DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES
Wer dies gesehen hat, legt Zeugnis
davon ab, nur sein Zeugnis ist wahrhaftig.
Joh. XIX, 35.
In der Stadt der allerheiligsten Jungfrau.
Touluse, 21. VIII. 1924.
Ich langte in Touluse mit dem Zug von Lyon über Tarascon und Cette an. Zum erstenmale erblickte ich das Mittelländische Meer. Es war besät mit Segelschiffen. Im Zuge neben mir sass ein Ordensmann, ein Lazarist aus Tunis, bärtig wie der hl. Franz von Sales. Er erzählte mir vom Stande der Kirche in Tunis und von dessen Schwierigkeiten. Er sagte, dass die Muselmannen die Christen ohne Glauben verachten, dagegen jene ehren, welche ihren Glaubenspflichten obliegen. Auch erzählte er mir vom serbischen Einfluss, welchen der Kontakt mit den Franzosen auf das Heer und namentlich auf dessen Offiziere ausübte.
Als es dunkel wurde fuhr der Zug in Touluse ein. Ich steige aus. Sofort
bemerke ich im Wartesaal III. Klasse schwarz gekleidete Nonnen und Pilger
mit Medaillen und dem roten Kreuz auf der Brust. Von den Kranken fiel mir
eine Nonne auf, welche völlig unbemerkt an der Wand angelehnt sass, und
ein älterer Herr. – Bald erschienen gut gekleidete junge Leute, welche die
Kranken auf den Perron tragen, wo der Zug gegen Bayonne bereit steht. Es
kommen auch noch andere Kranke, gestützt von ihren Begleitern und qualvoll
die Wagons besteigend. Von den Waggons standen Geistliche, Nonnen und Mädchen.
Die Einen umhersehend, die anderen im Gespräche stehend und mit den Händen
lebhaft gestikulierend.
Lourdes, 21. VIII. 1924. 10 Uhr Vm.
Ich war auf der Eisenbahnstation. Etwas früher waren zwei Züge eingefahren.
Zumeist kamen Frauen an, unschön, von der Sonne abgebrannte Gesichter, welche
Sorge und Leid wiederspiegelten. Hie und da konnte man unter ihnen eine
dicke Hausfrau bemerken. Draussen vor den Ausgange lagen auf Tragbeten verschiedenenartige
Kranke, zumeist Mädchen und Frauen. Unter diesen lenke ich mein Augenmerk
auf eine völlig bleiche und magere Spanierin mit grossen schwarzen Augen,
welche glänzten als wären sie mit der Hand auf ihren Magen zeigte. Ich betrachtete
ein Mädchen mit einer offenen Wunde hinter dem Ohre, ein zweites mit verzerrten
Gesichtszügen und einer verrenkter Hand; sie erschien mir als wäre sie irrsinnig.
– Ein grüner offener Autoomnibus und die Tramway nahmen die Tragbaren mit
den menschlichen Resten auf und führten sie zum Spital Notre – Dame des
Douleurs, Hospice Bernadette und zu anderen Krankenhäusern. Verschiedene
Krankenträger und katholische Skauts eilten ununterbrochen am Bahnhofe umher:
die Einen übertrugen die Kranken und die anderen schoben Krankenwagen oder
boten einen erfrischenden Trunk den Kranken dar. Nonnen mit grossen weissen
Schürzen, mit dem gut sichtbaren roten Kreuz auf der Brust und einem schwarzen,
dicken Tuch um die Schultern bewegten sich geschäftig hin und her, blieben
wieder stehen und sprachen lebhaft "mit den Händen" – sie waren
in ihrem Element.
Lourdes, 21. VIII. 1924. 7 Uhr abends
Den übrigen Teil des Vormittags verbrachte ich mit dem hochwürdigen Herrn
Lafforgue, dem Redakteur der Zeitschrift von Lourdes "La Source".
Der Vormittag verging ohne dass wir den hochw. Herrn René Gaell, den Redakteur
der Zeitschrift "La Croix de Lourdes", den wir suchten, fanden.
Nach dem Mittagessen ging ich unverweilt zur Eisenbahnstation, um den berühmten
"weissen Zug" zu erwarten, welcher die Schwerkranken aus Paris
bringt. Dieser Zug ist aber bereits zu Mittag eingetroffen. Trotzdem lagen
noch an 50 Kranke vor dem Bahnhof teils auf Tragbahren, teils auf Dreirädern.
Die grossen Autobusse holten sie regelmässig ab und führten sie in die Spitäler,
währenddem Träger vom Perron neue Kranke brachten, welche neue Züge immer
wieder n die Stadt der allerseeligsten Jungfrau brachten. Schliesslich waren
es so viele entzündete Kerzen, die mit Glühlampen beleuchtete Kranke, dass
ich mein Augenmerk nicht mehr auf Einzelne richten konnte, wie ich dies
vormittags tat, ob es nun schwindsüchtige Mädchen waren, oder Frauen, deren
Gesichter unförmig ausgewachsen waren. Zwischen diesen befanden sich liebliche
Mädchen und Frauen dessen Gesichter schrecklich aussahen: als wären sie
mit blauen, dicken Schwämmen überwachsen. Wieder andere waren ohne Nase
an deren Stelle sie Tücher banden. Sodann blinde Jünglinge und Mädchen,
welche langsam geführt wurden, dann Kinder mit verschrumpften, verkümmerten
Füsschen und eine Menge anderer Kranke.
Um viertel 5 Uhr nachmittags ging ich zur Grotte; zum Glück war soviel Volk vor der Rosenkranzkirche, dass ich die Prozession mit dem Allerheiligsten abwarten musste. Ich stand auf einem guten Platz gegenüber dem Ausgang der "Rue de la Grotte". Bevor die Prozession sich von der Grotte in Bewegung setzte, betete das Volk den Rosenkranz. Die Geistlichkeit stand mit ausgebreiteten Armen da und betete vor. Nach jedem zehnten Satze, in langgezogenen Tönen, sangen sie das herrliche, einem Engelschoral gleichende: "Gloria Patri" und das erschütternde, gewaltige: "Parce Domine, parce populo tuo, ne in aeternum irascaris nobis". – Beschütze uns o Herr, beschütze dein Volk, zürne nicht ewig unser. – Darnach wurde begeistert das "Magnificat" gesungen und einzelne Verse des Psalmes: "Lauda Jerusalem Dominum, lauda Deum tuum Sion", welche sich mit den begeisterten Rufen der Anbetung mischten. "Hosana, Hosana, Hosana Filio David." Als der Kardinal von Orleans Touchet mit dem Allerheiligsten jeden einzelnen Kranken zu segnen begann und ein Priester laut verkündete: "O Herr wir beten Dich an; o Herr wir hoffen auf Dich; o Herr wir lieben Dich; Herr der, den Du lieb hast, ist krank; Herr mache, dass ich sehe; Herr mache, dass ich gehe..." da weinten viele, viele. Das ganze Volk wiederholte diese schmerzvollen Rufe und bezeugte damit den Glauben an die Anwesenheit des Galiläischen Wundertäters Jesus Christus, den Sohn Gottes und an die Wahrheit des katholischen Glaubens, des Glaubens ausserhalb welchem wir nur Lüge und Eitelkeit finden. Ein Kardinal der hl. römischen Kirche trug das Allerheiligste und die Geistlichkeit der hl. römischen Kirche betete im Namen des Volkes und vor dem Volke. Und wenn bei dieser Gelegenheit ein oder der andere Kranke in einem Augenblicke gesundet, dann ist ein Gott unter der Gestalt des Weizenbrotes anwesend und alle "Absurditäten" der katholischen Kirche sind rettende Wahrheit. Langsam ging das hl. Sakrament an den ausgesteckten und sitzenden Kranken vorüber.
Am Abend sangen die Pilger von Verdun, vor der Prozession mit brennenden Kerzen: Joanna, Joanna, Santa Joanna, ora, ora, ora pro nobis. Die Prozession selbst war bezaubernd: ungezählte tausende Basilika, deren zum Himmel strebender Turm weithin sichtbar war...all dies war ein Märchen, genommen aus dem Zauberreiche kindlicher Phantasie...
Nach dieser nächtlichen Prozession, mit den entzündeten Kerzen als die
Melodie zu den bezeichnenden Worten kam: "et incarnatus est de Spiritu
Sancto ex Maria Virgine" und zu dem langgezogenen: "et homo factus
est". Bei den anderen Worten des Gesanges zum Zeichen der Begeisterung
wurden die Kerzen in die Höhe gehoben, gegen die Sterne, und als die Worte
erklangen "et unam sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam",
war es, als erhebe sich der brennende See um einem Meter höher und das ganze
Volk sang langsam und feierlich jedes Attribut der Kirche: der Einen, Heiligen,
Katholischen und Apostolischen. – Es schien als begreife ein jeder jedes
einzelne dieser Worte, so dass erschweren Herzens auf das andere überging.
– Oh wie zauberschön sind die Märchen der erleuchteten Kirchen, der feurigen
Ströme und Seen, der begeisterten Lieder, wunderbaren Genesungen und heiligen
Menschen, welche aus Liebe zum Nächsten ihr Leben opfern; wahrlich ein märchenhafter
Anblick, welchen der himmlische Vater seinen Erdenkindern bereitet.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(Fortsetzung.)
Lourdes, 22. VIII. 1924. 3 Uhr.
Heute Früh bemerkte ich nichts besonders. Viel Volk tummelte sich in der Strasse und Gassen und verschiedene Gruppen sangen vor der Basilika und auf dem Wege, welcher längs des Kreuzweges führte. Eine Zeit wohnte ich der Mette der Walfahrt aus Limoge bei, welche in der Basilika schon um 9 Uhr begann. Das ganze Volk sang einstimmig das erhabene gregorianische "Credo" und sodann den Hymnus "Ave maris stella".
Nachmittag erhielt ich vom Abbé Ecker eine Journalistenlegitimation, mit welcher ich die Erlaubnis erhielt zur Betretung des ärztlichen Bureaus. (Bureau des Constatations médicales). Ich sprach auch mit Herrn A. Michelin, dem Hauptberichterstatter der Pariser Tagblattes "La Croix", sowie mit der Direktrice der angesehenen Frauenrevue "Lumen". Nach dem Mittagessen verweilte ich längere Zeit vor den Piscinen (Bädern) und betrachtete die Ankunft der Kranken: die Einen bringt man auf Tragbahren, die anderen führt man auf Fahrstühlen zu und manche wieder kommen schwer und schmerzvoll gelehnt an ihre Begleiter. Oh, diese Begleiter, Träger und Wagenführer von Lourdes; ähnlich den himmlischen Seraphinen brennen sie vor Liebe zu den elenden, missgestalteren Leuten und während sie tragen, führen oder begleiten ihre jammervollen und oft überjammervollen Schützlinge, beten und beten sie und hören den Rosenkranz zu beten nicht auf. Einige unter ihnen sind beleibt und ungeschickt, man sieht es ihnen an, dass sie sonst ganz anderen Berufsarbeiten obliegen. Von den Kranken haben den grössten Eindruck auf mich die Menschen ohne Nase, mit violettem krätzigem Gesichte gemacht, sowie die Blinden, die sie krampfhaft an ihre Begleiter klammern und unsicher neben ihnen einherschreiten. Jedoch auf keinem dieser unzähligen, abgequälten Gesichtern sah ich Zeichen der Verzweiflung: als hätte sich das Erdulden verklärt, erhalten sie einen eigenen Glanz und eine Schönheit voll einer undurchdringlichen Tiefe. Vor den Piscinen selbst liegen viele Kranke auf ihren Tragbahren oder in ihren Fahrstühlen, wartend bis an sie die Reihe kommt, dass sie hineingetragen werden durch eine der drei Türen. Ein bärtiger Geistlicher betete laut und mit ausgebreiteten Armen den Rosenkranz, zwei andere halfen ihm hierbei, das Volk antwortete. Das gregorianische, endlose, ewige "Gloria Patri" wurde nach jedem Absatze gesungen. Ausserdem rief der Geistliche nach diesen Absätzen mit lauter Stimme: "Unsere liebe Frau von Lourdes heile unsere Kranken – Zuflucht der Sünder erbarme dich unser..." Das zahlreiche Volk, welches vor den Piscinen stand, wiederholte mit dem gleichen Vertrauen diese kühne Bitte. Die Rufe endigten gewöhnlich mit "Parce Domine, parce populo tuo, ne in aeternum irascaris nobis", diesem schmerzvollen Gebete der leidenden Kinder, welche aus diesem Tale des Erduldens und der Tränen nach den Erbarmungen des unendlichen, allgegenwärtigen Gottes rufen. – Das Rosenkranzgebet wurde ununterbrochen weiter gebetet: als wäre dieses Gebet jene tödliche Waffe der Erdenkinder, mit welcher sie am erfolgreichsten die himmlische Festung erstürmen könnten. Indessen sind die einen Kranke in die Bäder gegangen, während andere Kranke wieder aus denselben gekommen sind. Ich selbst sah das Innere der Piscinen nicht. Eine Pariserin, welche gebadet hatte, sagte mir darnach, dass diese Ceremonie auf die Seele sehr einwirke. Beim Entkleiden wird gebetet, sodann Statue der Gottesgebärerin geküsst, darauf in das wunderwirkende Wasser gestiegen, durch welches oft auch Schwerkranke hindurchgegangen sind und Spuren ihrer Krankheiten hinterlassen haben. – Dies ist das sogenannte permanente Wunder von Lourdes: in diesen Piscines werden, man möchte sagen, die verschiedenen Verursacher der Krankheit künstlich gepflegt und niemals noch hat man gehört, dass Irgendjemand darin infiziert worden wäre.
Frl. Anny Poyet – eine Schwester des sehr bekannten Apostels der Ecole
Normale, Pierres, von dem in der Zeitschrift der kroatischen katholischen
Studentenschaft "Luè" geschrieben wurde – sagte mir, dass ihr
eine ihrer Freundinnen, Mlle. Petit, freiwillige Krankenpflegerin (infirmiére)
mitgeteilt hat dass eine Kranke in einem Augenblick von eine Bauchfellentzündung
genesen war. Beim Frühstück sprach man auch davon, dass gestern um 7 Uhr
gleichfalls in der Piscine eine Kranke gesund wurde. Ich selbst sah hievon
nichts und auch das ärztlich Bureau hatte keine amtliche Kundgebung gegeben.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
Amt für ärztliche Beobachtungen.
3. Fortsetzung.
Lourdes, 22. VIII. 1924. 10 Uhr abends
Am liebsten schreibe ich gleich von jenem Wunder, von dem ich mich mit eigenen Augen überzeugt habe. Allein wir wollen der Reihe nach vorgehen. Es schien mir, als wäre heute mit mehr Glut gebetet worden. Vor der eucharistischen Prozession lagen die Kranken auf der Esplanade auf ihren Tragbahren. Es waren deren sehr viele, sicher mehrere hundert. Ein bärtiger Geistlicher betete den Rosenkranz vor und vor jedem Absatz erklärte er den Inhalt des Geheimnisses. Ausserdem vernahm man dreimal wiederholt das "Gloria Patri" sowie das "Parce Domine" und beendet wurde das Gebet mit dem Liede "Laudate, laudate, laudate Mariam" in französischer Sprache. Als sich die Prozession näherte, endete der französische Gesang und ich hörte die feierlichen Klänge des lateinischen Psalmes "Lauda Jerusalem Dominum: lauda Deum tuum Sion. Hosanna, hosanna, hosanna Filio David…" – Voran schritten Kinder in blauen Anzügen mit weissem Tuch (konfes. Schulen von Lourdes?) und Noelistinen (weibl. Organisationen der kath. Aktion), Mädchen mit grossen weissen und langen Schleiern um Kopf und Schultern. Nach jeder zwanzigsten Reihe trugen sie je eine weisse Fahne mit dem Kreuze. Langsam und feierlich, in der Mitte geteilt, schritten sie voran, die eine Reihe nach rechts, die andere nach links, zur Estrade strebend, die gegen die Basilika führt. Längs der Matter gleich Schilden stellten sie die Fahnen auf und in ihren weissen Kleidern blickten sie gegen die Prozession zu. Nun schritt mit gleichmässigen Schritt nach dem Rhythmus der unendlichen Ewigkeit die kleine Schar der katholischen Skauts mit ihrer grünen Fahne auf der sich das rote Kreuz Jerusalems befand. Es folgten die Männer und der Klerus und zuletzt Jesus Christus selbst unter der Gestalt des Brotes, getragen unter einem kleinen Himmel. Die Menschen fallen auf die Knie sich dem Allerheiligsten zuwendend. Ich wiederholte das Gebet, des mit kräftiger Stimme betenden Geistlichen, je besser ich es vermochte. Der Geistliche war ein Asumpcionist. – Die Asumpcionisten sind jene, welche die grossen nationalen Walfahrten organisieren in das hl. Land, nach Rom, Lourdes und anderswohin. Sie erscheinen mir wie die Cluny’schen mittelalterlichen Mönche, welche bewaffnete Walfahrten zum hl. Jakob von Compostella organisierten und welche Europa für die Kreuzzüge begeisterten. – Gleich nach Beendigung der Prozession eilte ich in das ärztliche Amt. Auf einem Fenster stand geschrieben: 27. August. Walfahrt. Frl. Helene Macange, 22 Jahre, aus Le Muy (Var) in Cadenades. Litt an dorsolumbarer Pottscher Krankheit (malum Potti). Genass bei der Prozession am 21. August. – Ich sah die Genesung nicht, denn damals hatte ich noch keine Journalistenkarte.
Ich betrete das berühmte "Bureau de Constation médicinales". Hier sind 2 Zimmer zusammenhängend durch eine breite, offene Tür. Im ersten Zimmer längs den Wänden stehen Bänke: Fotographien Geheilter, vor und nach der Heilung, Bilder verschiedenartiger Wunden, grosse radiographische (röntgenologische) Aufnahmen und ein Bild Dr. Boissaries. Zwei kleine geschlossene Türe in das Zimmer der Ärzte. Auch in letzterem befinden sich zwei Türen, dann zwei Kästen für Dienstbücher und ein grosser viereckiger Tisch. – Als ich in das erste Zimmer, bestimmt für Journalisten und Publikum, trat, fand ich viele Leute vor. Es waren hier Ärzte, Geistliche, Frauen und ein Offizier anwesend. – Nach kurzer Zeit öffnet sich die Türe und Träger bringen mageres, brünettes Mädchen – une miraculée – eine Geheilte. Sie will selbst aufstehen von der Tragbahre, aber man lässt es nicht zu. Langsam hebt man sie auf. Und nun geht sie allein in das Zimmer der Ärzte und setzt sich gegenüber dem Dr. Marchand.
Ich eile in das für die Ärzte reservierte Zimmer, nicht wissend, dass
das Betreten desselben dem Publikum strenge verboten ist. Ich stand mit
meinem Notizbuch knapp hinter dem Dr. Marchand und sah der Geheilten gerade
ins Gesicht. Der Arzt zieht die Zeugnisse derselben hervor und beginnt mit
der Ausfrage, aus welcher ich in der Hauptsache folgendes entnehme: Frl.
Paula Parizot, 24 Jahre alt, Studentin der Medizin, wohnhaft in Pavillon
– sous Bois (Seine). Sie langte in Lourdes mit dem die Schwerkranken führenden
"Weissen Zug" von Paris an. Sie war schwer krank. Unterwegs litt
sie furchtbar. Das ärztliche Zeugnis des Dr. Jorand aus Frenville (Seine
et Oise) vom 28. Juli 1924 behauptet, sie hätte: péritonite tuberculeuse
– peritonitis tuberculosa – tuberkulöse Entzündung des Bauchfelles, war
dreimal operiert, hat Zusammenwachsungen und offene Wunden (adherences –
éventration). Der Arzt setzte noch bei, dass die Kranke ununterbrochen liegen
muss. – Schon in ihrem zehnten Lebensjahre hatte sie mehrere Anfälle von
Blinddarmentzündung. Im Mai 1921 ist sie das erstemal operiert worden und
zwar mit scheinbarem Erfolge. Sie begann jedoch Blut zu spucken und Anfangs
des Winters 1921 wurde sie zum zweitenmal operiert. Es zeigt sich die karakteristische
Bauchfellentzündung. Im Dezember 1922. erkrankt sie an Hirnhautentzündung
(meningitis) und erblindet vollkommen. Nach drei Wochen, im Monate Februar
1923, gewinnt sie das Augenlicht wieder. Jedoch die Lunge ist bereits tuberkulös
und diese Krankheit wird immer ärger, was radioskopische Untersuchungen
festgestellt haben. – Im April 1924 wurden die Schmerzen im Bauch fast unerträglich.
Die karakteristischen Zeichen der Bauchfellentzündung wurden deutlicher.
Im Juni desselben Jahres wurde sie neuerlich operiert und hiebei viele Verwachsungen
(adhérences) festgestellt. Der Kirurg musste den Dickdarm durchschneiden
(résection du colon). – Alle meinte, sie sei verloren. Sie erhielt auch
die letzte Ölung. Im November 1923 unterzog sie sich abermals infolge "Entzündung
des Bauchfells und Darmverwicklung" (occlusion intestinale) einer kirurgischen
Intervention und zwar im Pariser Spital Saint-Jospeh. Im ersten Augenblick
schien es, als würde Frl. Parizot genesen. Aber schon im Juni d. J. (1924)
zeigen sich am Bauche (abdomen) sehr schwere Krankheitszeichen. Konstatiert
sind gleichfalls grössere Beschädigungen auf der Lunge. Das Blutspucken
wurde häufiger. Die Kranke war überzeugt, dass ihr menschliche Hilfe nicht
mehr nützt und sie beschloss sich an die hl. Jungfrau von Lourdes zu wenden.
Die Reise war ungemein schwer. Sie langte in Lourdes gestern (21. VIII.)
Nachmittag an. Der Körper war von Schmerzen gequält und ihre Schwäche hatte
den Höhepunkt erreicht. – Heute (22. VIII.) um 3 Uhr nachmittags badete
sie zum erstenmal in der Piscine. (Gebadet wurde sie von Frl. Sylvie Bienaimé,
welche selbst in Lourdes am 22. VIII. 1912 geheilt wurde von einer Bauchfellentzündung,
die an der gleichen Stelle war wie bei Frl. Parizot.) Man tauchte sie in
das kalte Bad, erzählt sie selbst, die Schmerzen wurden unerträglich. Dies
dauerte nur einige Augenblicke Behaglichkeit. Sie war gesund! Darnach war
sie bei der Prozession mit dem hl. Sakramente und nun brachte man sie vor
kurzem in das Amt für ärztliche Beobachtungen.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
Amt für ärztliche Beobachtungen.
(4. Fortsetzung.)
Freudig betrachte ich das veränderte Gesicht des Mädchens, welche gegenüber Dr. Marchand sass. Sie antwortet nicht sofort auf seine Fragen, denn er fragt unbarmherzig und unvermittelt: "Wie viele Monate sind es? Wie hiess der Arzt?" Seine Hände blättern in den ärztlichen Zeugnissen, welche die Kranke mitgebracht hatte. Ich sah diese Zeugnisse mit eigenen Augen: einige sind in Form dienstlicher Drucksorten, andere wieder auf gewöhnlichem Papier ausgestellt und "verziert" mit jener bekannten "schönen" Schrift der Ärzte.
Wie ich hinter dem Dr. Marchand so dastand und seine Fragen sowie die Antworten der Genesenen notierte, kommt plötzlich irgend ein bärtiger Mensch – M. Goupil (?) – auf mich zu und als er erfährt, dass ich kein Arzt sei, verweist er mich in das andere für Journalisten und Publikum bestimmte Zimmer. Aus diesem Zimmer konnte ich nicht jedes Wort der anwesenden Ärzte verstehen. Mittlerweit führten sie Frl. Parizot durch unser Zimmer in das Kabinett für Untersuchungen. Mehrere Ärzte gingen ihr nach. Das Volk drängte sich draussen vor der Türe des "Ärztlichen Amtes" und sang mit mächtigen Stimmen das "Magnificat". – Preise meine Seele den Herrn.
Während die Ärzte Frl. Parizot untersuchten, fragte Dr. Marchand ein Frl. Marie Lafon aus Montpellier aus, welche im Vorjahre, anfangs Juli von "gastrite ulcéreuse" (gastritis ulcerosa) – Magen – Katarrh mit Geschwüren genass. Sie ist kleiner als ich um zwei Spannen und trägt einen grossen, weissen Schleier ähnlich den Noelistinen. Voriges Jahr wog sie 32 kg und jetzt 44 kg. Vielen Anwesenden drückte sie di Hand. Während ich dieses verhältnismässig unschöne und abgebrannte Mädchen betrachtete, dachte ich, dass es unter jene Personen fällt, mit welchen wir im Leben nicht rechnen. Nach dem Aussehen ist sie unbedeutend, unschön: eine Person, wie wir sie häufig in unserem dritten Orden und in den Kongregationen begegnen; viele von uns, auch von den Geistlichen, drücken sich über diese Geschöpfe Gottes mit wenig Rücksicht und Nächstenliebe aus. Und, so dachte ich, gerade diese elenden und von der Welt vernachlässigten Geschöpfe sind die Lieblinge Gottes.
Ich verlasse das ärztliche Amt und schlage meinen Weg gegen die Piscinen ein. Die Kranken badeten in ununterbrochener Reihenfolge und die Geistlichen mit ausgebreiteten Händen beten mit lauter Stimme vor. Sie bestürmten den Himmel. Sodann begab ich mich ins Hotel Myosotis, wohin mich das schon früher erwähnte Frl. Poyet zum Nachtmal geladen hatte. Etwas später setzte sich zu unserem Tische ein Frl. von 25 – 30 Jahren, welche mit ihrem Vater aus Versailles nach Lourdes kam, um hier den Dienst einer freiwilligen Pflegerin zu verrichten. Sie erzählte uns von der Fällen von Genesungen, deren Zeugin sie gestern und heute war. Ich werde versuchen, dass mich dieses Frl. mit diesen Genesenen bekannt macht.
Das Gespräch mit diesen Mädchen und Herrn Petit ihrem Vater hat mich etwas beruhigt.
Der erste Eindruck, den die Franzosen auf mich gemacht, unmittelbar nach meiner Reise durch die geordnete und bescheidene Schweiz, war ein sehr schlechter. Schon in Genua haben sich Männer und Frauen unverschämt benommen und die nacktarmige Mode sprach dafür, dass ich wieder in ein laszives Land komme. Und doch, in Frankreich begegnet der Mensch häufig einer wirklichen Elite, Heiligen, welche durch ihren Wert hiefür Ersatz leisten und die schiechten Eindrücke verwischen, welche die Leute der Strasse auf den Fremden ausüben.
Heute abend, so schien es mir, war die Prozession mit den brennenden Kerzen viel schöner. Die 50.000 entzündeten Kerzen ähnlich 50.000 feurigen Tulpen erschienen gleich anfangs einem brennenden Strome, welcher die Form zweier Hufeisen annahm, deren Enden zwei Linien verbanden. Und das "Ave, ave, ave, Maria" ertönte ununterbrochen dahin.
Der Mensch kann kaum begreifen, was er hier alles durchlebt. Mit eigenen Augen seiht man Wunder; die Vernunft sagt mir das, und di Gefühle und Neigungen bleiben dem Bösen untertan und sind unfähig die ganze Erhabenheit der Ereignisse zu fühlen, die den Menschen umgeben. Dennoch, ein Trost erfasst den Menschen: alle unsere Gebete, alle unsere bitteren Minuten, alle unsere Bestrebungen nach "Erneuerung von Allem in Christus", unsere ganze Überzeugung von der Erbsünde, von der Bedeutung des Leidens, von der Autorität: - ja, diese ganze Buntheit der katholischen Lehre ist kein leeres Phantom, keine Erfindung, sondern die einzige Wahrheit. – Ob ich in Lourdes etwas empfinde oder nicht, trotzdem sind die Wunder von Lourdes unumstössliche Tatsachen, welche besagen, dass ausser der katholischen Kirche keine andere wahre Kirche besteht und dass alle jene, welche freiwillig gegen die Grundsätze des Glaubens und der Sittlichkeit sündigen, ein schreckliches und möglicherweise auch ein ewiges Strafgericht erwartet. Und deshalb ist die gesamte Arbeit, welche nach Rettung der Seele geht, die erhabenste und allernotwendigste, die wir uns überhaupt denken können.
Als ich dies alles sah, dachte ich an unsere abgefallenen Priester, auf
die sg. Kroatischen Altkatholiken und an ihr unseliges Geschick. Und weshalb
verliessen sie Gott, den Schöpfer des Himmels und der Welten und die Wundertäterin
von Lourdes? Weshalb den jungfräulichen Glanz der kurenden, heiligen und
einzigen katholischen Kirche? Oh, wenn Einer dieser Unglücklichen diese
Zeilen liest, möge er wissen, dass tausende und abertausende Glaubbisse
bereit sind vor dem lebendigen Gotte zu schweren, dass die Ereignisse in
Lourdes untrüglich wahr sind.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
Amt für ärztliche Beobachtungen.
(5. Fortsetzung.)
Wunder, von denen ich mich mit eigenen Augen überzeugt habe.
Lourdes, 23. VIII. 1924. 3 Uhr Nehm
Es war mir unmöglich zur Grotte zu gehen. Ich war im ärztlichen Amt, wo an 40 Ärzte versammelt waren. Das Frl. Parizot haben die Doktoren Eck und Garcuel aus Paris, Dargein aus Bordeaux, Grosjean aus Mirecourt, Dufour aus Perthuis (Ille-et Vilaine) und Cohendy aus Clermond – Ferranda untersucht. Nach der einsündigen Untersuchung stellten sie fest: dass der Bauch vollständig biegsam und normal ist und dass er nicht die geringsten Zeichen von Verwachsungen (adhérences) zeigt. Ihr Darmapparat ist vollkommen gesund. Die Operationswunden gänzlich schmerzloss. – Auf Grund des Berichtes dieser Ärzte wurde in Anwesenheit der anderen 30 Ärzte laut ein Bericht verfasst. Bezüglich der Heilung ihrer Lunge wollten die Ärzte ein Urteil nicht abgeben: es wurden noch "des rálements minimes" – ein ganz geringes Röchlen bemerkt. Alle Ärzte bekennen, dass Frl. Parizot falls die ärztliche Zeugnisse die sie mitgebracht hat ganz genau sind, am 22. August 1924. von tuberkulöser Bauchfellentzündung geheilt wurde und dass diese Heilung alle menschliche Möglichkeit übertrifft.
Es wäre interessant gewesen, hätte ich alle Fragen und Einwendungen der verschiedenen Ärzte aufschreiben können. Ich habe dies nicht getan, damit ich nicht, wie am ersten Tage, die Aufmerksamkeit auf mich lenke. So konnte ich mich allen Gruppen der anwesenden Ärzte nähren und ihre Meinungen hören.
Etwas später führten sie ein anderes Mädchen herein, welche gestern Nachmittag in der Piscine genass.
Begleitet wurde sie von Vater und Mutter und einer Nonne, ich glaube einer der Schwestern von Nevers, welche schien es mir, sehr der Bernadette ähnlich sah. Das Mädchen hiess Madelaine Delaitre. Bange fragte man sie aus, worauf einige Ärzte mit ihr ins Nebenzimmer gingen, wo sie sie lange – mehr als eine Stunde – untersuchten. Sodann erklärte ein Radiolog vor 34 Ärzten auf Grund eines radioskopischen Bildes der Kranken, das er in der Hand hielt, den Stand der Krankheit. Das Resultat dieser Enquete war Folgendes: Frl. Madelaine Delaitre, 18 Jahre alt, aus Trouville sur Mer (17 rue de Bon Secours) genass in der Piscine am Freitag den 22. August 1924 Nachmittag von Sakralisation d. j. tuberkulöse Verwachsung der Wirbelsäule mit dem Kreuz (sakrum) (sondme des vertébres lombaires avec le sacrum).
Die Kranke (laut Dokument Nr. 17 von 1924) ist das vierte von fünf Kindern der Familie, war früher niemals krank. Erst vor 2 Jahren wurde sie am Blinddarm operiert. Sie begann vor 18 Monaten in der Lendengegend (région lombaire) Schmerzen zu fühlen.
Vom Anfange des Monates Jänner 1924 – aus terapeutischen Rücksichten und wegen der grossen Schmerzen in der Lendengegend, welche jede Bewegung auf den unteren Körperteilen sowie eine sitzende Lage verhinderten – ist die junge Kranke unbeweglich in horizontaler Lage gelegen (décubitus). Sie konnte demnach wieder gehen, noch gerade stehen, noch sich mit dem Oberkörper bewegen und auch die Wirbelsäule war unbeweglich.
Die Wassermannäsche Reaktion war negativ.
Das radiographische bild, das den anderen Dokumenten beigelegt war, bezeugt das Bestehen einer Senkung (tassement) des vierten Lendenwirbel (lombaire) zum fünften und eine Sakralisation diese letzteren, d. j. eine Verwachsung der transversive Leisten (apophyses trensverses) dieser Knochen mit den Flügelspitzen des Kreuzes (ailerons du sacrumi).
Alle Ärzte, welche die Kranke behandelten, haben die verordneten Arzneien – Quecksilber, Arsenik, Bismut – erfolglos an ihr angewendet, und so kam sie, unbeweglich infolge der Verwachsungen der Knochen, unter grossen Schmerzen, schon 10 Monate in horizontaler Lage liegend, in Lourdes an.
Gestern, Freitag Nachmittag (22. VIII.) streckten sie di Kranke auf eigenen Tragriemen aus nur die Krankenpflegerinnen (dames hospitalieres) tauschen sie ins Wasser. Die niedrige Temperatur des Wassers empfand sie sehr stark. Als sie aber das Bad verliess, merkt sie, dass sie sitzen kann, ja mehr noch, dass sie sich erheben und bewegen, sowie aufstehen kann und dies ohne irgendwelche Schwierigkeit. Dieser Zustand bessert sich zusehends bei der Eucharistischen Prozession.
Zurückgeführt in das Spital, teilt das glückliche Mädchen den Personen ihres Krankensaales mit dass sie genesen sei; um 6 Uhr wird sie in das ärztliche Amt geführt, wo konstatiert wird, dass sie unsicher gehe, was dem Umstand zugeschrieben wird, dass sie so lange unbeweglich gelegen war. Heute früh kam sie, nach dem Frl. Parizot, in das ärztliche Amt. Fünf Ärzte untersuchten sie gründlich u. zw. Dr. Douvrin aus Lille, Doazan aus Paris, Itrac aus Toulouse, Aussilloux aus Narbonne und Legros aus Combou (Ille – et – Vilaine).
Sie brachte ein sehr klares ärztliches Zeugnis mit, welches von Dr. Leneveu aus Trouville – sur Mer (vom 30. VI. 1924.) ausgestellt war. Dasselbe lautet wörtlich: "Ich Unterfertigter, Doktor Leneveu, bestätige, das Frl. Madeleine Delaitre, 17 Jahre alt, an medulospinaler Krankheit (Affection medulospinale) leidet, welche sie seit November 1923 ans Bett fesselt. Der Sitz der Krankheit befindet sich in der lombosakralen Gegend der Wirbelsäule (region lombo-sacrée de la colonne vertébrale). Die Natur der Krankheit ist auf wissenschaftliche Art nicht festgestellt worden, allein der befragte Kirurg und ich betrachten sie als in der Sakralisation des letzten Lendewirbels befindlich (Sacralisation de la derniere lombaire)."
Wie sagten bereits, das bei diesem Zeugnisse die radiographische Aufnahme des Dr. Contunero sich befand, aus welcher klar zu ersehen, dass der fünfte lumbale Wirbel mit dem Kreuz verwachsen war und welche die Richtigkeit des Urteils der oben angeführten zwei Ärzte bestätigt.
Die Ärzte, welche die Genesene wenig früher untersuchten, verfassten folgenden schriftlichen Bericht:
"Die Kranke fühlt keine Schmerzen, weder unbeabsichtigte, noch hervorgerufene."
Verschiedene Bewegungen der Wirbelsäule: Beugungen, Dehnungen (extension), Seitenbewegungen, Drehungen (torsion) werden normal ausgeführt, spontan, ohne Unannehmlichkeit und Schmerz.
Sichtbare Missförmlichkeiten sind nicht vorhanden.
Sie hat weder unbeabsichtigte (spontané) noch hervorgerufene (provoqué Schmerzen an der articulatio sacro-iliaque.)
Desgleichen sind keine Störungen bei den Bewegungen (motilité) vorhanden. Der Gang ist normal.
Die patelaren und ahilleitischen Reflexe (Réflexes patellaires et achilléens)
sind gleichmässig an beiden Seiten und etwas zu gross.
Der Lungenapparat ist normal.
Das allgemeine Befinden mittelmässig, scapulae alatae.
Schliesslich: Verschwinden jedes funktionalen Symptoms (symptome functionnel).
Der anwesende Radiolog bestätig auf Grund des in seiner Hand befindlichen Bildes: a) entweder ist die Verwachsung zwischen dem fünften lumbalen Wirbel und dem Kreuz verschwunden oder b) trotz dieser Verwachsung können alle Bewegungen vollkommen normal ausgeführt werden, was nach der Natur unmöglich sein müsste.
Alle anwesenden Ärzte auf die gewöhnlichen Fragen antworteten folgen:
1. Das radiographische Bild, welches sich bei den Dokumenten befindet und die Zeugnisse die die Kranke vorgezeigt hatte, die Untersuchung und Einvernahme durch die Fachärzte beweisst, dass Frl. Delaitre tatsächlich an Sakralisation des letzten lumbalen Wirbels erkrankt war.
Diese Krankheit war der Beginn grösster Schmerzen und absoluter Unmöglichkeit, dass der Körper sich gegen die unteren Körperteile beuge.
2. All diese karakteristischen Symptome der Beschädigung, welche das radiographische Bild zeigt, sind am 22. August 1924 nach dem Bade in der Piscine augenblicklich vergangen.
3. Infolge dieser Plötzlichkeit kann diese Heilung nicht auf natürliche Art erklärt werden.
Als ich das Bureau verliess, fragten mich viele Leute, die sich neugierig um den Eingang drängten, ob man die Geheilte sehen könne, ob man ins Bureau gehen könne und anderes mehr...
Frl. Petit versprach mir, dass sie mir morgen zwischen 12 und halb 1 Uhr
Gelegenheit geben wird, mehrere Geheilte auszufragen.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(6. Fortsetzung.)
Lourdes, 23. VIII. 1924. 10 h 15 abends.
Heute habe ich die Eucharistische Prozession von einer anderen Stelle aus betrachtet. Ich stellte mich bei der Grotte auf von wo sie sich in Bewegung setzte. Die Geistlichkeit, in der rechten Hand die Kerzen tragend, schritt vor dem Erlöser einher und sang die lateinischen Hymnen: Ave verum, Oh salutaris Hostia, Pange lingua. – Oh dieser französische Klerus, wie armselig ist er gekleidet! Wie sicht man auf seinen Gesichtern die Armut und das beschwerliche Leben, das er führt! Ja unter ihnen gibt es welche, die zu ihren eigenen Pfarrkindern in Taglohn auf Feldarbeiten gehen, um den Bissen Brod zu verdienen. Und doch, nach aussen hin armseelige, elende, unschöne Erscheinungen – dieser Diener Gottes – singen sie stolz, begeistert, voll Schwärmerei und Liebe die erhebende eucharistische Hymne.
Ansonsten war die Prozession wie die anderen alle. Bemerkt habe, dass hinter dem Allerheiligsten gegen 40 Ärzte schritten.
Gleich nach der Prozession begab ich mich in das ärztliche Amt. Es kam kein einziger Genesener, deshalb hat Dr. Marchand den Anwesenden die Genesung des anwesenden Frl. Deshamps erklärt, welche im Jahre 1921 in Lourdes ihre Gesundheit fand. Sechs Jahre war sie krank an tuberkulöser Bauchfellentzündung (péritonite tuberculeuse) und fünf Jahre von Pottescher Krankheit. In Lourdes genass sie in einem Augenblick. Als das Mädchen nach Périgueux zurückkehrte, begann in der Presse der ganzen Provinz eine lebhafte Diskussion. Siebzeh Ärzte und Kirurgen haben die Kranke als unheilbar proklamiert. Einzelne antiklerikale Zeitungen haben vielmehr noch die Nachricht verbreitet, dass die Eltern des Mädchens ein Wunder "fabrizierten" und die Kirchenbehörden mit 3 Millionen Franks bestochen haben. Diese Zeitungen haben weiteres geschrieben, dass selbst der Arzt, ein Ungläubiger, (ich glaube ein gewisser Dr. Crozet) bestochen war, denn er sagte, dass er sich diese Genesung auf natürliche Weise nicht erklären könne. Die anwesende Geheilte bestätigte die Erklärungen des Dr. Marchand.
Hiernach sass zwischen den Ärzten noch eine andere Geheilte, deren Namen ich aber nicht gehört habe.
Wie ich so einige der Geheilten betrachtet hatte, fielen mir, so wie gestern die gleichen Gedanken ein. Hier sind wahrlich die Lieblinge der seeligsten Jungfrau Maria, in der Hauptsache die einfachsten Geschöpfe, deren Äusseres genug vernachlässigt erscheint. Es sind dieselben Gesichter, wie wir sie allgemein in unseren Kongregazionen und Brüderschaften begegnen; erschöpft von Bürde des Lehens so zwar, dass sie nicht dazu kommen ihrem Äusseren mehr Beachtung zu widmen. Wahrlich a diesen Glücklichen bewahrheiten sich die Worte des Propheten: Suscitans a terra inope, et de stereore erigens pauprem: ut collocet eum cum principibus, cum principibus populi sui (Ps. 113). Der aus dem Staube aufrichtet den Geringen; aus dem Kote erhebt den Armen; um ihn zu setzen neben Fürsten, neben Fürsten seines Volkes.
Vor der Grotte und den Piscinen betete das Volk weiter. Es verbreitete sich der Ruf, dass ein Kind geheilt wurde, allein nachdem das ärztliche Amt bereits geschlossen war, konnte Niemand diese Nachricht auf ihre Richtigkeit prüfen.
Heute abend betrachtete ich die Leichterprozession von der Rampe aus, die gegen die Basilika führt. Unter mir war ein feuriger See: er weitete sich vor mir, denn immer neue Feuerströme ergossen sich in ihn. Aus vielen tausend Kehlen erscholl der Gesang Ave, ave ave Maria. Als aus dem glühenden See sich das würdige gregorianische Kredo aus 50.000 Kehlen erhebt, eilen noch die übrigen brennenden Tulpen gegen den entzündeten See bis er nicht als eine ungeheurere und glühende Masse erscheint. Und wieder, als der Gesang den Glauben an eine heilige und apostolische Kirche ausdrückte, wurden die Kerzen beherzt in die Höhe gehoben. Nach dem Segen ging das Volk auseinander.
Und was für einen begeisterten Triumph feiert der wahre Glauben in einem
Lande, wo die Regierung den Katholiken als Bürger zweiter Ordnung betrachtet
und wo öffentliche Prozessionen verboten sind?
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(7. Fortsetzung.)
Lourdes, 24. VIII. 1924. 1 h Nachmittag.
Ich war in der Rosaire – der Rosenkranzkirche – bei der Mette. Die Kirche war beleuchtet und gedrängt voll. Von der Kanzel gab ein Geistlicher den Takt und das Volk sang begeistert. Er sang lateinisch, gregorianisch, mit voller Stimme: Kirie eleison, welches sich dem Ocean gleich in di Breite vergross und in der Seele Empfindungen an die unendlichen Tiefen der einzelnen göttlichen Personen des einen dreieinigen Gottes weckte. Ebenso tief wirkte das chorale Credo, sowie die anderen Messgebete. Wahrlich, einzig nur die gregorianische Musik ist im Stande in uns die tiefste Sehnsucht nach der himmlischen Heimat zu wecken. Es scheint mir, dass nur sie der Ausdruck ist der himmlischen Harmonien, mit welchen die Himmelskönigin mit dem Heere der Engel, erfüllt von Liebe, den unendlichen Schöpfer greift. Und die einfache Melodie des Psalmes "Lauda Jerusalem Dominum, lauda Deum tuum Sion, Hosanna, hosanna, hosanna filio David", welche dem Kinderlallen ähnlich mit den gleichen einfachen Worten die Liebe ihrem göttlichen Bräutigam entgegenbringt. Nach der Mette wurde die H. Komunion an drei Altaren ausgeteilt und eine grosse Menge begann ihr Tagewerk mit der Vereinigung mit den grossen Wundertäter von Lourdes....
In der Frühe verschlief ich. Möge mir die Gottesmutter verziehen, dass ich nicht zum Gebete bei der Grotte erschien. Die Aufzeichnungen, die ich in Lourdes vornehme, mögen meine Unterlassungen ersetzen und mögen sie Ihre Ruhm in unser Land tragen.
Im ärztlichen Amt war Frl. Praizot, in einergrünblauen Schoss, grauen Kappe und Pepitamantel. Sie sass mit übereinandergeschlagenen Füssen, wie auf dem bekannten Bild zu ersehen, das in vielen Zeitungen reproduziert war. Sie ist sehr müde; hat schlecht geschlafen. Die Ärzte hatten sie untersucht.
Hiernach wurde Frl. Marie Firmin ärztlich untersucht.
Sie ist 22 Jahre alt, aus La Graveri (Calvados). Das ärztliche Zeugnis aus dem Spital in Caen lautet: Pottesche Krankheit und Lähmung des Unterkörpers (paraplégie) infolge Druckes an das Knochenmark (compression de la moele epiniere). Sie war krank seit November 1922, seit sie bei Verrichtung häusslicher Arbeiten fiel. Im Monate Februar kam sie ins Spital zu Caen. Sie wurde in Gips getan, welcher öfter gewechselt werden musste und in diesem Gipsverband musste sie unbeweglich liegen. In Lourdes langte sie liegend an. Sie litt sehr viel. Bei der gestrigen Prozession (23. VIII.) fühlte sie, dass sie gesund ward, aber sie traute sich nicht, sich ihren neuen Kräften anzuvertrauen. Als sie ins Spital zurückkehrte, rieten ihr die Pflegerinnen, dass sie zu gehen versuche. Um 7 Uhr stand sie auf und begann zu gehen. Die anwesenden Ärzte erklärten, dass diese Genesung auf natürliche Art nicht zu erklären sei.
Danach setzte sich auf den Stuhl für die Kranken eine in Grau gekleidete dicke Frau. Es scheint mir, dass sie sich Mme. Cornu nannte. Sie genass von Magengeschwüren. Radioaufnahmen waren nicht vorhanden, sondern nur die Abschrift der radiographischen Untersuchung, die besagt, dass sie "sans doute" – ohne Zweifel – an einem Magengeschwür litt. Dieses "sans doute" erschien den Ärzten verdächtig, wenn auch die klinischen Zeichen die Existenz eines Magengeschwürs klar bezeugten aber trotzdem wartet Dr. Marchand ein volles Jahr, bis er verlautbart, dass die Genesung eine vollständige sei und dass sich dieselbe auf menschliche Weise nicht erklären lasse. Aber allen Anwesenden war es klar, dass dies nur eine Vorsichtsmassregel ist und dass die betreffende Frau tatsächlich auf eine wunderbare Weise geheilt wurde. Sie hatte viele ärztliche Zeugnisse mitgebracht und ich glaube, sie hatte noch in Lourdes Fieber bei 39.7°. Dr. Marchand empfahl ihr gut zu essen und zwar hauptsächlich Salat, damit sie sich auf diese Weise je früher von ihrer Wiedergenesung überzeuge. Alle Anwesenden lachten, wozu sich diese an 75 kg schwere Frau erholen soll; um wohl die 24 kg, die sie während ihrer Krankheit verlor wieder zu gewinnen. Der Fall der Frau Cornu hat das ärztliche Amt als Genesung nicht erklärt.
Sodann setzte sich auf den Stuhl für die Kranken ein Fräulein. Ich weiss nicht ob ich ihren Name nicht gehört, er schien mir als nannte sie sich Martha Raymond. Sie war aus Orléans, 21 Jahre alt, nach dem Aussehen würde ich sagen, dass sie nicht mehr als 16 Jahre zählte. Sie behauptet, dass sie genesen sei aber sie fühle noch einigen Schmerz. Weil aber ihre ärztlichen Zeugnisse nicht ganz klar sind, wird sie entlassen. Dr. Marchand bittet sie, Niemanden von ihrer Genesung zu erzählen sondern sich bei der Hl. Mutter Gottes zu bedanken, da sonst viel Freunde, die überall herumschwirren, ihre Worte missbrauchen könnten.
Schliesslich kam in das ärztliche Amt noch Frl. Mary Chaiwet aus Alais
(Gard), welche am 26. VIII. 1919. von Coxalgu droitea vec fistules – eiterig
tuberkulöse Entzündung der rechten Hütte – genesen war. Sie ist vollkommen
gesund.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(8. Fortsetzung.)
Was die Genesenen erzählen.
Nach 12 Uhr führte mich das Frl. Anny Poyet ins Spital S. Marie, welches sich gegenüber dem Siegesdenkmal befindet. Nach einiger Zeit führt das Frl. Poyet die erste Genesene, Frl. Helene Macagne heraus. Diese kommt direkt auf mich zu, erfasst mir schnell beiläufig folgende Worte: "Sie sind Journalist, verlautbaren sie was mir die hl. Gottesmutter getan." In der Hauptsache erzählte sie mir von ihrer Krankheit. Hier die wichtigsten Einzelheiten: Gebürtig ist sie aus Le Muy (Var), 21 Jahre alt. Der Beginn der Potteschen Krankheit fühlte sie im Dezember 1921. Zwei Toulouser Kirurgen – Dr. Malartie und Dr. Villechaise – untersuchten sie und stellten fest: "carie tuberculeuse dorsolombaire – caires tuberculosa dorolumbalis". Vierzehn Monate lag sie wie angeschmiedet auf ihrem Tragstuhle. Mit dem Oberkörper konnte sie bereits 18 Monate keine Bewegung ausführen. Das Gipsmieder, den sie erhielt, erneuerte man dreimal. Sie besitzt auch ein Zeugnis des Dr. Regis aus Muy vom 5. VII. 1924, in welchem derselbe sagt, dass die Kranke an Mal de Pott dorsolombaire (Pottesche Krankheit der Lendenwirbel) leidet, was zwei bedeutende Kirurgen in Toulouse konstatierten, wovon man sich auf Grund der radioskopischen Untersuchung genau überzeugen konnte". Die Kranke – fügte Dr. F. Regis hiezu – fühlt noch starke Schmerzen, welche sich halbkreisförmig nach links erstrecken. (en demicenture). Eine Berührung des kranken Teiles ist noch schmerzlich. Daraus folgt, dass sie noch wenigstens 1 Jahr liegen muss, bevor man ihr das Aufstehen in einem tauglichen Apparat gestatten kann. Aus der Provence langte sie im blau-rosaroten Zuge an. Sie litt furchtbar. Jedes Übertragen löste bei ihr heftigen Schmerzen aus. Diese bezeugen jene die sich unterwegs um sie sorgten. In Lourdes wurde sie in das Spital S. Marie gebracht. Donnerstag (21. VIII.) Nachmittag konnte sie wegen grosser Schmerzen nicht ins Bad getragen werden, sondern sie wohnte der Prozession mit dem Allerheiligsten bei. Als sie der Priester segnete fühlt sie sich augenblicklich gesund. Niemanden zeigte sie ihre Freude, da sie sich fürchtete, es könnte möglicher Weise nur eine Sugestion sein. Nachdem man sie ins Spital zurückgebracht hatte, teilte sie den anderen ihre Gefühle mit. Sie stand auf, ging herum und bewegte den Oberkörper. Freitag 22. VIII. um 3 Uhr Nachmittag wurde sie in das ärztliche Amt geführt. Dort waren 31 Ärzte anwesend, zwischen diesen auch ein Engländer – Protestant. Man nahm ihr das Gipsmieder ab, mit welchem ihr Oberkörper wie mit einem Panzer umgeben war. Fünf Ärzte untersuchten sie genau. Sie fühlte keine Beschwernisse bei ihren Bewegungen, alle Ärzte anerkannten, dass dieses plötzliche Gesundwerden auf natürliche Art nicht zu erklären sei.*)
Die Ärzte Barthe aus Paris, Bitterlina aus Joinville – le Pont (Seine), Itrac aus Toulose, Pineau aus Caillere (Vendée), Ferrandon aus St. Hyppolite (Eure – et Loire), welche die Kranke sehr genau untersucht haben, verfassten folgenden Bericht: "Selbst der stärkste Druck auf die Wirbelsäule verursacht bei den Bewegnungen, die unterschiedslos mit der grössten Leichtigkeit ausgeführt werden, nicht die geringsten Schmerzen. Die dornige Leiste (l’Apophise épinuse) des zwölften Rückenwirbels (vertébre dorsale) ist weniger entwickelt als jene des elften (dorsale) und als der erste Hüftenwirbel (lombaire).
(Gelegentlich dieser Konstatierung bemerkten wir, dass der Gipsverband, welcher der Kranken abgenommen wurde, und den sie seit 6. Februar 1922 tragen musste, ihr zum drittenmal im Monate Mai 1924 erneuert wurde, seit welcher Zeit sie ihn ununterbrochen trug und bei jeder Erneuerung wurden die gleichen Krankheitszeichen festgestellt).
Die Reflexe sind normal, die Patellare (patelaires) sind ganz wenig grösser (exagéré): sie hat weder Babinskizeichen, noch elliptisches Zittern (trépidation), Die Kranke geht mit einer derartigen Leichtigkeit, dass es schwer zu denken ist, dass sie durch so lange Zeit unbeweglich war."
Nachdem dieser Bericht laut verlesen wurde, wlechen die Fachärzte unterschrieben,
haben alle anwesenden 31 Ärzte folgenden Beschluss abgeben:
1) Die Krankheit (mal de Pott dorso lombaire) war tatsächlich vorhanden.
2) Die Genesung ist eine vollständige.
3) Die Genesung kann einem natürlichen Prozesse nicht zugeschrieben werden.
Frl. Macagne sagt mir, dass sie viel geleitten. Als letzte nahm man sie in
den Zug auf und doch hat sie wiewohl die Letzte, denselben Lohn empfangen wie jene, die die ersten waren. Sie war aber die erste die gesund wurde. Sie übergab sich ganz dem Willen Gottes. Heiss betete sie zur hl. Gottesmutter für alle Kranken, dass sie allen die Gnade der Genesung gebe. Der Herr Pfarrer brachte ihr die hl. Kommunion in die Wohnung. Während der Reise litt sie viel aber sie betete heiss und voll Vertrauen. Die hl. Muttergottes verlangt dass wir vertrauensvoll beten und nicht nur so leichthin, nur um zu beten. Hierauf begann dieses einfache Mädchen vom Vertrauen. Glauben, Demut zu sprechen, dass es mir plötzlich schien als habe ich einen Doktor der Theologie vor mir; - Diese Art des Auftretens eines gewöhnlichen Weibes hat mich vielleicht mehr erstaunen lassen als ihre Genesung. Woher kamen diesen einfachen Weibe so klare Glaubensbegriffe? Steht nicht vor mir eine Heilige? So sicher und voller Glauben kann ein Durchschnittsmensch unmöglich sprechen! Ich erinnerte mich des "Et exaltavit humiles" – und erhöht die Demütigen.
Ihre letzten Worte lauteten folgendermassen "Ich genass bei der Prozession mit dem hl. Sakramente. In einem Augenblick fühlte ich, dass mir leichter ward. Ich wollte Niemanden etwas sagen. Im Spital versuchte ich zu gehen, aber da ich mich fürchtete, dass ich unter dem Einfluss einer Sugestion steh, sprach ich zur hl. Jungfrau, dass ich Vertrauen zu ihr habe und dass ich gesund werden will, wenn sie es will. – Dann wendet sich die Kranke zu einigen anwesenden Mädchen, die zuhörten und sagt zu ihnen: Et vous ne suivez pas la mode!" Und ihr, folget nicht der Mode. Wenn ihr Seidenstrümpfe traget, ziehet dicke, wollene an. Ich habe von meiner Grossmutter rote (oder blaue – wörtlich erinnere ich mich nicht mehr daran) angezogen. Gehet nicht in kurzen Ärmeln, denn dies gefällt der Muttergottes nicht. Die Bluse sei bis zum Halse geschlossen. – Dann sprach sie etwas vom blauen Gürtel der hl. Maria von Lourdes, was ich jedoch nicht richtig verstand; es schien mir als aludierte sie, dass derselbe die Aufgabe habe, die Formen des Körpers zu verdecken.
Ein Frl. Lehrerin einer antikatholischen Staatsschule (sie kam mit dem
Zuge aus Blois) hörte dieses Gespräch und weinte tief erschüttert. Auch
ein junger Mann, ein Atheist, war tief gerührt. – Wir verabschiedeten uns
von der Geheilten in dem wie uns ihren Gebeten empfahlen.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(9. Fortsetzung.)
Lourdes 24. VIII. 1924.
Erst heute Nachmittag erfuhr ich, dass die Lehrerin, welche bei der Erzählung der Genesenen, Frl. Macagne in Tränen ausgesprochen war, glaubenslos ist. Deshalb verstehe ich auch, warum sie unbedingt mit einer Ordensfrau sprechen wollte – la Révérende Mére Supérieure des Assumptionistes de Batignoles, - welche in der Piscine war, als die Medizinerin Parizot gebadet hatte. Diese soll nämlich, so lautete ein Gerücht, am Wege nach Lourdes irgendwo unter den rechten Rippen eine grössere Wunde bekommen, welche in der Piscine augenblicks verschwand. Die Lehrerin, Atheistin, wollte deshalb mit eigenen Ohren die Geschichte dieses Ereignisses hören und zwar von einer Person, welche Augenzeuge war. Wir gingen deshalb um 3 Uhr vor die Piscine um die Ordensfrau zu erwarten, welche um diese Zeit ihren Beruf daselbst beendete. Das Volk betete wie immer laut und voll Vertrauen für die Gesundung jener, die badeten. Endlich kam auch die Vorsteherin der Assumptionisten - jenes weiblichen Ordens, welchem in Lourdes die erste Aufgabe zufällt. Einfach, wie sie selbst, sagt sie, das sie die Wunden vor der Genesung nicht gesehen hat, weil jemand Anderer das Frl. Parizot entkleidete und selbst badete sie bedeckt mit dem Hemde. Als das Frl. Parizot aus dem Bade ging hat sie nur festgestellt, dass keine Wunden vorhanden sind.
Am Kalvarienberge gehend, hörte ich zwischen der 13. und 14. Station des Kreuzweges wie ein älterer Herr nervös debattiert: "Je n’aime pas ces machines-lá, qu’on pire, bon..." – Ich liebe keine solchen Circusse, wenn man betet, gut...Wahrscheinlich war es ein Atheist, welcher a Wunder nicht glaubt. Dies führe ich nur deshalb an, um zu zeigen, wie Lourdes in seelischer Hinsicht wirkt: es ist unmöglich gegenüber den Ereignissen in Lourdes indifferent zu bleiben. Dies ist auch deshalb wichtig, denn in diese Gegen kommen viele Fremde, um hier die Naturschönheiten zu geniessen; und wenn sie nun hören, dass hier Wunder geschehen, beginnt ihr sorgloses und überraschtes Gewissen beunruhigt zu werden. Und wahrlich wunderlich müssen ihre Gefühle sein, wenn sie all’dieses sehen.
Die Eucharistische Prozession beschreibe ich nicht. An 1500 Kranke haben derselben beigewohnt und ähnlich den galiläischen Duldern warteten sie bis des Gesalbte Gottes, der versprochene Messias, an ihnen vorübergehen werde. In der Prozession schritt auch mit seinen Enkeln der bekannte französische Schriftsteller Francis Jammes.
Nach der Prozession ging ich sofort wieder in das ärztliche Amt. Heute traf ich dort mehr Menschen an als gewöhnlich. Der Saal war derart voll, dass es mir schien, dass darin gegen 60 Ärzte waren. Auch ein Kardinal (Mgr. Touchet aus Orleans?) war anwesend. Untersucht wurde der Fall einer Frau, der Mutter von vier Kindern, Guillemet (?), welche irgendwelche Tumors auf der Leber und innere Blutungen hatte. Dies alles hatte aufgehört. Als Dr. Marchand an die anwesenden Ärzte die Frage stellte, ob sie glauben, dass die Frau an der Leber Tumors gehabt habe (tumeur cancéreuse) – Krebs, begannen einige zu protestieren. Nach ihrem Betragen zu urteilen waren diese Atheisten. Sie behaupteten, dass das ärztliche Zeugnis, welches die Kranke mitgebracht hat, nicht genau sein muss. Ihr Arzt könnte sich getäuscht haben in der Diagnose. Und obgleich der Mehrzahl der Ärzte klar war, dass die Kranke genesen war, wurde sie ohne Beschlussfassung entlassen.
Hierauf wurde in die Mitte eine bleiche, man möchte sagen, lebende Leiche gesetzt, Frl. Feal aus Bordeaux (?). Sie ähnelte dem Frl. Ž. aus Agram. Im Bureau war auch der Arzt anwesend, der sie vor den Genesung gesehen und untersucht hat. Ich führe seinen Bericht an, soweit ich ihn als Lale verstehen konnte: Der Unterkörper war vollkommen gelähmt – paralysiert. – Kaum dass sie auf tiefe Nadelstiche reagierte. Ausserdem hatte sie einige Abcesse am Knie. Einzelne Wirbel waren gleichfalls tuberkulös, was die Ursache war, dass sie nicht ohne grosse Schmerzen den Oberkörper bewegen konnte. Alle diese Symptome hörten gestern nach der Prozession auf. Sie kann den Oberkörper bewegen und langsam gehen, wenn ihr Jemand behilflich ist. Die Fersen brennen sie stark. Aber, erinnern wir uns, dass das Mädchen ganz herabkommen war: Drei Jahre war sie gelegen. – Während die Ärzte ihren Fall behandelten, wurde die Kranke in ihrem Stuhle ohnmächtig. Schnell wurde sie auf den Boden gelegt, ein Arzt gab ihr einige leichte Schläge ins Gesicht und die Kleine kommt wieder zu sich, worauf man sie ins Nebenzimmer trägt. Es ist selbstverständlich – sagen die Ärzte – dass die Geheilte die Anstrengungen der ärztlichen Untersuchung nicht aushalten konnte. In unseren zwei kleinen Zimmer, waren gegen 100 Personen. Die Schwüle war selbst für uns Gesunde Leute schier unerträglich. Und weiteres ist zu bedanken, dass das Mädchen, welches so viele Jahre ruhig gelegen war, heute über eine Stunde auf den Füssen war. Es ist demnach kein Wunder, dass sie ohnmächtig wurde.
Wenn ihre Krankheit auch verschwand, so bedeutet das nicht, dass auch die Folgen verschwanden, wie z. B. die höchste Erschöpfung. – Nun, auch auf menschliche Art könnte man es gar nicht erklären, wenn dieses halbtote Mädchen von heutigen Tage an plötzlich begänne zu genesen. Denn was war die Ursache ihrer Erschöpfung u. was die Ursache ihrer Genesung? Wenn sie früher nicht krank war, woher kommt es, dass sie heute einer Leiche ähnlicher sieht denn eiem Menschen? Wenn sie noch krank ist, wer will zu behaupten wagen, dass sie sich in wenigen Tagen vollkommen kräftigen werde? Es bleibt nicht anderes übrig als festzustellen: Das Mädchen ist bis gestern krank gewesen und diese Krankheit ist verschwunden; gegenwärtig hat das Mädchen keine organische Spur der Krankheit an sich, sondern man bemerkt an ihr bloss die Folgen einer Krankheit, die verschwunden ist. Und selbst diese Folgen werden eines Tagen aufhören zu sein. Aber die sehr vorsichtigen Ärzte wollen nicht verlautbaren, dass diese Heilung die natürlichen Kräfte übertrifft.
Darnach, als ich das ärztliche Amt verlies, sah ich die schöne, grosse,
blondhaarige Lehrerin – Atheistin, mit weissem Käppchen (béret) am Kopfe
– wie sie vor der Statue der gekrönten Muttergottes kniet. Bekehrung?! Ich
erfuhr gleichfalls, dass der junge Mann, Atheist, mit der blauen Kappe,
welcher mit ihr war, an Nierenentzündung litt (nephritis). Es muss ihn die
gestrige Leidensgeschichte der genesenen Macange tief gerührt haben, denn
er begann das Wasser von Lourdes zu trinken und drückte den Wunsch aus,
mit der Kerze in der Hand in der Prozession mitzugehen. Wahrscheinlich hat
er dies auch getan.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(10. Fortsetzung.)
Lourdes, 25. VIII. 1924, 3 Uhr.
(Im Zug, der nach Bordeaux führt.)
Gestern Nachmittag war ich vor der Prozession nicht im ärztlichen Amt. Bei dieser Gelegenheit hat man dort die Genesung des Frl. Marie – Louise Bruyons aus Saint-Cirgue (Lot) konstatiert. Alt 30 Jahren, litt sie an tuberkulöser Bauchfellentzündung mit Verwachsungen (péritonite bacilaire avec adhérences). Sie wohnt in Figeac und hat schwere Arbeiten verrichtet. Schon vor mehreren Jahren fühlte sie sich krank. Sie musste sich niederlegen und war 32 Monatebettliegend. Im Jahre 1919, fühlte sie Schmerzen in den Hüftknochen (fosse iliaque) und im Bauche. Man brachte sie in das Spital in Castelnaudary, wo sie 2 Monate verblieb. Nun kehrte sie nach Figeac zurück. Im Jahre 1923 reiste sie nach Lourdes, wo sie nicht genass. Aber sie verlor nicht die Hoffnung und beschloss das nächste Jahr wieder nach Lourdes zu gehen. Sie betete, durchdrungen von dem heissen Wunsche nach Genesung.
Die Schmerzen nahmen im Eisenbahnzuge bedeutend zu. Eine Nonne musste die ganze Zeit bei ihr sein, nur um sie musste sie sorgen. Mit grösster Vorsicht wurde sie von der Station Lourdes ins Spital getragen. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Siebenmal wurde sie ohnmächtig. In der Nacht von Freitag auf Samstag erhielt sie die letzte Oehlung.
Mehrere Ärzte wurden zur Hilfeleistung gerufen (dieselben Ärzte sahen sie am nächsten Tag vollkommen gesund.)
Am 23. VIII. früh war es ihr leichter. Bei der Prozession mit dem Allerheiligsten fühlt sie, dass die Schmerzen nahezu verschwunden. Sie konnte sitzen. – Einige Zeit darnach verschwunden ihre Krankheit vollends. Am 24. VIII. Nachmittag vor der Prozession trug man sie ins ärztliche Amt und mehrere Ärzte untersuchten sie genau. Gegen 50 Ärzte erklärten, dass Frl. Louise Bruyons, welche an tuberkulöser Bauchfellentzündung krank war, genass und dass man diese Genesung nicht menschlichen Mitteln zuschreiben könne. Unter diesen Ärzten befanden sich auch jene, welche die Genesene im Spital im Todeskampfe sahen.
Heute Früh kam ich um 9 Uhr in das ärztliche Amt. Es kommt ein schönes Mädchen herein, eingehüllt in ein schwarzes Tuch. Sie behauptet gesund worden zu sein. Weil aber ihr ärztliches Zeugnis unklar war, hat sie Dr. Marchand entlassen um nicht zu sagen fortgejagt. – Betonen will ich, dass Dr. Marchand nicht sehr liebenswürdig gegen die Kranken ist, wie auch gegen die Journalisten nicht. Die Letzteren macht er unaufhörlich aufmerksam, dass sie nicht von Wundern sprechen sollen, wo keine sind, wo nämlich das ärztliche Amt ein definitives Urteil nicht aussprach. Alle Anwesenden sind in vielen Fällen überzeugt, dass es sich um wahrhaftige Wunder handelt, aber weil oft viele wissenschaftliche Dokumente fehlen, will Dr. Marchand von einer übernatürlichen Gesundung nicht eingehören. Ich verstehe, dass die Unliebenswürdigkeit Dr. Marchands nur eine scheinbare ist: es handelt sich ihm um die skrupulöseste Vorsicht, damit es nicht geschehe, dass er eine Heilung feststellt, wo es tatsächlich eine solche nicht gibt.
Es kommt nun in das ärztliche Amt ein kleiner Mann in Pepitaanzug: ein wahrer Zwerg. Er gibt an Fisteln gehabt zu haben, welche in der Piscine verschwanden. Weil aber die Fisteln in Lourdes Niemand gesehen hat, wird ihm nicht geglaubt.
Inzwischen bringt man auf einer Tragbahre ein ganz in weiss gekleidetes älteres, etwas starkes Fräulein. "Erheben Sie sich!" – Sie erhob sich mutig. "Aber ich bin noch im Gips", sagt sie und schreitet ungeschickt zu ihrem Stuhl. Sie setzt sich gegenüber Dr. Marchand. Auf der linken Brustseite trug sie das rote Pilgerkreuz. Sie hatte niedrige schwarze Schuhe und schwarze Strümpfe. Sie ist Lehrerin in Galgone (Gironde) (?) und war erkrankt an Mal de Pott dorso-lombaire. Die Füsse schmerzen sie beim Gehen, nun ja, denn seit 18 Monaten ging sie nicht mehr. Die Ärzte und mit ihnen ein Ordensmann (Benediktiner?) – ein Arzt – kommen mit ihr durch unser Zimmer und gehen in das kleine Zimmer, wo sie untersucht wird.
Es kommt in weisser Kappe Fräulein Delaitre die Geheilte. Angezogen ist sie in grauen Mantel, welcher um den Hals und am unteren Rande beider Ärmel mit Pelz besetzt ist, die Schuhe sind grau. Sie geht im Amte umher. Beim Ausfragen mischt sich ihre Mutter, eine alte Frau, die ihr zur Linken sass, immer in die Rede des Dr. Marchand. Dieser empfiehlt der Genesenen, dass siesich nach drei Wochen abwiegen lasse und ihm ihr Gewicht mitteile.
Nachdem Frl. Delaitre fortgegangen war, tritt ein älteres Fräulein ein.
Sie trug einen blauen Shawl und schwarzen Hut. Die Bluse bis zum Halse geschlossen,
die Ärmel etwas über die Ellenbogen. Sie war 18 Jahre krank. Sie ging in
das kleine Zimmer rechts hinter Dr. Marchand und beginnt sich auszukleiden.
Die kleine Türe wird geschlossen. Dr. Marchand sagt: "Une autre!"
– Eine Andere möge kommen!
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(Elfte Fortsetzung.)
Mutig tritt nun ein beiläufig 16 jähriges Mädchen ein, in blauer Kappe, aus welcher seitwärts zwei glänzende schwarze Zöpfe heraushangen. Um die Schulter hat sie ein weisses Tuch geschlagen. Die Schoss ist blau, die Schuhe gelb. Die Kleine war schon gestern im ärztlichen Zeugnisse nicht ganz klar ausgedrückt ist, an welcher Krankheit sie erkrankt war. Man sagt ihr, sie möge nach Hause zurückkehren und ihr Arzt möge melden was ihr vor ihrer Abreise nach Lourdes gefehlt habe. – "Allez- vous en – Gehen Sie fort!" - "Une autre – eine Andere!"
Es kommt eine dicke Frau, die schon gestern im Amte war. - "Was habe ich Ihnen gestern gesagt – gehen sie fort – ich danke Ihnen für den Besuch", sagt ungeduldig Dr. Marchand zu ihr. Man sieht, dass ihm nichts daran liegt dir nichts mir nichts nur übernatürliche Genesungen zu konstatieren. Ich sagte schon, dass er geradezu grob mit jenen Genesenen ist, die nicht alle ihre Zeugnisse in Händen haben und möchten, dass ihre Genesung in die Reihe der Wunder eingereiht werden. So bleiben in Lourdes viele die Geheilten nicht genaue ärztliche Zeugnisse mitbringen.
Aus dem kleinen Zimmer kommt nun der Zwerg im Pepitaanzuge heraus. Die Ärzte haben in untersucht. Dr. Marchand sagt zu ihm: "Wenn Sie nach Cette (in Südkrankheit) kommen, senden Sie mir das Zeugnis des Internisten, der Sie behandelt hat und in dem angegeben sein soll: Herr X ist von Cette abgereisst, hatte die und die Sache und jetzt sehen wir an ihm dieses und jenes." – Der Zwerg geht lächelnd ab.
Hierauf kommen aus dem rechten Zimmer zwei Ärzte heraus, welche die ältere Frau untersucht haben. Auch sie erscheint nunmehr. Ich habe nicht genau gehört an welcher Krankheit sie gelitten hat. Ich verstand bloss die Worte: ..."15 Jahre...langsame Evolution...bacilar...oberer Teil...". Nachdem Dr. Marchand das Urteil der beiden Ärzte angehört hat, sagt er: "Wir haben Sie früher nicht gesehen und das ärztliche Zeugnis sagt nicht genau, was ihnen gefehlt hat – Die Ärzte, die Sie jetzt untersucht haben, sagen, dass an Ihnen noch Zeichen der Krankheit vorhanden sind. Gehen Sie zu Ihrem Ärzte, welcher Ihnen sagen soll, was Ihnen früher gefehlt hat und was Ihnen jetzt fehlt." Dr. Marchand bestätig vor uns Allen, dass dieses Mädchen nicht gesund wurde. – Dieses, wie wir bereits sagten, betont er immer, wo die Genesung nicht in allen Einzelheiten festgestellt wurde. Es ist, als ob er die anwesenden Journalisten am meisten fürchten wurde, welche in allem ein Wunder sehen und von allen Seiten lauern, damit sie irgendwas in der Presse schreiben können. Im Übrigen ist diese Strenge der Ärzte sehr gut; nicht, weil die Gegner von Lourdes jede, auch die kleinste Unvorsichtigkeit der Ärzte im ärztlichen Amte für sich ausnützen könnten, sondern sie ist aus dem Grunde sehr gut, damit viele Ärzte Gelegenheit haben sich selbst von den Zeichen der verschwundenen Krankheiten überzeugen zu können. – Wird der Kranke vollkommen gesund, so kann nicht Einspruch erhoben werden, dass ihn Niemand vor der Genesung gesehen hätte und das er überhaupt nicht krank gewesen wäre.
Wieder tritt ein Mädchen ein in dunkelgrauem Kleide mit schwarzen Hut. Im ärztlichen Zeugnisse steht, dass sie an pleuro-péritonite (das wäre Bauchfellentzündung und Entzündung des Rippenfelles, wenn ich das französische Wort richtig gehört habe) leidet. Ihr Name ist Jeanne. Den Zunamen habe ich nicht gehört. Sie ist Maschineschreiberin. Ich weiss auch nicht woher sie kommt. Das Spital, in dem sie war, heisst "Hopital de la Chariteé". Sie ist 15 Jahre alt. Die Ärzte wundern sich, als sie die Symptome ihrer Krankheit erzählt. Sie kam liegend in Lourdes an. Sie litt unterweds, konnte aber alles essen. Nun wird sie zur Untersuchung geführt.
Herein tritt ein Jüngling in dunkelgrauem Anzug. Sein rotes Gesicht ist
gebräunt, er trägt Augengläser. Er heisst beiläufig Dreyer oder ähnlich.
Ich habe nicht genau verstanden haben. Er drückte sich sehr unklar aus,
weshalb wir alle dachten, er sei nicht den Rock auszuziehen. Man sieht ein
grau geistreifganz geistesanwesend. Bei ihm handelte es sich um die zertrümmerte
rechte Hand, sozwar, dass er mehrere Jahre nicht schreiben könnte. Leichtere
Arbeit konnte er leisten. Er antwortet auf die Fragen des Dr. Marchand:
ob er sich die Nase wischen kann, einen Brief auf die Post tragen, einen
leichteren Kübel heben konnte. Vor uns allen begann er es Hemd und Hosenträger.
Ein Arzt streift ihm die Ärmel bis zur Achsel, untersucht vor Allen beide
Arme und stellt fest, dass des Jünglings "kranke" Hand besser
funktioniert als die gesunde. – Der junge Mann beginnt zu erzählen, dass
er "pointillé" (in Punkten) geschrieben hat. Schreiben lehrte
ihn seine Grossmutter. Dr. Marchand bat ihn ein wenig zu schreiben. Er tut
dies und schreibt, schreibt und hört nicht auf. Daraufhin geschah etwas
was uns tief rührte. Wir erfahren daraus, dass der Jüngling nicht närrisch,
sondern naiv ist, wie ein wahres Kind. Er trug sich folgendes zu: Dr. Marchand
sagt zu ihm "es geht Ihnen besser, aber vollkommen gesund sind sie
noch nicht. Beten Sie zur hl. Gottesmutter!" "Ich werde gut zu
ihr beten", sagt der junge Mann und geht, uns anlächelnd fort. Doch
plötzlich kehrt er zurück, als hätte er sich an etwas erinnert, und fragt
Dr. Marchand: "Und wie ist ihr Name, damit ich für Sie beten kann".
Als die Anwesenden diese Frage hörten, waren sie ganz erstaunt über die
kindliche Seele dieses Jünglings. Die Damen, die neben mir sassen, riefen
unwillkürlich aus: "Wie lieb ist dieser Kleine. Ein wahrhaftiges Kind!"
Aus dem rückwärtigen Zimmer kehrt das Frl. in Weiss zurück. Sie setzt sich. Aus dem linken Zimmer kommt die dunkelblaue Maschineschreiberin mit schwarzem Hut. Dr. Marchand sagt zu ihr: "Fräulein! Ihre Krankheit ist besser, aber die Ärzte sagen, dass Ihre Genesung, keine vollkommene ist. Danken Sie der hl. Gottesmutter; beten Sie zu ihr, dass sie ihr Werk vollende". Die Kleine entfernt sich.
Das in Weiss gekleidete, ältere Fräulein setzt sich abermals. Sie heisst Mlle Le Portz. Im Spital war sie vom 20. VI. 1923. Am 2. April hat man ihren Oberkörper in Gyps gegeben. Sie kam liegend in Lourdes an. Unterwegs litt sie viel. Am Freitag badete man sie in der Piscine. "Brulere" (decubitus) vom Rücken verschwindet. Sie fühlt sich "souple" – beweglich – und beginnt zu gehen. Der Arzt, der sie wenig früher untersucht hat, stellt fest, dass ihr Gang normal ist, aber dass die Wirbel auf Druck noch schmerzlich sind. – Dies ist wieder ein Zeichen, dass das Fräulein tatsächlich schwer krank war – und wer wird morgen wagen, wenn auch diese Schmerzen verschwinden, zu feststellen, dass das Mädchen gesund nach Lourdes gekommen ist? - Der Arzt verkündet folgendes: Die Krankheit hat bestanden. Die Besserung ist offenbar. Die Wirbel säule ist verwachsen (sondere). Also: die Genesung ist eingetreten. Das Fräulein ist durch 16 Monate vollkommen unbeweglich in Gyps gelegen (eadre). Daraufhin bringt ein Herr das Gypsmieder, das man ihr ein wenig früher abgenommen hat. Nicht einer der Ärzte hat am Bestehen der Pottischen Krankheit gezweifelt. Und trotzdem haben sie sich nicht getraut festzustellen, ob das Mädchen nicht vielleicht schon in Genesung begriffen war, als sie sich auf die Reise nach Lourdes begab. "Mein Fräulein, wir können nicht sagen, dass die Genesung stattgefunden hat. Gehen Sie und danken Sie der Muttergottes!"
Und wieder kommt ein anderes Mädchen. In Schwarz. Am Hute ein grün-rot gedämpftes, kreuzweise gewundenes Band. In Lourdes kam sie liegend an. Sie ist heiser. Dr. Marchand sagt zu ihr, dass sie die Hymne "Ave Maris stella" singen soll. Sie beginnt, aber bei den hohen Tönen bleibt sie stecken. Sie geht mit den Ärzten zur Untersuchung in das linke kleine Zimmer. – Nach kurzer Zeit kommt sie wieder heraus und setzt sich auf ihren Stuhl. Sie war an tuberkulöser Bauchfellentzündung (péritonite-tuberculeuse) erkrankt. "Es ist ihnen besser", sagt Dr. Marchand "aber es sind noch Zeichen der Krankheit vorhanden. Gehen Sie zu ihrem Arzt und fragen Sie ihn, ob Sie vollkommend genesen sind". (Es ist nämlich wahrscheinlich, dass bald alle Spuren der Krankheit vollständig verschwinden werden). "Ihre Kehle (larynx) ist noch nicht vollkommen rein. Den Leuten sagen Sie, dass Ihnen besser geht, und nicht, dass Sie geheilt sind, denn Sie sind es noch nicht. Glückliche Reise! Schreiben Sie mir!"
Eine starke Dame in Schwarz, welche neben mir sass, sagte, dass Dr. Marchand – ennuyeuse – zu unhöflich sei, weil er die Genesung nicht festhellen will. Sie geht in das Vorzimmer und Dr. Marchand erklärt ihr den Fall ihres jungen Schütlings.
Fortsetzung folgt.
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(12. Fortsetzung.)
So hat denn heute das ärztliche Amt nicht eine einzige Genesung erklärt. Merkwürdig: vor und sind Mädchen aufrecht gegangen, welche monate-lang unbeweglich gelegen sind, welche nach Lourdes unter unbeschreiblichen Qualen gekommen sind und nach einem Bade oder nach der Prozession zeigen sich alle Zeichen der Gesundung: sie gehen, sie essen... Die zurückgebliebenen Krankheitsspuren überzeugen die Ärzte augenscheinlich, dass diese Personen tatsächlich krank waren, dass ihre ärztlichen Zeugnisse richtig sind und dass ihre Heilung keine leere Illusion ist. Aber ungeachtet solcher offenkundiger und unerhörter Zeichen sprechen die Ärzte die Genesung nicht aus. Wie müssen die Zeichen einer plötzlichen Heilung sein, wenn sich 50 Ärzte, vor der gesamten wissenschaftlichen Welt zu verkündigen getrauen, dass diese oder jene Genesung, die Gesetze der Natur überschreiten. Und tatsächlich, der vorsichtige Vorgang des heutigen Vormittags bezeugt genügend klar, wie das ärztliche Amt in Lourdes genauestens jeden einzeln Fall untersucht, bevor es sein definitives Urteil abgibt. Hierbei ist noch zu betonen, dass das ärztliche Amt auch seine ersten Beschlüsse von den Genesungen, welche es an der Türe des Amtes aushängt nicht als endgültig betrachtet. Das Amt verkündet die Heilungen der Gläubigen wegen, aber erst später beginnt es mit den Enuetten, welche untersuchen, ob alle ärztlichen Zeugnisse genau waren, welche die Einzelheiten der Krankheit waren u. s. w. und erst wenn dies gesamte Material gesammelt und durchberaten ist, erst dann spricht das Amt sein definitives Urteil aus1).
Ich schreibe im Zuge. Es ist bald 7 Uhr, ich muss in Bordeaux aussteigen um den Zug, der gegen Paris führt, zu benützen. Ein bretonischer Journalist, der mit mir im ärztlichen Amt gesessen war, sagte zu mir, dass man die Wunder von Lourdes zu wenig vulgarisiere. Er wird daheim die Bilder der Geheilten öffentlich aushängen. Er erzählt, wie die liberale Presse von Lourdes schweigt – das allerperfideste Mittel ihres Kampfes. Weiteres sprach er von den Absichten der Regierung gegen den Glauben und das sämtliche Katholiken sich in eine Art national-politischer Organisation zu vereinigen begannen. Heute wird die Regierung nicht so leicht Erfolge erreichen können, wie dies im Jahre 1905 der Fall war. In seinem Wohnorte, welcher 3000 Seelen zählt, sind wenigstens 300 Menschen die bereit sind sofort ihr Leben zu opfern zu Verteidigung der Glaubensfreiheit.
Im ärztlichen Amt sprach ich gleichfalls mit einem Maler – (W. R. Galoyer, artiste – peintre; 34. rue Cambronne; 1, cite Caurobert! Paris XV) – welcher gelobt hatte, dass er in Bildern Lourdes verherrlichen wolle, wenn er aus dem Kriege heil zurückkehren werde. Er wird bestrebt sein seine Bilder je billiger im armseligsten Volke zu verbreiten, den es ist ihm hauptsächlich darum zu tun, dass das Volk, welches nicht Huysmans und Laserre lesen kann, doch den richtigen Eindruck von der Grösse und Bedeutung Lourdes bekomme. Fotographien sind kalt und können in dieser Beziehung zu wenig wirksam sein.
Aus Lourdes habe ich dem Aposteln und jetzt gem kroatischen altkatholischen Bischof N. Kalogjera ein Bild des Frl. Parizot, wie sie im ärztlichen Amt umgeben von vielen Ärzten, sitzt, gesendet. Möge es ihm bezeugen, dass die römisch – katholische Kirche die einzige wahre Kirche Gottes ist.
Abfahrt von Lourdes.
Schnell beendigte ich mein Mittagessen. Bei meinem Tisch im Hotel sass eine Pariser Familie: ein Vater mit seinem Sohne und zwei Mädchen. Man sah, dass sie Wahlfahrer sind, denn sie entsagten mancherlei Speisen, der eine der Trauben, der andere des Käses, die Mädchen tranken keinen Wein (eine Seltenheit für einen Pariser).
Die vielen Eisenbahnzüge standen auf 4-5 Geleisen der Station Lourdes bereit. Die Wahlfahrer eilten mit ihren Koffern zu den Zügen, andere standen vor den Waggons. Es kommen die "brancardiers", welche die Kranken herbeiführen. Ich bemerkte eine grosse Gruppe, welche am dritten oder vierten Perron sich um die Geheilte Macagne drängt. Sie bewegt sich freudig dazwischen. Aus meinem Zuge, in dem ich sitze und der kein Wahlfahrerzug ist, springt ein hoher, dickre Herr in grauem Anzug und Strohhut (Girardihut) hinaus. Ungeschickt eilt er zu der Gruppe, in welcher sich die Genesene befand. An ihm bemerkte ich kein Wahlfahrerkreuz. Ich dachte hierbei an jenen Huysmans’schen Liberalen (in Foules de Lourdes), der an Wunder nicht glaubt, denn dieser Glaube würde seine Annehmlichkeiten stören und er müsste die ganze Art seines Lebens ändern, den Weibern entsagen und leben nach dem "kindischen". Katechismus. Was mag diesem Herren im ersten Augenblicke durch den Kopf geschossen sein, als er aus seinem Waggon die Geheilte bemerkte? La miraculée? "Also gehen wir denn, um die Geheilte zu sehen – vielleicht besteht dennoch eine übernatürliche Welt ?!"-
Auf dem Wege bis Bordeaux sah ich viele Wahlfahrerzüge. Die Inaassassen
sprangen auf den einzelnen Stationen aus den Zügen, kauften Ansichts karten
und schrieben in aller Eile...
Libourne, 25. VIII. 1924, 9 Uhr abends, im Zuge.
Etwas früher las die heutigen Nummer der Toulouser Tageszeitung "Express
du Midi". Aus ihr entnehme ich, dass viele Organisationen der katholischen
Aktion in Lourdes ihre Versammlungen abhielten: Mädchen (Noélistes), Frauen
(Lumen). Jugend (A. C. I. F.). – Zu diesen konnte ich aber nicht kommen,
denn mein ganzes Augenmerk war auf das Amt für die ärztlichen Untersuchungen
konzentriert.
(Schluss folgt.)
Dr. Ivan Merz, Zagreb:
DIE NEUSTEN WUNDER IN LOURDES.
(Schluss.)
Paris, 26. VIII. 1924.
In der Frühe ging ich mit zwei Freunden, Kroaten, - zwei Brüdern N. und
I. Esili – zum Bahnhof d’Austerlitz, um den sg. "Weissen Zug"
zu erwarten. Dieser Zug brachte aus Lourdes eine bedeutende Anzahl Schwerkranker.
Es scheint mir, als wären es über 300 gewesen. Zuerst verliessen di Gesunden
fen Zug ihre Koffer tragend, Stühle (pliant), Regenschirme und kleine Kännchen
mit Wasser von Lourdes. Bald darauf erschienen zwei zu zwei die Krankenträger
(brancardiere) langsam schreitend mit ihren Tragbahren, in welchen vieler
Kranke lagen. Viele darunter erkannte ich wieder. Unter diesen befanden
sich Mädchen, die unbeweglich lagen mit schwarzen Zöpfen, abgemagerte Männer,
deren Arme gleich einem Skelett aus den Tragbetten hervorlosen. Kranke mit
aufgequollenen Bauch und Füssen, mit zerfressenem Gesichte. ... alle erdenklichen
Arten des Jammers. Und die Braueadlers kommen ununterbrochen, stellen die
Tragbahren zur Erde, tragen die Kranken in beerliegestelltee Automobile
... Es scheint mir, dass ich unter den Wahlfahren jene dicke Frau in braun
grauen Kleide erkannte, welche die Ärzte als nicht genesen erklärten. Auf
einer Krankentrage trägt man das Frl. Delaitre (Bild Seite), welche von
Sakralisation gesundete. Da, wieder in einer Gruppe geht das Frl. Parizot,
die Medizinerin. Sie ist sehr schwach; andere Personen unterstützen sie.
Ich gehe zu ihr und bitte sie, ihren Namen auf meine Journalistenlegitimation
zu schreiben. Ich frage sie ob es ihr gut geht. "Oh, sehr gut, sehr
gut." – Wirklich, wunderbar!
Paris, 27. VIII. 1924.
Heute brachte die Zeitung "La Croix", dass bei der heurigen
Nationalwahlfahrt 2671 Männer und 5550 Weiber die Bäder in Lourdes genommen
haben. Bei der Grotte allein empfingen am ersten Tage 4100 Personen die
hl. Kommunion, am zweiten Tag 4900 und Sonntag 5100. Zu berücksichtigen
ist hierbei, dass andere ungezählte Menschen die hl. Kommunion in der Mitternachtsmesse
und in den verschiedensten Kapellen empfangen haben. Hieraus ist die Bedeutung
Lourdes für die geistige Erneuerung Frankreichs zu ersehen.
Paris, 28. VIII. 1924.
Gestern wurden hier in der Kirche Notre-Dame des Victoires (Mutter Gottes vom Siege) die Feierlichkeiten für Lourdes beendet. Die Kirche war gedrängt voll. Der rechte Altar mit der wundertätigen Statue der gekrönten Muttergottes mit dem Jesukinde am Arm erstrahlte im Lichterglanze der Kerzen und elektrischen Glühlampen. Nach der Lauretanischen Litanei, welche alle Anwesenden lateinisch gesungen hatten, begibt sich ein alter Kanonikus auf die Kanzel. Hier spricht er davon, dass mit der heutigen Zeremonie die feierliche Novene des gesamten französischen Volkes beendet sei, die Andacht, welche dieser Tage nach den Weisungen der Gesellschaft Notre-Dame de Salut für die christliche Erneuerung Frankreichs abgehalten wurde, zu Ende ist. Der Prediger zeigte die grosse Bedeutung des organisierten nationalen Gebetes, dessen Macht ungehender ist; selbst Gott hat darauf mit vielen Wundern geantwortet. Er sprach in Kürze von den Krankheiten und Heilungen jener Mädchen, welche die hl. Muttergottes mit besonderer Gnade beschenkt hat.
Die Feierlichkeit endigte mit dem lateinischen Absingen des "Magnificats" des bescheidenen "Salutaris Hostia", sowie mit dem Segen mit dem Allerheiligsten. Es wurde für die Kirche, für den hl. Vater den Papst, für Frankreich, für Bekehrung der Sünder, für die persönlichen Bedürfnisse jedes einzelnen Wahlfahrers gebetet.
Das Volk ging hierauf auseinander das Lied der Bernadette singend "L’heure était venue" – die Stunde hat geschlagen – am Schlusse den englischen Refrain "Ave, ave, ave Maria" zugebend.
SCHLUSS.
Zagreb, 30. IX. 1924.
Gestern erhielt ich einen Brief des Frl. Anny Poyet in welchem sie mir unter anderem mitteilt:
"Sie sagten mir, dass am letzten Tage der nationalen Wahlfahrten keine weitere Genesung festgestellt" wurde. Wäre es nicht besser zu sagen "veröffentlich", den das Frl. Petit schrieb mir, dass eine andere (d. i. eine Dritte) Heilung unter den Kranken ihres Saales festgestellt wurde! Es handelt sich um eine Kranke welche ich gesehen habe, als man vor ihr während der Prozession das hl. Altarsakrament erhob. Es war dies Freitag Nachmittag; sie ist Lehrerin einer katholischen Schule und genass von der Pott’schen Krankheit. Sie wollte nicht, dass man von ihrer Heilung herumspricht, sie ist glücklich, dass sie ihren opfervollen Beruf wieder ausüben kann. Und siehe, schon ist ein Monat seit diesen überglücklichen Tagen vergangen, die so schnell verflogen sind, die aber so trostreiche Erinnerungen hinterliessen.
Das Frl. Dutheil (das ist jene, die die Lehrerin Atheistin und ihren Freund
nach Lourdes mitbrachte) schrieb uns, dass ihre Freunde Atheistin tief gerührt
waren infolge ihrer Fühlungnahme mit einem Wunder, Möge es Gott geben, dass
wir erfahren, dass sie schliesslich der vollen Erleuchtung teilhaftig wurden...
Zagreb, am 21. Oktober 1924.
Dr. phil. Ivan Merz.
* Es ist bekannt,
dass sich eine Krankheit nicht in einem Augenblicke heilen lässt. Dass der
Kranke sich erholt oder dass er vollständig gesunde, dazu braucht es mehrere
Monate, ja auch Jahre.
1) Bisher (Oktober 1924) hat das Amt für ärztliche Untersuchungen amtlich anerkannt, dass die Heilung des Frl. Macagne und Delaitre die Naturkräfte überschreitet (Annales de Notre-Dame de Lorudes, Aout 1924). In den folgenden Nummern der Annal de Notre-Dame de L. werden die weiteren Genesungen gebracht werden. Was das Frl. Paule Parizot anbelangt, so bringt das Journal de la Grotte vom 28. September folgendes zu Beachtung: "Ein Genesung war am Samstag, den 23. August...gemeldet, Frl. Paule Parizot, aus Pavillon-sous-Bois (Seine), welche an tuberkulöser Bauchfellendzündung erkrankt, 3 mal operiert war, mit Verwachsungen und einen offenen Wunde. Aber die Erhebungen die wir darob anstellten und ohne welche das ärztliche Amt nichts unternimmt, haben die notwendigsten Grundlagen, nach welchen wir uns vollkommen definitiv von dem Zustand des jungen Mädchens hätten überzeugen können, in welchem sie sich in der Zeit als sie nach Lourdes reiste befunden hatte, nicht ergeben. Deshalb anerkennen wir ihren Fall als keine Genesung und wird diese weder amtlich verbucht noch amtlich kundgemacht." (Croix vom 3. X. 1924.)
Dies ist wieder ein neuer Beweis, wie strenge das Amt für ärztliche Untersuchungen vorgeht. So sind von den 18 Personen, welche sich im Bureau des Constations médicales als plötzlich gehellt gemeldet hatten, nur 4 als auf natürlicherweise unerklärbar gesundet, amtlich verlautbart. Und wie viele Personen gesunden erst in Lourdes und auf der Heimreise von denen das Bureau nie etwas erfährt.