalene, Christus und die Samariterin, Pieta, Christus treibt die Juden aus dem Tempel, die Madonna mit dem Kinde, Christus und der Versucher, die japanische Madonna etc... die Kariatiden... Alles ist Lyrik, der Subjektivismus ad absurdum. Der Expressionismus und die nichtanatomischen Formen realisieren stark das intensive Innenleben. Der Autodidakt Meštrović trat in die Welt und das Leiden der Menschheit wird ihm zum Problem. Er, der bisher ein Liberaler war, der bisher nur nebenbei irgendein religiöses Motiv bearbeitet hatte, sieht plötzlich, dass eine besondere Welt besteht, welche sich seit Ewigkeiten mit den kardinalen menschlichen Problemen beschäftigte. Er beschäftigt sich mit der christlichen Religion und legt in die äußeren Formen des Christentums seine eigene Seele und diese Seele zerstört diese Formen. Es ist zweifellos: Meštrović ist von Gott stark begnadet, aber der moderne Subjektivismus fand in ihm seinen Typischen Repräsentanten. Meštrović war in Amerika. Vielleicht wirkte auf ihn die religiöse Bewegung der Quecker. Ihre Sehnsucht nach dem Unendlichen und die subjektive Interpretation des Evangeliums hat ihm behagt. Hier sieht man auch den Autodidakt. Bisher hat er das Christentum nicht genauer gekannt. Er hat beispielsweise die Beschreibungen des Milieus, aus dem Christus hervorgegangen war, niemals studiert, all jene Phasen des Lebens, in denen er gelitten und warum er gewirkt hatte. Meštrović hatte bisher den lebenden Christus nicht vor Auge gehabt wie z. B. ein Katholik, wenn er liturgisch lebt. Da auf einmal gelangt dem ausgesprochen liberalen Meštrović das Evangelium in die Hände und darin Christi Leiden. Welches Strahlenbündel von Ideen sprießt da plötzlich in ihm auf! Er sieht Christus sub species seines eigenen Ich, er betrachtet diese historische Erscheinung als der wahre Repräsentant des 20. Jahrhunderts, der von Christus abgefallen ist. Es ist nicht der historische Christus, aber aus dem Meer dieser ephemeren Züge des 20. Jahrhunderts dringt hier und da skizzenhaft der wahre historische Christus hervor. Meštrović ist diesem nach ein reiner Lyriker, welcher seinen Christussen Ausschnitte aus seiner Seele gab, der Seele, welche unter den Trümmern der Ideenwerte des 20. Jahrhunderts langsam den Weg zu Jesus Christus findet. – Man muss Meštrović sogar bewundern, dass er es mit soviel Virtuosität verstanden hat sein Innenleben zu expressionieren. Die Künstler sind Typen der Menschheit und insofern sie ihre Geisteswelt und ihren Weg zu Jesus Christus aufzeigen, zeigen sie zugleich auch die Richtung, welcher die Umgebung, aus welcher Meštrović hervorging, folgte. Das ist das zivilisierte Westeuropa, das im Stadium der Konversion sich befindet und keineswegs das jugoslawische Milieu. Meštrović ist uns fremd, gebe Gott, dass unser Volk niemals das Stadium jener Nationen erreicht, deren psychische Stimmung des Kruzifix von Meštrović entspricht. Ein Weib im Gebete ist prächtig stilisiert. In den Madonnen alles nur Subjektivität. Dieses ganze Leben Christi, Maria mit dem Kinde u.s.w. sind künstlerische Konzeptionen eines ungläubigen Beobachters, auf dessen Seele unaufhörlich die Gnade pocht. Ob sie wohl den Weg zu ihr findet? Wenn der Künstler das Leben vollkommen falsch betrachtet, wie beispielsweise in vielem Meštrović und es versteht diese falsche Betrachtung des Lebens in einem Gebilde auszudrücken, so dokumentiert er damit sein inneres Stadium und wenn er technisch ein Virtuos ist, so wird er »Meisterwerke« schaffen, die aber keine wahren Kunstwerke sind, denn von wahren Kunstwerken wird gefordert außer der Virtuosität der Expression auch eine richtige Auffassung der Ideen, die die Welt bewegen. Es gibt demnach zwei Arten der Gruppierung von Kunstwerken: 1. Werke, die das Innenleben ohne Rücksicht auf die Richtigkeit der Lebensauffassung glänzend ausdrücken und 2. Werke, welche bei formeller Virtuosität das Leben richtig auffassen. Die Werke der ersten Gruppe sind Dokumente des Verhältnisses des Künstlers zu Gott und fallen eigentlich nicht unter den engeren Begriff wahrer Kunst.

Beim Anaschauen des gekreuzigten Christus von Meštrović erinnert sich Hans eines gleichen Bildnisses, das er vor kurzer Zeit in der Karmeliterkirche in Döbling gesehen hat: »Die heutige Zeit hat einen dauernden künstlerischen Ausdruck in dem großen Christuskreuze in der Karmeliterkirche (Döbling) gefunden. Es wurde dieses Jahr vollendet. In der Ausführung des Leidens Christi ist der ganze Schmerz von Millionen konzentriert. Jede Zehe, der eingesenkte Bauch, die erschöpften Hände und Muskel, alles, als wäre es abgeschaut von den Kriegsleichen. Darunter standen Frauen, die beteten. Es scheint also, dass es dem Künstler gelungen war, jene finstere Zeit zu offenbaren. Auch auf mich wirkte dieses Werk mächtig ein, aber ich weiß nicht, ob es einen dauernden Wert haben wird. Ich müsste mich hinein vertiefen, um zu sehen, ob daraus die Glorie der beherrschten Qual leuchtet. Ich fürchte eine nicht ganz positive Antwort und darin wäre das Werk ein Abbild dieser Zeit«.

»Die Flamme nach unendlichen Höhen«

In Hans Seele breitete sich bereits die Flamme der göttlichen Liebe nach den unendlichen Höhen aus. Seine Verbindung mit dem Göttlichen charakterisiert in dieser Zeit besonders die Andacht zum allerheil. Herzen Jesu und die liturgische Andacht.

»Gestern war der bezeichnende Tag in meinem Leben. Ich absolvierte die neunte hl. Kommunion zu Ehren des allerheil. Herzens Jesu und ich glaube, dass ich die Tiefen des allerheil. Dreifaltigkeit schauen werde. Die unermessliche Liebe Christi muss ich mir wenigstens hier auf irgendeine Weise verdienen und dann will ich mit Gottes Hilfe das Weihewerk umso stärker fortsetzen«. Offenbar hat Hans die Andacht der neun ersten Freitage (im Monat) beendet, für welche der Heiland in der Offenbarung der hl. Margarete Marie Alacoque versprach, dass keiner ohne seine Gnade sterben wird, der die hl. Kommunion an diesen Tagen als Entschädigung für die seinen Herzen zugefügten Beleidigungen weiht.

»Geistig bin ich am produktivsten, wenn ich Widerstände besiege oder wenn ich leide. Bisher litt ich und beseitigte Widerstände (Krieg, Hunger), denn die Vorsehung versetzte mich in diese Lage. Also litt ich gerne. Aber jene Höhe, freiwillig den Weg der Vollkommenheit zu wählen, habe ich noch nicht erreicht. Wenn ich mein Leben richtig analysiere, finde ich, dass ich nicht viel mehr Energie verbrauche zur Selbstbeherrschung, als, sagen wir, die gewöhnlichen Liberalen. Ich schwang mich bis zu einer gewissen Höhe und nun hält mich das Beherrschungsvermögen da oben. Aber in mir lodert die Flamme nach den unendlichen Höhen, brennt die Glut nach der ungetrübten Umarmung des Sohnes wie auch des Vaters und Geistes und dazu gelangt man nur durch disziplinierte, taktische Beherrschung seiner selbst. Wäre es nicht möglich niemals ans Essen zu denken, bei der Mahlzeit sich nicht zu sättigen, nur 6 Stunden zu schlafen, täglich die hl. Kommunion zu empfangen, täglich gymnastizieren und trotz allen Energieverlusten, die man dabei erduldet, noch systematisch täglich 10 Stunden zum Lernen benützen und so ein wissenschaftlich tüchtiger Mensch zu werden. Hl. Katharine von Siena, bitte für mich, dass ich einen eisernen Willen erlange!«

Wir werden sehen wie er tatsächlich beharrlich seinen Willen stählte. Ein Dichter, dem dieser sein Entschluss nicht bekannt war, sondern der nur Hans selber kannte und seine Persönlichkeit, wenn auch nur von weitem, nannte ihn mit Recht »ein Adler mit eisernen Flügeln, mit diamantenen Augen und mit dem Herzen einer Taube«.

Liturgische Andacht

Für Hans späteres geistiges Leben waren die sogenannten liturgischen geistlichen Übungen in St. Gabriel bei Mödling, in der großen Missionsschule, entscheidend. Es war dies in der Karwoche des Jahres 1920. Diese Übungen drückten seinem Glaubensleben jenen starken liturgischen Stempel auf, der sich später so kräftig offenbarte.

Die geistlichen Übungen leitete Pater W. Schmidt. O. V. D., ein heiligmäßiger Mensch und berühmter Gelehrter, heute einer der größten Ethnologen der Welt. Die rührenden Zeremonien der Karwoche, in der künstlerisch ausgestalteten Kirche wurden vergrößert durch den Choralgesang ausgeführt von 300 Klerikern, den künftigen Missionaren. Die geistlichen Übungen schlossen am Karsamstag Nachmittag mit der Auferstehungsprozession die in ihrer Begeisterung weit hinausging in Gottes freie Natur bis zum Waldesrand und um den See. Die ganze Natur des hereinbrechenden Lenzes freute sich mit der Auferstehung des Heilands. Alles prangte in bunter Blüte und ersten Grün und des Himmels Vögel begleiteten mit ihrem Gesang die fremdvolle Auferstehungshymne. Dieses große Ereignis hinterließ in einer Seele, unter dem Eindruck geistlichen Übungen, seine unauslöschliche Spur. Der Heiland hat mit seiner Gnade und die Kirche mit ihrer Liturgie ein Fest gefeiert, aber besonders in einer Seele fand es sein lauter Echo: in der Seele des Hans Merz. Von nun an begann er je mehr die Schönheit der Liturgie zu studieren und zu genießen.

Wien, 5. IV. 1920

»Die Tage vom Mittwoch in der Karwoche bis heute verlebte ich in St. Gabriel bei Mödling. Es waren dies meine schönsten Ostern. Ich erlebte den künstlerischen Reflex der großen Ereignisse – Christi Leiden und seine Auferstehung – indem ich mich in die liturgische Kunst einlebte. Anfangs fasteten wir, schwiegen und betrachteten. Der Lärm der Welt zerstob und die Seele blieb ruhig, mit sich allein, so dass sich aus ihrer Tiefe, gleich einem Schaume, der Kot der Sünde hob, der sich kaum bewusst darin gesammelt hat. Dann der glänzende Gesang der Lamentationen, die herrliche Messe des Gründonnerstags mit Fremde und die hl. Kommunion während der Messe, gerade so als damals Christus die hl. Eucharistie eingesetzt hatte, dann wieder die Betrübnis in der Messe begleitet von der rhythmischen Bewegung des Kreuzes und des Kreuzweges erschütterten meine Seele. Am Samstag abermals die große Freude über die Auferstehung des Heilands welche in der Liturgie so herrlich zum Ausdruck kommt. Die Liturgie ist eine zentrale Kunst. Sie ist vollkommen objektiv und entspricht dem Ideale Wagners, welcher alle Künste in eine Kunst vereinigen wollte. Die Liturgie ist der Ausdruck der Seele der Kirche, auf ihrem Grunde wäre es leicht die Theorie der Kunst auszuarbeiten. In ihr, wie in einem Spiegel, erschauen wir das Leben Christi, aber nicht so, wie es uns in der Geschichte scheint, sondern so, wie ihn der objektive Beschauer sieht, der nicht um Zeit und Ort gebunden ist, sondern der aus der Höhe das Leben betrachtet, den übernatürlichen Bund aller Begebenheiten sehend: sagen wir, wie ihn ein Engel betrachtet. Auf diese Weise wird die Kunst zum objektiven Spiegel für das Leben, welches auch jene Fäden zusammenfasst, die der gewöhnliche Mensch nicht bemerkt. Die Liturgie hat ihre Höhe erreicht: sie ist die größte künstlerische Schöpfung, die auf der Welt besteht und sie ist dabei ein zentrales Kunstwerk, das des Leben Christi, welches das Zentrum der Geschichte bildet, künstlerisch darstellt. Alle übrigen Künste müssen sich derselben Methode bedienen wie der hl. Geist in der Liturgie: der Künstler muss, sagen wir, das Motiv des Krieges, der Liebe, der Tötung und verschiedene andere Themen der Kunst in einem übernatürlichen Bunde darstellen und je besser er dies vermag desto wertvoller ist das Kunstwerk. Natürlich wird hierfür verlangt, dass der Künstler heilig sei. Das Kloster St. Gabriel wird mir zeitlebens unvergesslich bleiben. Es zeigt, wie die katholische Kirche überall neue herrliche Blumen erblühen lässt. Es sind dort gegen 300 Theologen, Reichsdeutsche, die nach Togo gehen, auch Neu Guinea und in andere Länder, um das Evangelium Christi zu verbreiten. Zumeist sind es kräftige, schöne Männer, schweigsam und demütig. Um 3 ¼ Uhr früh stehen sie auf und alle ihre Liebe konzentrieren sie auf den Gottesdienst. St. Gabriel ist ein kleiner Beuron«.

Einen Monat später besucht er wieder St. Gabriel:

Wien, 14.V.1920

„Ich war in St. Gabriel, 17 Primizienten lasen in der voll erfüllten Kirche ihre Primiz. Der Prediger hielt ihnen eine Predigt über die Opfer, die ihrer warteten jenseits des Ozeans und über das Vorbild des Missionars Jesus Christus, der in ihnen leben müsse, wenn sie heroische Werke vollbringen wollen, dass sie Vaterland und Eltern verlassen und in die Fremde ziehen müssten, um das Evangelium zu predigen und um dort zu sterben. Alle sind starke Leute, zumeist waren sie Offiziere im Kriege, knochigen Aussehens und machen einen heroischen Eindruck. Wenn wir bei uns unter Missionaren hätten, würde sich das heroische Verständnis für das Christentum stark verbreiten. Die Sezession der »gelben« Priester würde durch die Vergleichung mit den Heroen des Christentums im Volke im rechten Lichte erscheinen. Glücklich die Nation, aus der Missionare geboren werden«.

»Neue Zeit«

Der Ort der täglichen Zusammenkünfte der früher erwähnten vier katholischen jungen Männer war der Verein »Hrvatska«, dessen Räumlichkeit in Merzens Zimmer im II. Stock verlegt war. Bald gesellten sich zwei geschätzte bosnische Franziskaner hinzu. Der Verein zählte demnach sechs Mitglieder, aber nach ihrer Arbeitsleistung müsste man meinen, es seien ihrer dreißig. Im Verein gab es so viele Vorträge, dass die angemeldeten Vortragenden nicht an die Reihe kommen konnten, obzwar die Zusammenkünfte auch zweimal wöchentlich stattfanden. Die Seele des Vereins war ihr Sekretär Hans Merz. Mit unwiderstehlicher Kraft legt er seine Ideen über die Bedeutung des geistigen Lebens dar. Bei einer Zusammenkunft brachte er ihnen diese Ideen als besonders zusammengefassten Vortrag zu Gehör, welche die Hörer, wiewohl klein an Zahl, tief berührte. Dieser unvergessliche Vortrag fand im Februar 1919 statt.

Es war dies Merzens erste gedruckte Frucht seines geistigen Schaffens. Er freute sich beim Anblick seines ersten gedruckten geistigen Erzeugnisses, denn er war überzeugt, dass seine Lebenserfahrung vielen jungen Seelen helfen werde, den Weg eines geistigen Lebens zu beschreiten.

In diesem Vortrag beschreibt Hans eigentlich den Wendepunkt und die Bestrebungen seines Lebens und stellt programmatische Ziele eines praktischen, zeitgenössischen Katholizismus auf. Wer bisher die Entwicklung von Hans Seele sorgfältig verfolgt hat, wird verstehen, von welcher Wichtigkeit für ihn die Erkenntnisse und Ausführungen in der »Neuen Zeit« waren. »Leiden haben neue Generationen erschaffen und erschaffen sie auch heute... Wer den Sinn des Lebens wenigstens bis zu einer gewissen Grenze begreifen und die Kultur verstehen will, muss körperlich und seelisch leiden. Theoretiker in warmer beleuchteter Stube bei reichhaltigen Mahle sitzend, die alles haben, was ihnen angenehm ist, werden niemals den Sinn des Lebens erkennen. Die Religion mit allen ihren Dogmen und Zeremonien wird solchen Menschen immer ein Geheimnis bleiben... Mögen sie doch in das reale Leben eindringen! Ich liebe die Menschen der heutigen Generation, jene, welche litten und den Ernst des Lebens begriffen. Diese haben das Faustproblem praktisch gelöst... Die ethische Seite des Lebens wird aktuell, die ästhetische Fragen treten in den Hintergrund, denn es handelt sich um Tod und Leben, um Opfer, um Selbstverleugnung und Heldentum. Die ästhetischen Fragen werden erscheinen, aber nicht als schönes Spiel l'art pour l'art... Dieses große Gut müssen auch wir benützen, wir müssen uns um die Erziehung großer Männer sorgen: den Geist befreien von der Zeitlichkeit und mit offenen Augen die Entwicklung des Lebens betrachten müsste das Ziel der neuen Menschen sein. Der Kampf um die Vollkommenheit, die Askese, muss unser tägliches Brot sein... Infolge der völlig neuen Verhältnisse, welche im Laufe dieses Krieges entstanden, erschienen in unserem öffentlichen Leben viele Erschütterungen. Diese sind charakteristisch für die Übergangsepochen. Bei uns fühlte man sofort den Geist der neuen Zeit, denn wir leben wahrlich ein kräftiges Leben. Aber die Grenzen wurden überschritten: aus den unbedingt notwendigen Diskussionen entstanden unnötige Streitigkeiten. Der Geist der Schwäche drang in unsere Reihen, die ephemeren politischen Fragen spalteten uns. Wir vergaßen auf den Kosmopolitismus der Kirche und auf ihr durch Jahrhunderte ausgebautes politisches Programm (Verg. In der Zeitschrift Čas: Respublica christiana, XI. No 4-5), welche sich einzig auf die Lehre Christi gründet. Der nationale Egoismus schlich sich in die erhitzten Geister ein und sie vergaßen Demut und Selbstverleugnung, sie begannen der Welt ihre Tugenden zu zeigen und die Fehler ihrer nächsten Brüder vor das Forum jener zu bringen, welche sie selbst nicht achteten. Anstatt weiter zu bauen, begannen wir jenes zu zerstören, was wir mit harter Mühe gemeinsam aufgebaut haben. Wir müssen volle Aufmerksamkeit der Selbsterziehung widmen, die dem Studium des Katholizismus, den wir leider nicht besser kennen als irgendein Volksschüler. Große Männer heranzubilden sei das Ziel der allnationalen katholischen Bewegung...«

Hans spricht von der »allnationalen katholischen Bewegung« hier nicht in dem Sinne, als ob ihre Anhänger die Nation, der sie angehören und in der sie arbeiten, nicht anerkennen wollten, so als ob die katholische Bewegung oder ihre Mitglieder anational wären. Indem er sich für die »katholische Internationale« interessierte, für den Katholizismus bei allen Nationen, bemerkte er bei vielen Nationen eine starke Kräftigung und Sammlung der katholischen Kräfte und Werte einerseits und anderseits wieder eine nationale Färbung und Begrenzung des Katholizismus, gleichsam ein Zusammenlegen des Katholizismus mit nationalen und politischen Bestrebungen. Damit konnte Hans mit Recht nicht übereinstimmen und er spricht von »der allnationalen, politischen Bewegung« als von einer allgemeinen Erscheinung bei allen katholischen Nationen, welche die Annäherung der Nationen bewerkstelligen sollte, sie zu versöhnen hätte und sie nicht noch mehr spalten sollte. Hierüber hat er in Maribor (Marburg) detailliert gesprochen.

Der Verein »Hrvatska« (Kroatien) erhob sich im Schuljahre 1918/19, nach fünfjährigem Ruhen, wieder zu neuem Leben. Im zweiten Halbjahr zählte er 18 Mitglieder. Später änderte er den Namen und nannte sich »Jug« (Süden). Außer ihren wöchentlichen freundschaftlichen Zusammenkünften, bei denen verschiedenartige Vorträge gehalten wurden, besuchten die Mitglieder gelegentlich katholische Institutionen in Wien und Umgebung. Sie besuchten und nahmen in Augenschein das Zentralheim der katholischen Mittelschüler, deren Bau damals gerade beendet wurde und als Muster galt für eine Institution dieser Art. Sie nahmen teil an einem Gesellschaftsausfluge nach Kalksburg, um das dortige bedeutende katholische Gymnasium der Jesuiten kennen zu lernen, ihre Museen, Konvikte, Sportplätze u. s. w. Regelmäßig besuchten sie weiter religiös-wissenschaftliche Vorträge, welche der katholische »Volksverein« in Wien veranstaltete, dann die Vorträge des »Leovereins«. Einige von ihnen, darunter natürlich auch unser Hans, waren Mitglieder der Wiener akademischen Kongregation. Vorstand der »Hrvatska« war cand. med. Avelin Ćepulić und Sekretär unser Hans.

Bei einer Sitzung debattierten die Mitglieder der »Hrvatska« auch über die Zeitschrift »Luč« (Fackel). Das Wort führte Hans und seine Notizen sind noch heute vorhanden:

»Brüder! So geht es nicht weiter. Unsere Bewegung zeigt Zeichen der Zersetzung, sie schlug einen schlechten Weg ein. Die Religion wurde ein Mittel dem Nationalismus. Wir wollen und dürfen niemals Katholiken deshalb sein, um der Nation zu helfen, sondern wir wollen der Nation deshalb helfen, weil wir Katholiken sind. Der Katholizismus ist unser Ziel und nicht Mittel. Ein Teil unserer Generation hat in diesem kriegerischen und politischen Wirbel ganz auf den Sinn unseres Lebens vergessen und vernachlässigte die Kultur seiner selbst, während die übrigen Brüder auf den Schlachtfeldern sich schlugen oder in Gefangenschaft schmachteten und in Spitälern lagen. In diesen Zeiten des Leidens beschäftigten sie sich ausschließlich mit der Pflege ihrer Seele. Die Verhältnisse haben auf diese Art nebeneinander zwei Generationen geboren, die national - intellektuelle und die religiöse. Beide Typen müssen sich verschmelzen und die Führung muss der zweite Typus in die Hand bekommen.

Die Basis unseres Lebens muss unsere Erneuerung in Christus sein, das Übrige baut sich von selbst auf diesem auf. Aber wie weit sind wir davon entfernt! Ein Teil unserer Bewegung ist durchdrungen vom Geiste des Modernismus und der Dekadenz. Die Führung erhielten Leute, die hierfür ungeeignet sind. Anstatt im Geiste Christi überall die Saat der Liebe zu säen, auf die Wunden und auf die Sünden des Feindes ein Pflaster zu legen, überfallen sie mit der Geste der Liberalen sogar auch das, was uns bisher lieb war, wenn es auch nicht gerade vollkommen war.

Der einzige Hoffnungsanker des Katholizismus in unserem Volke ist tatsächlich die Studentenbewegung. Sie ist unser Liebling und unsere größte Hoffnung. Die Provinz, welche alle Ideen langsamer durchlebt, behielt noch etwas vom alten Idealismus, welcher sicherlich eine der schönsten Erscheinungen in der Kulturgeschichte der kroatischen Nation war. Wer erinnert sich nicht der Freude, als die Zeitschrift »Luč« (Fackel) erschien? Wer gedenkt nicht mit Schmerz und Tränen unseres »Dichters der ewigen Feder« oder an Roman Tieck, den »Künstler der hl. Eucharistie«? Und wo sind heute diese Menschen, die nach innerer Größe strebten, nach Vervollkommnung ihrer selbst, welche die schwersten Lebensprobleme auf einheitliche Weise lösten und den Grund legten zu einer besonderen Kultur? Die Verbindung ist zerrissen, die Kluft ist ungeheuer. Unsere heutige Ideologie ist die liberale Dekadenz. Die Dichter der »Luč« (Fackel) sind Epigonchen des Verlaine und Baudelaire... Unsere Poesie wird nie groß werden, wenn nicht das Zentrum allen Lebens – der Mensch – erneuert wird. Es ist notwendig radikal rückzukehren zum Glauben, er muss unser ganzes Leben durchdringen. Der Gedanke, dass alles getan werden darf, was mit der katholischen Moral nicht kollidiert, ist unserer Mission unwürdig. Alle sollen wir die Überzeugung hegen, dass die Gründer unserer Bewegung nur deshalb so schöne Erfolge erzielten, weil sie radikale Katholiken waren. Ein großer Teil unserer Leute ist (heute) nur deshalb in unserer Bewegung, weil sie überzeugt sind, dass sie sich auf dieser Welt zufriedenstellend entwickeln wird. Aber das ist eine schwache Religiosität. Wir sind Teile des mystischen Leibes Christi und wir kennen nur ein einziges Gravitationszentrum und nur ein einziges Leben.

Damit die Kluft überbrückt werde, welche zwischen der alten Generation, von der noch viele wertvolle Glieder leben, und der neuen entstand, ist es notwendig die »Luč« (Fackel) zu erneuern. Sie ist jetzt!... ein schlechter Epigone der modernen Dekadenz... Die Kunst repräsentiert am besten Zeit und Menschen und die beiden Richtungen (Tieck und die neueren Dichter der »Luč«) zeigen klar, dass die Verbindung zwischen der alten und der neuen Generation unterbrochen ist. Und so ist es auf allen Gebieten des Lebens. Der Sinn für den Koloss der Christenheit ist bei uns in Vergessenheit geraten..."

Es wurde beschlossen an die Redaktion der »Luč« die Meinung der »Hrvatska« in einigen Dingen, die die »Luč« tangieren abzusenden. Und tatsächlich finden wir in der No IX, 1918/19, Seite 246 dieser Zeitschrift, in dem gleichen Hefte, in dem Hans Artikel »Novo doba« (Neue Zeit) abgedruckt war, einen Brief aus Wien, in welchem ausgedrückt war, dass es »nicht so wichtig sei, wie viel die »Luč« vom wissenschaftlichen und künstlerischen Standpunkt wert sei, als vielmehr wie viel – und das sei das wichtigste – die »Luč« gelte für den Ausbau unserer Ideen bei unseren Genossen, insbesondere bei den jungen. Es entstehe die Frage, wie wir dieses ideale Ziel der »Luč« erreichen werden. Unsere Grundsätze stoßen deshalb auf die größten Schwierigkeiten, weil sie sich auf den Katholizismus gründen. Darin, und nur darin, unterscheidet sich unsere Bewegung von allen anderen Gruppen... Deshalb ist die größte und wichtigste Aufgabe der »Luč«, dass sie alle ihre Kräfte auf die Schaffung einer katholischen Weltanschauung konzentriert, während alles übrige (nationale, künstlerische, literarische Erziehung u. s. w.) erst in zweiter Reihe zur Berücksichtigung gelangt... Es ist jetzt wieder Zeit das zu haben, was der Krieg uns vernichtet. Wir denken in erster Linie auf den Radikalismus und die Reinheit unserer Ideen...« Das sind die wesentlichen Gedanken Hans, freilich sehr milde ausgedrückt.

Zu gleicher Zeit interessiert sich Hans für die katholische Literatur und Ästhetik (Lehre von der Schönheit). Besonders viel Interesse brachte er der literarischen Richtung, die sich um die literarische Revue »Gral« entwickelte, entgegen. Der »Gral« sammelte jene große Gruppe katholischer deutscher Schriftsteller um sich, welche wollten, dass die Literatur in erster Reihe den unerschöpflichen Schatz der katholischen Lehre bearbeite. Schon der Name »Gral« war der Wegweiser: die wahre Quelle der Literatur mögen die Glaubensideale sein, genau so, wie der legendäre Gral die Quelle des Lebens war und das Zentrum der Helden vom Monsalvatsch. Merz kam oft mit einem der Führer der katholischen deutschen Literaten zusammen, dem Dr. Oskar Katann, damals Dozent der Wiener Universität. Dieser Verkehr klärte viele Ideen des Merz über die katholische Literatur. Hans gab dem Dr. Katann einige Unterlagen über die kroatisch-katholische Literatur und durch ihn konnte er mit andern hervorragenden Katholiken der übrigen Länder, namentlich mit den französischen, in Verbindung treten.

In die ruhige Arbeit der »Hrvatska« brachten einige unliebsame Ereignisse einigermaßen Unordnung. In Wien bestand nämlich eine »jugoslawische Mensa« für die Studenten unseres Landes, ihrer an hundert. Hier herrschte eine Studentengruppe, welcher die »Hrvatska« (Kroatien) ein Dorn im Auge war, namentlich wegen ihres entschiedenen Einflusses und Ansehens bei dem größten Konkurrenten, der »Hrvatska«, zu entledigen, beschlossen sie, dass nur jene als Mitglieder der Mensa gelten dürfen, die eine Erklärung unterschrieben. Wer dieselbe nicht unterschreibt, wird aus der Mensa ausgeschlossen. Das war in einer Zeit, da in Wien nicht einmal für Geld Nahrung erhältlich war, außer nur in der Mensa. Und was geschah? Alle möglichen kroatische Liberalen unterschrieben gehorsam die Erklärung ohne ein Wort des Protestes. Nun kam die härteste Nuss – die »Hrvatska« an die Reihe. Der Erste, der zur Unterfertigung der Erklärung aufgefordert wurde, war Merz (12. VI. 1919.) »Ich unterschreibe nicht!«. Die Mitglieder der Verbindung »Orjuna« (Organisation der jugoslawischen Nationalisten) standen wie versteinert vor diesem Wunder, denn sie meinten, dass es keinen Menschen gebe, den sie nicht brechen könnten. Sie beriefen sofort eine außerordentliche Sitzung ein, in welcher Merz aus der Mensa ausgeschlossen wurde. Andere Mitglieder der »Hrvatska« schlugen einen anderen, leichteren Weg ein. Sie gewannen für ihren Standpunkt die Unterstützung des diplomatischen Vertreters des Königreichs SHS in Wien, welcher in diesem Streit vermittelte. Nunmehr mussten die Leute der »Orjuna« eine Versammlung aller Wiener Studenten unseres Landes einberufen, auf welcher gerade dieses Beispiel von Merzens Charakter und Unbeugsamkeit selbst auf viele Liberale einen tiefen Eindruck ausübte, so dass die Mitglieder der »Hrvatska« die erforderliche Mehrheit erhielten und die »Orjuna« stürzten.

»Die Katholische Internationale«

Viel beeinflusste Merzens Leben auch die akademische Vereinigung »Logos«, unter deren ersten zehn Gründern er einer der ersten war. Diese Vereinigung hatte die Aufgabe gründlich und wissenschaftlich Glaubensfragen und inneres Leben zu studieren. Die Kroaten haben in dieser Gesellschaft mit den Akademikern der anderen Länder geradezu musterhaft übereingestimmt. Diese Vereinigung ist später ansehnlich gewachsen und übt heute eine große Arbeit aus.

Selbstverständlich hat Merz auch nicht die Gelegenheit versäumt um Mitglied der Marienkongregation zu werden. Hier erhielt er jeden Sonntag viel wertvolle Anregungen für sein geistiges Leben.

Als Sekretär der »Hrvatska« verfolgte er auch unermüdlich alle öffentlichen Vorträge über katholische Kultur, Organisation u.d.gl. und verständigte seine Genossen, gleich ein Nachrichtenbüro, über Ort und Zeit solcher Vorträge.

Wegen dieser vielen Zusammenkünfte in der verschiedensten Organisationen blieb ihm Häufig für private Gespräche nicht genügend Zeit übrig. Deshalb ging er häufig gemeinsam mit A. Ćepulić und sonstigen Genossen – wenn sie eine verwickelte Frage zu erörtern hatten - des Nachts, wenn der Vollmond am Himmel glänzte, weit hinaus außerhalb Wien auf den Kahlenberg. Dieser Berg erhebt sich zauberisch über der Donau, die unterhalb geheimnisvoll rauscht. Diese Umgebung bot Merz Anregungen, so dass er mit besonderer Begeisterung viele seiner Ideen über die katholische Erneuerung des Volkes vortrug. Und sie freuten sich an dieser Arbeit. Sie ahnten nicht das dies ein Becher sei, der außer süßem Trank, auch vielen bitteren Wermut enthält. Übrigens wächst damit der Wert des Trankes.

Und so verging das erste Schuljahr nach dem Kriege. Im zweiten Jahre ist die »Hrvatska« an Zahl bedeutend gewachsen und wechselte ihren Namen in »Jug« (Süden).

Zu Maria Verkündigung 1920 wohnte Hans dem katholischen Kongress des Wiener bei. Besonderen Eindruck auf ihn machten jene Gedanken, die sich auf das universalle katholische Bewusstsein bezogen. Hier lernte er besonders die karitative Arbeit der österreichischen Katholiken kennen und die katholische »Auf diesen ermüdeten Menschen glüht etwas märtyrhaftes, den sie blieben nach dem blutigen Kämpfen mit den Sozialisten und dem glaubenslosen Kapitalismus, begeisterte Anhänger Christi und gehorsam ihrem Erzbischof dem Kardinal Piffl, den sie sehr lieben«.

Dieser Kongress regte ihn dazu an, der kroatischen katholischen Öffentlichkeit die Arbeit der österreichischen Katholiken in den Artikeln »die religiöse Erneuerung der österreichischen Katholiken« und »die katholische Studentenschaft in Österreich« darzustellen.

In Maribor (Marburg)

Zu gleicher Zeit interessierte sich Hans für niederländische, italienische und deutsche katholische Studentenorganisationen, er verfolgt ihre Arbeiten und liest ihre Zeitschriften. Er hielt einen besonderen Vortrag über die katholische Internationale. Im Zusammenhang damit steht auch sein Vortrag über die katholische Internationale Studentenunion, welchen er am 3. VII. 1920 gelegentlich des Kongresses der »Orao« (Adler, kathol. Turnverein) und des großen katholischen Studentenkongresses in Maribor (Marburg) hielt. Auf diesem Kongress wurde auf dem Vorschlag des Merz mehrere praktische Beschlüsse gefasst bezüglich des Austausches von Studenten und von Zeitschriften. »Ich sprach mit Feuer, das mir die hl. Eucharistie verliehen hat«, so sprach er über diesen Vortrag. In diesem Vortrag knüpfte er am jene Gedanken über die katholische Auffassung des Internationalismus (und Nationalismus) an, wie er sie früher hegte und speziell in seiner Zusammenstellung unter dem Titel »Neue Zeit« brachte.

Auf dem Kongresse waren auch Delegierte der tschechischen und österreichischen Studentenschaft, wie auch Vertreter des katholischen Weltverbandes aus München anwesend. Merz schilderte außer einem Historiat für den Versuch einer Internationale auch die programmatische Basis, auf welcher alle katholischen Bewegungen der Welt mitarbeiten könnten.

»Der Internationalismus, wie ihn die Pazifisten sich denken, ist die Negation jeder nationalen Kultur. Für uns ist der Internationalismus ein rein technischer Titel für jene Organisation, welche die gleichberechtigten Glieder verschiedenen Nationen in eine einzige Organisation zum Zwecke einer Kooperation vereinigt…«

»Unser Standpunkt gegenüber dem Nationalismus: der Nationalismus ist nur insofern berechtigt, als er dem Messias und seiner Kirche dient. Er ist relativ, wen wir ihn mit der Idee der Kirche vergleichen… Wenn die Messias-Idee die Nationen durchdrungen haben, dann wird der Wolf mit dem Schafe weiden… nur es wird der Egoismus vernichtet sein, der sich in jedem Nationalismus befindet… Wir verwerfen entschieden auch den utopischen Kosmopolitismus. Wir wollen das Christentum verbreiten und das zu allererst bei der Nation, in der wir selber, aber wir wollen die Farben und Nuancen des Menschengeschlechts nicht absichtlich wegwischen, denn sie ermöglichen ihm in allen Richtungen seinen Zweck zu erreichen. Das Schicksal des jüdischen Volkes, welches vom nationalen Chauvinismus und Blindheit geschlagen den Messias verwarf, muss den Nationen der ganzen Welt und aller Zeiten ein Memento sein, sich vor übertriebenen Nationalismus zu hüten und alle ihre Energien für die Verbreitung des Gottesstaates einzulegen… Das für den Einzelnen, die Nationen und die Menschheit muss in den Worten Christi liegen: »Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird Euch gegeben werden« (Mat. 6, 33.).

Die Statuten der katholischen internationalen Studentenunion, wie sie Hans Merz in Maribor vorlegte sind abgedruckt in der Zeitschrift Zora – Luč vom 31. XII. 1920 Seite 104 – 105.

In Maribor war Merz in einer Schule /auf Stroh / untergebracht gemeinsam mit den anderen Studenten. Der feierliche Studentenkongress in der großen und vollgefüllten Götz - ischen Halle war für ihn der feierlichste Moment. Besonderen Gefallen fand er an der Rede des I. Protulipac, seines späteren engeren Mitarbeiters, über die Verfolgungen der Kongregationen. Die akademischen Zusammenkünfte waren ihm langweilig, weil in den einzelnen Referaten »von einer gründlichen christlichen Unterlage keine Rede war, obwohl diese Referate ansonsten sachlich ausgearbeitet waren. Die Besprechungen der akademischen Ferialverbände interessierte ihn dafür um so mehr. Hier sprach man über die christlich – soziale Ordnung unserer Zeit. Mit Freude begrüßte er das männliche Auftreten »des Dr. Lavrenčić, der sich dagegen aussprach, dass man mit verschiedenen sozialen Theorien Unstimmigkeiten in die katholischen Reihen bringt, anstatt das religiöse Moment, das in Gefahr ist, zum Ausdruck zu bringen«. Im Dr. Lavrenčić sieht Hans »Typus der alten slowenischen Generation, welche solide Grundlagen geschaffen hat, auf welchen sich das katholische Slowenien zu erheben begann«. Die Zusammenkunft der Vertreter der internat. kath. Studentenunion ermüdete ihn, aber interessierte ihn doch. Namentlich begleitete er die Verhandlung betreff des Vorschlages des Prager katholischen akademischen Vereins »Krek« welcher wünschte, dass sie den Namen in »christliche« ändern und auch jene Studenten als Mitglieder aufnimmt, welche der katholischen Religion nicht angehören. Dieser Vorschlag war einer der Ursachen, warum Bischof Mahnić an die katholische Studentenschaft seinen Mariborer Hirtenbrief gerichtet hat, in welchem er auch diese Frage gelöst hat. Aber einige Mitglieder des Vereines »Krek« haben diese Ideen nicht voll in sich aufgenommen gehabt, und haben auf eine geradezu revolutionäre Art gelärmt und wollten sich dem Episkopat nicht unterordnen. Wir fürchteten schon, dass es dieser wegen zu einer Haltung in der Studentenbewegung kommen könnte, aber Gott erhörte unsere Gebete und die Krekaner versprachen die Unterordnung dem Episkopate. »Die folgende Bischofskonferenz regelte diese Frage vollkommen nach den Direktiven wie sie Bischof Mahnić in seiner Mariborer Botschaft gegeben hat: »in katholischen Verbänden können Nichtkatholiken nicht Mitglieder sein, weil diese Verbände einen religiösen Charakter haben«.

Die Katholische Bewegung

Ähnliche Debatten wie jene im »Krek« werden auch im »Jug« geführt aber er gelangt Hans die Geister zu beruhigen. Mit der Verordnung des Episkopats und dem Mariborer Hirtenbrief des Bischofs Mahnić war diese Sache für den »Jug« erledigt. Das Motiv dieser Bestrebung war, eine Art rechtgläubige (griech. orient.) positiv – christliche Bewegung analog der katholischen Bewegung anzuregen. Aber Hans glaubt »das Christentum als gemeinsame Grundlage sei gegenwürdig nahezu eine Utopie… Möge uns der liebe Christus helfen, den Teufel in uns selbst zu beherrschen damit wir unseren Heiland lieben und unsere Nächsten, um so die hl. Kirche feiern und verbreiten zu können«.

Bei seinem Aufenthalt über die Ferien im Jahre 1919 in Banjaluka half Hans einen Jugendverein und Ferienkurse gründen, er belebt auch die Organisation der Mittelschüler in seinem Geburtsort. Im September 1920 geht er zur eine Versammlung, welche der katholische Jugendverband von Ivanićgrad veranstaltet hat. An den Gesängen, Deklamationen und Volklortrachten findet er großen Gefallen, aber der Eindruck des Ganzen hat ihn nicht zufriedengestellt.

»Der Eindruck: Wunderbar sind die Wege Gottes. Überall wirkt die Gnade und die Menschen wissen eigentlich nicht, dass sie die sind der großen Ideen, die alles bewegen. Die Bürger sind schreckliche Bourgeoisie, sind religiös, aber die Religiosität besteht hauptsächlich darin: Wir müssen Glauben besitzen, damit wir gut und zufrieden hier auf Erde leben. Charakteristisch ist, wie sich dieser Tag ein guter Mensch beschwerte, dass er kaum atme wenn er gegessen habe. Wie naiv! Den zum Mittagmal isst er dreierlei Fleischspeisen und fast kein Gemüse. Dieses spießbürgerliche Christentum ist für uns eine wahre Gefahr und es ist in vielem schuld daran, dass sie christliche Ideologie diskreditiert ist. Die Idee der Enthaltsamkeit ist in die Volksschichten noch nicht eingedrungen… Damit das Christentum gehoben wird, muss in erster Linie der Klerus heilig sein, er muss stets vor Augen haben: Christus am Qelberg, wie er die Anstürme aller Versuchungen überwindet, der den Satan überweltigt, welcher will, dass Christus Steine in Brot verwandle. Die Erziehung des Willens ist ein aktuelles Thema für den kroatischen Klerus.

Die Lehre Christi muss in und außerhalb der Kirche verbreite werden, die Predigten allein werden nicht soweit wirken als die Persönlichkeit, welche eine unauslöschliche Spur in ihrer Umgebung hinterlassen… Die Fasten und Abstinenzidee der Passionismus muss verbreitet werden. Mit Bangen habe ich konstatiert, dass Einzelne der besten Leute diese Ideen nicht erkannt haben. Sie müssten zwischen hungrigen und elenden Menschen leben um sich dann erst zu dieser Erkenntnis aufzuschwingen. Ich glaube, dass mir von Hunger und Elend zermürbte sozialistische Massen lieber sind als die satten katholischen Spießbürger…«

Um diesen Standpunkt Hans verstehen zu können, muss man sich der stürmischen Nachkriegszeiten erinnern, in der nicht nur Russland, sondern auch das benachbarte Ungarn in kommunistischen Händen war, als die Kommunisten und Sozialisten in Deutschland und Österreich wie in Italien und bei uns das große Wort führten. Hans wünscht das sie soziale Frage durch die Katholiken gelöst werde und nicht durch die Kommunisten. Der Informationen wegen besuchte er kommunistische Vorträge und Versammlungen in Wien und Zagreb. Mit der kommunistischen Gefahr befasste sich auch der Verein »Jug« in seinen Sitzungen sehr viel. Hans blieb über den verschiedenen taktischen und politischen Vorschlägen, die vorgelegt wurden, und sagt:

»Die Hauptsache ist jetzt im Volke die Idee des Katholizismus hervorzuheben, als markantes Merkmal, das uns von der Bourgeoisie trennt, wie auch vom Kommunismus. Uns können auch tausend Verfolgungen nicht vernichten, wenn wir überzeugte Katholiken haben, die ihre Organisationen aufstellen, sobald der Strom des Kommunismus abfällt. Wir müssen unser solidarisch – wirtschaftliches Programm gräzer ausbauen und den Massen, die infolge der kapitalistischen Ordnung leiden, zeigen, dass sich nicht nur die Kommunisten der Armen annehmen, sondern in erster Reihe die Christen. Wir müssen uns daher gegenwärtig mit den Kommunisten und mit den Bourgeoisie schlagen und hervorheben, was uns teilt, und nicht was uns bindet (wie beispielweise uns und die Kommunisten im Kampfe gegen den Kapitalismus), denn die Vorsehung, so scheint es mir, hat den Kommunisten die Mission erteilt, den Kapitalismus zu stürzen und damit das Gleichgewicht herzustellen (welches der Liberalismus in Unordnung gebracht hat), und den Solidarismus zu verwirklichen«.

Hans hat damals schon betont, dass »der Katholizismus die Seelen ausgleicht und dass aus diesem Boden des gemeinsamen Bewusstsein sprießt… die Solidarität unter den Gläubigen. Die Basis jedes kulturellen und ökonomischen Fortschritts ist: »Suchet das Reich Gottes und alles übrige wird Euch von selbst kommen«. Das übrige wächst von selbst, wie es die ersten Jahrhunderte des Christentums zeigen, welche nur die geistige, religiöse Erziehung gepflegt haben und indirekt sind Kathedralen, christliche Staaten, die Philosophie u.a. entstanden«. Das sind Worte, welche später am 10. IX. 1920 wörtlich Papst Pius XI. ausgesprochen hat: »Nicht die Politik, nicht die Sozialökonomie, ich sage sogar, auch nicht die Kultur, sondern vor allem christliche Formation des Lebens und des einzelnen Menschen. Es ist der beste Zweck, denn er entspricht dem, was uns der Göttliche Lehrer gesagt hat: Suchet zuerst das Reich Gottes und das übrige kommt von selbst. Jede Frage, die sich aufwirft, wird durch solche Gewissen nach christlichen Grundsätzen beurteilt und die Lösung wird christlich sein«.

Hans Katholizismus war – schon damals, in Wien 1920 – nicht kulturell, nicht politisch, nicht sozial und auch kein ästhetischer Katholizismus, sonder der Katholizismus Christi, der Katholizismus der Seele, der Katholizismus der Religion, der Katholizismus ewiger Werte, welcher, freilich, den ganzen Menschen umfasst und dem sich alles übrige unterordnet im Lichte der Ewigkeit.

Aus Wien schreibt Merz am 5. VI. 1920 dem damaligen Redakteur der »Luč« über Fragen, die damals in der katholischen Bewegung aktuell waren: »Unangenehm hat es mich berührt, dass es in der letzten Nummer der »Luč« (XV., 12, 13.) Geistlicher und Politiker angegriffen wird, wodurch in die Studentenbewegung eine Partei – politische Note hineingetragen wird. Für die Studentenbewegung ist es vollkommen indifferent, wenn diese Person noch jetzt politisch und kulturell so orientiert ist, wie wir es vor 30 Jahren auch wir gewesen wären. Wir müssen insoweit tolerant sein, dass wir seine nationale und politische Überzeugung achten, um so mehr weil wir wissen dass er ein sehr guter Geistlicher ist. Außerdem ist es nicht verwändigt in der »Luč« hypernationale Zuschriften zu drucken, denn der Nationalismus ist in unseren Reihen ein solch wichtiger Faktor, dass er leicht Unstimmigkeiten bei uns hervorrufen könnte. Für unsere Bewegung… können politische Fragen oder ähnliches überhaupt niemals Prinzip sein, denn solche Dinge sind der Evolution unterworfen… Unsere erste Aufgabe ist die ungeheuere Kristallisation der Katholiken in ihren Organisationen zu beschleunigen… Vielleicht wird ein ganzes Jahrhundert vergehen, bis die nationalen Massen an die Union der Religion (Glaubensunion) denken werden. Von irgendwelcher umfangreicher Arbeit auch in akademischen Kreisen (in dieser Richtung) ist gegenwärtig noch keine Rede. Ob es uns gelingt unter den rechtgläubigen (serbischen) Akademikern, einer der unseren ähnliche Bewegung ins Leben zu rufen, bezweifle ich aus vielen Ursachen. Die Protestanten konnten unter ihnen ihrer Intelligenz eine solche Bewegung hervorbringen, denn unter ihnen befinden sich religiöse und überzeugte Protestanten… Bei den griechisch – Orientalen stehen Verhältnisse nicht analog. Die protestantische Bewegung wurde nicht durch die Katholiken hervorgerufen, sondern durch Leute aus ihren eigenen Reihen, während wir unter den griech. Orientalen eine solche Bewegung aufrichten wollen, welche sich auf den Dogmen der orientalischen Kirche gründen würde. Wir glauben selbst nicht an diese Dogmen, wir arbeiten daher unter falschen Voraussetzungen. Wenn die Bewegung nicht aus den Griech. Orientalen selbst hervorgeht, wir werden sie niemals direkt hervorrufen können. Ich denke nämlich dass unsere Arbeit für die Union nur indirekt sein kann: Dass wir die Kroaten in Christus erneuern. Einzig die Früchten die sich bei uns zeigen werden, unter unsern serbischen Brüdern eine christliche Aktion hervorrufen können… Ich bitte dich daher, in Zukunft vorsichtiger zu sein bei Einschaltung nationalistischer Zuschriften (mögen sie welcher Richtung immer sein) und dass dem katholischen Bewusstsein je mehr Beachtung gewidmet war…«

Dieser Hans kritischer Standpunkt ist nicht mit einem male entstanden. Das erstemal hat seine Begeisterung in Wien 1915 etwas nachgelassen, dann mehr noch an der Front 1916. Einem seiner intimsten Freunde, Nikola Bilogrivić, schreibt Hans aus Seewiesen wo er sich im Skikurs befand am 23. XI. 1916: »Ich erhielt die Zeitschrift »Luč« und habe über die interessanten Fraktionen gelesen, in welche sich unsere Bewegung teilt…«. Am 6. XII. kehrt er wieder auf diese Frage zurück und sagt: »Dieser Artikel des Rogulja hat mich wahrhaftig gewundert, ich wusste schon lange, dass Differenzen bestehen und dass sich gewisse politische Fragen um unsere Bewegung eingeschlichen haben, die meiner Meinung nach in unsere Bewegung nicht hören… Ich denke, wir müssten uns davon mehr hüten, als vor unseren äußeren Feinden. Die Hauptaufgabe unserer Bewegung, wie es Varga so schön zu sagen verstand, ist: Menschen zu schaffen, die ein tiefes Innenleben bewegt und das, wie sagte, der Ursprung jedes Zweiges wahrer Kultur ist«. Ein Jahr später, 22. XII. 1917 schreibt Hans demselben Freunde: »Die »Novine« lese ich ebenfalls mit Reserve, sie besitzen zu junge Leute, voll Idealismus, aber vollkommen ohne katholische Bildung. Dieses ist nicht nur unser Fehler. Auch »die Reichspost« ist ein nationales und nicht ein katholisches Blatt«. Deutlicher drückt er sich aus Bozen aus 22. III. 1918: »Von der katholischen Bewegung (bei uns) ist keine Rede mehr. Alles ist ausschließlich national… Die Bewegung ist heute etwas ganz anderes, als sie erst war…«. In dieser Zeit entstand auch der Artikel »Novo doba« (Die neue Zeit) den Hans dann später seinen Freunden vorgelesen hatte und der in der Zeitschrift »Luč« (Die Funkel) veröffentlicht wurde. Am 19. VII. 1917 sendet Hans seinem früher genannten Freunde und Genossen eine Abschrift dieses Artikels, der an der Front entstanden ist. Darin ist Merzens Grundgedanken über die Auffassung der katholischen Erneuerungsarbeit auseinandergereiht und verbunden. Diese Ideen hat Hans später noch vertieft und erweitert, arbeitend und sich opfernd für die katholische Aktion, wie sie Papst Pius XI ins Leben rief.

Am 7. X. 1920 vermerkt Hans in sein Tagebuch in Zagreb: »Auch der A. ist ein Politiker wie alle Politiker sind, auch für ihn sind die Menschen… Freunde und Feinde aus politischen Gründen, anstatt dass er darum strebt, dass auch in das Leben des Staates die Grundsätze Christi hineingetragen werden: die Liebe zwischen den Staaten, Autodisziplin, Verbreitung des Friedens, er ist schon heute… Zwei Strömungen bestehen in den katholischen Reihen. Dem Einen ist die Kirche das Alpha und Omega, die Anderen wollen dass die christlichen Grundsätze das öffentliche Leben durchdringen, die beste Garantie, dass es blühen werde. Diese zweite Strömung unterordnet auch Christus dem öffentlichen Leben«. Diese Beobachtung vertiefte sich in Paris und mit dem Studium befestigte es sich noch mehr und er begann damals, nach seiner Rückkehr nach Zagreb und nach seiner Promotion zum Doktor phil. Seine bedeutende apostolische Tätigkeit für die katholische Wiedergeburt in Kroatien. Aber er hörte niemals zu studieren auf, für jeden Schritt den er tat bereitete er sich in langem und soliden Studium, mit Gebet und Opfern vor. Deshalb war seine apostolische Arbeit auch von Erfolg gekrönt.

I N P A R I S

Zweijähriger Aufenthalt in Frankreich

Im Sommer 1920 kehrte Pater Vanino D.J. aus Frankreich und Belgien nach Zagreb zurück. Er meinte, dass sich einige katholische Akademiker zum Studium nach Paris begeben sollten, da er dieser wegen schon mit dem Monsignor Baudrillart, dem Rektor des Institut Katholikum und mit Monsignor Beaupin, dem Sekretär des Komitee Katholikum des Amitiees francaises a l'Stranger, Rücksprache gepflogen habe.

Im einem engeren Kreise der katholischen Intelektuellen hielt Pater Vanino einen Vortrag. Die Wahl fiel auf unseren Hans, gemeinsam mit einigen anderen Studenten. Dem Pater Vanino war es sehr lieb, dass Hans nach Paris gehe, denn er erinnerte sich seiner von Wien her, und besonders deutlich trug er in der Seele die Erinnerung an eine Zusammenkunft mit Hans zur Zeit des Krieges am damaligen Südbannhof in Zagreb. »Im Laufe des Gespräches« - so sagt Pater Vanino - »nahm ich wahr, dass dieser junge Mensch die Schwere der Opfer fühlt, die der Krieg von Soldaten fordert, insbesondere von katholischen Soldaten, welche moralische Qualen er leiden muss in einer der Kirche entfremdeten Umgebung. Während ich mich des Gespräches mit ihm in Wien nur nebelhaft erinnere, ist mir von dieser letzten Zusammenkunft deutlich im Gedächtnis, wie er bei dieser Gelegenheit einen Abschnitt aus der »Nachfolge Christi« zitierte, von den rettenden Wirkungen des christlichen Leidens. Bisher hatte ich aus dem Munde eines Laien nie solche Worte, mit einer solchen Akzentuierung aussprechen gehört. Ich sage auf meine Seele, dass ich in diesem Augenblicke derart überrascht war, dass ich mich fragte, da ich in diesen heiligen Jüngling nicht genügend kannte – ob dies ausschließlich Literatur sei… Ich hatte das Gefühl, als ob jemand überraschend in ein vollständig fremdes Gebiet hineinbreche… Später, freilich, verstand ich, dass dieser gottliebende junge Johann schon damals das Gebiet der übernatürlichen Erkenntnis des übernatürlichen Lebens beschritt, bis er sich schließlich auf jene Stufe der christlichen Vollkommenheit schwang, auf welcher die Seele alles um sich bewertet nach dem Verhältnis all dessen zum übernatürlichen Ziele des Menschen«.


Im Oktober 1920 ging Hans nach Paris. Er reiste in Gesellschaft seiner Genossen über Ljubljana (Laibach), Triest und Venedig, wo sie die Markuskirche und den Dogenpalast besuchten. Die Fahrt über Mailand und durch Frankreich gefiel ihm besonders gut. In einem Tage erreichten sie mit dem Schnellzug Paris. Einen besonderen Eindruck übte auf sie die »Metro« aus. Sie wunderten sich auch über die Freundlichkeit der Pariser. Es erschien ihnen ungewöhnlich, dass sie Bücher auf der Straße ausgestellt sind ohne dass sie gestohlen werden. Sie waren im Besitze vieler Empfehlungen und Monsignor Baudrillart empfing sie sehr lieb. Als aber einige Leute aus unseren Landen erfuhren, dass einige Katholiken zum Studium in Paris eintrafen, wollten sie unter allen Umständen ihren Aufenthalt und das Studium da selbst verhindern, da sie die Schützlinge der Jesuiten seien. Den Bemühungen des Mons. Baudrillart und Mons. Beaupin gelang es diese ungerechtfertigten Einwende zu zerstreuen, so dass schließlich die Angelegenheit eine befriedigende Lösung erfuhr und Hans mit seinen Studiengenossen in Paris bleiben konnte. Nach mühevollen Suchen fanden sie auch eine Wohnung. Aber sie froren, denn der Winter hatte begonnen und auch die Nahrung, sagt Hans, passte ihm nicht… denn er bekam zweimal täglich Fleisch…

Im Frankreich blieb Hans volle zwei Jahre. Nahezu die ganze Zeit hielt er sich in Paris auf, mit Ausnahme der Sommerferien des Jahres 1921, die er in Lourdes, Bordeaux und Toulouse verbrachte.

In Paris wohnte Hans mit seinen Kollegen bei Frau Michaut, einer sehr guten Katholikin, die bestrebt war, den kroatischen Studenten in der Fremde die Mutter zu ersetzen. Sie starb im Jahre 1926 in hohen Alter und bei der Tochter wohnten auch viele unserer katholischen Studenten während ihres Aufenthaltes in Paris.

Weihnachten 1920 feierte die kroatische Kolonie gemeinsam. Zur Mitternachtsmesse gingen sie in die Kirche Notre Dame, wie es scheint. Ebenso verbrachten sie die Osterfeiertag 1921 gemeinsam. So lebten sie in herzlichen freundschaftlichen Zusammensein zwei Jahre.

Im Jahre 1921 verlebte Hans den Weihnachtsabend in Paris, wieder im Kreise seiner Freunde. Frau Michaut, bei welcher er wohnte, lud alle gemeinsam ein, bei ihr den hl. Abend zuzubringen. Dort sangen sie unsere schönen kroatischen Weihnachtslieder. Darauf gingen sie zur Messe in die Pfarrkirche St. Francois Xavier. Am ersten Feiertage selbst, war er nach St. Cloud eingeladen, wo er den Nachmittag in Weihnachtsfröhlichkeit verbrachte, wie er seinem Vater in Januar schrieb. Seinen Kameraden in Paris verteilte er zu Weihnachten schöne, künstlerisch ausgearbeitete hl. Bildchen.

Das Studium von Kunst und Literatur

An der Sorbonne schrieb sich Hans zu den Vorlesungen über Geschichte der französischen Sprache, über französische Poesie nach dem XVII. Jahrh., über zeitgenössische deutsche lyrische Literatur des XVII. Jahrh., weiter über Marot und Rabelais. Außerdem besuchte er auch die Vorlesungen am Institut Katholikum. Hier schrieb er sich auf die Fakulté des Letres ein und hörte im Schuljahre 1920/21 und 1921/22 Vorlesungen über französische, lateinische und griechische Literatur.

Das Studium in Paris war Hans besonders angenehm, denn – wie er am 16. I. 1921 seinem Vater schreibt »in Frankreich wirkt der katholische Geist seit Jahrhunderten ganz anders, als in Deutschland. Außer einer Menge herrlicher gotischer Kirchen aus dem XII. und XIII. Jahrhundert und prächtiger literarischen Werken aus dem XVII. Jahrh., erlebte die Kirche im heutigen Frankreich seine Triumphe. So sind beispielsweise die Katholiken, was wir bei uns gar nicht beachten. Wir sind genau über die Verhältnisse unserer Heimat unterrichtet und nun beginnen wir auch die französische Presse zu informieren, namentlich über die Verfolgungen der Katholiken. Ich lerne viel und meine Korrespondenz hat sich derart vermehrt, dass ich mit Bangen jeden neuen Brief erwarte…«.

Hans literarische Notizen und sein reiches Wissen aus der französischer Literatur bezeugen wie viel er gearbeitet hatte. Aber für ihn war auch dieses nicht genug, er wollte noch mehr, viel mehr kennenlernen, namentlich aus der französischen katholischen Literatur. Jedoch seine Augen wurden immer schwächer, worunter er sehr litt und deshalb betete: »Jesus Christus, ich bitte dich, mache meine Augen gesund!«.

Schon dachte er, dass er das Studium werde unterbrechen müssen. »Die Sehkraft hat sich wieder ein wenig gebessert. Aber es ist noch nicht ausgeschlossen, dass nicht auch ich unter den Millionen sein werde, die ihr ganzes Leben lang leiden. Ich möchte selbstverständlich lieber für die Idee direkt leiden, aber Gott weiß am besten, was für die Kirche und für mich das Bessere sei. Wenn also alle Pläne, meine ganze bisherige Arbeit scheinbar vergebens war, so wird die Kirche doch wachsen und Christus das zweite Mal kommen. Ein Mensch mehr oder weniger – nur möge dieser Mensch in diesem Augenblicke den Willen Gottes erfüllen«.

»Die Augenschmerzen dauern noch immer an, weshalb ich nahezu nichts schreibe. In der vergangenen Epoche, Jesu sei Dank, konnte ich in der Fastenzeit in das Meer der Leiden seines Herzens eintauchen und in enger Verbundenheit mit ihm leben. Gelegentlich habe ich den Kreuzweg von Paul Claudel übersetzt. Ich meine, dass jeder katholischer Dichter einen Kreuzweg schreiben müsste, um seine Größe als Mensch einschätzen zu können. Infolge meiner Augenschmerzen konnte ich mich dem Studium der katholischen Literatur nicht, wie ich wünschte, widmen, und die französische Sprache, die ich während dessen lernte, konnte ich, der inneren Zerstreutheit wegen, auch nicht erlernen. Herz Jesu, dir weihe ich mein Leben, wenn es zu Deinem Ruhme ist, dass ich leide und also zu Dir gelange, so geschehe Dein Wille und ich bitte Dich, dass mit mir in Deinem Reiche auch meine Eltern sein mögen!«.

In den Sommerferien des Jahres 1921 fährt er über Bordeaux und Toulouse nach Lourdes, wo er zur Mutter Gottes betet für seine Augen und sich die Augen mit Lourdeswasser ausspült. Dies schaffte ihm insoweit Erleichterung, dass er das Studium wieder fortsetzen konnte. Nach seiner Rückkehr nach Paris, legte er Prüfungen ab. In dieser Zeit überlegt er, ob er nicht eine Ordensberufung besetze, der er, sobald er sie erkannt haben würde, sofort Folge leisten würde.

Ausgewählte Umgebung und weiter Gesichtskreis

 

Hans verkehrte viel in der Gesellschaft der Höchsten französischen katholischen Intelligenz und der Konvertiten. Er besucht fleißig alle wichtigeren katholischen Veranstaltungen in Paris und auf seinen Reisen, wodurch er die französischen katholischen Institutionen kennenlernten. Hier stärkt er sein katholisches Bewusstsein, hier lernt er die katholische Aktion kennen, hier bekommt er die Idee des Papsttums, als dem lebenden Christus in seiner Seele die schließliche und folgerichtige Form, hier baute sich sein ungebrochener Enthusiasmus für den Papst und für das Studium des Katholizismus im Lichte der päpstlichen Enzykliken und Direktiven vollständig aus.

Hans war ein besonderer Schützling des Mons. Baudrillart und Mons. Beaupin, die ihm viele Türen öffneten und ihm die Bekanntschaft mit vielen prominenten französischen Katholiken ermöglichten. Mit besonderem Interesse begleitete er den Vortrag des Mons Baudrillart, gelegentlich einer Feier der Association cath. de la Jennesse francaise, über die östliche und westliche Zivilisation und einen Vortrag des Kanonikus Beaupin des katholischen Instituts, über die Patronagen. Dieser Vortrag öffnete die Augen Hans einen weiten Gesichtskreis der katholischen Wirksamkeit, weshalb wir seine Notizen hierüber zur Gänze bringen:

Paris, 28. I. 1921

„Der Herr Kanonikus Beaupin hielt uns im katholischen Institut einen Vortrag über die Patronagen. Folgende sind die Hauptideen: Nach der Französischen Revolution sammelten die beiden Geistlichen Allemand in Marseille und Chaminal in Bordeaux (gekleidet wie ein Arbeiter: Chaudronnier) die Jugend um sich und bildeten sie aus. Die zweite Etappe in der Entwicklung ist in enger Verbindung mit Ozanam und en Brüdern des hl. Vinzenz, das ist ein Orden mit Gelübden und der Mission, die Jugend zu erziehen. Der Typ dieses Ordens und das Gefühl dass Gelübde notwendig sind, um die Kontinuität der Aktion zu erhalten, könnte uns ein Wegweiser für unsere Aktion sein. Die Patronagen, die sich bisher entwickelt haben, unabhängig vom Pfarrer übergehen langsam in dessen Hände und im Rahmen der Hierarchie wird die Organisation durchgeführt. Bei jedem Bischof ist ein Directeur des oeuvres aufgestellt der eine Art Vertreter oder Vermittler der Hierarchie und dieser einzigartigen Aktion bildet. Das Mysterium der großen Entwicklung den Patronagen sind die Exerzitien (retraites fermees) und von besonderen Nutzen die Exerzitien der Jugend von 12 – 14 Jahren. Natürlich ist die Art dieser Exerzitien dem Alter entsprechend angepasst. Die Wirkung eines eigenen Zimmers für jeden Einzelnen und die innere Konzentration übt – wie Abbe Beaupin sagte – einen starken Einfluss auf diese jungen Seelen. Nach Schluss dieser Exerzitien stellten diese jungen Leute persönlich einen kleinen Bericht über die Eindrücken dieser Exerzitien zusammen. Auch für uns ein interessantes Problem. Die Patronagen sind diesem nach ein besonderer, erzieherischer Typ der französischen Katholiken, und aus diesen Patronagen entwickeln sich nun mehr Fachschulen für Lehrlinge, wo außer religiös – moralischer Erziehung die Jünglinge eine solide Fachausbildung erhalten«.

Gerne auch besuchte er die Vorträge welche die Revue »Lettres« abhielt. Die Revue, welche an dem Flügel des Péguy und Jammes entschwebte. Will die ganze Nation für die Probleme der Ästhetik interessieren, will das die ganze Nation, wie im Mittelalter, der Inspirator werde einer großen Kunst. Diese Bewegung gleicht der Vereinigung »Gral« und unserer literarischen Auffassung. Sie entspross dem Boden der Kirche. Hans lernte Herrn Bernoville kennen, den Redakteur der »Lettres« mit welchem er länger sprach und ihm seine Ansicht über die katholische Literatur und katholische Internationale entwickelte. Bernoville war begeistert, gab ihm die Adresse von Réné Johannet und beschenkte ihm mit einer Karte zu den Vorlesungen über katholische Literatur.

Das Hans in Mitten dieser großen künstlerischen Welt, in der er sich bewegte, sein kritisches Urteil beibehielt, bezeugen seine Bemerkungen gelegentlich einer Zusammenkunft der »Revue des Jeunes«, bei welcher Herni Ghéon einige Abschnitte über Peguy vorlas. »Größtenteils waren Frauen und Mädchen anwesend, schön und vornehm gekleidet in Seide und anderem. Bei uns ist mit dieser vornehmen Kleidung zugleich eine Assoziation schlechter Moral verbunden, während bei den Franzosen das literarische Leben sich eigentlich in diesen Salons abspielt. Herr H. Ghéon las mit Feuer Abschnitte aus Peguys Werken, dessen persönlicher Freund er war, vor. Ich lernte hier zum erstemal diesen Autor kennen, der der Liebling ist des jungen katholischen Frankreich. Ich konnte mir den Titel aller Werke nicht genau merken, aber Peguys Bild ist mir klar: Ein Bauernkind, welches dem französischen christlichen Volke entspross und in ihm auswuchs, der – wie es unser Volk noch heute ist – voller Lebensenergie war. Peguy stellt sich mit der Pariser Salongesellschaft in Opposition und kritisiert scharf die geistige Revolution welche im Volke den Glauben getötet und den Begriff der Nation vernichtet hat. Die heutige Nation denkt wie seine Zeitung und von der Rasse spricht sie nicht mehr so viel wie sie es einst getan hatte. Wie wohl die Träger der sozialen Grade in sehr kräftigen Zügen gezeichnet sind – beispielweise sind ihm die lauen Atheisten am widerlichsten, denn die Revolutionäre legen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, und in der Hoffnung ist immer Liebe verbotgen, so liegt Peguys Größe nach meiner Meinung, trotzdem nicht hierin. Wenn dieses Milieu vergeht, werden uns Labuyers Charaktern nicht mehr interessieren, aber seine mystische Poesie wird überleben. Es ist dies alles in dieser Hinsicht nur ein Torso, und auch die Ironie Peguys – welcher mit einem Herzen voll Bitterkeit auf den Verfall Frankreichs sah – ist zeitweise von wunderschönen Hymnen durchflochten. Einige sind wie z.b. jene, wo Gott seine Schöpfung bewundert, geradezu eine prächtige Ergänzung zu einigen ähnlichen Stellen in der Bibel (Missale, Muttergottesfeiern). Charakteristisch für Peguy ist der Gottesgebärerin Weinen. Das Seelenleben der Muttergottes nach dem Tode ihres Sohnes ist mit suggestiver Macht gezeichnet, aber Maria selbst – so scheint es mir – ist nicht vollständig liturgisch keine richtige Gottesmutter – sondern eines französischen Bauern Mutter, die ihren Sohn verloren hat«.

Aber Hans interessiert sich in Paris nicht nur für künstlerische und literarische Fragen. Er besucht beispielweise auch die Vorträge des Kanonikus Desgranges über die katholischen Schulen im Circle Montalembert. Auf seiner ersten Lourdesreise hält er sich in Toulouse auf nd wohnt bei einer Veranstaltung der »Semaine social« bei, bei der Duthoi, Goyau, Terolle, Rütten, Max Turmann, der Verfasser des Buches »L'eglise et l'economie sociale« Vorträge hielten.

»Der beste Beweis für die übernatürliche Atmosphäre, die überall herrscht, ist, dass der Vorsitzende des Kongresses täglich die hl. Kommunion empfängt. Es wird »L'Injustice dans la relations economiques« erörtert und bis ins Detail den Ursachen der sozialen Ungerechtigkeit nachgegangen, wie auch Direktiven für die sozialen Arbeiten des künftigen Jahres gegeben werden. So also hat die Semaine sociale den Charakter einer wandernden Universität zentralisiert, welche, wie es überall ist, den Brennpunkt des katholischen Lebens in einer Stadt bildet. Interessant sind auch die Malzeiten im Garten des katholischen Instituts, an welchen bei langen Tischen Mehrere hundert Männer, Frauen, Priester und Laien teilnehmen. Nach französischen Gebrauch hält man lange Tischreden, in welchen man den Franzosen ziemlich schmeichelt. Von allen Reden, waren zwei am interessantesten: Die Ansprache eines einfachen französischen Missionars aus China, welcher behauptete, er sei Chinese und sich beschwerte, dass die chinesische Jugend, welche nach Frankreich kommt, in die Hände der Protestanten oder der Bolschewiken fällt. Er beschwört die französische Jugend, sich die Chinesen anzunehmen, sobald sie nach Frankreich käme. In der ganzen Rede leuchtete die Inspiration einer Heiligkeit. Père Rütten bat die Franzosen, mehr Aufmerksamkeit den Arbeitern zuzuwenden. Er behauptete, dass der Arbeiter nur mit Hilfe des Arbeiters gewonnen werden könne (apostolat de l'ouvrier par l'ouvrier). Jeder Priester müsse eine Anzahl Arbeiter erziehen, welche dann weiterhin die christlich - sozialen Ideen bei ihren Genossen verbreiten würden. Weiter forderte er, dass eine Presse catholique, ouvriers, journalière et intependante gegründet werde, denn der Arbeiter könne der katholischen Presse keinen Glauben schenken, wenn sie der Bourgeoisie angehört. Nur der Arbeiter allein versteht es den Ton des Arbeiters zu treffen«.

Bei gleicher Gelegenheit hörte Hans auch den Vortrag des Herrn Goyan (den ein Professor aus Lille vorlas): »er stellte das herrliche System der sozialen Mystik dar: die Gemeinschaft der Heiligen. Er zeigte die ganze Poesie, die sich von Seele zu Seele wiederspiegelt in den drei Teilen der Kirche. Hier verstand ich die Kraft des christlichen Gebetes«.

Hans hört Vorträge über die soziale Orientation der Arbeiterschaft über Agrarorganisationen und über die liturgische Bewegung. In Toulouse bittet er die Belgier, dass sie irgendeine Stelle für unsere Arbeiter in ihren Organisationen finden mögen, was sie ihm auch versprachen. Nebenbei besichtigte er auch die Agronomische Schule, welche von den Jesuiten geleitet wird und deren Ziel die Schaffung von Fachleuten ist, die durch Autorität die Rechristianisierung der französischen Dörfer durchführen sollen. Hier werden christliche Arbeiter erzogen und christliche Ingenieure.

Einen besonderen Eindruck machte auf Hans der Geist des lebendigen Glaubens, welcher den französischen Klerus und die katholische Jugend durchdringt:

»Ich war auf der letzten Sitzung des Congres regional de l'association cath. Einen tiefen Eindruck machte auf mich das Gebet. Nach Beendigung der Arbeiten, in denen alle Bedürfnisse des öffentlichen Lebens erörtert wurden, drehten sich alle gegen des allerheiligste Sakrament und sangen einstimmig »O Salutaris Hostia«, »Magnificat«, »Tantum ergo…«. Der begeisterte Gesang war der Ausdruck der Einheit ihrer Seelen, der Affirmation des Glaubens an das große katholische Frankreich des 20. Jahrh. Und wahrlich, die Franzosen, wenigstens Jene, die ich heute gehört habe, können auf ihren Klerus und auf ihre Jugend stolz sein«.

Einen gleich starken Eindruck auch übte auf Hans der bekannte katholische Organisator, General Castelnau aus:

»Interessant sprach gestern im Saale der Jakobiner (früher einmal die Kirche der Dominikaner) General Castelnau. Besonders gefiel mir sein einfaches demokratisches Auftreten und sein christliches Benehmen. (Mehr noch, er küsste den Ring des Kardinals). Er sprach von den sieben Hauptsünden und wendete sie an auf die Geschichte der verschiedenen Nationen. Er plädierte für die »nation armée« aus Gründen der Defensive gegen Preußen. In seiner Rede war kein Hass enthalten (welch ein Unterschied gegenüber den österreichischen Generalen, die in diesem Tone vor dem Volke nicht zu sprechen verstanden).

Aber es tat Hans weh, wenn er bemerkte, dass sich nicht alle französischen Katholiken zu dem hohen Gesichtspunkte der christozentrischen Orientation erheben können. Es schmerzte ihn, wenn er täglich zum Tische des Herrn ginge. Insbesondere schmerzlich berührten ihn die Reden einzelner kirchlicher Würdenträger, vollen Hass auf die Deutschen. Einmal bei einer solchen Gelegenheit betet Hans: »Gott, verzeihe uns Sündern und erwecke die Apostel, die für die christliche Einheit Opfer bringen würden«. Es ist ihm lieb, wenn er ausdrücken kann, dass ein Vortragender (M. Dijon) in der »Conférence olivainte« mehr an die gemeinsamen Glaubensinteressen denkt und dass er viel näher der universalen Auffassung des Katholizismus ist, als seine übrigen Landsleute. Nach dem Kongress der »Union katholique des études internationales« (14 – 17. April 1921). Dem er beigewohnt hatte, schreibt er in seinem Tagebuch am 24. IV. 1921:

„Solche Zusammenkünfte sind praktisch, weil auf diese Art die Katholiken gegensätzlicher nationaler und anderen Tendenzen zusammenkommen und eine gemeinsame Direktive der Aktion für die Zukunft erhalten. Aber, so scheint es mir, von einer soliden, internationalen, katholischen Arbeit kann keine Rede sein, insofern, als man den Deutschen nicht das Recht der Mitarbeiter gegeben haben wird. Es scheint mir, als ob der Herrgott allen diesen internationalen katholischen Aktionen in diesem Falle seinen Segen vorenthielte. Ich denke, dass die Durchführung eine Idee Opfer erfordert. Die Parole unseres Herrn Jesus Christus: »Alles soll eins sein, wie auch Vater und Sohn sind, ist so groß, dass es nahezu notwendig wäre, eine bestimmte Art eines Ordens zu gründen, dessen Aufgabe es wäre, die französischen Katholiken mit den deutschen Katholiken zu befreunden. Allerheiligste Herz Jesu, segne die französisch – deutsche Liebe!«.

Heute nach Locarno, Haag, Genf und London, können wir die Größe dieses Gedankens fast gar nicht bewerten, eines Gedankens, so ganz entgegengesetzt der ganzen Atmosphäre, welche ganze Nationen verantwortlich macht für die Handlungen Einzelner… Aber damals hieß es eben so viel, als Hans gleich im Anfang des Krieges in der Militärakademie gegen den Krieg aufgetreten ist…

Hans interessierte sich schon vor seinem Abgang nach Paris für die katholische Internationale. Jetzt in Paris, besucht er mit großem Interesse die Vorträge und Debatten in diesen Fragen. Da wird über Irland und England, über Frankreich und England, Frankreich und Spanien, über Marokko, Tanger, Italien, Jugoslawien gesprochen. Er freut sich, als er erfuhr, dass sich die Katholiken von Portugal für die katholische Internationale interessieren und fordern, dass ein katholisches Informationsbüro gegründet werde.

Katholische Organisationen

Wie Hans schon in Paris das Leben der katholischen Organisationen vom römischen Gesichtspunkte aus, der ihm schon damals bekannt war, beurteilte, bezeugt eine Gelegenheit, von der sein freund Dr. Drago Ćepulić erzählt:

»Hans studierte damals am Institut Catholikum in Paris und war ganz von den Ideen der katholischen Renaissance Frankreichs des 20. Jahrhunderts durchdrungen: er studierte Liturgik, mit ihr betete er, sie verbreitete er auch später in seiner Heimat, er erkannte die Neuscholastik, las sie und kaufte die Werke moderner katholischer Autoren, um sich eine schöne Bibliothek – den Spiegel des katholischen intellektuellen Frankreich zu schaffen, wie eine solche, soviel ich weiß, nur er besaß. Hans lernte in Frankreich auch den Choral lieben, den er vor mir als »die Musik des hl. Geistes« nannte und welchen er insbesondere deshalb auch so hoch schätzte, weil der Papst ihn selbst empfahl, denn Hans dachte in allem so, wie der Papst dachte. Ich erinnere mich, wie mich Hans einmal zu einem Ausflug mit der Eisenbahn in einem entfernterem Ort von Paris einlud: Die Franzosen gingen dorthin, um den während des Krieges in Notre Dame de Lorette Gefallenen ein Denkmal zu setzen. Hier traf ich zum erstemal auch mit den Katholiken von Irland zusammen. Ich habe noch eine kleine Fotographie, auf welcher auf einer erhöhten Tribüne – wie ich glaube – General Foch zu sehen ist. Auf der Rückseite der Fotographie steht: Souvenir de notre premiére rencontre a N.D. de Lorette en Juillet 1921 et homage de vivo sympathie d'un jeune R.P.D. Francais – Andenken an unsere erste Bewegung in Notre Dame de Lorette im Juli 1921 und als Zeichen der lebhaften Sympathie eines jungen Franzosen R.P.D. was bedeuten diese letzten Buchstaben? Dieser junge Franzose mit Namen C…, war ein Anhänger des Marc Sangnier, seiner republikanisch – demokratischen Partei. Lebhaft erinnere ich mich auch, im Eisenbahnzug mit einem schwärmerischen Franzosen polemisierte. Hans war nämlich unterrichtet in der Sache des Sillon, einer starken Bewegung, die sich aber schließlich auf die Aufforderung des Papstes zurückzog, aber der junge Sillonist wollte irgendwelche Vorbehalte machen. Hans wollte aber davon nichts hören: der hl. Vater sagt hierüber so und so, das genügt, Sillon war auf einem falschen Weg! Dieses Ereignisses erinnere ich mich und es kam mir immer ins Gedächtnis zurück, wenn ich unsern Merz später auf der Schanze der katholischen Aktion sah.

Hans war in erster Reihe ein Mensch, der alles nach den Verordnungen des Papstes beurteilte. Wer dies nicht so auffasste, bezeugte damit, dass er kein Psychologe sei und ihn nicht kannte. Er blieb, für die reine katholische Aktion, die von allen politischen Einschlägen unabhängig ist, kämpfend, derselbe, wie ich ihn im Jahre 1921 auf dem Wege von Notre Dame de Lorette in Frankreich kennenlernte«.

Dieser junge Franzose hat die Führer des Sillon nicht genug gekannt, welche sich sofort und auch in der Seele unterordneten, als der Papst Pio X den Sillon verurteilte und verbot. Inzwischen hatte sich in Frankreich die »Action Francaise« stark verbreitet, eine Organisation, der sehr viele Katholiken, wie auch die Angehörigen des höheren und niederen Klerus in Frankreich angehörten. Im Gegensatz zum äußersten Demokratismus, wie ihn der Sillon lehrte, nimmt die »Action Francaise« den äußersten Aristokratismus an und ist unter der Führung von Maurras und Daudet bestrebt, den Katholizismus für ihre politischen Ziele zu missbrauchen. Als Pius XI die »Action Francaise« verurteilte und verbot, was in Frankreich die Geister sehr stark erregte, schreibt Dr. Hans Merz dem Mons. Beaupin am 12. I. 1927 folgendes: »Mit großer Befriedigung und sehr gerührt habe ich gelesen, wie kategorisch der hl. Vater die A.F. verurteilte und ich bin nicht im Stande den Standpunkt der Führer der A.F. zu erfassen, den sie mit den Worten: »Non possumus!« (Wir können nicht) ausdrückten«.

Von allen Organisationen in Frankreich gefiel Hans am besten die Arbeit und der Geist der »Kreuzkämpfer« der Kinder und die Organisation der Jugend. Bei P. Bessiéres besichtigte ich das Apostolat des Gebetes und erläuterte mir die »Kreuzkämpfer« der Kinder. Kinder von 7 Jahren beginnen mit der Askese und der christlichen Propaganda unter ihren Genossen. Ein herrliches Werk!«. In der »ACJF« wirkt auf sie besonders, dass die »Strömung des Lebens diese Jugend durchdringt, wie auch der Geist und die Harmonie der Seele: in den Debatten ist der Affekt kaum bemerkbar«.

In Paris ist es Hans Bestreben, dass sich die kroatische katholische Bewegung je enger an die Kirche anschließt, im Heroismus, in der Demut und Unterordnung, hat sie bald erkannt, dass gerade der Geistliche jene goldene Spange ist, zwischen der Kirche, welche lehrt (die Bischöfe) und der Kirche, welche gehorcht (katholisches Laikat). Hans sah in Paris, dass der Geistliche – als Seelensorger – jeder katholischen Organisation notwendig ist und dass seine Führung die Selbständigkeit und persönliche Initiative die Arbeit des Laien nicht behindert. Deshalb merkt er in seinem Tagebuch am 16. XI. 1920 an: »Er muss dahin gestrebt werden, dass in unserer katholischen Bewegung die Verbindung mit der Kirche je stärker werde, dass außer der Fähigkeit und Gewissenhaftigkeit der Führer, in ihnen auch der Heroismus, die Demut und Unterordnung vorhanden sei«.

Als er vom Tode des Bischof Mahnić erfuhr, schreibt er in sein Tagebuch: »Mahnić ist tot. Ich war nicht so glücklich ihn gelegentlich seiner 70. Jahrfeier zu sehen, auch nicht, dass ich mit den übrigen Brüdern Wache halte an seinem Sarg. Mahnić ist die markanteste Persönlichkeit in der jugoslawischen Geschichte, die ich kenne und soviel ich bisher über sein Innenleben in Erfahrung brachte, näherte er sich am meisten einem Heiligen der katholischen Kirche, welch ein Glück für Jugoslawien einen Mahnić zu besitzen, einen Hauptkämpfer, der unsere Nation emporheben will in die Arme der Dreifaltigkeit, wo er jetzt gefeiert wird. Unser Mahnić bitte für uns, dass aus unserer Bewegung je mehr kraftvolle Persönlichkeiten entsprießen, welche nur für die hl. katholische Kirche arbeiten wollen!«.

Die kroatischen katholischen Studenten in Paris waren sehr aktiv. Sie halten Vorträge in französischen Vereinigungen und sie stellen in französischen katholischen Zeitungen die damaligen Angriffe auf den Katholizismus in Jugoslawien dar. Hans war überall dabei und er war überall der Erste. Das erstemal trat er mit einem französischen Vortrag am 17. IV. 1920 in der katholischen Gewerkschaft (Rue cadet 5) im Namen der Ausländer - Studenten auf, er erklärte, dass die katholischen konfessionellen Organisationen jene Zellen sind, aus welchen sich in der Zukunft die Respublica Christiana entwickeln sollte.

Auf Anregung des Slowenen hochw. K. haben unsere Pariser viel Material über Kulturkampf in Jugoslawien vorbereitet, worüber auch die »Libre Parole« vom 3 – 7. IV. 1921 vier Artikel brachte, welche in der französischen Öffentlichkeit Sensation hervorriefen. Von der anderen Seite war man bestrebt diese Artikel zu unterdrücken, aber die Redaktion antwortete: »Wenn es nicht wahr ist, was in den Artikeln enthalten ist, dementiert, ist der Inhalt aber wahr, dann haben sie das Recht, sich zu verteidigen«. Außerdem brachte die »La Croix« von 21. IV. einen Artikel über Jugoslawien. Ebenso auch einige andere Zeitungen. Die Artikel in der »Libre Parole« unterschrieb Joseph Denais. Diese Artikel waren sehr genau zusammengestellt und gut dokumentiert.

Über seine künftige Arbeit um die katholische Erneuerung in der Heimat, schreibt Hans seinem Freunde, dem an der Tuberkulöse frühzeitig gestorbenen Ing. Dragan Marošević:

Paris, am Tage Christi Himmelfahrt 1921

»Wenn es der Wille Gottes ist, hoffe ich, dass wir in einigen Jahren einen starken Grund für die katholische Aktion unter den Kroaten werden aufstellen können. Jetzt sehe ich auf was für schwankenden Grund unsere Bewegung fußt, denn die übernatürlichen Motive sind den utilitaristischen untergeordnet...«.

Im zweiten Briefe setzt er vollkommen konkret fort:

Paris, am Tage des hl. Lukas 1921

„Ich erwähne mich, weil ich meine, dass unsere ganze Bewegung, und ich bin ein Kind dieser Bewegung, in religiöser Hinsicht sehr rationalistisch ist... Bist nicht auch du ein wenig rationalistisch? Ein Kind unserer Bewegung? Ich weiß, dass es schwer ist zu leiden, aber es gibt Leute, die die Berufung zum Leiden besitzen. Wir sind der Leib Christi und er teilt uns allen die Rollen zu. Die einen müssen leiden, um die Strafe Gottes wegzunehmen, die auf die Umgebung schütteln müsste. Huysmans würde diese Auserwählten, mystische Blitzableiter benennen. Hast du jemals daran gedacht, dass du für unsere Bewegung leidest? Hast du deine Leiden dem Heiland für unsere Bewegung aufgeopfert? Der Katholizismus wird sich bei uns nicht ausbreiten, wenn es keine Arbeiter geben wird, Beter und Leidende. Das ist ein Gesetz in der Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erden. Unsere Bewegung hat bisher nur den ersten Typ (Arbeiter) erzeugt, und wir haben in unseren Seelen das Ideal des Arbeiters für die katholische Bewegung erschaffen. Wir haben weniger gebetet und litten, wenn wir mussten. Der letzte Typ ist jedenfalls das höchste – die Imitation des vollkommenen Opfers des Heilands am Kreuze. Wir müssen das Mysterium aus Seinem Leben erkennen: für Andere leiden...«.

Ein Leben des Gebetes und Fastens

Auf den ersten Blick schon fällt, außer der äußeren Wirksamkeit, Hans vollkommene Gesetztheit und Tiefe seines religiösen Lebens in Paris in den Augen. Bei ihm bestand niemals ein Dualismus. »Aut catolicus, aut nihil«, das war seit jeher die Maxime seines ganzen Lebens. In Wien legt er wohl noch Rechnung seines Glaubens und er fühlt in sich noch einigermaßen den Kampf der Kunst und der Religion um das Primat. Als er sich ungestört dem literarischen Studium und dem Studium der schönen Künste widmen konnte, vergehen diese Kämpfe immer mehr und die Religion tritt jetzt nicht nur praktisch – weil sie das in seiner immer war – sondern auch theoretisch unbestritten an die erste Stelle. Er lebt wie ein »Sklave Gottes«. Kurz vor seiner Abreise nach Paris beschreibt Hans die strenge Art seines Lebens einfach und rührend:

»Materiell wird es mir vielleicht im Leben niemals so gut gehen. Alles geht mir nach Wunsch. Ich kann mich jeden Abend duschen, auf reinem Boden liegen, früh um 5 Uhr aufstehen, zur hl. Messe gehen und öfter die hl. Eucharistie empfangen. Nahrung gibt es genug; niemals Fleisch, die Kleider sind nicht zerrissen, die Krägen immer rein. Also alles was der Körper fordert, besitze ich. Die Familie gibt also dem Menschen das stärkste Mittel um seelisch stark sein zu können. Ich kann jetzt das Problem des Kreuzes theoretisch studieren und gebe Gott, dass ich mir jetzt eine so starke Basis schaffe, dass in der Praxis dem Kreuze nicht unterliege«.

In Paris setzte er – bei all’ seinem vielfachen und angestrengten Studium und seiner Arbeit – mit diesem strengen Leben fort. Er schlief auf dem Erdboden, aß wenig, fastete viel und lange, betete viel und beherrschte sich in allem.

Hans Gebetsleben bewegt sich voll auf liturgischem Wege. Er betet das geistliche Brevier und aus seinem französisch-lateinischen Missal »betet er täglich die hl. Messe«. Unabsichtlich hat er uns in seinem Tagebuch seine schöne Seele enthüllt, die sich immer mehr in die Liturgie einlebt, sie als Kunst und Leben betrachtend:

»Bei den Benediktinerinnen habe ich der Einkleidung einer Novizin beigewohnt. Die Liturgie ist großartig; der Eindruck, als ob das Mädchen unter die Guillotine, in den Tod ginge. Sie stirbt der Welt, wird eine Saite, die in Ewigkeit den Ruhm Gottes singen wird. Ausbrennen wird sie gleich dem Feuer und wie die weise Jungfrau mit brennender Lampe in die Vorhöfe des Bräutigams eingehen. Die Welt muss vergessen werden und alle Kräfte konzentriert auf die Arbeit für Jesus. Die Freunde vergessen und seine Pläne, von der Welt ganz verschwinden, verbrennen, um tatsächlich je näher dorthin zu gelangen, wo uns der Vater, der Sohn, die selige Jungfrau Maria im hl. Geiste, die Apostel, Märtyrer, Engel und Jungfrauen, Thomas und Mahnić – alle die unendlichen Welten der Apokalypse erwarten. Als im Altertum Menschen geopfert werden (Iphigenie), um die Götter zu beruhigen, ergriff die Anwesenden ein Schauder. Die junge Novize der Benediktinerinnen geht in den »Kerker«, um daraus nie mehr rückzukehren. Sie überschritt die erste Schwelle des Todes, die in den Himmel führt. Die alten heidnischen Zeremonien ähnelten großen Mysterien, erst das Christentum explizierte sie. Die Tochter eines französischen Generals, verlässt diese Welt – gekleidet gleich einer weisen Braut, dass sie nicht untergehe. Fasten, stehend essen, in finsterer Nacht aufstehen, in kaltem Zimmer – das Kreuz auf die Schultern laden, damit das heidnische Babylon – Tausende von Sündern gerettet werden. Gott, wie bist du groß, der du kleinen Seelen eine übernatürliche Kraft eingießest und die Mitglieder der Wissenschaft, Akademiker, Politiker, die große Reden halten, aber nicht im Stande sind von ihrer Bequemlichkeit das mindeste zu opfern. Ja, der Same muss in die Erde geworfen werden, dass er sterbe um Frucht zu bringen. Königin der Jungfrauen, gieße das Öl der Heiligkeit in ihre Seele und in ihrem Körper ein. Möge der Wohlgeruch des Brandopfers die Erde mit seinen Düften erfüllen. Der Mensch muss heute ganze Bibliotheken lesen, aber er weiß nicht, dass die Kirche eine schöne dramatische Poesie besitzt, als alle möglichen Sophokles und Shakespeare. Die Zeremonie besitzt außer der Schönheit des Textes, den Vorrang vor der weltlichen dramatischen Poesie, weil die letztere etwas fingiert, was während wir bei der Liturgie dem Drama selbst beiwohnen. Oh, wie groß sind die Seelen, die dem Leben ganz entsagen! Adams Nachkommenschaft sündigte, indem es Gott nicht hören wollte, sie wurde Sklave des Leibes, welcher dem Menschen untersteht. Nur die Demut stellt die gestörte Ordnung wieder her, indem sie für sich nichts fordert, in sich alles vernichtend, was von Gott entfernt, bestrebt sich selbst gänzlich zu vergessen. Das ist das Gegengewicht zu Adams Sünde, nach welcher er Gott gleich sein wollte. Oh, wie traurig ist das Leben des Menschen! Wie viel hunderttausend Jungfrauen, schön, gesund, klug verließen das Leben, Glück, Eltern, um sich einzumauern in ein Kloster, dass ihr Name vergehe. Und heute, des Generals Tochter verlässt, gleich diesen Hunderttausenden, ihren Vater, den mit verschiedenen Medaillen und Orden Dekorierten, dass sie nie mehr aus den Mauern der Rue Monsieur herausgehe. Was mag sie gedacht haben? Das Mysterium des Lebens muss sie lange und lange gequält haben. Schließlich hat sie eingesehen, dass es so am besten sei - weil dieses Leben nur eine Vorbereitung ist – je früher, wen auch mit vieler Mühe, welches ewig dauern wird, zu beginnen; zu Hause wartete sie kaum, dass sie je früher mit dem regelmäßigem Ordensleben anfange, denn alle möglichen Arbeiten lenkten sie davon ab. Als sie heute die Klosterschwelle überschritt, was mag sie da gedacht haben? Dass gerade heute die rechte Vorbereitung für jenes Leben beginnen werde. Ob sie nicht Angst ergriff, dass sie sich an das Klosterleben gewöhnen könnte und es ihr zur Gewohnheit werden könnte? Oh ja, sie wird mit allen möglichen Mitteln sich selber wach halten müssen, um immer bereit zu sein auf das Kommen des Bräutigams. Es wird ihr dieses Leben so unlieb werden müssen, dass sie den Zeitpunkt herbeiwünscht da sie die zweiten Schwellen überschreitet, die in das Kloster des Himmels führt. Mein Gott, gib dass das heidnische, in dem wir leben, verschwinde«.

Die Liturgie ist Hans noch immer Kunst und Leben – mehr Leben, aber immer noch Kunst. Seine Doktordissertation, welche er in dieser Zeit vorbereitete, ist ein klarer Reflex dieses Übergangsstadiums. Bald aber sind auch die Liturgie, Leiden und Kreuz für ihn nicht mehr Literatur, sondern nur ein Leben in Christus und mit Christus.

Hans große Sorge

Eine der großen Sorgen Hans war die religiöse Erneuerung seiner Eltern. Und er erlebte sie in Paris nur dann, in vollem Masse, in Zagreb. Aber es ging dieses sehr langsam.

»Die Mutter schreibt mir, ich möge das »Pilgerbuch« von Jörgensen nicht lesen, als ob das ganze Glück in gutem Essen und reiner Wäsche, wie auch in der Elternliebe bestünde! Es ist verwunderlich, dass der Krieg nicht auf sie gewirkt hat und ihr vor den Augen noch immer der schön gekleidete »fesche« Sohn steht«.

»Der glücklichste Tag für mich wäre, wenn Vater und Mutter gute Christen würden, wenn unsere Familie eine katholische Familie werden würde; denn die Familie ist das heiligste auf Erden. Mit Gebeten lässt sich viel erreichen. Beim Vater wirken in vielem logische beweise und es bedarf nur, dass er überzeugt wird, dass auch er mit Vorurteilen erzogen wurde, wie er selbst den »Klerikalismus« für ein Vorurteil hält. Und bei der Mutter wird die Liebe zu mir wirken«. Wie richtig hat es Hans getroffen und wie genau stellte er die Prognose!

20. I. 1921 schreibt er in sein Pariser Tagebuch: »Der Vater empfing nach 25 Jahren am 12. I. die hl. Kommunion. Meine Gebete zum Herzen Jesu sind erhört worden. Im Briefe, den er mir schreibt, sehe ich das typische Beispiel einer Konversion – Gnade – übernatürliches Moment – haben ihn bekehrt. Es bleibt noch die Mutter meine Sorge! Herz Jesu hilf!«. Und das Herz Jesu hat geholfen!

Nach Neujahr 1921. schreibt Hans seinem Vater: »Dein Brief hat mich erfreut wie noch keiner bisher. Es ist das erstemal, dass du mir offen und klar deine geheimnisvollsten Gedanken, deine Kämpfe und innere Bestrebungen enthüllst. Du schreibst mir, dass du in dir irgendein Sehnen füllst aus dir selbst herauszugehen... Dieses Sehnen ist ein besonderes Merkmal unserer Zeit. Ich besuche hier die verschiedensten Vereinigungen, welche auf den verschiedensten Weltanschauungen gegründet sind und überall empfinde ich den großen Kampf und das Suchen der Seele... Einen Gott gibt es, der unablässig auf die Seelen der Menschen wirkt. In jeder Menschenseele lebt die Sehnsucht nach etwas Großem: Der Eine strebt nach Ruhm, der andere nach großen Werken, ein dritter war bestrebt etwas großes zu erreichen, aber es schien ihm, dass er es nicht erreichen werde und war deshalb zum Pessimisten... In jedem Menschen besteht das Streben gewissermaßen Gott zu werden. Du wirst, lieber Vater, nicht ein einziges philosophisches System finden, welches diese Idee also ausdrücken und so herrlich ausbauen würde, wie dies das Christentum tut, welches behauptet, es sei das Streben und die Aufgabe jedes Menschen ein Kind Gottes zu werden. Diese, deine Sehnsucht, dein Streben und deine Unzufriedenheit, das ist die unbewusste Sehnsucht nach Gott«. Als ihm sein Vater auf diesen Brief antwortete, schreibt Hans ihm aus Paris am 21.1.1921: »Mein lieber Vater! Dein Brief vom 15. I. 1921 hat mich besonders erfreut und ich danke Gott, der meine ununterbrochenen Gebete erhört und dir die Gnade des hl. Glaubens erteilt hat. Ich bin fest überzeugt, dass die Ereignisse um deine silberne Hochzeit nicht bloßer Zufall waren, sondern dass sie vorbereitet waren von der Vorsehung, die ihre Schöpfung unermesslich liebt. Dein Brief ist so eindrucksvoll, dass er Platz finden könnte in den neueren Ausgaben der Bekenntnisse moderner Konvertiten, zum Beweis der Wahrheit des Christentums. Das, was du erlebt hast, haben alle Konvertiten erlebt, vom hl. Augustin bis zu Benson und Brunetière. Ich hoffe, dass die Liebe, die uns verbindet, jetzt noch tiefer sein wird und größer und dass wir nach dem Kampfe, den wir im Leben auskämpfen müssen, auch in der Ewigkeit in Gott vereinigt sein werden... Es ist natürlich, dass das, was wir jetzt empfingen, auch erhalten müssen. Ich bin überzeugt, dass du noch so manchen Kampf in deiner Seele wirst ausfechten müssen. Aber das Größte ist bereits vorhanden, der hl. Glaube und der Aufstieg wird gelingen bei gutem und starken Willen. Das Mittel die Macht des Christentum zu versuchen, ist, das Leben Christi, so wie es uns das Evangelium und die Liturgie darstellt, auf uns einwirken zu lassen...«.

Aus Paris schreibt Hans am 16. III. 1921 seinem Vater: »Gerne möchte ich wissen, wie sich dein und der Mutter Seelenleben entwickelt. Ihr müsst immer überzeugt sein, dass das Leben kurz ist und ewig die Ewigkeit, das die Seele des Menschen, wie es unlängst ein französischer Politiker (Marc Sangnier) aussprach, wertvoller sei, als die ganze Welt, denn die Welt wird vergehen, die Seele aber immer am Leben bleiben. Vergesset nicht auf die österliche hl. Kommunion, denn das ist das wenigste, was der Schöpfer von uns verlangt...«.

Die Gnade Gottes hat Hans Vater an sich gezogen – nun war noch die Mutter Hans große Sorge.

»Nahezu täglich denke ich an das seelische Leben der Mutter. Ich erkenne, dass bei ihr die Erziehung bestimmend beeinflusst war. Lieber Vater, strebe danach in Mutters Seele vollkommene Zufriedenheit wachzurufen, damit unser Familienglück hier auf Erden vollkommen würde. Und die Leiden, die darauf ausgingen dieses Glück zu untergraben, werden dann das innere Gleichgewicht nicht stören können...«.

Im Oktober 1921 schreibt Hans dem Vater: »Für meine Dissertation habe ich schon genug Material gesammelt... aber ich muss noch eine große Zahl Werke durchlesen... Am Abend arbeitete ich sehr wenig, denn meine Augen sind tatsächlich schwach, aber nicht wegen zu großer Arbeit, so denke ich wenigstens, sondern weil ich einen Augenfehler von Natur aus habe. Ich trage immer Augengläser (links +2 ½ dioptr., rechts + 3 dioptr.) auf der Gasse und beim Lesen... Das Stadium meiner Augen ist das gleiche wie vor einigen Jahren. Ihr braucht euch nicht zu beunruhigen, sondern ich bitte euch, nehmet den Rosenkranz zur Hand betet gelegentlich einige 10 Gegrüßt seist du Maria, zur Mutter Gottes für diese Intention. Ihr werdet euch vielleicht wundern, dass ich mit übernatürlichen Faktoren rechne, wie mit den gewöhnlichen Dingen. Dieses habe ich in Lourdes gelernt, wo mehrere Blinde sehend wurden. Es ist z. B. bekannt, dass der Schriftsteller Henri Laserre mit Lourdeswasser seine Augen wusch und vollkommen genas. Um bei der hl. Jungfrau Maria seine Schuld abzutragen, schrieb er sein bekanntes Werk über Lourdes. Ich nahm mir ein Vorbild an ihm und ich bitte euch, mir mit euren Gebeten hilfreich beizustehen.

Deine Bemerkung auf meine Behauptung, dass die Konvertiten Frankreich gerettet hatten, ist wahr und ich danke dir, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Frankreich ist wohl noch nicht vollständig gerettet, obwohl die Katholiken unter ihre Mitglieder eine große Zahl Intellektuellen zählen, (Bourget, Bordeau, Baumann, Bazin, Doumic, Baudrillard, Jammes, Claudel....), welche Weltruhm genießen, die nationalen Massen sind sehr demoralisiert. Die Katholiken sind im Großen in der Minderheit. Bei uns ist die Intelligenz (zum großen Teile) ohne Glauben, das Volk hält noch an die christlichen Gebräuchen, während es hier nahezu umgekehrt ist. Wahr ist auch deine Behauptung, dass die Priester und Ordensleute das meiste zu dieser katholischen Renaissance über die französischen Intellektuellen beigetragen haben, und die Intellektuellen, die meist Konvertiten sind, haben im öffentlichen Leben die katholische Doktrin rehabilitiert. Wir leben unten an der Kirchengrenze und es ist ganz natürlich, dass dort Sekten hervorsprießen und dass Apostazien an der Tagesordnung sind; es wäre unnatürlich, wenn die Katholiken nicht verfolgt werden würden. Schön sagt die heutige Communio in der Messe des hl. Dionisus: »Ich sage euch, meine Freunde, fürchtet euch nicht jener, die euch verfolgen«, und der hl. Paulus (Gal. 6. 14-18) stellt sich uns als Muster dar, sprechend: »Brüder, ich will mich nur im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus loben, dessen wegen mir die Welt gekreuzigt ich und ich der Welt«. Meditiert gut über die Bedeutung der unterstrichenen Worte. Darin liegt die Philosophie des Glücks: dass es notwendig ist, den Schwerpunkt aller unserer Wünsche in jene Welt zu verlegen, sich selbst gänzlich zu vergessen in der Arbeit für unseren Herrn Jesus Christus, den Einzigen, der ewig ist. Du könntest einwenden, dass wir mit diesen Ideen, alle Hungers sterben könnten. So denkt gewiss die Mama. Aber ich glaube, dass unsere logischen Deduktionen konsequent sein müssen. Wenn wir nämlich an das absolute Göttliche glauben, und ich denke, dass auch die Mama daran glaubt, dann gibt es keine Zufälle (Luk. 12, 1-8). Wir müssen daher immer den Willen Gottes erfüllen und wenn er will, dass wir hungern, so hungern wir eben, wenn er fordert, dass wir uns den Kopf abhauen lassen, so sollen wir sagen: Gott, wir danken dir! Außerdem müssen wir wissen, dass der liebe Gott dem Menschen niemals eine solche Last aufbürdet, die er nicht tragen könnte. Dieses schreibe ich hauptsächlich der Mutter wegen, die sich immer in einer ununterbrochenen, nervösen Angst befindet. Würde es keinen Gott geben und nur der Zufall existieren, würde ich die Mutter verstehen (dann wäre es aber besser das ganze Menschengeschlecht zu erschießen), weil wir aber so glücklich sind, zu wissen, dass dieses Leben nur eine sehr kurze Phase ist und dass wir danach im ewigen Himmel sein werden, so seien wir also heldenhaft, opfern wir die Sekunde dieses Lebens, damit wir in den unendlichen Himmel eingehen... Ich bitte euch teilet mir jeden oppositionellen Gedanken mit, um so im gegenseitigen Bestreben während dieser 20-30 Jahren, die wir möglicherweise auf dieser Erde sein werden, alle unsere Energien dazu benützen können, unsere Seelen, und je mehr Seelen unserer Nächsten zu retten... Es liebt euch euer Sohn und Bruder in Christus. Am Tage des hl. Dionisus Areopagite, 1921.

Dieser Brief Hans vom 5. X. 1921 gab der Mutter Anlass, sich mit den Gedanken dieses Briefes ernster zu befassen und etwas schärfer zu antworten. Und gerade das hat Hans beabsichtigt; er ging jetzt danach aus eine Diskussion über die ewigen Wahrheiten herauszufordern. Es entwickelte sich tatsächlich eine ausführlichere Verhandlung zwischen Mutter und Sohn. Die folgenden Briefe werden am besten selber den ganzen Verlauf der Ereignisse erhellen. Die nähere Ursache der mütterlichen Sorge, war die gutgemeinte Nachricht einer Klosterschwester, die in Paris war, über Hans schlechtes Aussehen. Das Gefühl der großen Mutterliebe, welche um ihren einzigen in der Fremde zittert einerseits und das verständliche Nichtbegreifen Hans religiöse Begeisterung anderseits, diktierten der Mutter diese Briefe.

Zagreb, 17. X. 1921

»Hans! Ich sage nicht »lieber« (»dragi«) denn über deinen reccom. Brief habe ich den ganzen Tag geweint. Was sind das für Gedanken und noch dazu in Paris! Über Sein und Nichtsein darf man nicht nachdenken, es ist alles, wie es ist, gescheite Köpfe sind darüber zerschellt, Menschen sind verrückt geworden! – Warum machst du mir Sorgen, Hans? Schon seit Jahren quäle ich mich ab, weil du so ganz anders sein willst, als die Andern! Warum? Wo ist mein Hans, der so lustig und fröhlich war, der alles Menschliche geliebt und verstanden hat?

Schön war doch deine Kindheit bei liebenden Eltern, du warst als Mittelpunkt verzogen und vergöttert und jetzt lebst du nicht und machst das ganz schwer. Hans, man kann nicht mit dem Kopfe durch die Wand rennen! Wir haben deine Wege geebnet und drängten zum Militär weil deine Augen nichts wert waren! Du hast unbedingt Philosophie studieren wollen, was die Augen am meisten ruiniert. Warum? Warum tust du es noch ein weiteres Jahr, wenn es nicht geht? Man muss sich doch dem Leben anpassen. Du sagtest mir, ich denke nicht über morgen nach, weil es mir heute gut geht! Jetzt sagst du, man ist ja eh nicht lange auf der Welt, bloß 25-30 Jahre. Warum, Hans, denkst du nicht an uns, denen du alles bist, welche zerschmettert am Boden liegen werden, wenn du versagst? Warum willst du nicht leben, und dich nur kasteien? So schön ist die Jugend, blühend dein Alter und wir haben Sorgen, weil du dich und uns abquälst. Jeder Mensch hat ja Stunden, wo er Einkehr mit sich hält aber ewig immer nur das Eine! Ich verstehe es nicht!

Auch dein Vater ist traurig, man sieht ihn nie lachen. Schreibe uns glückliche Briefe, Hans, nicht dass du die Seele immer vorbereitest für die andere Welt! Du hast doch keinen Grund solche Gedanken zu haben. Turne, verkehre mit Menschen und sei nicht einseitig. Nie ist man ein Grübler, wenn man sich nicht abschließt, aber nur immer Bücher als Gesellschaft zu haben, die vor Jahrhunderten geschrieben wurden, das ist schrecklich! Für deine Namenstags Gratulation danke ich. Es war mir sehr schwer ums Herz! Du musst mir deutsch schreiben und mich beruhigen. Ich danke dem Frl. Michaud sehr und werde ihr antworten. Papa kehrte am 15. von Sarajevo zurück, er war etwas leidend.

Es lassen dich viele grüßen die dich lieben... Du siehst wie schön für dich die Welt ist! Arbeite eine Zeit physisch, bis sich deine Augen erholen. Gehe in einen Mechanikerkurs. Vielleicht kannst du das? Kuss

Majka.

Motto: Ich griff zu Feder und Papier

damit das Herz gibt Ruhe mir.

Meine liebe Mama!

Obwohl dein Brief in einem ziemlich hoffnungslosen Tone geschrieben ist und du mir darin hart an den Leib rücktest, so hat er mich trotzdem sehr erfreut. Ich hoffe, dass von nun an unsere Korrespondenz häufiger werden wird und wir Gelegenheiten haben werden uns gegenseitig vollkommen auszusprechen. Es ist vollkommen verständlich und natürlich, dass mein siebenjähriger Aufenthalt fern vom Elternhause und in den verschiedenen Gesellschaftskreisen mich stark beeinflusst hatte. Außerdem weißt du, dass mich das Leben an der Universität in Wien, dann der Krieg, das Studium und schließlich Lourdes vollkommen von der Wahrheit der katholischen Religion überzeugt haben und dass daher mein ganzes Leben und Streben um Christus kreist. Du darfst mich nicht missverstehen und dir vorstellen, dass Gläubigsein Traurigsein gleichbedeutend wären; gerade das Gegenteil ist der Fall, man muss dem Herrn mit Freude dienen und sich erfreuen an der wunderbar schönen Natur, dem Glücke des Familienlebens und allen übrigen Gaben.

Ich wusste es, dass mein rekommandierter Brief dir Schmerz verursachen würde und ich schrieb ihn nur mit der Absicht, unsere Liebesbande zu vertiefen und zu veredeln. Ich weiß natürlich im Voraus, dass du mich über alles gerne hast und deshalb missbrauche ich deine Güte. Es war mir im Herzen immer unermesslich schwer, dir immer Karten zu schreiben über Nahrung, das Wetter, die Gesundheit der Frau Michaud. Ich wollte schon in Wien hie und da dir etwas über mein Innenleben, von meinem Herz mitteilen, doch traute ich mich nicht. Jetzt ist das Eis gebrochen und ich bitte dich, liebe Mama, mir immer genau zu antworten. Ich wünsche von meiner ganzen Seele, dass unser Streben und Sehnen das Nämliche werde, das wir nicht immer aneinander vorbeireden. Du zwingst mich dir zu sagen, wie heilig mir die Liebe zum Papa und dir ist, doch möchte ich, dass unser gegenseitiges Streben sich nicht nur auf unsern Wohlsein richtet und auf unsere Gesundheit, sondern, dass wir dieses Familienleben als Mittel betrachten zu einem Ziele: d. h. in unserem Kreise für die Ehre Gottes und das Glück unseres Nächsten wirken. In diesem Falle wird unsere Interessensphäre dieselbe sein, und ich werde nicht gezwungen sein, dir gegenüber ein geteiltes (doppeltes) Dasein zu führen. Du erinnerst dich wie du des Öfteren mich batest, dir etwas zu erzählen und mich in eine große Verlegenheit brachtest? Ich war öfter gezwungen, dir etwas mitzuteilen, was mich nicht besonders freute; und was mir am Herzen lag und ich dir gerne mitgeteilt hätte, verschwieg ich. Das gleiche ist der Fall mit der Korrespondenz – während ich fremden Leuten Briefe schrieb, hast du Karten erhalten. Das muss nun ein Ende finden, außer den natürlichen Liebesbanden, die die Natur uns Dankbarkeit festigen, muss eine Seelenverwandtschaft hergestellt werden.

Es ist natürlicherweise dass einige Hindernisse aus dem Wege zu räumen sind z. B. die Vorurteile, die du gegen die Religion hegst, welche sich scheinbar, nur um die andere Welt kümmert und trotzdem auf der Erde Glück und Wohlstand schafft (Montesquieu).

Ich bitte dich, noch einmal darüber nachzudenken, dass ein Christ fröhlich sein muss und das Leben und die Leute nicht scheuen darf, (ein französisches Sprichwort sagt: un saint triste – un triste saint; ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger).

Was mich anbelangt, bestrebe ich mich so zu sein, aber dass ich von meinem Vater das Bedürfnis nachzudenken geerbt habe (germanische Natur!) da kann ich nichts dafür.

Du kannst also versichert sein, dass ich zufrieden bin und dass es mir gut geht. Während der Sommerzeit war ich oft den ganzen Tag in den Wäldern der Pariser Umgebung und speiste in der freien Natur. Nun aber leiste ich mir dieses Vergnügen nur Sonntags. Außerdem bin ich immer in Gesellschaft. Wir haben hier unsern Verein und sind oft beisammen. Auch in der französischen Gesellschaft bin ich oft, einige Male war ich auch gezwungen Reden zu halten etc.

Vaters Karte aus Iliđa habe ich erhalten. Was fehlt ihm? Wen traf er alles in Sarajevo? Kuss, Kuss, Kuss!

Paris, am 20. Oktober 1921.
Hans!

Zagreb, am 27. X. 1921

Lieber Hans! Dein lieber Brief hat mich teilweise gefreut, teils auch nicht. Vieles ist darin, was ich nicht verstehe, was du nur nicht sagtest und kenne ich heute deine Pläne ebenso wenig als gestern. Dass sich deine Gedanken um die christliche Religion drehen, das weiß ich, doch daran hat ja kein Mensch etwas auszusetzen, doch als Lebensberuf, kann ich mir das nicht vorstellen. Ich freue mich über deine Worte der Liebe. Für mich gibt es kein größeres Glück auf Erden als dieses und hätte ich Schlösser, ich würde sie Dir alle zu Füssen legen, um Deine knabenhaften Träume zu verwirklichen!

Hans! Du bist im falschen Fahrwasser. Man kann nicht nur für Freunde wirken nur für sich nicht. Wo ist da die Güte, wenn Du alle Mitmenschen liebst, nur die eigenen Angehörigen fallen lässt? Nur für Freunde wirken ist ein Unglück für sich, und ein Unglück für die Familie. Wir haben Dich Hans, schon als Knaben verloren als M. das unreife Kind in die Hände nahm. Er hat Dich von allem abgewandt, was menschlich war und das glückliche, sorgenlose geliebte Kind ist ein Quell der Sorge geworden. Alles war schlecht bei M. Sein Vater hat ja Liter. Projekt und da braucht er Anfänger dafür. Ein gutes Werk hat er nicht getan, denn Dir hat er geschadet und uns fast das Herz gebrochen.

Hans! Du bist jung, bist gebildet, du bist gut nur ein halber Kopf. Wirf alles hinter Dich, was Du Dir als unreifer Knabe Dir vorgenommen. Ein Mann braucht für das nicht einzustehen, was er im Jünglingsalter sich eingebildet. Arbeite Hans! Mache Deine Prüfungen! Baue Dir en Nest nur die eigene Scholle soll Dein heiligstes Glück sein. Dann kannst Du auch nach außen wirken; zuerst jenes und dann auch das andere! Und dann Lourdes! Das war eine Episode in Deinem Leben! Vergiss sie! Man kann nicht immer an alles denken, was einen erschüttert. Nonnen, Hans, sind nicht objektive Personen, diese denken nicht, weil sie glauben wollen.

Und noch etwas, Hans! Geh unter Menschen und höre auch andere Meinungen. Umgib Dich nicht nur mit der einen Mauer, welche Du Dir ziehst. Von allen Menschen kann man lernen, jeder ist für sich eigenartig, doch in der Kirche der Mme Michaut findest Du das nicht. »Er bildet ein Talent sich in der Stille, doch ein Charakter nur im Strom der Welt«. Du hast, Hans, Deine Zeit auch in Wien nur zu Hause verträumt und dasselbe machst Du in Paris. Der Dr. R. Hat für alles Sinn und Zeit. Er geht täglich in die Kirche, hat sogar zu Hause einen Altar, sorgt für die Familie und kümmert sich auch fürs Vaterland. Warum nimmst Du nicht an ihm ein Beispiel. Hier fällt Schnee. Sei mein gutes Kind und schreibe!

Kuss Majka.

Liebe Mutter!

Meine Pläne sind ganz einfach. Meine Prüfungen machen, eine Stellung annehmen und in unserer Organisation nur Zeitschriften arbeiten. Vom Verlorensein ist keine Rede! Dass ich Euch immer Folge leisten werde, ist natürlich und, dass ich Euch zuerst im Notfall helfen werde und dann meinen Freunden versteht sich von selbst. – Es herrschen Missverständnisse unter uns. – Die katholische Religion ist mein Lebensberuf und muss es einem jeden Menschen ohne Ausnahme sein. Nachdem dieses Leben eine kurze Vorbereitung für die Ewigkeit ist, so ist es natürlich, dass unsere ganze Beschäftigung auf dieses Ziel gerichtet sein muss. Der Eine heiratet um nun Bürger dem Himmel zu geben, der andere ist außerdem Journalist und verbreitet die Wahrheit, Einer ist Eisenbahner und trägt zur raschen Verbreitung des Reiches Gottes bei, etc.etc.

Es scheint dies wunderlich, weil wir in einem Jahrhundert des geistigen Tiefstandes leben. Man hat vergessen übernatürlich zu denken und lebt und stirbt ohne zu wissen weshalb. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Tiefstand endlich ein Ende haben wird, aber wir dürfen uns nicht durch die kotige Atmosphäre in der wir leben erdrücken lassen.

Was Lourdes betrifft, so sind sich die Gegner einig, dass dortige Heilungen sich vollziehen, die die heutige Wissenschaft nicht erklären kann. Zola, der einer der hartnäckigsten Gegner des Katholizismus war, gibt in seinem Roman »Lourdes«, dass seine Heldin geheilt wurde, lässt sie aber im Roman nach kürzerer Zeit wieder krank werden. Er erklärt die Heilungen mit Hilfe der Autosuggestion (?). In Wahrheit aber ist jene Frau, die er beschreibt nicht wieder krank geworden. Er selbst gab zu, dass er mit den Helden seiner Werke machen könne, was ihm beliebe, ohne auf die Wahrheit Rücksicht zu nehmen.

Vor nicht langer Zeit, während der Zeit der großen Pilgerfahrten ist ein Mädchen aus dem Spital St. Louis, die sich nicht bewegen konnte geheilt worden (ich vergaß die Art ihrer Krankheit) und die Ärzte erklärten, dass ihre Krankheit erst nach viel monatlicher Behandlung Heilung hätte finden können. In Lourdes wurde sie plötzlich gesund und besuchte hier das Spital St. Louis. Kannst Dir vorstellen, welchen Eindruck ihr Erscheinen im Krankensaal unter den Kranken und Pflegern hervorgerufen hat. Viele, die bei ihrer Abreise lächelten, waren tief erstaunt. Alle Zeitungen schrieben detailliert darüber.

Es tut mir leid, dass Du nicht insoweit französisch kannst, damit ich Dir ärztliche Werke hierüber mit Röntgenbildern schicken kann. Außerdem sind die Heilungen nicht nur auf Lourdes beschränkt. In Belgien gesundete ein gewisser Rudder vor einigen Jahren nach einem kurzen Gebet plötzlich. Das alles ist wissenschaftlich bewiesen: Hier wird, beispielsweise, dieses Semester an der katholischen Universität von Dr. Beck, welcher einige Jahre hintereinander Primarius in Lourdes war, hierüber wissenschaftlich - populäre Vorträge halten.

Du bist nicht gezwungen an die Wunder von Lourdes zu glauben, aber die plötzlichen Heilungen kann man nicht leugnen.

Ich hoffe, dass wir nun einer Meinung sind und gemeinsam den lieben Gott bitten werden, Er möge unsere Wege so leiten, wie er es gut befindet und nicht wie es unsere Einbildung wünschen möchte.

Versuche, liebe Mama, den Rosenkranz den ich Dir sandte, zu beten, um die Heilung Deines Bruders anzurufen, die liebe Mutter Gottes von Lourdes, sie wird Dir vielleicht helfen. Der Vater kann Dir hierbei helfen und auch ich werde sicherlich nicht träge sein.

Briefliche, rasche, zügige Antwort bittet
Hans.

Paris, am 6. November 1921.

 

Zagreb, am 2. XI. 1921

Mein lieber Hans! So habe ich Dich gern, wenn Du zu mir aufrichtig bist, man kehrt doch immer wieder zur ersten Liebe zurück (sagt ein französischer Schriftsteller). Lange ist es her, seitdem die Mutter ihrem Kind so recht ins Herz schauen konnte. Doch damals hat sie es mit einem reifen Mann zu tun gehabt und heute mit einem überreizten, kranken Kind. Hans, Du bist vom Wege abgegangen, lern doch von den Tieren, welche instinktiv das Richtige wollen und nicht Gott weiß wo ihr Heil suchen. Es ist wahr, Du lebst in einer schlechten Welt, alles ist kotig, so wie Du es sagst. Du bist aber aus allem glücklich hervorgegangen, die goldene Jugend sollte in Dir toben und Dich erfreuen im herrlichen Paris. Statt dessen sitzt Du über alten Büchern, willst nach ihnen, nach ihren Buchstaben leben und darum Dein Dasein zerschlagen. Ich erhielt seit Monaten von Dir nur Bilder von Klöstern und verschlossenen Türen und darüber hat mein Herz bitter geweint. Deshalb geht man in die herrliche Fremde, um falsche Gefühle auszulösen.

Hans, komm nach Hause! Du brauchst Familie, Du brauchst Liebe, Du brauchst jetzt mechanische Arbeit und keine Gedanken. Fast 17 Jahre sitzt Du ununterbrochen auf der Schulbank und nun Schluss. Damals, als Du als zwanzigjähriger Fähnrich aus dem Kriege nach Hause kamst, warst Du dick, warst fest, hattest volle Taschen, brachtest Geschenke und warst zufrieden. Du sagtest: »Mama, siehst Du, jetzt bin ich glücklich«. Man darf nicht wollen, Hans, was unmöglich ist. Man muss sich dem Leben anpassen und doch kann dabei ein rechtschaffener junger Mann bleiben. – Ich freue mich aber und danke Dir für Deine Trostworte, dass Du auf uns nicht vergisst. Wir dachten, Du gingest in ein Kloster, so jammernd und schmerzreich waren Deine Briefe. Was würde Dein Vater allein in der Welt beginnen, ohne Dich, dessen angebetetes Idol Du bist? Ich werde sterben und dann wird er ganz verlassen bleiben. Wie edel ist es nur schön für seinen Nächsten zu arbeiten. Du bist, Hans, geschaffen fürs Familienglück. Einen Dienst annehmen, ihn ausfüllen, das ist der Traum meines Lebens, den ich wenigstens nach 25 Jahren, schweren Jahren, erleben möchte.

Lass Hans Lourdes! Hier gibt es auch solche Wunder! Einen Mann (Bauer) hat ein Stier den Bauch aufgeschlitzt und die Eingeweide herausgerissen, Er wurde genäht und ist gesund geworden, die Ärzte sind verblüfft! – Wo ist Lourdes und wo ist das andere? Schreib niemals mehr über Wunder und über Heilige öffentlich. Du kannst Dir den Weg zur Schule versperren. Man spöttelt über Dich und sagt Du lebst im Altertum. Du selbst, Hans, hast mich oft beschimpft wegen Aberglauben. Die Geistlichen haben ihren Standpunkt und den verfechten sie. Du als Aufgeklärter hast immer sehr nüchtern gedacht. Lichtenstein, Eberle, Hussarek ist sehr edel! Diese geistreichen, klugen und vornehmen Männer haben niemals von Wundern geschrieben und sind tadellose Christen. Kehre ab und tue es auch nicht. Ich dachte, Hans, du studierst in Paris Sprachen und Kunstgeschichte, statt dessen lässt Du Dich ziehen und Wunder erleben. Gehe in die Straßen, laufe, springe und kehre gesund zu uns in die Heimat zurück. Deine Augen musst Du gleichfalls schonen, ohne sie bist Du ein elender Krüppel. Besser ein sehender Bauer als ein blinder Gelehrter. Das Leben soll nicht nur im Berufe und Leistung aufgehen, es hat seine menschlichen Anforderungen und Pflichten, die außer Acht zu lassen, Sünde ist.

Hier ist es kalt und feucht, der Winter hat zeitig begonnen. Wir heizen fest.

Mit Gott, Hans! Wenn Du kommst, sollst Du mit mir zufrieden sein. Wandle aber nicht als Übermensch herum, lebe einfach, menschlich. Papa ist gesund, er verlangt Deine Reifelegitimation, gleich und rekommandiert. Karte erhielt ich heute.

Es küsst Dich Deine Majka.

Liebe Mama!

Ich will Dir auf Deinen letzten Brief kurz antworten. Es freut mich natürlich über alles Deine Meinung zu hören, aber Du musst, liebe Mama, zugeben, dass ein Mensch nicht alles wissen kann und deshalb muss er sich an Spezialisten wenden, die ihn in jenem Gebiete Aufklärung verschaffen werden, dem sie ihr Leben gewidmet haben.

Ich will Deine Aufmerksamkeit nicht auf die Ereignisse in Lourdes allein lenken, die von Ärzten als Vorgänge wider die Naturgesetze beurteilt werden. Darüber sind wissenschaftliche, medizinische Werke geschrieben worden, an den Universitäten werden Vorlesungen gehalten und trotzdem verlangt die Kirche nicht von uns »an die Wunder in Lourdes« zu glauben. Aber Du bist im Irrtum, wenn Du glaubst, dass man am Wunder überhaupt nicht zu glauben braucht. Das ganze alte Testament ist ein historisches Zeugnis, ausgefüllt mit Wundern, die Gott dem jüdischen Volke gab, um seinen Glauben zu erhalten. Der christliche Glauben nimmt von der Auferstehung Christi seinen Ausgang und würden wir nicht an die Auferstehung glauben, so müsste das ganze Gerüst des Christentums zusammenstürzen. Du erwähnst Eberle, Lichtenstein - sie glaubten und glauben an Wunder, wie der letzte christliche Bauer in der entlegensten Provinz.

Ich hoffe, liebe Mama, dass an die Reihe von Wundern glaubst, auf denen sich das Christentum aufbaut und ich gebe zu, dass Du skeptisch den Vorgängen in Lourdes Dich gegenüberstellst. Finde ich Gelegenheit Dir ein deutsches Werk, welches darüber schreibt, Dir zu senden, so hoffe ich, dass Dich Tatsachen überzeugen werden.

Was die Heiligen und meine altertümliche Auffassung anbelangt, so muss ich daran festhalten bis man mich nicht von meinem Irrtum überzeugt. Das ist wohl nicht möglich, da historische Tatsachen nicht gefälscht werden dürfen.

Was meine Gesundheit betrifft, sagt man mir allgemein, dass ich in der letzten Zeit gut aussehe und dass ich dicker geworden bin. Ich kann das nicht selbst beurteilen, aber mein Kollege Se., der sich immer wiegt, hat, seit er bei der Frau Michaut ist, 11 kg zugenommen. Ich habe Dir bereits geschrieben, dass die Nahrung hier reichhaltiger ist als bei Dir. Zum Frühstück erhalte ich eine große Schale Schokolade (zweimal so groß wie bei Dir). Zu Mittag ist Fleisch, Gemüse, Käse, Obst, Reis, so dass man ersticken müsste, wenn man aus den Anbietungen der Frau Michaut nachgeben würde. Alles wird mit Butter zubereitet. Täglich warmes Nachtmahl. Ich bekomme täglich ein Omelette von 3-4 Eiern, Gemüse nach Belieben, und Dessert (eingekochtes Obst, Schokoladenkram u. s. w.). Du siehst, liebe Mama, dass die Nahrung hier viel ausgiebiger ist, als bei Dir. Ich wäre zufrieden, wenn dies nicht der Fall wäre, aber wenn die Franzosen darum gewöhnt sind »Gourmands« zu sein, dann habe ich nicht das Recht in fremdem Hause zu kritisieren; wie ich dieses zu Hause getan habe.

Überhaupt finde ich nicht genug Worte, mit welchen ich die Frau Michaut loben könnte. Sie sorgt sich in allem und jedem um mich. Ich hoffe also, dass Du, liebe Mama, dass Du um mich nicht zu sehr besorgt sein wirst?!

27. XI. 1921. Es küsst Dich Hans«

Dank dem großherzigen Entgegenkommen Hans Eltern haben wir diese ganze wertvolle Korrespondenz zwischen Mutter und Sohn gebraucht. Die Mutter will, dass es ihrem einzigen hier mit Erden gut und schön sei. Und Hans entflammt mit dem Feuer göttlicher Liebe, ist bestrebt seine Mutter und seinen Vater zu einem höheren Gesichtspunkte emporzuheben, welcher dieses irdische Leben nur als Weg zum Himmel betrachtet. Soweit er dies nicht in vollem Masse mit seinen Briefen uns der weiten Welt erreichen konnte, bestrebte er sich später um dasselbe Ziel, darauf persönlichen Verkehr, Gebet und Opfer. Heute schaut Hans Mutter auf dies alles ganz anders. Sie kann es kaum selbst glauben, wie sie so schreiben und denken konnte. Denn heute betrachtet sie alle diese Fragen durch die Augen Hans...

IN ZAGREB

Professor der französischen Sprache und Literatur

Auf Grund seiner Arbeit: »Einfluss der Liturgie auf die französischen Schriftsteller von Chateaubriand bis heute« wurde Hans an der Zagreber Universität am 31. VII. 1923 zum Doktor der Philosophie promoviert. Diese Arbeit hat er schon in Paris begonnen und er bereitete sich darauf fleißig vor. Weil er wünschte in Zagreb zu promovieren, teilte er dieses Thema dem Professor Skok mit, welcher es annahm, da er schon früher her wusste, dass Hans besonders religiöse Probleme in der Literatur interessieren. Professor Skok bedauert, dass Hans frühzeitiger Tod verhinderte, dass er gerade diese charakteristische Seite der französischen Literatur im XIX. Jahrhundert nicht vertiefen konnte, so, wie er es sich gedacht hatte.

Der kurze Inhalt dieser Dissertation ist der folgende: Bis zum XVII. Jahrhundert beeinflusst die Liturgie die französische Literatur ganz bedeutend. Dieses Bild änderte sich vollständig im XVIII. Jahrhundert, welches alles Religiöse nur verachtete und zertrat. Bald aber entstand eine Reaktion, welche Chateaubriand, beginnt. Nun folgt eine umfangreiche Darstellung, auf welche Weise die Liturgie einen Chateaubriand, De Maistre, Lamennais, Viktor Hugo, Barbey d'Aurevilly, Frederic Mistral, Leon Bloy, Huysmans, Armand Praviel, Maurice Barrés, Paul Bourget, Emil Baumann, Louis Bertrand, Francis Jammes, Charles Baudelaire, Paul Verlaine, Louis de Cardonnel, Charles Péguy, Paul Claudel, Louis Veuillot, Ernest Hello, François Coppé, Emil Zola beeinflusste. Dann analysiert Hans Madame de Staël, Lamartine, Vigny, Musset und Pierre Loti, welche er ausgesprochen antiliturgische Schriftsteller nennt und schließlich schreibt er über Balsac, Flaubert und einige andere heutige französische Romanschriftsteller und lyrische Dichter, die er als »indifferent« bezeichnet. Hans schließt diese Studie auf Dom Gueranger hinwiesen welcher die liturgische Erneuerung in Frankreich begonnen hat und auf Huysmans, welcher den liturgischen Gedanken unter die französischen Intellektuellen und Dichter ausstreute.


Die römische Liturgie ist innig verbunden mit dem Leben des französischen Volkes, sie gibt ihm häufig die Richtung fürs Leben, erzeugt Konversionen und wirkt sogar auf jene, die ihr gänzlich konträr gegenüberstehen und es sind im Stile beinahe aller französischen Schriftsteller liturgische Einflüsse herauszufühlen.

Einzelne Abschnitte dieser Dissertation hat Hans veröffentlicht, und wenige hat er im Schuljahr 1922/23 in der akademischen Vereinigung »Domagoj« vorgelesen. Ein damaliges Mitglied des »Domagoj« hat nach Hans Tode der Öffentlichkeit folgende Tagebuchvermerke übergeben:

»J. M. hat uns seine Doktordissertation vorgelesen..., wie die himmlische Schönheit der katholischen Liturgie die dünkelhaften Schriftsteller des gottlosen Frankreich überwindet... Aber M. Ist nicht allein objektiver Psychologe. Auf jeder Seite sieht und empfindet man ihn, Ihn, der so schön und rein ist. Solange er uns vorliest, brennt seine Seele im Feuer, das ich nicht kenne, die Stimme klingt voll Schönheit, die ich nur in Kinderaugen sah. Wenn dann eine Stelle kommt, die er mit seinem Psalm oder einer kirchlichen Hymne illustriert, dann ist der Ausdruck seines Angesichts ungewöhnlich. Ich kann dieses Gesicht, welches flammt, nicht beschreiben. Ist es das intensive Erleben der liturgischen Schönheit? Ist es das Erleben der göttlichen Poesie der Hl. Schrift? Ist es der Erguss der Liebe für den himmlischen Autor dieser Poesie? Oder ist es die Reinheit der jugendlichen Seele, die in der Sehnsucht nach dem Bräutigam erglüht?«

Nach Beendigung der Universitätsstudien legte Hans die Professorenprüfung am 20. X. 1923 aus der französischen, deutschen und kroatisch-serbischen Sprache in Zagreb ab.

Während er die Doktordissertation der französischen Literatur entnahm, wählte er für das Professorenexamen ein interessantes Thema aus der deutschen Literatur: »Lessing und die Franzosen«. Diese Arbeit hat Professor Dr. Tropsch, der Zagreber Universität am 4. X. 1923. als vorzüglich klassifiziert. Darin stellt Hans dar, wie Lessing, obwohl er unter starkem französischen Einfluss stand, der französischen Literatur seiner Zeit, besonders Voltaire und Diderot, einen Shakespeare entgegenstellte und damit die kräftigste Anregung gab, dass sich die deutsche Literatur von der Gefolgschaft französischer Werke befreit. Die Arbeit ist sehr ruhig und objektiv geschrieben.

Nach seiner Rückkehr aus Paris 1922, wurde Hans Professor der französischen und deutschen Sprache, am erzbischöflichen großem Gymnasium in Zagreb angestellt, wo er bis zum Ende seines irdischen Lebens wirkte. In seinem Lehrberufe beschränkte er sich nicht allein darauf, nur aus dem reichen Schatze seines großen, damaligen Vorrates in seinen Gegenstücken zu schöpfen, sondern er studierte auch fleißig. Die Schularbeiten, Ausbesserung der Aufgaben und ähnliches, verrichtete er vor allen anderen Aufgaben. Auf welche Art er in der Schule gegenüber seinen Schülern wirkte, mögen wir von seinen Schülern selbst, hören: »Dr. Ivan Merz war unser Erzieher, als unser Professor. In erster Linie wollte er uns... zu Charakteren erziehen. Er war unermüdlich und begeistert in der Erklärung der französischen Literatur. Er unterließ es auch nicht, den damaligen Stand des Katholizismus und im allgemeinen die Verhältnisse des damaligen Frankreich zu erwähnen.

Er beherrschte vollkommen alle Nuancen in der Evolution der französischen Literatur, sowie die Probleme des kulturellen und sozialen französischen Lebens. Er verglich alles mit der Gegenwart und drückte seine Kritik aus. Die Werke der liberalen Schriftsteller analysierte er vorerst vom Standpunkte der Literatur aus. Im ersten Augenblick meinten wir, dass er ihnen gegenüber tolerant sei. Aber die scharfe Kritik vom moralischen und kirchlichen Standpunkte blieb niemals aus. In allem zeigte sich die Harmonie seines großen Wissens und seiner tiefen Beurteilung. Als verpflichteter Professor war er Professor der französischen Sprache und nicht der Grammatik, er verlangte, dass die Vokabeln gut gelernt werden. Besondere Freude bereitete es ihm, wenn er um seinen Tisch die Hälfte der Klasse stehend sah, die private Lektüre wünschten, für die er selbst sorgte. Oft ging er über den Gang gesenkten Hauptes und unter dem Arm eine Menge französischer Bücher und Zeitschriften tragend. Regelmäßig brachte er uns die Zeitung »La Croix« und »Le Noel«. Und wir wettieferten, wer früher zu ihm gelangt um etwas zu bekommen... In der Schule war er ein Mensch großer Toleranz und Selbstverleugnung. Denn es haben sich öfter auch bei uns Schülertugenden gezeigt... Er war immer gut und milde. Er leuchtete uns allen als Muster voraus, und das sowohl dem Verstande, als der Heiligkeit auch... Am 26. April folgte er den Vortrag über Pascal und den Stand des Katholizismus in Frankreich zu seiner Zeit, fort. Er sprach darüber schon in einigen Lehrstunden. An diesem Tage, sagte er uns, dass er damit aufhören und auf die gewöhnliche Arbeit übergehen müsse, aber er versprach und, einige Male mit uns spazieren zu gehen und dann seinen Vortrag über Pascal fortzuführen. Die Freude war groß. Aber, leider Gottes, unser Professor kehre nicht mehr in die Klasse zurück…«.2

»Obzwar er die letzten Jahre kränkelte, obzwar er viel litt, hat man in der Schule niemals auch nicht das kleinste Zeichen seines schweren Zustandes bemerkt. Immer war er gleichmäßig ernst, immer gleichmäßig gesammelt, gleichmäßig zugänglich, liebenswürdig und aufopfernd. Wahrlich, seine Haltung in der Schule, die Monate vor seinem Tode, hätte nicht bestätigen können, dass er in dieser Zeit in sein Tagebuch schreiben konnte: »... Aber wie herb ist es, dem Menschen, wenn er nagen und essen muss am harten Holze des Hl. Kreuzes!«.

In der Verrichtung der Schulpflichten war er außerordentlich genau. Zu seiner Stunde kam er sofort nach dem Zeichen des Unterrichtes und ebenso hörte er auf, wenn das Zeichen erklang. Seine Arbeit in der Schule war sowohl gewissenhaft vorbereitet, als auch fleißig, mit viel Takt und Feinheit, durchgeführt... Die französische Literatur trug er auch dem französischen Autor Abbé Calvet vor... Seine Vorträge über die einzelnen Schriftsteller, verstand er mit gelegentlichen charakteristischen Einzelheiten aus ihrem Leben zu bereichern, so dass sie immer interessant waren....

Es ist wahr, dass den Schülern die Gewissenhaftigkeit vieler Professoren nicht zusagt, aber wir wussten, wo die Quelle der Gewissenhaftigkeit des Professors Merz ihren Ursprung hatte. Wie oft sahen wir ihn in den Unterrichtspausen in unserer Anstaltskapelle, wo er betete. Öfter verrichtete er dort auch die Andacht des Kreuzweges. Man musste auch weiteres gesehen haben, wie er vor und nach der Unterrichtsstunde betete! Für diese Andacht hatte er besondere Gebete eingeführt. Vor Stundenbeginn das Gebet des Hl. Thomas, »Creator ineffabilis« und nach der Stunde ein Gebet für den Papst...«.2a

Der Universitätsprofessor Warnier welcher alljährlich Klassen besuchte, in welchen Hans Französisch lehrte, bezeichnet ihn in seinem Brief vom 13. V. 1928 an den Msgr. Beaupin als »Vorbild eines gewissenhaften und gebildeten Professors«. Von dem Erfolge, den Hans bei seinem Schülern dank seiner unermüdlichen Arbeit erreichte, schreibt der französische Konsul M. Boissier am 30. V. 1927 an den Msgr. Beaupin mit großem Lobe und Anerkennung, nachdem er gemeinsam mit dem Professor Warmer alle Klassen, in denen Hans Französisch vortrug, besucht hatte. Die älteren Schüler lasen die Hl. Schrift und die »Nachfolge Christi« in französischer Sprache, bedienten sich der französischen Übersetzung des Missale und lasen »Le Noël«, »Revue des Jeunes« und der »Revue liturgique«, die Hans ihnen gab«.3

Das Studium der scholastischen Philosophie und Theologie

Nach Beendigung seiner fachwissenschaftlichen Studien gab er sich der Arbeit des systematischen Studiums der christlichen Philosophie und der theologischen Disziplinen hin. Die Philosophie studierte er unter der Führung des Pater Alfirević D.J., welcher für Hans und den Dr. Drago Ćepulić einen zweistündigen Kurs im Jahre 1923/5 abhielt. Der Text des Kurses war dem Handbrief Reinstadlers entnommen. Hans bereitete sich fleißig für jede kommende Vorlesung vor und die vorhergegangenen Vorträge studierte er gewissenhaft. Besonders interessierte ihn die Theodizee (die Theologie des Natürlichen).

Neben dem Studium der christlichen Philosophie studierte Hans bis ins Einzelne den originalen Text und die französische Übersetzung der Enzykliken und wichtigen Kundgebungen des Papstes Leo XIII., Pius X., Benedikt XV. und Pius XI. Als er den philosophischen Kurs bei Pater Alfirević beendete, studierte er auch noch fleißig die Elementarphilosophie und die Dogmatik nach dem bekannten Handbuche des Pater Pescha D. J. »Compendium Theologiae Dogmaticae« in 4 Büchern. Die katholische Moral studierte er nach Noldini und Bucceroni.

Die letzten Jahre interessierten ihn vielfach die zeitgenössischen moralischen Fragen und Hans bearbeitet sie psychologisch, hygienisch, ästhetisch und sittlich zuerst für sich und dann für die katholische Öffentlichkeit, speziell für den Gebrauch, der männlichen und weiblichen Mitglieder des Vereines »Orao« (Adler), u. z. w. nach der erstklassigen Literatur der katholischen Moralisten und besonders nach den Weisungen und Kundgebungen des Hl. Peters und der katholischen Bischöfe der ganzen Welt. Zu Ende seines Lebens studiert er noch die ästhetischen Fragen, besonders auf Grund des Buches von Maritaine »L'art et scolastique«.

Er kaufte ununterbrochen die gewählte Bücher und Zeitschriften, die sein Fach betrafen und Fragen bearbeiteten, mit denen er sich beschäftigte. Auf diese Weise sammelte er in einigen Jahren eine schöne Bibliothek, die in unseren Verhältnissen, einzig in ihrer Art ist. Aber Hans kaufte die Bücher und Zeitschriften nicht um sie nur in seiner Bibliothek zu besitzen, alle hat er genau studiert und oft wiederholte er das Lesen der gleichen Bücher. Belletristik las er nicht, Theater, Konzerte und Unterhaltungen besuchte er nicht, außer studienhalber.

Beginn der literarischen Wirksamkeit

Das Studium der französischen Literatur hat er niemals unterbrochen, aber Hans studiert nur ernste und große Lebensfragen und liest die Bücher nicht nur wegen ihrer vorzüglichen stilistischen, sprachlichen oder sachlichen Eigenart. Im Theater sah er nur »Maria Verkündigung« von Claudel, »Der Arme unter der Stiege« von Ghéon und »Die Hl. Johanna« von Shaw. Den Schriftsteller Ghéon lernte er in Paris persönlich kennen und studierte dessen Bestrebungen um ein katholisches Theater. Vergleiche – Er wollte, dass einzelne Werke Ghéon übersetzt werden und versuchte nach allen Seiten, ob bei uns nicht der Sinn für eine katholische Literatur belebt werden könnte.4 Über Claudels »Maria Verkündigung« hat er schon früher viel geschrieben, noch ehe dieses Mysterium vom Zagreber Theater zur Aufführung gelangte.5 Shaws Hl. Johanna wurde gerade in der Zeit gegeben, in der Hans ihre Lebensbeschreibung verbreitete. Am Schlusse dieser Lebensbeschreibung untersieht er, dass »erfolglose historische Drama«6 einer ausführlichen und gründlichen Kritik. Dieses tut er deshalb, weil er zu gut wusste, wie die Menschen und ihr Urteil durch das auf den Brettern gesehene beeinflusst sind. Die Schauspieler spielten außerordentlich gut, aber ihm war es nicht um Beurteilung schauspielerischer Gewandtheit der einzelnen Schauspieler zu tun, auch nicht aller gemeinsam, ihm lag daran aufzuzeigen, wie schädlich die Wirkung dieses Werkes ist und deshalb geht er notgedrungen über alle Erfolge der Zagreber Schauspieler in diesem Stück hinweg.

Im Kino war er, soweit man weiß, nur ein einziges Mal und zwar im Dezember 1927, als der Film vom Hl. Franziskus von Assisi gegeben wurde. Er bat einen Geistlichen, dass er mit ihm gemeinsam diesen Film ansehe und studiere. Aber dieser Film befriedigte ihn nicht – er enthielt zu viel Gegend, Poesie und Welt und zu wenig – den Hl. Franziskus selbst und seine Seele. Das gleiche Urteil über diesen Film fällte auch der Prager Erzbischof Kordać.

Dr. Merz hatte seine Tagesordnung dreifach eingeteilt, nämlich einen religiösen, einen dem Studium und einen der Aktion gewidmeten Teil. Und diese Ordnung konnte niemand und nichts zerstören. Als die kroatische Jugendvereinigung »Orao« (Adler) seine schwersten Tage erlebte beim Aufbau der Grundlagen seiner Organisation, gab es nicht genug Arbeitskräfte zur Bewältigung all der Arbeit und die damaligen Mitglieder mussten ihre Kräfte und ihren Geist bis zur äußersten Grenze menschlicher Möglichkeit einsetzten. Der selige Merz hat in Krisen seine Ruhe bewahrt und vollkommen kaltblütig sagte er: »Ich muss 4 Stunden am Tag studieren« und er erfüllte seine Tagesordnung im Glauben, dass darin die Vorbedingung läge, zu jeder praktischen Arbeit.7 Aber trotz alledem gelang es ihm außerordentlich viel für den Oraoverein und überhaupt für die katholische Aktion zu schaffen.

So erwarb sich Hans ein beneidenswertes Wissen in seinem Fache, und in den philosophischen und theologischen Fragen und Literatur verstand er sich sicher zu bewegen und zurechtzufinden, so dass er in dieser Hinsicht eine derartige Lebensanschauung erhielt, wie sie in der großen Welt selten ein Laie wie Hans, in seinen Jahren, besaß und dass sich selten ein junger Mann finden wird, welcher alle Geschehnisse »sub specie aeternitatis« betrachtete, und zwar nicht nur praktisch, sondern auch wissenschaftlich. Mit einem Worte: Hans erwarb sich hohe Allgemeine - und Fachbildung, und diese nicht nur in »fachlicher« und »sachlicher«, sozusagen in »fachlicher« Richtung, sondern ganze Geistigkeit, speziell seine Verstandeskultur, war vollkommen katholisch. Nachdem auch sein Wille fast mit Gott verbunden war, welcher die ganze Liebe seines Herzens ausmachte, konnte Hans als vollkommener »homo catholicus« jene Rolle übernehmen im Leben der kroatischen Katholiken, besonders der katholischen Jugend, welche ihm von der Vorsehung zugeteilt uns bestimmt worden war.


Aus den Studentenjahren des Dr. Ivan Merz, Orl. Misao 1928, 131.

6. IX. 1919.

18. IV. 1920.

25. VIII. 1919.

3. VIII. 1919

5. VIII. 1919

13. VI. 1919

20. VII. 1919

10.V.1920.

13.X.1920.

25. IV. 1920.

6. IX. 1919.

12.V.1920.

Dr. Avelin Ćepulić: Aus Studententagen des Dr. Hans Merz (Zeitschrift Orlovska Misao 1928.)

Gedruckt wurde dieser Vortrag in der damaligen Studentenzeitschrift “Zora-Luč” 1918/19 No. IX, X. Seite 210-214 unter dem Titel “Novo doba” – (Neue Zeit)

Dr. Avelin Ćepulić: Aus den Studententagen des Dr. Ivan Merz, Zeitschrift Orlovska Misao 1928.

Dr. Ivan Merz, Novo Doba (Neue Zeit), Luč 1918, 210-214.

Luč 1919, 7.

16.V.1920.

verg. 1. VII. 1919. ; 27. IV. 1920.

vergl. Dr. Avelin Čepulić, o.c.

22./ 25. III. 1920.

16. V. 1920.

27. V. 1920.

Zora – Luč 1920., I. 29.

Ivan Merz: Die kath. Internationale Studentenunion, Zeitschrift Zora-Luč 1920. III. 36.

Ivan Merz: Kathol. Intern. Studentenunion, Zeitschrift Zora – Luč 1920, III. IV. 70 – 72.

3. VIII. 1920.

»Die Grundlage unserer Bewegung ist der katholische Glaube mit allen jenen kulturellen Kräften, die er in sich enthät. Und auch Euere Studentenbewegung gründet sich auf dem Katholizismus… Auf jeden Fall ist er notwendig, dass der katholische Karakter Euerer katholischen Studentenbewegung und aller ihrer Einheiten unberührt bleibe«. (Zora – Luč 1920., I. 1-2)

8. VI. 1920.

Ebendaselbst.

31. VII. 1920.

28. VIII. 1920.

6. IX. 1920.

vergl. 15. VII. 1920.

vergl. 15. I. und 28. IV. 1920.

18. IV. 1920.

Ibid.

16. V. 1920.

7. XI. 1921.

Nach dem Tode Hans, schrieb Dr. Drago Čepulić an Fr. Michaut, worauf er von ihr am 15. Dezember 1928 folgende Antwort aus Paris erhielt:
»Herr Professor! Sie dürfen nicht denken dass ich mich trotz meines Schweigens für die Sache unseres teueren Herrn Dr. Hans Merz nicht interessiere. Auch ich bin glücklich, dass sie alle Erinnerungen sammeln, die mit seiner Personi n Verbindung stehen, denn in Paris, in den Augen aller, die ihn kannten, lebte er das Leben eines Heiligen. Verschiedentliche Entsagungen, Fasten, alle seine Handlungen tat er zum Ruhme Gottes. Mit seinem Leitziel erhob er uns, die wir ihn zwei Jahre kannten, bei denen er zwei Jahre ununterbrochen wohnte, mit denen er in häuslichem Kreise arbeitete und speiste. Sie werden sich, Herr Prodessor, gewiss noch erinnern, wie ihn Mutter ausschalt (gronderies), um ihn bei jedem Bissen, zum Essen zu zwingen. Jeden Morgen besuchte er die Messe und kommunizierte, entweder in der Benediktinerkirche in der Strasse Monsieur, die er auch sonst häufig besuchte, oderi n der Lazaristenkirche in der Strasse Sévres. Der übrige Teil des tages war der Arbeit gewidmet. Erholung gönnte er sich wenig und diese Erholung war eine harte, denn neben dem guten und weichen Bette legte er sich zum Schlaf auf den harten Fußboden. Wir armen Sünder konnten alle diese seine Entsagungen nicht verstehen, während er doch gegen Andere, so gut, so samft war (lui si bon, si doux pour les autres). Die Armen und die Arbeiter waren seine größte Sorge. Er war Mitglied des Vereines vom Hl. Vinzens von Paul und sorgte für eine dürftige Familie, die er öfter besuchte und ihr von seinem kleinen Stipendium gab. Zu den großen Feiertage ging er schon frü zu diesen leuten und gemeinsam mit ihnen wohnte er der hl. Messe und Kommunion bei. Ich bin überzeugt, dass auch sie ihn hochachten (vénéré). In den Studien schritt er erfolgreich vorwärts (was er vollauf verdiente), aber niemals lobte er sich damit selbst. Wir mussten dies immer von den anderen Studenten erfahren. Meine gute Mutter war mit ihm überaus zufrieden und stolz auf ihn und als er sein Diplom nach Hause brachte, vierfach zusammengelegt, fürchte sie, dass es dadurch beschädigt werden konnte, schalt sie ihn über dieses vielfache zusammenfalten desselben. Sie sagte ihm: »Wenn ihre Mutter sehen würde, was sie mit dem Diplom machen, wäre sie gewiss nicht zufrieden, denn für ihre Eltern wird das eine Erinnerung sein an ihre mühsame Arbeit in Paris«. Und unser lieber Herr Hans antwortete ihr: »Oh gnädige Frau, dieses Papier hat keinerlei Wert in den Augen Gottes«. Ich führe ihnen, Herr professor, diese Skizze unter den vielen anderen an, um ihnen seine Bescheidenheit und seine Gottesliebe vor Augen zu füren. In diesen Einzelheiten werden sie sehen, dass ihn in Paris wie in Zagreb alle gleicherweise beehren, die ihn gekannt haben, die aber hoffen, dass er im Himmel, wo er sich jetzt gewiss befindet, für sie vermitteln wird, weil wenn er auch hart nur gegen sich, er dies nicht gegen seine Brüder war.
Wollen sie Herr Professor den Ausdruck meiner Hochachtung entgegenehmen
J. Michaut“

Dem fügte Dr. Drago Čepulić hinzu: »Erkennen wir hier nicht unseren Merz? Gebe Gott, dass es uns, wenn es möglich ist, je klarer werde, dass auf sein Leben die Worte des Buches der Weisheit angewendet werden können: Consummatus in brevi explevit tempora multa. (Sap. 4. 13.)
Dieser Brief unterrichtet uns, dass Hans nicht gerade ein solch »gewöhnlicher« Christ war, wie wir ihn nannten, indem wir ihn rieten, dass er sich ungewöhnliche Ansträngungen und Bestrebungen nach christlicher Vollkommenheit entschlagen möge. Dr. Drago Čepulić: Erinnerungen an Dr. Ivan Merz, Zeitschrift »Nedjelja« 1929. No. 6.

17. XII. 1921.

12. II. 1921.

24. IV. 1921.

4. XI. 1921.

24. IV. 1921

1. I. und 12. II. 1921.

24. I. 1921.

22. I. 1921.

11. XII. 1920

Toulouse, 27. VII. 1921.

30. VII. 1921.

30. I. 1921.

30. VIII. 1921.

29. VII. 1921.

30. I. 1921.

Toulouse, 30. VII. 1921.

1. XII. 1920.

30. VIII. 1921.

22. XII. 1920.

22. XI. und 1. XII. 1920., 24. IV. 1921.

24. IV. 1921.

Dr. Drago Čepulić: Erinnerungen an Dr. Ivan Merz, Zeitschrift Nedjelja 1929, No. 5.

Toulouse, 30. VII. 1921.

30. I. 1921.

24. IV. 1921.

Der gemeinsame Titel dieser Artikel war: La Yougoslavie menacée de dissolution par l'action maconique et antcatholique, Libre Parole 3, 4, 5, 6, 7. Avril 1921.

4. XI. 1921.

14. X. 1921.

Später hat Hans, sich des starken Eindruckes dieses Zeremoniells lebhaft erinnernd, die »Einkleidung einer Nonne« in der Zeitschrift »Vjera i dom« (Glaube und Heimat) 1925, IX-X. »Hymnus der Jungfrauen« (Vjera i dom, 1925. V) und »Zeremonie der Einkleidung einer Nonne« in Franziskanischem Nachrichtenblatt 1928, I. Beschrieben.

Zingarella, an der Front 27. VI. 1917.

O. F. W. M. Solarol, 4. VIII. 1918.

Ein Brief an den Vater aus Paris im Januar 1921.

Peter Crnkovacki: Ein Bruder – Held. Erinnerungen an Dr. Ivan Merz, Zagreb, 1922-3, Luč 1928, 1. VI. 276.

2 Nikolaus Kralj: Dr. Ivan Merz, Zeitschrift »Zumbul«, Herausgeber Ausschuss der seminarisierten Mittelschueler, Zagreb 1929, 28-30.

2a Dr. Ivan Merz als Professor, Zeitschrift »Nedelja« 1931., XVIII. 4/5.

3 Msgr. E. Beaupin: Yvan Merz, Les Amitié Catholiques Francaises, 1928. II. 4.

4 Dušan Žanko: Vom Menschen Gottes, Zeitschrift »Nedjelja« 1929, XXIII, 4.

5 Ivan Merz: Eine katholische Tragödie – Paul Claudel: L'annonce fait a Marie, Zeitschrift »Hrvatska prosvjeta«, 1921, 274-287.

6 Dr. Ivan Merz: Die Hl. Jeanne d'Arc, Zagreb 1926, 12.

7 Br. M. Lehpamer: Dr. Ivan Merz, Der Heros christlicher Ruhe, Zeitschrift »Nedjelja«, 1930. II. 2.